Donnerstag, Dezember 25, 2014

Stephanus

[Von Bastian]
Auch in diesem Jahr ist es wieder soweit: Stephanus‘ Martyrium so kurz nach Weihnachten wird der Stimmungskiller schlechthin. In der schön dekorierten Kirche, direkt vor dem erleuchteten Weihnachtsbaum ein paar Meter rechts von der liebevoll aufgebauten Krippe, um die die geschnitzten Schäfchen kauern, wird zwischen zwei Weihnachtsliedern vorgelesen, wie ein heldenhafter Christ von einer Meute religiös Verstockter langsam umgebracht wird.
Die Geistlichen werden sich wie immer bemühen, in der Predigt den Kontrast verständlich zu machen. Die übliche Auswahl an Argumenten ist meist überschaubar: man dürfe nicht in der Weihnachtsromantik stecken bleiben, Leiden und Tod gehörten auch zum Leben, das Leben der frühen Christen sei nun einmal schwer und gefährlich gewesen, diese Lesung sei halt an diesem Tag, der Bericht verweise schon jetzt auf das Kreuz. Nicht, dass ich diese Predigten schlecht fände – vor allem der letzte Punkt hat einiges, was mich ans Nachdenken bringt.
Doch hat meine Frau mich vor einigen Jahren mit einer Aussage zu Stephanus überrascht, die ich so noch nicht gehört hatte, die mich aber überzeugt und für die ich ihr sehr dankbar bin: die Lesung von Stephanus stellt keinen Kontrast zu Weihnachten dar – im Gegenteil schließt sie die Weihnachtsbotschaft erst ab.

Ein Chor von Engeln verkündet zu Weihnachten den Hirten die Geburt Christi: die Hirten schauen den Himmel. Dann Stephanus: Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen (Apg 7, 55-56). Der Himmel, der sich in der Heiligen Nacht über der Welt öffnete und den die Hirten im Chor der Engel offen stehen sahen, zeigt hier, dass er weiterhin offen ist.

So oft ist von der großen Demut der Hirten und dem Heldenmut des Stephanus die Rede, doch viel zu selten wird das betrachtet, was die Ursache für beides ist: der offen stehende Himmel. Der Himmel muss schon etwas faszinierendes sein, wenn die Hirten alles stehen und liegen lassen, sobald sie die Engel sehen und hören, und Stephanus sterben und vergeben kann, wenn er ihn offen stehen sieht. Das Glück, ihn wahrzunehmen, war die Kraft, die beide erfüllte.
Die Lesung von Stephanus zeigt, was es tatsächlich bedeutet, dass der Himmel zu uns kam: nämlich dass er sich nach Weihnachten nicht wieder verschloss, sondern offen bleibt.

Weihnachten: Gott zeigt sich im Leben. Stephanus: Gott zeigt sich im Sterben.
Weihnachten: Gott ist im Anfang. Stephanus: Gott ist im Ende.
Weihnachten: Gott kommt zu den Menschen. Stephanus: Menschen kommen zu Gott.

Für uns: in unserem Anfang wie in unserem Ende zeigt sich Gott. Der Himmel ist offen, immer und überall. Stephanus zeigt, was Gott zu Weihnachten will: nicht nur lieblich kommen, sondern alles überwinden, was es an Dramatik im menschlichen Leben gibt, selbst den Tod. Für mich ist die Kombination von Weihnachten mit Stephanus eine der genialsten, die ich kenne.

Schuldzuweisung durch Problemaustausch

[Von Bastian]
Seit jeher gehört es zur politischen Taktik, Probleme und die damit verbundenen Menschen dadurch los zu werden, dass ich das Problem, für das ich verantwortlich bin, durch ein anderes ersetze, für das ich nicht verantwortlich scheine und das ich daher moralisch gerechtfertigt lösen kann.
Beispiel Armut: entweder ich nehme mich des Problems an, oder ich weigere mich so lange, das Problem zu erkennen, bis die Armen zum Überleben Nahrung stehlen. Dann kann ich sie als Diebe einlochen und bin sie los.
Beispiel ethnische Minderheiten: ich behandele sie einfach so lange schlecht, bis sie sich wehren. Dann haben sie mit der Gewalt begonnen, und ich kann, ja ich muss das beenden, notfalls mit Gegengewalt.
Beispiel Erziehung: ich lasse die Familien so lange finanziell hängen, bis die Eltern vor lauter Arbeitsmarkt und Rentenangst keine Zeit mehr für ihre Kinder haben. Jetzt kann ich die verwahrlosten Kinder in staatliche Obhut nehmen, was ich schon immer wollte. Das Nebenproblem Drogen löse ich dadurch, dass ich es wegdefiniere, indem ich die Drogen einfach legalisiere.

Heute kann man dieses Prinzip wieder einmal live erleben, aber die Karten sind möglicherweise neu gemischt.
Viele Menschen haben Angst vor Islamisten. Es wird nichts getan, weil das Problem lästig ist. Die Menschen beginnen, sich zu formieren und ihren Protest zu verbalisieren. Das darf natürlich nicht durchdringen, denn dann müsste man sich des Problems annehmen. Daher wird versucht, diesen Artikulierungen die moralische Basis abzusprechen: sie diskriminierten mit ihren Äußerungen Millionen friedlicher Muslime. (Anmerkung: das ist etwa so sinnvoll, als hielte man einer Gemeinde, die Angst vor einem entlaufenen Mörder hat, vor, sie diskriminiere mit ihrer Angst alle nicht-mordenden Nachbarn.)
Diese dumme Pseudodiskussion wird so lange aufrechterhalten, bis sich eine Wendung ergibt, die zum Handeln legitimiert. Der erste Versuch ist die allfällige Nazi-Keule: das sind doch alles Braune! (Dabei wird vergessen, dass sich Politiker selbst ein miserables Zeugnis ausstellen, wenn unter ihrem Parlament in einem Land mit nationalsozialistischer Vergangenheit eine derartige Nazi-Szene entstehen kann!)
Nun ist die Nazi-Keule durch exzessiven Gebrauch inzwischen so schlapp, dass sie nicht mehr zieht. Die Angst der Menschen vor den Islamisten ist größer als die Angst, irgendwelche Abgeordneten, der Spiegel oder die FAZ könnten sie politisch nicht mögen.
Und nun? Mit Argusaugen wird nach Stellen gesucht, an denen man den Hebel ansetzen kann. Dabei geht es aber nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung (die Strömungen wie PEGIDA womöglich tatsächlich den Wind aus den Segeln nähme), sondern um Hoheiten über Begriffe und moralische Positionen und um Bündnisse mit anderen aus der Gruppe der „Guten“.
Solange allerdings die Politik die Augen vor dem Problem der Islamisten verschließt und statt einer Auseinandersetzung mit dem Thema einfach auf die vielen verweist, die gar nicht angesprochen sind, ist die Lage eigentlich eines Rechtsstaates unwürdig: die Gefahr einer Radikalisierung wird hier bewusst in Kauf genommen, ja gezielt heraufbeschworen. Dass PEGIDA zweifelhaft ist, ist da kein Nachteil, sondern gewünscht! Irgendwann muss es doch möglich sein, Angst vor Islamisten mit Fremdenfeindlichkeit gleichzusetzen, um eingreifen zu dürfen. Vielleicht könnte man z.B. keine Demos mehr zulassen, weil die volksverhetzend sind – soweit die Theorie.
Doch langsam wird bemerkt, dass jedes Eingreifen in dieser Art als diktatorisch wahrgenommen werden könnte, und das von wahltechnisch relevanten Bevölkerungsanteilen. Es wäre zwar eine traurige Basis, aber vielleicht klappt es angesichts dieser Erkenntnis ja doch noch mit einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Ängsten vieler, die über das Verteufeln und anschließende Verbieten hinausgeht.

Mittwoch, Dezember 03, 2014

Da Felltier nichts mehr ein.

Homophone, also ähnlich klingende Begriffe mit unterschiedlicher Bedeutung sind seit Jahren der Notnagel der Werbung, ähnlich wie es bis in die siebziger Jahre hinein der Reim war, der als Transportmittel für Werbebotschaften diente. Seit Jahrzehnten beglücken uns Texter mit Wortkreationen wie:

Hercooles … der Held, was er verspricht. Mal nur so als Beispiel. Glücklicherweise entfallen mir solche Wortspiele rcht schnell wieder. Daher muß ich weitere Beispiele schuldig bleiben.

Es scheint mir eh die letzte Möglichkeit durchgebrannter Creative Directoren zu sein, wenigstens noch den Schein der Kreativität, dieser konsumistischen Allround-Tugend zu wahren.

Also, irgendein weiteres Logistik-Unternehmen mit unterhaltsamem User Interface nutzt einfach einmal die nachchristliche Weihnachtszeit (oder was sie dafür halten) und wirbt mit der Subline: 

Jetzt Christus geliefert.



Toll. Versteht erst mal keiner. Ist auch so eigentlich nicht witzig. Wie jetzt? Seit wann kümmern sich Werbetexter um Kenosis? Kann nicht. Was meinen die?

Beim zweiten Ansatz fällt der Groschen: »Jetzt krichst du’s geliefert.«

Das ist schon seeehr, seeeehr witzig, denkt sich der Marketing-Lieferando, und winkt den Claim durch, ohne zu bedenken, daß ein gutes Wortspiel in beiden Richtungen funktionieren muß. So sollte die vordergründige Ebene bedient werden, damit die Auflösung des Homophons dem Leser mehr als ein Gähnen entlocken kann.

Der pseudochristliche Kontext läßt vermuten, daß der Textlieferando davon überzeugt war, es genüge, einfach eine religiöse Gemeinschaft zu dissen. Sinnvollerweise entschied er sich für die christliche, von deren geistigem Reichtum er eh keine Ahnung hat. (Und von der es wenig zu befürchten gibt.)

Und er zielt offensichtlich auf die Bevölkerungsgruppe, die schon in der Schule eher zu den Schlechte-Noten-Lieferandos gehörte. Die merken nämlich nicht, daß dem Werbetext eigentlich die Pointe fehlt, die ihn witzig machen könnte. Leider werden die meisten auch nur stumm und gleichgültig auf den bemützten Burger gucken und gar nicht erst versuchen, den Text zu entschlüsseln.

»Lieferate ogni speranza voi ch’entrate!«

Freitag, November 21, 2014

Manche Theologen...

[ Von Bastian]
Manche Theologen (ich betone: manche!) treten auf, als sei ihr Glaube reifer, tiefer oder sogar richtiger als der von Nicht-Theologen.
Für mich ist das genauso sinnvoll, als wenn ein Psychologe davon ausgeht, dass er aufgrund seines Studiums eine besonders glückliche Ehe führt.
Wissen um die Dinge ist eine feine Sache, hilfreich und nötig, aber es ersetzt nicht Beziehungsfähigkeit und Liebe.

Donnerstag, November 20, 2014

Alle Jahre wieder …

… feuern katholische Evangelisations-Spezis gegen Weihnachten im Schuhkarton.


Dienstag, November 18, 2014

Keine Kinder – keine Rente!

[Eine Provokation von Bastian]
Keine Kinder – keine Rente!
Wird das die Kurzfassung künftiger Rentenbescheide für Kinderlose? Gefordert wird es: seit langem kann man z.B. auf Facebook Aussagen dieser Art lesen. Auch öffentlich wird das inzwischen angesprochen (LINK).
Natürlich ist das Blödsinn. Es gibt viele Menschen, die gerne Kinder gehabt hätten. Es gibt Menschen, die eine kinderlose Berufung haben. Rentenlos, weil man Pech hatte oder seiner Berufung folgte? Keine weiteren Fragen an den Zeugen.

Aber trotzdem – diese These hat großen Charme!
Denn: sie kehrt endlich die Denkweise um! Sie macht klar, wer mit wem solidarisch ist: die Kinderreichen mit den Kinderlosen. Hält sich auch bisher das Bewusstsein fest verankert, die reicheren Doppelverdiener und Singles seien über höhere Steuern den Kindern gegenüber spendabel – hier wird dieser Unsinn entlarvt.
Tatsache ist: die Familien unterstützen die Kinderlosen. Kinder von heute werden den Kinderlosen von heute den Gegenwert ihrer Rente erwirtschaften. Die Eltern von heute verzichten großenteils auf berufliche Chancen, was zu weniger Einkommen führt. Noch führt es auch zu weniger Rente, weil die nicht an die Lebensleistung für die Gesellschaft gekoppelt ist, sondern an das Geld, das man dafür bekam. Eine Unverschämtheit - für ein Umdenken wird es höchste Zeit!
Wenn es heißt, für mehr als eine symbolische Anerkennung der Erziehungszeiten in der Rente sei kein Geld da, wird vergessen, dass es anders herum ist: diese Erziehungszeiten sind das Wichtigste, denn sie machen die Rente überhaupt erst möglich. Sie müssten daher die höchste Rente erwirtschaften. Dass sie es nicht tun, ist ein Skandal.

Das eigentlich Erstaunliche: jeder weiß, dass das System ein Bluff ist. Jeder weiß, dass die Renten alles sind, aber nicht sicher. Jeder weiß, dass sie sinken werden. Jeder ahnt, dass die ganzen Versicherungen, die man zusätzlich abschließt, im Falle einer Krise das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Und jedem sollte klar sein, dass man auch in guten Zeiten nur dann etwas von einem hohen Kontostand und all seinem Kapital hat, wenn jemand da ist, der einem dafür die Lebensqualität zur Verfügung stellt, die man gerne hätte.
Und wenn es von diesen Jemanden zu wenige gibt? Die Gesetze sind bekannt: geringes Angebot und hohe Nachfrage. Pflegeleistungen werden teuer sein, die Qualität wird sinken. Anstatt der Wehrpflicht wird man verzweifelt ein verpflichtendes Pflegejahr einführen. Man wird viel versuchen, aber eines wird es mit Sicherheit nicht mehr geben: die Idee, dass Kinderlose im Alter Anspruch auf mehr Leistung hätten als Kinderreiche. Die Idee wird absurd sein. Sie ist es heute schon, nur noch nicht öffentlich.
Was auch als absurd entlarvt werden wird, ist die Idee vieler, ein hoher Rentenanspruch garantiere Lebensqualität. Der Anspruch wird zerrinnen und die Qualität dort zu finden sein, wo sie wirklich liegt: in den Menschen, die man um sich hat. Rhetorische Frage: Ob Kinderreiche da im Vorteil sein könnten?

Keine Kinder – keine Rente: das wird wohl nicht kommen.
Keine Kinder – geringe Lebensqualität: das wird für viele zutreffen.

Wohl den Kinderlosen, die geistige Kinder haben, die auf ihre Weise einen eigenen Beitrag leisten, der über ein paar Euro Steuern hinausgeht. Ich bin überzeugt, dass für sie gesorgt sein wird, denn die Fürsorge wird nicht mehr da sein, wo das Geld der Rentner steckt, sondern wo das Herz derer sitzt, die Pflegen können: bei ihren Eltern und ihren Freunden.
In der Haut kinderloser Karrieretypen möchte ich nicht stecken – das wird trostlos, im wahrsten Sinne des Wortes! Die Gesellschaft beginnt, das zu ahnen. Die Legalisierung der Sterbehilfe, wenn es „unwürdig“ wird, ist, wie ich befürchte, der verzweifelte Versuch des allgemeinen Bewusstseins, den eigenen Fehlern der Vergangenheit nicht begegnen zu müssen. Lieber tot als unter der selbstverschuldeten Kinderlosigkeit leiden. Unsere Political Correctness ist suizidgefährdet und mit ihr ihre blinden Anhänger.

Was soll ich antworten, wenn meine Kinder sauer sind und mich fragen: Wieso sollen wir später die versorgen, die jetzt mehr Geld haben, mehr reisen können, höhere Posten und damit mehr Macht bekommen, bewusst keine Kinder großziehen und dafür auch noch mehr Rente bekommen, als Du, Papa?
Meine Kinder werden einiges zu stemmen haben. Und sie werden von ihren Enkeln als Helden angesehen werden. Zu Recht!

Donnerstag, November 13, 2014

Raumsonde bestätigt schlechte Filialpolitik



67P/Tschurjumow-Gerassimenko. Die ersten Bilder der Raumsonde »Philae« auf 67P/T erbrachten überraschende, betriebswirtschaftliche Erkenntnis über die ausgesprochen dysfunktionale Filialpolitik der längst insolventen Drogeriekette »Schlecker«. Pikantes Detail: Aufgrund der Abgelegenheit der Filiale war die Belegschaft vor Ort über die Abwicklung der Einzelhandelskette nicht einmal informiert.

Mittwoch, November 12, 2014

Unkenrufe

[Von Bastian]
Die Existenz behinderter Kinder kann man verhindern, indem man sie vor der Geburt tötet. Da das möglich ist, steht es den Eltern frei, es zu tun oder zu lassen. Wenn es aber im Ermessen der Eltern liegt, kann man schlecht die Gesellschaft, hier in Form der Krankenkasse (LINK) dafür bezahlen lassen. Das ist logisch gedacht, wenn man von der perversen Prämisse der Abtreibung Behinderter ausgeht. Doch wovon soll man ausgehen, wenn das Gesetz das erlaubt?
So makaber es klingt: das einzige, was mich ab diesem Urteil erstaunt, ist die Tatsache, dass die Gesellschaft offenbar reif dafür ist. Denn der Grundstein für derlei Abartigkeiten ist lange gelegt.

Als damals die Abtreibung unter bestimmten Umständen legalisiert oder besser straffrei gestellt wurde, warnten viele. Das werde dazu führen, dass Abtreibungen als völlig normal angesehen würden. Es sei eine Frage der Zeit, bis man auch anfange, das Töten Alter und Kranker straffrei zu machen. Es werde sich eine Mentalität herausbilden, die nicht mehr das Leben an sich, sondern nur noch dessen Qualität schütze. „Schwarzmaler“ und „Hysteriker“ hieß es damals zu diesen Prognosen. Doch der Teufel kann warten: ganz von selbst ist es genau so gekommen, und heute ist es normal. (Was damals übrigens nicht oder kaum vorhergesehen wurde, ist, dass es mehr und mehr sanktioniert werden könne, gegen Tötungen zu sein. Das war selbst für die größten Pessimisten unvorstellbar.)
Heute fragt man sich, was denn als nächstes kommt.

  • Die Rente, die nur noch bis zu einem gewissen Alter zahlt, und ab dann nur noch, wenn man beweisen kann, dass man eine Lebensqualität hat, die das Weiterleben rechtfertigt? (Die Kosten für den assistierten Suizid werden noch übernommen, wenn man in der Frist bleibt.)
  • Die Sanktionierung derer, die Armen und Kranken helfen, weil sie so die Gesellschaft belasten?
  • Eine Mehrheit, die sich ihrer Gegner durch Tötung entledigt, da sie „begriffen“ hat, dass das Lebensrecht Dritter eine gesellschaftliche Entscheidung ist?
  • etc...

Diese Dinge oder ähnliche dieser Art werden kommen. Naiv, wer denkt, der düstere Grundstein sei bereits voll bebaut.

Bei aller Perversion, die das oben verlinkte Urteil sonst noch beinhaltet, zeigt es überdies einen interessanten logischen Fehler.
Wem erstattet die Krankenkasse die Behandlungskosten? Dem Kind.
Wer soll laut Gericht die Konsequenzen (sprich: Kosten) tragen? Die Eltern.
Das Kind war an der Entscheidung über sein Leben nicht beteiligt. Es kann dafür nicht bestraft oder sonstwie sanktioniert werden. Das Vorgehen der Krankenkasse geht daher faktisch von einem Eigentumsverhältnis der Eltern an ihrem Kind aus. Eltern haften für ihre Kinder nicht im Sinne des Erziehungsverhältnisses (das der Staat viel lieber ganz für sich hätte), sondern im Rahmen eines Besitzverhältnisses. Ein Prinzip, auf dem sich problemlos weitere Perversionen aufbauen lassen, die dann völlig logisch erscheinen.

Es ist eine Lawine losgetreten, die noch viel mit sich reißen wird.
Damals hat man die Pessimisten verlacht. Heute ist es mir lieber, man verlacht mich und sagt, dass ich übertreibe, als dass es eintrifft, und ich habe es für mich behalten. Lieber lasse ich mich in 10 oder 20 Jahren als Spinner auslachen, weil es anders kam, als heute nichts zu sagen. Und ich bekomme eine Ahnung, wie Jeremiah sich gefühlt haben muss.
Der Grund ist meine Hoffnung, die zugleich meine Verantwortung ist: Gott. Die Lawine hat nicht das letzte Wort, sondern Er. Die Lawine wird verschwinden, Er nicht. Ich möchte auf der richtigen Seite stehen.

Dienstag, November 11, 2014

Ehevorbereitung

[Von Bastian]
Immer wieder in der letzten Zeit habe ich Beiträge gelesen, die eine gründlichere Ehevorbereitung forderten. Hintergrund: den Eheleuten solle klar sein, was sie tun, wenn sie heiraten. Und sie sollen befähigt werden, diesem Tun auch gerecht zu werden.
Mir wird bei diesen Forderungen immer etwas flau. Denn der Gedanke, in einer Art Kurs oder Gesprächsreihe ehefähig zu werden, erscheint mir absurd. Es sei denn, es handelt sich dabei um handfeste Exerzitien, die bei einer Lebensentscheidung helfen. Doch selbst danach fehlt noch der größte Teil, denn: die Ehe ist nicht die Hochzeitsfeier, sondern das Leben danach. Und da liegt nämlich der Hund begraben!

Von einer Frau, die katholische Ehevorbereitungen mit abhält, wurde mir einmal erzählt, dass sie dort mit den verlobten Frauen eine Liste anfertigte, was sie verzeihen könnten und was für sie nicht mehr verzeihbar wäre - die Frauen sollten sich über ihre Situation klar werden. Ich fragte, wo denn Christus darin wäre. Sie sagte, auf ihn werde natürlich auch Bezug genommen, denn er müsse dabei sein. Keine Antwort bekam ich auf meine Frage, wie man denn den, der am Kreuz seinen Mördern vergab, für eine Liste gewinnen wolle, auf der steht, was man nicht zu vergeben bereit sei.
Wenn Ehevorbereitung in solchen Kursen besteht, kann man sie knicken. Ehe ist etwas anderes.

Eheschließung heißt, dass ich nicht nur verspreche, eine Frau zu lieben, die ich nur im Moment kenne und deren Entwicklung ich nicht im Geringsten vorhersehen kann. Ich verspreche auch, dieselbe Frau zu lieben, ganz gleich wie ich mich selbst verändern werde. Ich verspreche Liebe von einem mir unbekanntem zu einer mir unbekannten für Lebenssituationen, die mir ebenfalls völlig unbekannt sind. Die Tatsache, dass ich sie heute liebe, sind keinerlei Garantie: bei der Ehe geht es nicht um Bestätigung einer Liebe, die da ist, sondern um das Versprechen von Liebe, die noch nicht da ist. Ohne Einschränkung, ohne Rückweg. Die Ehe ist knallhart!

Wenn ich mich jetzt nach 20 Ehejahren frage, was mich denn ehefähig gemacht hat, kann ich nur sagen: ich bin es nicht. Dass ich glücklich verheiratet bin, ist nicht mein Verdienst. Auch nicht das meiner Frau – es ist uns geschenkt. Die Ehe muss man, das ist meine feste Überzeugung, immer wieder als Geschenk annehmen.
Das ist mehr als eine Lebensweisheit (man ist vom Schicksal und dem Partner beschenkt): die Ehe will als Geschenk Gottes angenommen sein. Denn es braucht einen Schenker, von dem man sich auch das schenken lässt, was man nicht will. Dem man auch das abnimmt, das ausweglos und unüberwindbar erscheint. Die Voraussetzung zur Ehe ist die Bereitschaft und Fähigkeit, die eigenen Wünsche loszulassen und das Eheleben von Gott zu empfangen. Dann, das ist meine Erfahrung, geht es, und es ist unvergleichlich.

Doch was hat mich darauf vorbereitet? Letztlich waren es Lebenskrisen, in denen ich es irgendwie schaffte, den Glauben nicht zu verlieren. Eine Art Reifungsprozess, der mit keinem noch so guten Ehekurs nachgeholt werden kann. Und es waren 2 Worte, die man mir gesagt hat. Einmal in Bangladesh, das ich vor Jahren besuchte: „Ihr in Europa heiratet die Frau, die Ihr liebt -wir lieben die Frau, die wir heiraten“. Das ging mir durch. Und die Aussage meines damaligen geistlichen Begleiters, dem ich dafür heute noch dankbar bin: „Die Ehe ist ein Kreuz, Bastian, und je eher du das akzeptierst, umso eher wirst du glücklich damit!“. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Ehe damit nicht als Leid bezeichnet, sondern meine Haltung in ihr beschrieben wurde: jeden Tag neu auf sich nehmen und angehen. Sie steht nicht zur Debatte – sie wird gelebt.
Ich habe unter meiner Ehe auch schon geächzt (meine Frau ebenso!), aber bereut habe ich sie niemals. Dass ich meine Frau liebe, ist die Basis, auf der ich hoffentlich den Rest meines Lebens stehe. Ich kann es mit Gottes Hilfe, und ich bete, dass mir diese Hilfe bleibt.
Und weil dieses Ja, dieser Entschluss, so wichtig ist, ist mir auch klar, warum ein unverheiratetes Zusammenleben so schädlich ist. Man übt die falsche Basis ein. Man glaubt, eine ausgeklügelte Balance zwischen Geben und Nehmen sei das Rezept. Doch das einzige Rezept ist, sich selbst zu geben und anzunehmen, was man von Gott bekommt. Das ist je nachdem beglückend oder fast unmöglich – auf jeden Fall ist es der Weg.

Ehevorbereitung wird viel zu oft als Hochzeitsvorbereitung verstanden. Was gebraucht wird, vielleicht noch viel nötiger, als Ehevorbereitung, ist Beziehungs- und Ehebegleitung. Gläubig, praktisch, bodenständig und qualifiziert. Und da liegt ein Problem, denn das gibt es in der Kirche kaum. Viel zu sehr überlassen wir die Beziehungsberatung denen, die im Zweifelsfall ohne mit der Wimper zu zucken zur schnellen Trennung raten. Was gebraucht wird, geht meiner Meinung nach über die Kompetenz von Geistlichen hinaus: Eheleute brauchen Eheleute. Meine Überzeugung geht noch weiter: auch Priester brauchen die Eheleute. Hilfe und Beratung sind auch im geistlichen Leben keine Einbahnstraße.

Zum Abschluss ein Link zu Team-F, einer freikirchlichen Organisation, der es um genau dieses Thema geht. Als Katholik stimme ich ihnen nicht in allen geistlichen Einzelheiten zu, doch das macht gar nichts: hervorragende Hilfe, wie sie gebraucht wird, für die wir schon oft dankbar waren.

Päpstlicher Primat


(Ausgebrütet gemeinsam mit dem im vorhergehenden Beitrag benannten Ehepaar.)

Szenen einer Ehe

[Von Bastian]
Als meine Frau heute früh zur Messe gehen will, gibt sie mir exakte Anweisungen für den Tag.
Ich sage: "Ich fühle mich fremdbestimmt!"
Darauf sie im Weggehen: "Ich bin dir doch nicht fremd!"

(Ein erster, nachdenklicher Beitrag zur Frage, was die Kirche von den Eheleuten lernen kann. Keine Ahnung...)

Montag, November 10, 2014

Aus der Traum … von der Cappa Magna




Dechant Krink wacht aus einem Alptraum auf: Er – in einer scharlachroten Cappa Magna, die verräterisch vom Südportal bis zum Zigarrenladen Lömpkes reicht. »Davon werde ich niemandem erzählen« murmelt er, während er ins Bad schlurft.

Samstag, November 08, 2014

Wieder hochgeholt: Rücksicht, Rücksicht über alles!

[Von Bastian]
Zur immer wieder aktuellen Diskussion fallen mir nur alte Argumente ein...

Langsam finden wir unseren Platz in der Welt. Es ist der Platz derer, die zuvorkommend sind. Der Platz derer, die andere vor Unbill bewahren, von der die gar nichts wissen. Rücksicht sei unser Name, Augenhöhe mit jedermann unsere Natur.
Wir diskutieren die Abschaffung von Festen (LINK) aus Rücksicht auf Leute, die gerne mitfeiern (LINK). Und wenn wir damit nicht durchkommen, geben wir uns kritisch und schlachten wenigstens Martins Pferd, um nicht zu weit oben zu sitzen. Die Demut treibt uns.
Wir entfernen religiöse Symbole, um die Religiosität anderer zu schützen (LINK). Wir hängen in Galerien Bilder ab, weil wir vermuten, andere könnten, wenn sie es ernst nähmen, weil sie (wenn wir uns nicht irren) so gestrickt sein müssten, unter Umständen daran Anstoß nehmen (LINK). Gefragt haben wir sie nicht.
Niemals wären wir bereit, etwas wie eigene Kultur hochzuhalten, einfach weil es unseres ist und wir Freude daran haben – das sei uns fern! Denn nicht unsere Freude sei unser Leitziel, sondern die potentielle Nicht-Freude anderer. Aus der klaren Erkenntnis, dass, wenn alle aus Rücksicht auf ihre Freuden verzichten, die Welt ein wenig fröhlicher wird. Oder so.

Wir sind überzeugte Anhänger des Multi-Kulti, zu dem wir allerdings mangels eigener Identität kein Kulti beisteuern können. Umso lauter fordern wir Offenheit für das Multi. Das allerdings ohne zu begreifen, dass jemand, der die Vielfalt der Kulturen fordert, ohne selbst eine beizusteuern, sich als Kulturschmarotzer outet.
Wir sind der wandelnde Widerspruch-in-sich, der gerade mit seinem Hauptziel, nicht zu stören, anderen furchtbar auf die Nerven gehen kann. Doch da die Rücksicht für uns nicht verhandelbar ist, hilft nur eines: noch mehr Rücksicht, bis keiner mehr merkt, dass es uns gibt. Denn erst, wenn wir weg sind, haben wir wirklich guten Einfluss auf die Welt. Oder so.

Freitag, November 07, 2014

EU will flexible Tischplatten mit weichen Kanten

[Von Bastian]
Brüssel
In der EU gibt es Bestrebungen, Tischplatten aus Holz zu verbieten und nur noch Platten aus flexiblem Kunststoff mit Gummikanten zu erlauben. Hintergrund ist die immer stärker werdende Tendenz, angesichts neuer EU-Vorschriften (LINK) den Kopf auf die Tischplatte zu schlagen oder in ihre Kante zu beißen. „Facepalm ist mehr und mehr out!“ – so ein Kommissionssprecher. „Es ist nur eine Frage der Zeit, biss sich der erste ernsthaft verletzt.“
Die Kommission verspricht sich von einer solchen Vorschrift zudem einen Innovationsschub im Möbelbau. Als Übergangslösung könnten für ein oder zwei Jahre auch Gummiüberzüge auf den Tischen erlaubt werden, sofern ihre spätere nachhaltige Weiterverwertung sichergestellt werden könne. Bei dieser Gelegenheit könne auch gleich die längst überfällige Normung von Tischgrößen und Sitzhöhen angegangen werden. So werde Planungssicherheit beim Möbelkauf geschaffen. Den Möbelherstellern wird dabei empfohlen, die mittelfristig geplante Gurtpflicht auf Sofas und Tischairbags von vorne herein mit einzuplanen, damit der demnächst fällige jährliche Möbel-TÜV keine unliebsamen Überraschungen bereit halte.

Dienstag, November 04, 2014

Die hammse nicht mehr alle!

[Von Bastian]
"Durch die Gleichstellung von Frau und Mann ist eine teilweise Umrüstung von regulären Ampelmännchen zu Ampelfrauen folgerichtig." (LINK)

OK, folgerichtig mag sein. Aber wie inkonsequent!
Da wird die Frau mit den herkömmlichen Attributen Rock und Zopf kenntlich gemacht. Das bedient auf perfide Weise alte Klischees. Warum nicht gleich eine Frau am Herd?
Zudem bleibt die Idee weit hinter den Notwendigkeiten einer wirklich freien Gleichberechtigung Aller weit zurück. Was ist mit Ampeltranssexuellen? Was mit Ampelpersonen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen? Wie ist die Festlegung jeder einzelnen Ampel auf einen bestimmten Status zu werten? Warum können Ampeln sich nicht outen und ihr Geschlecht wechseln?

Liebe Leute, wenn schon, denn schon! Bleibt Euch und Euren Vorsätzen treu.

Freitag, Oktober 24, 2014

Gipfel der gefährlichen Geschmacklosigkeiten

[Von Bastian]
Hoch lebe der Focus: er erreicht den Gipfel der Geschmacklosigkeiten!
Ein Video wird angekündigt, das zeigt, wie die USA eine Flagge der ISIS wegbomben. Aus irgendeinem Grunde hat mich das interessiert.
Vor dem Video gibt es erst einmal 18sec. Werbung für die Provinzial, passend mit dem Schutzengelsymbol. Dann wird gebombt. Und dann bekommt man weitere Filmchen angeboten, wie „Diese Katze erlebt den schlimmsten Tag ihres Lebens“ und „Kleiner Hund zerrt an Bikini von hübscher Blondine“ neben „Hier stürmt der Ottawa-Attentäter das Parlament“.

Dem Voyeur ist alles gleich. Focus bedient ihn. Und macht sich mitschuldig an der Dekadenz des Westens, der großmäulig Menschenrechte (und was er dafür hält) von Dritten einfordert, aber hilflos erstarrt, sobald sich eine Bedrohung vom Bildschirm in die eigene Realität schleicht. Wie soll man auch mit der Massentötung Ungeborener, entführten und verkauften Afrikanerinnen oder Hasspredigern im eigenen Land umgehen, wenn Tod und Terror denselben Stellenwert haben wie ein ängstliches Kätzchen oder etwas mehr sichtbare Haut unter einem Badeanzug und wenn man sogar bei einem Terroranschlag auf andere live dabei sein kann?

ISIS lacht sich kaputt und denkt: die werden so lange auf ihre Bildschirme glotzen und ihren eigenen aufgeklärten Kommentaren lauschen, bis wir ihnen das Netz abdrehen. Erst dann werden die sich umdrehen und sehen, dass wir längst die Macht haben, ihnen mit dem Tod zu drohen. Und sie werden aus Angst alles mitmachen.

Donnerstag, Oktober 23, 2014

Mittwoch, Oktober 22, 2014

Dilemma


Kirche diskriminiert Menschen als Sünder!

[Von Bastian]
Eine fiktive Meldung, die irgendwie zur gegenwärtigen Diskussion über sie Synode passt.
Daher wieder hoch geholt.

Rom. Die Forderung, aus dem „Ave Maria“ den diskriminierenden Begriff der Sünde zu streichen, wurde vom Vatikan abgelehnt. Die Bürgerrechtsgruppe „Vatikan von unten“ wollte mit dem Vorstoß ein Umdenken beim christlichen Menschenbild einleiten.
„Wir sind leider gescheitert.“, so der Sprecher Herr E. Sien. „Es wird nun darauf ankommen, wie sich die Kirche weiter verhält. Mit dem Begriff des Sünders werden alle Menschen unter einen unzumutbaren Generalverdacht gestellt. Erst legt die Kirche die Regeln fest, so dass hat angeblich jeder Dreck am Stecken hat. Danach schwingt sie sich zum Verwalter dieses Drecks auf, indem sie festlegt, wem wie vergeben werden kann. Ein unwürdiges Menschenbild. Es ist nicht nachvollziehbar, wie man im gleichen Moment von Nächstenliebe sprechen und Menschen derart abstempeln kann. Das darf so nicht weiter gehen. Wir wollen keine Vergebung, wir wollen Akzeptanz!“
Auf die Frage, ob man auch gerichtlich gegen unmenschliche Kirchenregeln wie den Ausschluss von Frauen von der Weihe vorgehen wolle, hielt sich „Vatikan von unten“ bedeckt. So weit sei man noch nicht. Es gebe vielversprechende Strömungen in der Kirche, bis hin zu Bischöfen, die es zu unterstützen gelte. Man setze auf einen Umbruch aus der Kirche selbst heraus und wolle keine Märtyrer schaffen. Der Kampf gehe weiter.

Mittwoch, Oktober 01, 2014

Willst Du mir etwa…?!?

[Von Peter und Bastian]
„Willst du mir etwa das Katholisch-Sein absprechen?“
Die KO-Frage schlechthin. Wir liefern persönlich zugeschnittene, passende KO-Antworten.

  • Der Minimalist: äh… doch!
  • Der Realist: Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass du dich für katholisch hältst!
  • Der Rücksichtvolle: Wenn ich’s nicht tue, macht’s jemand anders. Und der ist nicht so nett wie ich.
  • Der Linksblinker: Heul doch!
  • Der Ehemann: Es ist nicht so, wie du denkst. Ich kann alles erklären!
  • Der Dunkelkatholik: Frag mich das nochmal, wenn du gebeichtet hast.
  • Der Hobbytheologe: Die Taufe ist ein Charakter indelebilis. Wenn du glaubst, ich könnte das so einfach abkratzen, bist du nicht katholisch.
  • Der Pastoralreferent: Ich bin froh, dass du selbst darauf gekommen bist.
  • Der Piusbruder: Frag mich das auf Latein. Kannst du nicht? Also!
  • Der Grundsätzliche: Wer glaubt, man könne ihm das Katholischsein absprechen, ist nicht katholisch.
  • Der Charismatiker: Was ich will, ist egal – der Herr hat’s mir gesagt!
  • Der ZdK’ler: Leider kann ich mir meine Fragen nicht selbst beantworten…

Montag, September 29, 2014

Regierung streicht diskriminierende Epochen aus der Geschichte

[Von Bastian]
Berlin. Der Bundestag erwägt, diskriminierende Epochen aus der deutschen Geschichte zu streichen. „Unsere Schüler sind Kinder. Wir können es nicht länger verantworten, dass sie im Geschichtsunterricht durch schlimme Schilderungen der Vergangenheit beleidigt und verstört werden. Diese Schilderungen entsprechen nicht mehr unseren heutigen Werten“ - so ein Sprecher des Anti-Diskriminierungs-Ausschusses. Die Opposition ist im Grundsatz mit der Entwicklung einverstanden. Aus den Parteispitzen hieß es, man könne auf diese Weise viele Probleme zugleich lösen. Wenn beispielsweise das Dritte Reich oder die großen Christenver-folgungen nicht mehr existierten, müsse niemand mehr unter den Folgen leiden. Kirchenbeschmierungen oder Judenhass könnten so entkriminalisiert werden, da sie keine negativen Erinnerungen mehr wach riefen. Sie würden, sobald sie nicht mehr in der Vergangenheit verhaftet seien, einfach als moderner und zeitgemäßer Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses verstanden. Vorbild der seit längerem laufenden Diskussionen ist das schwedische Unternehmen Saltkrokan. Dort wurden in den Werken Astrid Lindgrens kritische Stellen umgeschrieben oder entfernt. (LINK)

(Bei diesem Beitrag handelt es sich um Satire)

Sonntag, September 28, 2014

Wenn Martin auf den Zug aufspringt...

[Von Bastian]
Aha. Die Polizei wird in NRW bei Martinszügen und Ähnlichem nicht mehr aufpassen. Das kostet zu viel. Spätestens hier wird klar, was unserer Rot-Grünen Landesregierung wichtig ist: Geld. Denn dass ausfallende Martinszüge auch etwas kosten, z.B. Freude und Brauchtum, wird offensichtlich nicht bedacht. Sie sollen halt privat organisiert und gesichert werden. Seitdem im NRW-Landtag kein Kaffee mehr serviert wird (Kostenfaktor!), fehlt es dort offenbar an Denkfähigkeit und Konzentration. (Vielleicht wäre Kaffee eben doch eine gute Investition in funktionierende Politikerhirne!)

Ich denke allerdings, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Polizei eben doch wieder vor Ort ist. Spätestens wenn die Linke anlässlich der Laternenzüge zu Gegendemos aufruft, wird man die vor aggressiven Kindern schützten wollen - schließlich werden die armen Demonstranten mit brennenden Laternen bedroht!

Uns bleibt, zu überlegen, wie man in der Zwischenzeit damit umgeht. Eigentlich braucht das Kind nur einen anderen Namen. Wir müssen auf den Zug der Zeit aufspringen. Denn was wird noch vernünftig geschützt? Immer die Aktionen, von denen die Regierung glaubt, dass man dort gar keine Polizei haben will. Das macht nämlich misstrauisch.
Die nächste Fronleichnahmsdemo könnte daher Glück haben, wenn man es schafft, die Behörden zu überzeugen, dass es sich bei Ministranten und Geistlichen um Vermummte handelt. Dann sind Beamte zur Stelle. Martinszüge könnte man offiziell absagen und als Flashmob übers Internet organisieren. Irgendjemand muss dann noch dafür sorgen, dass die Polizei einen Tipp bekommt.

Die Art des Auftritts ist alles. Denn wenn die Polizei uns nicht schützen will, muss sie eben da sein, um andere vor uns zu schützen. Es muss doch irgendeinen Weg geben, die Ordnungshüter zur Stelle zu haben.

Samstag, September 27, 2014

Falsche Frage

[Von Bastian]
Gestern bin ich im Gespräch wieder einmal über die Frage gestolpert, ob Jesus wohl die Kirche gewollt hätte. Meist eine rhetorische Frage: natürlich nicht, oder zumindest nicht so. Und dann kann man schön zwischen dem differenzieren, was ist, und was Jesus wollte, ohne zu merken, dass man tatsächlich differenziert zwischen dem, was einen stört und dem, was man selbst will. Grundlage für endlose Diskussionen, wenn man denn will.
Fruchtlose Diskussionen, denn, so meine ich: die Frage ist falsch gestellt. Christus wollte nicht die Kirche - er will sie. Wir leben nicht die Umsetzung eines 2000 Jahre alten Befehls, sondern aus einer Gemeinschaft heraus, die jetzt besteht.
Ginge es um einen alten Wunsch, wäre die Kirche, wie sie ist, mit Sicherheit nicht, wie Gott sie wollte. Geht es um Christi Wunsch genau heute, ist sie allerdings auch nicht, wie er sie will. Der kleine Unterschied: Wäre die Basis ein alter Wunsch, könnte sich die Kirche im Laufe der Zeit nur immer weiter davon entfernen. Da es aber Gottes heutiger Wille ist, der sie leitet, ist sie auf dem Weg hin zu ihm.
Wer die Frage stellt, hat eigentlich schon begonnen, eine der Grundlagen zu verlassen, auf der jedes Christentum stehen muss: das Vertrauen darauf, dass Gott da ist und uns führt.

Donnerstag, September 25, 2014

Zitate

[Von Bastian]
Am letzten Wochenende fand der zweite Teil eines 4-Tägigen Seminars mit Prof. em. Dr. phil. Jörg Splett in Düsseldorf statt. Das Thema war Freiheit - Wahrheit - Person.
Es ist mir nicht möglich, die Fülle der Gedanken hier wiederzugeben. Es war unglaublich bereichernd. Mitgeschrieben habe ich allerdings ein paar Zitate, die mir gefielen.
Vielleicht gefallen sie ja nicht nur mir...

  • Wahrheit ist Wirklichkeit, die sich zeigt.
  • Das theoretisch richtige ist wahr. Das praktisch richtige ist gut.
  • Warum ist nach 2000 Jahren Christentum die Welt nicht besser? Weil jeder von vorn anfangen muss. Man kann eben nicht sagen: "Mein Vater war schon ein halber Heiliger und - hurra! - ich mache jetzt die andere Hälfte!".
  • Wer liebt, um glücklich zu sein, liebt nicht.
  • Wissen: sagen können, dass ich sagen kann, wie es ist.
  • Gott ist nicht das höchste Gut, sondern die höchste Güte. Ein höchstes Gut kann ich ergreifen und besitzen. Versuche ich aber, die höchste Güte zu ergreifen, dreht sie mich sofort um und schickt mich zum Nächsten. Die höchste Güte kann ich nur ergreifen, indem ich mich von ihr ergreifen lasse.
  • Ich bin frei, ein Versprechen zu geben, aber nicht frei, es gegeben zu haben.
  • Beweis: einen uneinsichtigen Satz auf einsichtige Weise auf etwas einsichtiges zurückführen.
  • Wer nicht sollen will, muss müssen.


Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem …

[Peter Esser]

…daher hier ein Diskussionsbeitrag zum leidigen Thema »Wiederheirat« und Kommunionempfang.

»N., vor Gottes Angesicht
nehme ich dich an als meine Frau.
Ich verspreche dir die Treue
in guten und bösen Tagen,
in Gesundheit und Krankheit
bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren
alle Tage meines Lebens.«
(Aus der Trauliturgie)

Es läuft letztlich auf die Frage hinaus: Ist das tiefster, radikaler Ernst – oder Folklore?

Auch Jesus gibt sich in der Kommunion nicht widerrufsweise. Nachfolge Christi ist unerbittlich, weil die Liebe unerbittlich ist. Wo die Kommunion in erster Linie als Dokument der Zugehörigkeit gesehen wird, kann sie nicht empfangen werden. Das entspricht nicht ihrem Wesen, das ja gerade die Einigung mit Christus ist. Sie ist der Weg der Zugehörigkeit, Heilung und Heiligung.

Die Kirche versperrt dem zivilrechtlich Verheirateten nicht den Weg zur Kommunion. Jeder, der in dieser Situation ist, kann selbstverständlich in eine Kirche gehen und die Heilige Kommunion empfangen. Aber sie weist darauf hin, daß in der Lebensführung ein Widerspruch zum Sakrament besteht, das einen fruchtbaren Empfang verhindert – einfach weil nur eines wahr sein kann. Entweder ist Christus in der bestehenden Ehe gegenwärtig oder nicht. Ich kann nicht selektiv Christus in dem einen leugnen – der Ehe, und in dem anderen annehmen – der Kommunion. Das ist kein disziplinäres Problem, sondern ein Lebenswiderspruch.

Ich kenne Menschen, die diesen Lebenswiderspruch erkannt und darin unterschiedliche Lösungen gefunden haben.

Was hier geschieht, ist der Versuch, ein knallhartes Flutlicht auf die Situation der Paare zu richten. Damit wird kein Problem gelöst, im Gegenteil: Die Pastoral der Diskretion wird in Zukunft sehr erschwert werden.

Durch die Einforderung der Kommunion, wie das zur Zeit durch pressure groups massiv geschieht, wird zudem die Haltung gegenüber der Gnade des Sakramentes pervertiert. Das Sakrament ist etwas, auf das ich dann ein Anrecht habe wie auf die Ausstellung eines Mitgliedsausweises, wenn ich ADAC-Mitglied bin.

In der Kölner Kirchenzeitung fand ich im Mai letzten Jahres WÖRTLICH und zustimmend den Satz:

»Niemand verzichtet auf eine weitere Partnerschaft, nur um zur Kommunion gehen zu können.«

Das bedeutet: Hier ist gar nicht mehr verstanden, wer Jesus Christus ist. Und was er für einen Menschen sein will, der nach einer »gescheiterten« Ehe Seine Nähe sucht.

Ich schlage vor, kluge Seelsorger zu beauftragen, mit Betroffenen einen Weg zu gehen. Da fehlt es zur Zeit an echter, lebensbegleitender Hilfe. Keine Tipps vom Hohen Roß eigener moralischer Selbstgewißheit einerseits, keine billige Gnade andererseits.

Um den Begriff der »Barmherzigkeit« gibt es viel Verwirrung. Barmherzigkeit ist jedoch nichts, was sich einfordern ließe. Hätte man Barmherzigkeit institutionalisiert, wäre sie keine Barmherzigkeit mehr, sondern Recht. Barmherzigkeit ist, was ich aus dem je eigenen dem anderen ungeschuldet geben kann.

Selbst wenn die Kirche wollte, könnte sie die sakramentale Ordnung für jemanden nicht wiederherstellen, der sie nicht akzeptiert. Das wäre ein Widerspruch, keine Barmherzigkeit. Äußerste Kaltblütigkeit wäre es hingegen, wenn die Bischöfe in dieser Situation einem Druck nachgäben, statt sich auf ihr Amt der Leitung und Heiligung zu besinnen.

Mittwoch, September 24, 2014

Bloggertagung im Fokus (Teil 3)

[Peter Esser] Den Abschluß der Bloggertagung bildete eine – aus dem Vatikanmagazin bereits bekannte – kleine katholische Typenlehre.  Wenn man schon für sich entscheidet, welche Art von Naturkatastrophe ist, warum dann nicht auch herausfinden, welches besondere Gewächs im Garten Gottes und der Kirche man darstellt. Aus Copyrightgründen verweise ich auf den vollständigen (und lohnenden) Artikel.

Während Norbert und Andrea die einzelnen Typen vorstellten, nutzte ich die Gelegenheit, mein Zeichentablett zu testen. Das kam (in Echtzeit) dabei heraus. Für jeden Typ nahm ich mir exakt die Zeit, die es dauerte, die Typenbeschreibung vorzulesen.

12 Apostel. Eine kleine Katholische Typenlehre. ©Peter Esser

Eucharistie für „Geschiedene Wiederveheiratete“?

[Von Bastian]
Die Ehe ist untrennbar. Das könnte nur einer ändern – Gott. Aber der macht keine Anstalten dazu.
Sakramente beinhalten ein Handeln Gottes, sonst wären es keine Sakramente. Auch deren Wesen und Struktur ließe sich nur zusammen mit Gott ändern. Auch hier jedoch zeigt Er bisher nichts dergleichen.
Also: kein Komunionempfang bei „Widerverheirateten Geschiedenen“. Soweit logisch.
Die Idee, diese Haltung als unbarmherzig zu bezeichnen, liegt für viele Menschen nahe. Doch wer wäre denn da unbarmherzig? Der Mensch kann schließlich nicht das eine Handeln Gottes gegen ein anderes Handeln Gottes ausspielen – damit machte er Gott zum Komplizen bei einer Sünde. Das wird der begreiflicherweise nicht mögen. Also ist Gott unbarmherzig? Wer das glaubt, kann ja gehen, denn warum sollte man sich einem unbarmherzigen Gott unterordnen, der überdies lügt, indem er von sich sagt, er sei barmherzig?
Die Idee einer Zweitehe zu Lebzeiten des ersten Ehepartners kann nur ein Irrtum sein, wenn man diese Logik beherzigt.

Und trotzdem – irgendetwas ist hier doch falsch. Es kann doch nicht sein, dass man Menschen, die ein trauriges Schicksal hinter sich haben, eine vermeintlich göttliche Logik um die Ohren haut, wie ich es oben getan habe: "Die Dinge liegen so und so – finde Dich damit ab oder sei ein schwerer Sünder". Doch genau das passiert derzeit immer wieder: im Namen der Romtreue und des wahren Katholizismus wird getan, als sei es der Willen Gottes für mich, die Sünden anderer zu verurteilen, und die Pflicht der Kirche, diese Verurteilung gutzuheißen. Doch das ist Wasser auf die Mühlen der Kirchengegner.
Dass auf diesem Feuerchen persönlicher Schicksale politische Süppchen gekocht werden, ist klar und wird immer wieder gut dargelegt (LINK): was gäben viele darum, zu erleben, dass sich die Kirche von Gott distanziert, um sich nach ihnen zu richten. Das ist natürlich indiskutabel. Doch für genauso indiskutabel hielte ich es, wenn ich irgendjemanden wegen der Sünde Ehebruch verurteilte, denn sündigen kann ich selber bestens. Ich versuche, auf die Kirche zu hören, und doch könnte man mir im Namen der Romtreue und Lehre sicher viel vorhalten. Ich vermute allerdings, ich bin nicht der einzige in dieser Situation: Christus ist zwar für mich gestorben, aber nicht nur für mich. Willkommen alle im Club der Sünder, die bekanntlich mit dem Maß gemessen werden, mit dem sie messen. Das Steine-werfen auf Ehebrecher ist uns verboten.
So richtig es ist, die Stimme zu erheben, wenn versucht wird, mit politischer Agitation den Blick der Kirche von der Wahrheit Gottes abzulenken, so wichtig ist es auch, dass nicht Sünder Sünder verurteilen. Genauso wenig, wie man ein Sakrament gegen das andere ausspielen kann, kann man Gottes Wahrheit gegen seine Vergebung ausspielen. Wenn der Papst Leute verheiratet, die bereits Kinder haben, ist das kein fahrlässiges Ankratzen der Wahrheit, sondern ein Grund zum Feiern: Schafe kehren zur Herde zurück. Wenn nach einer pastoralen Lösung für Geschiedene gesucht wird, gilt es, diese Suche zu unterstützen und sie nicht mit Argumenten zu torpedieren, die letztlich nach dem Schema laufen: verirrte Schafe gehören gebrandmarkt, nicht gesucht. Die Sorge um die Wahrheit können wir dabei getrost dem Heiligen Geist im Gebet anvertrauen. Dem Sünder nahe zu sein ist göttliches Prinzip, nicht katholische Prinzipienlosigkeit.

Dienstag, September 23, 2014

Warum Kirche den bestimmten Artikel braucht

[Peter Esser] Wie geht es mir so mit Kirche? Wo kann Kirche präsent sein? Haben wir schon gehört, Frage.

Haben wir waaas? … Entschuldigung: Die Frage natürlich. Meine 2Pence auf den fehlenden bestimmten Artikel und was er mit dem Druck der Verbände (daher auch der Begriff »Druckverband« auf die kirchliche Doktrin zu tun hat, hier:

Wir haben eine große kulturelle Nähe zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche. Sind sich doktrinell die Orthodoxen und die Katholiken näher, so gleichen sich vom Lebensstil – und den Denktraditionen evangelische und katholische Christen im Lamd der Reformation sehr viel mehr. Für mich ist kein Wunder, daß die ganze Wucht des gelenkten, katholischen Volkswillens zur Zeit auf der Protestantisierung liegt. Wobei natürlich »Protestantisierung« nicht viel mit Luther und den anderen Reformatoren zu tun hat. Denn immerhin scheinen die Probleme ja auf der evangelischen Seite größer zu sein als auf der katholischen. Vielleicht ist die Zielvorstellung des kirchlichen Mainstreams eher ein Kulturchristentum mit »Kirche« als Ereignis, nicht als wirklichem Subjekt.

Siehe dazu die Fülle der immerhin 1200 Ergebnisse auf die Phrasensuche »Kirche ereignet sich«:

Montag, September 22, 2014

Bloggertagung im Visier … äääh … Fokus. (Teil 1)

[Peter Esser] Zu Beginn läutete die Gloriosa; just an dem Tag, an dem sich Teile der Blogoezese zum mittlerweile dritten Bloggertreffen, diesmal in Erfurt, begegneten, wurde in Erfurt der neue Bischof vorgestellt, wurde in Köln Kardinal Woelki in sein Amt eingeführt, trafen sich (nach behutsamen Schätzungen) fünftausend Menschen in Berlin, um gegen die Tötung ungeborenen Lebens aufzutreten, bereitete der Papst seine Reise nach Albanien vor. Genug Catholic Stuff, um ein Bloggertreffen lediglich eine Randnotiz wert sein zu lassen.

Die Kollision mit dem »Marsch für das Leben« in Berlin war eine Panne, die Begrüßung des neuen Erzbischofs in Kölner Dom in Hinsicht auf das Treffen der Blogözese Höhere Gewalt, die Vorfreude auf den neuen Erfurter Bischof jedoch ein sehr glücklicher Zufall, konnte sich doch unser investigativster Newsblogger gleich an Ort und Stelle akkreditieren und dem »Neuen« auf den Zahn fühlen.

Am späten Freitagabend trudelten dann auch die letzten ein. Freitagsverkehr ist, was einen mitnimmt, auch wenn es nicht vorwärts geht.

Halbwegs frisch konnten wir dann am Samstag dann erst einmal lauschen, was der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann in einem kurzen Impuls zur Diskussion stellte. Anschließend trug Anna Heiliger die Ergebnisse ihrer Arbeit »Das missionarische Potenzial der deutschsprachigen katholischen Bloggerszene« am Institut für Pastoralforschung der Ruhr-Uni Bochum vor. Für einen einzigen Vormittag war das gewaltig viel Stoff – und manche Wortmeldung habe ich mit Blick auf die Uhr doch wieder innerlich »in die Tasche gesteckt«. Ist auch viel wert, wenn man dann später ein Thema hat, über das gebloggt werden kann. (So wie gezz!)

Matthias Sellmann begann mit einem Zitat des ehemaligen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“

Mit Verweis auf Gaudium et Spes sprach er vom konzilsbedingten »Paradigmenwechsel« in der Verkündigung:

»Es ist jedoch Aufgabe des gesamten Gottesvolkes... , unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfaßt, besser verstanden und passender verkündet werden kann.« (GS 44)

Eine Botschaft ändert in der Weitergabe und Rezeption – und der Verkünder der Frohen Botschaft hat (ausgehend von Hemmerle) zwei Lernschritte zu vollziehen: Er muß neben der Botschaft, die er weitergibt, sich selber erlernen, aber er muß eben auch den anderen lernen. Die provokante Aufforderung an die Blogger im Hinblick auf das Missionspotenzial der Blogoezese: Weniger selbstreferentiell, weniger kirchenzentriert schreiben, neben der Frage nach der Erlösung das Hier und Jetzt der Menschen in den Blick nehmen.

Soweit meine Wiedergabe aus der Erinnerung. Ich hoffe zumindest die Leitfäden des Impulses wiedergegeben zu haben. Soweit stimme ich natürlich zu: Der Apfelkistenmissionar, der sich im Internet seine eigene Speaker’s Corner einrichtet, hat als Person wenig Ausstrahlung. Aber muß es nicht auch die Themenblogs geben, die bewußt nur interessierten Personen zugänglich sind? Sind Vertiefung und Austausch nur nachgeordnete Blogthemen?

Kann ich die Rede von Jesus Christus – theologisch vielleicht modern – auf ein »Christus-Ereignis« reduzieren? Und gehört zu Jesus Christus nicht ganz wesentlich die Kirche hinzu? Läßt sich »Kirche« wirklich als Geschehen begreifen, das sich dort ereignet, wo Menschen sich in irgendeiner Form vom Christus berühren lassen? »Die Kirche Jesu Christi ist nicht gleichzusetzen mit der Römisch-Katholischen Kirche« erhielt ich als Antwort auf diese Frage, aber diese Frage hatte ich nicht gestellt. Nein – ich hätte mir an dieser Stelle doch einen vertiefenden Dialog gewünscht. Einen Dialog, der es nicht erfordert hätte, daß mein Sitznachbar fieberhaft »Dominus Iesus« nach Hinweisen auf die Heilsuniversalität Jesu Christi und seiner Kirche durchforstete.

Denn immerhin hat der Missionar nicht eine abstrakte, ideelle Botschaft; er steht mit seiner Verkündigung für eine Person. Das Dialogmodell der Rede über Gott als Austauschmodell zwischen Sender und Empfänger, das schon ganz gut gelaufen ist, wenn es beiden anschließend besser geht, genügt nicht. Denn es berücksichtigt nicht die »Rede des Heiligen Geistes durch uns«. Es berücksichtigt nicht ausreichend, daß ein Sprechen von Gott eigentlich gar nicht möglich ist, wenn es nicht ein Sprechen IN Gott ist. Der mutmaßliche Wandel im Missionsverständnis ist meines Erachtens kein Wandel. Ganz sicher hat es in den missionarischen Bemühungen vergangener Zeiten Irrwege und eine Form unbeleuchteter Mission gegeben. Aber daß die Kraft der Mission die Liebe Christi ist, die uns drängt (vgl 2 Kor 5,14), hat auch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil niemand bezweifeln können, dem an der Verbreitung des Evangeliums gelegen war.

Noch einmal: Kern der Verkündigung ist meiner Ansicht nach nicht ein Ereignis – auch kein »Christus-Ereignis«, sondern eine Person. In das Kennenlernen der Person gehört die Kirche als Begegnungsort des Auferstandenen ganz wesentlich mit hinein und kann nicht ausgespart werden. Für mich als Katholiken ist die sakramentale Begegnung mit dem auferstandenen Herrn wichtig: Also präzisiere ich: Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

Der Weg, auf dem das Wort zu den Menschen kommt, ist die Liebe. Wenn ich liebe, werde ich den anderen in seiner Andersheit kennenlernen wollen. Hier ist für mich der Platz für das Hemmerle-Zitat vom Erlernen des anderen, das ich methodisch für eine sehr große Aussage halte. Doch der eigentlich Handelnde in der Mission ist Jesus Christus selbst. Ja, es ist wichtig, den unter die Räuber Gefallenen zu versorgen. Aber das Ziel ist nicht die Herberge der Heilung, sondern das Leben in Fülle. Der Himmel und wie man dahin kommt, ist das zentrale Thema der Evangelisierung.

Wir sollten zudemr nicht vergessen, daß Gott – für uns mitunter lästig – nicht nur durch die Sympathischen, sondern auch durch die Unsympathen, die Dialogverweigerer wirkt. Paulus, der große Mann des Gebetes, wußte das noch zu schätzen: »Aber was liegt daran? Auf jede Weise, ob in unlauterer oder lauterer Absicht, wird Christus verkündigt und darüber freue ich mich.« (Phil 1,18)

Daher fehlte mir in der Beleuchtung des missionarischen Potenzials der Bloggerszene (neben der Barmherzigkeit den Sperrigen, den Unsympathischen gegenüber) der Hinweis auf die EINE Kraftquelle der Mission: Auf das Gebet.

Soweit erste Anmerkungen. Ich blogge sie so, wie sie mir aus der Feder geflossen sind. Wenn jemand es besser weiß und mich korrigieren kann, etwa, indem er sagt: Du hast Professor Sellmann nicht verstanden! bin ich dafür dankbar.

Der ist nämlich wichtig. (Neben entzückenden Hundefotos.)

Dienstag, September 16, 2014

Die Konservativen sind andere, und das ist schlimm!

[Von Bastian] Eine Trennungslinie, an die wir von Klein auf gewöhnt sind, trennt die Konservativen von den Progressiven. Das war nicht nur in der Politik so: spätestens seit dem 2. Vatikanischen Konzil lässt sich auch die Kirche so einteilen. Diese Trennungslinie wurde analysiert, zelebriert und für gesellschaftliche Entscheidungen extrapoliert. Langsam wurde sie an vielen Stellen zum Graben.
Auf beiden Seiten wurden Begriffe in Beschlag genommen, die heute so eng damit verknüpft sind, dass sie ohne entsprechende Assoziation kaum noch verwendbar sind. Frauenrechte z.B. werden nahezu immer mit dem linken politischen Lager verknüpft, Sicherheit dagegen fast automatisch mit konservativen Anschauungen. So hat sich im Laufe der Zeit ein sehr ausgefeiltes Gedankengebäude entwickelt, das seine Stärke darin hat, alles sofort einordnen und damit auch, je nach eigenem Standpunkt, sofort bewerten zu können. Auf dieser Welle schwimmt der größte Teil unserer Politik.
Doch dieses alte Gebäude ist marode geworden.

Plötzlich tauchen Gruppierungen auf, die nicht in diese Grenzen passen. Der Marsch für das Leben ist eine solche. Auch politisch wird es evident: eine neue Partei, die in kein Schema passt, hat mehr Erfolg, als erwartet. (Kein Wunder, dass sich die Demoskopen und Parteistrategen irren: auch sie extrapolieren anhand ihrer Umfragen das alte System.) Ich will dieser Partei in keiner Weise das Wort reden – sie ist für mich nur ein gut sichtbares Symptom dafür, was hier passiert: die alten Grenzen sind keine mehr.
Interessant ist: hier tut sich eine neue Trennungslinie auf, nämlich zwischen denen, die noch im alten Gedankenhaus leben, und denen, die inzwischen ausgezogen sind. Letztlich ist es wieder eine Trennung zwischen dem Gewohnten und dem Neuen. Und siehe da: all die „Progressiven“ des alten Systems finden sich jetzt auf der „konservativen“ Seite: den entsprechenden Politikern fällt kaum etwas anderes ein, als verzweifelt zu versuchen, ihre neuen Gegner mit Attributen des alten Systems zu belegen, sie irgendwie einzuordnen. Und da zitieren sie das herbei, was am besten zieht: Rechtsradikalismus. Lebensschützer und neue Parteien kommen angeblich alle aus demselben reaktionären Loch gekrochen. Medien und Politik sind geradezu geil auf jedes Zitat oder Satzbruchstück, das sich für die gewohnte und nach dem alten System korrekte Zuordnung verwenden lässt. Und niemand offenbart sich hier als konservativer im negativen Sinn als die Linken.
Doch warum hängt man so am alten System?

Einmal ist da die Gewohnheit. Die Gesellschaft, daran ist man einfach gewöhnt, bildet sich sofort selbst das gewünschte Urteil, sobald die notwendigen Schlüsselbegriffe fallen. Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, umweltschädlich, reaktionär: etwas in dieser Art als Attribut war lange Zeit das gesellschaftliche und vor allem politische Aus.
Zusätzlich jedoch wurde dieses Weltbild zu Machtzwecken ausgenutzt. Unliebsames wurde einfach entsprechend eingeordnet und mit verworfen. Das Gewicht des „Faschistischen“ hat lange Zeit eine Menge anderes mit in den Abgrund gezogen. Doch dabei wurde vergessen, auf die Mischung zu achten: zwischen dem, was wirklich und reflektiert verwerfenswert war, stieg der Anteil des Gefaketen, der Anteil dessen, was nur damit in Verbindung gebracht wurde, weil es weg sollte. Und jetzt erleben wir, dass das Gewicht des wirklich Schlechten nicht mehr ausreicht, diese Machtstrukturen zu erhalten. Plötzlich schwimmt der ganze Dreck wieder hoch, und diesmal ist es umgekehrt: das kritische Denken, das mit dem Dreck versenkt wurde, verhilft ihm jetzt zum Schwimmen. Fein durchmischt mit persönlich reflektierter Kritik taucht Antisemitismus auf. Frauenverachtung wird als Fortschritt gepriesen und Umweltschädlichkeit als Verschwörungstheorie abgetan.
Das Pendel schwingt zurück. An ihm klebt der ganze Dreck, in dem man es verankern wollte, auf dass es nie wieder schwinge. Und es trägt den Dreck geradewegs ins Lager derer, die ihn früher so verdammten.
Wir müssen aufpassen, denn leider sind auch wir Christen dagegen nicht gefeit.

Samstag, September 13, 2014

Irgendwie nett!

[Von Bastian]
Wir haben uns entschlossen, in unserem Gebetskreis gemeinsam die Entzücklika Evangelii Gaudium zu lesen.

Also bin ich auf die Website der DBK gegangen und dort auf die „Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls“. Dort habe ich erst einmal bemerkt, dass die DBK dasselbe Shopsystem verwendet wie ich. Habe mich gleich zuhause gefühlt.

Der vierte Artikel von oben war dann auch „Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM von Papst Franziskus“. Kostenpunkt: 0,62€ pro Exemplar (wer macht solche Preise?!), incl. 7% MwSt., zzgl. Versand. Habe 6 davon in den Warenkorb gelegt und mich gleich dorthin geklickt.
Hier hieß es plötzlich: Einzelpreis: 0,00€, Gesamtpreis: 0,00€, zzgl. Versandkosten (anklickbar). Ein Klick auf die Versandkosten öffnete eine genaue Liste: es ist nach Gewicht gestaffelt. Da der Einkaufswagen hier weiterhalf („Gewicht: 1,818kg“) wusste ich: 5,06€.
Also zur Kasse. Dort wurde ich mit der Nachricht empfangen: Postversand innerhalb Deutschlands: 5,06€. OK, war zu erwarten.
Weiter zur Auftragsbestätigung. Kaufpreis 0, Versand 5,06€. „Die hier genannten Portogebühren geben Näherungswerte an und können nach unten abweichen.“ Spannend!
„Zahlungspflichtig bestellt“. Keine Zahlungsmöglichkeit, keine Möglichkeit, eine Rechnungs-adresse einzugeben. Der Auftrag wurde bestätigt.
36h später kommt ein Packet an: 6 wunderschöne Entzückliken. Keine Rechnung drin. Einfach so. Das nenne ich ein niederschwelliges Angebot!

Liebe DBK, Euren Shop könntet Ihr vielleicht bei Gelegenheit noch mal anschauen. Doch ansonsten: das ist wirklich Klasse! Wer kirchliche Texte lesen will, ist bei Euch gut aufgehoben: blitzschnell und günstig. Mehr Service kann man da nicht leisten - ich hoffe, dass viele Menschen das auch entdecken und bestellen! Vielen Dank!

Dienstag, September 09, 2014

Ich bin etwas geschockt.

[Ein Betroffenheitsbeitrag von Bastian]
Peter Winnemöller fragt in seinem Blog, wo man aus der ARD austreten könne (LINK). Grund: das Herumreiten auf den Reichtümern der Kirche, mit einem aus zwangsweise erhobenen Abgaben finanzierten Beitrag. Wieder einmal.
Und wie so oft möchte ich denen, die das alles durch ihre ganz spezielle Kirchenhasserbrille von außen betrachten, zurufen: schaut Euch das alles doch einmal von innen an! Riskiert es einmal, Eure Angst hinter Euch zu lassen, Eure Angst davor, dass die Welt anders sein könnte, als die Urteile, an die Ihr Euch klammert, Euch vormachen. Riskiert den Blick durch die Brille des Glaubens. Nicht, um ihn sofort anzunehmen, sondern erst einmal, um das zu verstehen, das Ihr glaubt bekämpfen zu müssen. Riskiert mal den Eintritt ins Innere der Kirche: dort findet Ihr eine ganz eigene Logik, die mit Weltfremdheit, spießiger Bürgerlichkeit oder gar Faschismus nichts zu tun hat.

Daher hat es mich schockiert, auf Facebook in einer explizit positiv katholischen Gruppe den Link zu einer faschistischen Website zu entdecken, die zu Gewalt gegen ausländische Mitbürger aufrief, sie als Feinde bezeichnete (und noch anders, was dem schlimmsten Vokabular der Nazizeit entfleucht schien und hier nicht wiederholt wird). Die (Gott sei Dank wenigen, aber zustimmenden!) Kommentare darunter hatten das Niveau von „Die sollen zurück zu ihren Kamelen“. Nun, ein paar Spinner gibt es immer. Ich habe daher den Beitrag an die Moderatoren gemeldet und kommentiert, dass ich das getan habe, weil da wohl jemand den Schuss nicht gehört hat. Und dass ich überlegte, Meldung an Facebook zu machen, wenn das so stehen bleibt. Die Reaktion kam zügig: ich wurde aus der Gruppe geworfen. Der Link jedoch wurde erst gelöscht, nachdem ein weiterer User sich zu Wort meldete.

Dass mich das auch wurmt, gebe ich unumwunden zu. Doch mehr noch schockiert es mich, dass hier alle Klischees über die ach so schlimme Kirche bedient werden: von der politischen Ansicht bis hin zum Versuch, das nicht wahrhaben zu wollen und lieber, mit Verlaub, das Naserümpfen verbieten anstatt die Scheiße zu entfernen, die den Gestank verursacht. Verlaub Ende.
Ich sehe wirklich großes Problem darin, dass so in all den heute nötigen Diskussionen die Glaubwürdigkeit fehlt. Der Islam wird für seine Extremisten kritisiert. Eine Diskussion darüber ist dringend nötig. Viele Diskussionen sind nötig. Und deshalb ist es schlimm, wenn zugleich Nazis in katholischen Gruppen gedeckt und Kritiker entfernt werden. Denn wer soll uns glauben, wenn wir genau das tun, was wir bei anderen kritisieren?

Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, dass ich hier ein persönliches Problem aufbausche und in ein Sachproblem umforme, um eine übertriebene Reaktion zu rechtfertigen. Hätte ich halt nicht so viel Wind gemacht. Oder ganz banal: der ist doch blos sauer. Ja, sauer bin ich. Und trotzdem ist es mir sehr ernst mit dem Problem der Glaubwürdigkeit.

Sonntag, August 31, 2014

Hinschauen?

[Von Bastian]
Wenn ich jemandem zeigen möchte, dass es Lichtquellen gibt – lasse ich ihn dann in die Sonne schauen? Nein, denn damit wäre nichts gewonnen. Zuviel Licht blendet, und ich sehe gar nichts mehr.

Genauso reagiere ich auf manche Bilder, die derzeit auf Facebook verbreitet werden. Bilder von Tötungen und bestialischen Folterungen. Sie blenden mich: da sehe ich nichts mehr. Da wird in mir keine Entschlossenheit wachgerufen, sondern nacktes Entsetzen und Angst.
Der erhobene Zeigefinger, den ich da sehr stark empfinde, nach dem Motto: wer das nicht weiß oder wissen will, verschließt die Augen vor den Tatsachen – dieser Zeigefinger wirkt auf mich wie die Meldung: ich komme selbst nicht damit klar.

Ich empfinde das Posten dieser Bilder als große Rücksichtslosigkeit. Bildern kann man sich nicht entziehen. Kollateralschäden inbegriffen: Wenn ich meinen Kindern etwas auf Facebook zeigen will, und beim Öffnen erscheint ein Mensch, der lebendig geröstet wird, ist ein Schaden entstanden, der schwer zu heilen ist.

Meine Hoffnung ist, dass Gott mir das gibt, was ich brauche, sobald ich es brauche. Auf Versuche, mir darüber hinaus „die Augen zu öffnen“, kann ich gern verzichten. Ich habe genug Quellen, aus denen ich weiß, was ab geht.

Auf Facebook werde ich künftig jedem, der Bilder oder Videos dieser Art postet, diesen Text schicken. Bei ausbleibender Reaktion wir er/sie sofort entfreundet.

Anteilnahme hat etwas mit der eigenen Kapazität zu tun, die nur ich selbst kenne und daher dosieren können muss - und Hinschauen heißt nicht gaffen.

Donnerstag, August 28, 2014

Ice Bucket Challenge – eine gute Sache im Sinne des Herrn?

[Von Bastian]
Facebook diskutiert intensiv über Ice Bucket Challenge.
Wasser habe nun einmal nicht jeder in ausreichender Menge. Lächerlich sei das Ganze. Peinlich dazu. Und die, die mitmachten seien oft gar keine Christen. Im Gegenzug wird auf die Spendenerfolge und auf das gesteigerte Wissen über ALS verwiesen: zweifellos gute Dinge.

Ich finde, die ganzen Diskussionen stehen auf sehr schwachen Beinen. Eine Unchristlichkeit vermag ich nicht zu erkennen. Die Argumente, die hier ausgetauscht werden, wären in jeder Comedy gut aufgehoben.

Wasserverschwendung (auf die Energieverschwendung zur vorherigen Wasserkühlung ist noch niemand gekommen)? Gerechnet auf den Liter dürfte das das bestbezahlte Wasser der Welt sein, wenn man von dem auf der ISS absieht. Keiner der Kritiker würde in einer finanziellen Notsituation darauf verzichten, einen Eimer Wasser umzuschmeißen, wenn er dafür Tausende bekäme. Und wenn er tatsächlich verzichten würde, wäre er reichlich dämlich. Solange es sich dabei nicht um die lebenswichtige Wasserration einer Karawane oder so handelt, ist da nichts einzuwenden. Für Handlungen rein aus Prinzip ist die EU zuständig, die dem sinnlosen Wasserverbrauch auf Klos einen Riegel vorzuschieben beginnt und die daher offenbar christlich ist.
ALS ist zu ernst für Späße? Vor lauter Mitgefühl soll die Forschung auf Geld verzichten. Lieber angemessen erst krank, als lustig einen Ausweg suchen. Das war schon immer christlich. Für manche zumindest.

Der Standpunkt legt nach: ist das nun Wasserverschwendung oder im Gegenteil gar christliche Hilfe? Das Helfen sei christlich, IceBC sei eine gute Sache. (LINK) Doch die im Artikel angeführte Christlichkeit halte ich für ebenso herbeigeredet.
Wasser sei ein wichtiges Symbol der christlichen Religion. Stimmt, doch das kratzt nur an der Oberfläche. Geht die Symbolik nicht viel tiefer? Handelt es sich beim Übergießen mit Wasser nicht um ein Symbol für die Taufe? Das wäre einmal auf Facebook zu stellen. Bald schon würde von mancher christlichen Seite mahnend die Stimme erhoben: vor den schlimmen Folgen einer solchen Verweltlichung des Taufsakraments muss gewarnt werden! Rom würde zum Handeln aufgefordert, weil unsere Bischöfe dazu schweigen.

Irgendwie macht es ja Freude, die ganzen Argumente zu lesen, aber es ist auch erschütternd. Sind wir Christen denn Hunde, die jedes Stöckchen holen, das geworfen wird? Es scheint so. Doch im Ernst: Nicht alles, was hilft und dazu Wasser braucht, ist deshalb christlich. Sonst müsste z.B. in Messen für die EU-Hilfe an spanische und griechische Landwirte gedankt werden. (Wäre vielleicht wirklich keine schlechte Idee, mal für all das zu danken, was wir haben. Das weitet das Herz den Blick. Vielleicht wird der nächste GAG dann weniger eng diskutiert.)

Mein Fazit: als PR-Aktion genial gelungen. Mitmachen werde ich nicht – ich mag kein kaltes Wasser, außer an heißen Tagen von innen.


P.S. Ich muss diesen Text ergänzen. Die Verwendung der Spendengelder für Forschungen, die unter anderem auch an embryonalen Stammzellen durchgeführt werden, steht im krassen Widerspruch zu einer christlichen Überzeugung.
Insofern bleiben meine Aussagen über die teils doch recht erheiternden Diskussionen bestehen. Allerdings würde ich selbst für diesen Zweck keinen Cent spenden und jedem dringend raten, es auch bleiben zu lassen.

Sonntag, August 17, 2014

Och nö, nicht schon wieder unwürdig sein!

7 Vorschläge für eine „würdige“ Messfeier werden präsentiert: Der amerikanische Blogger Pat Archbold macht sie (LINK). Dabei schlägt er, so denke ich, einen zweifelhaften Weg ein. Viel von dem, was da vorgeschlagen wird, stünde mir im Wege bzw. wäre für mich nett, aber oft auch überflüssig. Bin ich wieder einmal unwürdig?

Ich denke, Unterscheidung ist angesagt. Es gibt zwei Bereiche, die man nicht verwechseln darf.
Einmal ist es die Messe selbst, die die innigste Gemeinschaft Gottes mit Seiner Kirche und damit mit mir auf Erden darstellt. Sie ist Sein Wirken unter uns, das wir mitfeiern dürfen. Sie ist heilig. Wer sie ändert, vergreift sich am Heiligtum. Gott tut in dieser Feier alles, um zu uns zu kommen: wir sollten alles tun, um zu ihm zu kommen. Er ist unser Ziel in der Messe, nicht wir selbst. Wer daher beginnt, die Messe zu verändern, um sie irgendwie gefälliger zu machen, lenkt den Blick in die falsche Richtung, denn er ersetzt das Heilige durch das Menschliche und stellt sich so meinem Blick auf meinen Erlöser in den Weg.
Und dann ist da der große Bereich dessen, was ich tun kann, um diese Messe angemessen mitzufeiern. Auch hier gilt: nicht den Blick in die falsche Richtung lenken. Weder Sprache und Zelebrationsrichtung noch der Einsatz von Weihrauch, die Lieder oder die Kleidung der Mitfeiernden machen die Messe mehr zu Messe, das Opfer heiliger oder die Eucharistie eucharistischer. Als Ausdruck der Liebe zu Christus in der Messe mag das alles en wunderbares Mittel sein – als Voraussetzung für eine angemessene Messfeier ist es ungeeignet.

Das ist auch dann so, wenn ich ihm mit dem Begriff „Würde“ eine hohe Bedeutung gebe, denn wie sollte ich eine Messe angemessen mitfeiern, wenn ich es unwürdig mache?
All diese Vorschläge zum Thema Würdigkeit führen zu einem mit Bedacht vorgenommenen, formvollendeten Ritus. Doch wer sagt eigentlich, dass „würdig“ gleichzusetzen ist mit formvollendet, bedächtig und getragen? Die Sache kann ins Gegenteil umschlagen: in Formalismus. Denn dann wird vergessen, dass es letztlich Christus ist, der die Messe würdig macht, weil er sie überhaupt erst zur Messe macht. Die Würde der Messe ist Christus.

Wenn ich aus Ehrfurcht vor Christus und Seinem Opfer für mich in der Messe einen Anzug trage, ist das eine sehr gute Sache. Wenn ich den Anzug von anderen fordere, habe ich etwas nicht kapiert. Wenn ich ein großes Hochamt voll Farben, Gesten, Musik und Weihrauch genieße, weil es ein (sicher immer noch klägliches) Abbild der Herrlichkeit ist, die Gott darstellt, ist es lobenswert. Wenn ich als Ästhet andere Messen gering schätze, suche ich das Falsche.
Glaube lässt sich nicht andressieren. Wie Benedikt XVI sagte: letztlich kommt es auf die Freundschaft mit Christus an. Freundschaft ist Liebe in Freiheit. Genauso, wie man eine Freundschaft verliert, wenn man über die ganze Freiheit den Freund vergisst, kann man sie unter einem Haufen Anforderungen ersticken.

Zwei Dinge sollten in der Messe sicher gestellt sein: dass die Messe „richtig“ gefeiert wird und dass jeder ihr angemessen folgen kann.
Für das erste ist der Priester zuständig: er soll all das tun, was rot geschrieben ist, und all das sagen, was schwarz geschrieben ist. Dann ist es, soweit ich weiß, korrekt.
Für das zweite bin ich zuständig: mein Benehmen und mein Äußeres sollen angemessen sein und niemanden ablenken oder peinlich berühren. Ich sollte ruhig sein, um niemanden zu stören. Kurz: ich sollte mich bemühen, die Messe mit zu tragen, und nicht zu behindern. Aber das war es dann auch.

Ich liebe in der Messe die Versammlung um den Altar und den Blick auf das Geschehen darauf, das in meiner Sprache gesprochene Hochgebet und viele Lieder, darunter etliche neue, und brauche nicht jedes Mal Weihrauch. Das ist in Ordnung und hindert mein Glaubensleben in keiner Weise: es sind meine Eigenheiten, die für niemanden verbindlich sind und für die ich niemandem Rechenschaft schulde, außer Gott.

Bin ich jetzt unwürdig? Ja, das bin ich, und ich weiß es. Ich bin wegen meiner Sünden unwürdig vor Gott. Das ist mein Kummer und meine Freude über meine Rettung zugleich. Unwürdigkeit in den Augen derer, die anderen erklären wollen, was wirklich würdig ist, ist hingegen unwichtig. Sie tut allerdings weh, denn sie reist unnötige Gräben auf und verletzt.

Die 7 Vorschläge sind daher für mich grenzwertig. Sie beschreiben eine schön gefeierte Messe, keine Frage, doch die Intention scheint darüber hinaus zu gehen. Doch auch sie beschreiben keine bessere Messe, machen Gott nicht göttlicher und daher auch Menschen nicht würdiger, denn Gott ist die Würde des Menschen.

Samstag, August 09, 2014

Ich bin ein Tollpatsch – was für eine Art Trottel bist Du? Hier geht’s zum Test.

Dafür geben Firmen Unsummen aus: zu wissen, was man uns wie verkaufen kann. Denn Daten sind Geld, und meine Daten sind mein Geld. Wer mich kennt, weiß, wie er mich ansprechen muss. Und wer das weiß, kommt leichter an mein Geld und an meine Stimme. Soweit die Theorie.
Leider stimmt die in diesem Fall mit der Praxis überein: Ich bin zwar oft dumm, aber so dumm, zu glauben, ich sei nicht manipulierbar, bin ich denn doch nicht. Die Gefahr besteht. (Viele Menschen glauben zwar, sie seien gegen Werbung und andere Manipulation immun, doch das ist schon der erste Irrtum, dem sie aufgesessen sind und ein Erfolg der Werbung.)

Im Internet bieten sich den Werbenden ganz neue Möglichkeiten: man kann einzelne Personen gezielt ansprechen. Das geht über die Auswahl der Produkte hinaus: der eine will forsch angesprochen sein, der andere eher zurückhaltend. Der eine liebt den gesellschaftlichen Kontext, der andere ist Einzelgänger. Sehnt man sich nach Erfolg, Geld oder Ruhe? Legt man mehr Gewicht auf Gesundheit oder auf den Kitzel des Risikos? Bitte, lieber Internetuser, gib uns deine Daten, und zwar so, dass wir sie gleich nach unseren elektronischen Schablonen auswerten können. Am besten, du füllst uns gleich ein paar Fragebögen aus, die deinen Typ auswertbar beschreiben.
Wie kann die Werbebranche herausfinden, wie ich ticke, und zugleich ganz harmlos daher kommen? Der derzeitige Trick ist einfach. Man postet die Typenfragen, die man gerne beantwortet haben möchte, und hängt als Bonbon eine kleine Auswertung dran: was für ein Unwetter bist Du, was für eine Person aus der Geschichte, was für ein Hund, welche Farbe oder wer aus Downton Abbey. Dazu verraten wir dir noch deinen vermeintlichen IQ, dein geistiges Alter und deine Lebenserwartung. Und weil wir uns mit der IP nie ganz sicher sind, wer da gerade am Rechner sitzt, kannst du deine Ergebnisse auf Facebook posten. Jetzt wirst Du Werbung bekommen, die zu dir passt und die du daher gar nicht als aufdringlich empfinden wirst.

Blöd, wie ich bin, habe ich selbst ein paar dieser Tests mitgemacht, bis mir auffiel, dass die eigentlich gar nicht lustig sind, außer natürlich für die Auswerter. Wer da mittut, braucht sich über Datenklau bei Google nicht mehr aufzuregen, denn er liefert die Daten freiwillig: ein nettes kleine Persönlichkeitsprofil samt Facebokkidentität und damit faktisch samt Namen und Adresse.

Hier also mein selbst geschriebenes(!) Trottel-Testergebnis:
„Du bist im Umgang mit Deiner Person zu sorglos. Dass du trotzdem nur ein mittelschwerer Trottel bist, liegt daran, dass du noch eine gewisse Lernfähigkeit beweist. Du bist wie jemand, der aus Versehen Dinge umwirft, um sie hinterher etwas unbeholfen wieder gerade zu rücken: ein Tollpatsch.“

Auf Facebook habe ich begonnen, so ziemlich jeder Werbung mit „passt nicht zu mir“ zurück zu weisen. Seitdem bekomme ich in erster Linie Einladungen zu Seniorentreffs – damit kann ich leben. Und die wiederholte Google-Suche nach Urlaubsorten und der Natur in Norwegen beschert mir immer wieder schöne Landschaftsaufnahmen, wo mir früher Freude am Fahren nahe gelegt wurde. Eindeutig eine Verbesserung. Und zugleich der Beweis, dass man genau weiß, wer ich bin…

Freitag, Juli 11, 2014

Zur Stärkung

[Von Bastian]
Wie stärkt man Sportler? Indem man ihnen gutes, gehaltvolles Essen gibt und sie trainiert. Gerade gut zu sehen in der WM. Ein Interview, in dem die Spieler feststellen, dass sie lieber selbständig wären, um wortwörtlich ihr eigenes Süppchen zu kochen und aus ihrem Freundeskreis einen Trainer zu wählen, habe ich keines gesehen. Klar, die wollen ja auch gewinnen und haben das prima geschafft.

Wie stärkt man Bistümer? Ganz genauso. Sie brauchen eine gehaltvolle geistige Nahrung und einen guten Bischof. Denn sie sollen (und wollen hoffentlich!) für Christus und mit Christus siegen. Eine Ortskirche ist stark, wenn sie das gehaltvolle Evangelium gut aufnimmt und verbreitet.
In Köln aber loben viele nicht den neuen Bischof, sondern beklagen, dass sie ihn nicht aussuchen durften. Eine Stärkung der Ortskirche sehe anders aus.

Das ist eigene Süppchen ein Zeichen von Stärke? Da haben einige wohl den Fehler gemacht, das Wort „Stärken“ nicht im elementaren und ursprünglichen Sinn zu verstehen, sondern im politischen. Klar, wenn ich z.B. die Gewerkschaften stärke, haben sie mehr zu sagen.
Mir will scheinen, manche Domkapitel verstehen sich als eine Art Gewerkschaft in der Kirche, die der Führungsetage in Rom Kompetenzen abtrotzen will. Eine Gewerkschaft, die stark dastehen will, indem sie mitredet. Und so lamentieren sie über das Procedere, aufgrund dessen sie den neuen Bischof bekamen und sehen darin einen Widerspruch zum Papst, der sie doch stärken wollte.
Das Problem ist, liebe Leute: darum geht es nicht. Dieses Problem liegt nicht in Rom, sondern in Euren Köpfen.

Freitag, Juli 04, 2014

Mindestlohn

[Von Bastian]
Lange nichts geschrieben, und dann was Politisches… Es ist aber in keiner Weise parteipolitisch gemeint.

Auf Facebook laufen wieder einmal Threads zum Thema Wirtschaft. Aktueller Anlass: der Mindestlohn. Die Angst vor Überregulierung steigt, ebenso die Angst vor steigender Arbeitslosigkeit im Vorschriftendickicht, der Ruf nach mehr Markt wird laut. Die Angst vor Überregulierung teile ich vehement. Dennoch muss ich feststellen, dass ich auch mit dem anderen Auge Misstände wahrnehme.

Wirtschaftlich gesehen ist ein Mindestlohn ein vorgeschriebener Mindesteinkaufspreis für den Rohstoff Arbeit. Deutschland und Europa beziehen daher sozusagen seit Jahren Mindestlohn und lassen sich den Markt eben nicht selbst regulieren: Bananen von den Kanaren sind nur verkäuflich, weil billigere Auslandsprodukte künstlich verteuert werden. Das gleiche gilt für tausende andere Produkte. Niemand hier käme auf die Idee, dem Markt da freie Bahn zu lassen, denn jeder weiß: tun wir das, droht bei uns Armut. Die Löhne sind oft schon schlecht genug, aber von dem, was dann noch gezahlt werden könnte, kann niemand wirklich leben. Also werden Mindestpreise und Mindeststandards festgelegt: Regulierung, die die Preise bei uns künstlich hoch hält. Sie funktioniert, weil sie wirklich greift. Es gibt keine Ausnahmen für Bananen, die von Praktikanten verpackt wurden, oder für solche, deren Bauern im Schnitt über 50 sind. Es ist kalkulierbar, und niemand muss Angst haben, dass die Konkurrenz einen Preiskampf losbricht, der unter der Mindestmarke liegt. Es gäbe bei uns längst keine Landwirte mehr, sondern nur noch industrielle Megaproduzenten mit gigantischen Monokulturen, ließe man in der Landwirtschaft dem Markt einfach freien Lauf. Niemand will das, und daher regeln wir uns kalkulierbar und stabil.

Und das ist auch sinnvoll: Marktselbstregulierung läuft, solange sie drei Grenzen einhält. Einmal die Grenze nach oben: Niemand darf so mächtig werden, dass er die Gesetze von Angebot und Nachfrage aushebeln kann, indem er andere unter das Existenzminimum drückt. Denn dann werden Angebot und Nachfrage durch Macht und Existenzangst ersetzt – keine Frage, dass das nicht auf Dauer stabil ist. Hier ist im Zweifelsfall Regelung erforderlich. Als letzter Mechanismus greift das Kartellamt.
Die Grenze nach außen: Eine Volkswirtschaft  darf sich nicht selbst die Grundlage entziehen. Wer im eigenen Land die Kosten drückt, um im Ausland konkurrenzfähig zu sein, bekommt auf Dauer reiche Firmen und arme Bürger. Ein hohes BSP, bei dem das Geld an den Menschen vorbei zirkuliert, mit einem hohen Bedarf an Sozialgesetzen, um alle teilhaben zu lassen. Da die eigene Bevölkerung nicht viel kaufen kann, muss das Geld weiterhin im Ausland verdient werden. So verstärkt sich das Problem. Eine Situation, die bei uns durchaus in Anfängen sichtbar ist. Internationale Verträge greifen hier regelnd ein.
Dann gibt es noch die Grenze nach unten: Für den einzelnen ist es ein Wettbewerbsvorteil, Rohstoffe unterhalb ihres Produktionspreises einzukaufen, doch für das System ist es schlecht: der Lieferant ist allein nicht mehr lebensfähig, da er Verluste macht. Entweder wird an dieser Stelle regelnd eingeschritten, oder es wird subventioniert. Eine Selbstregelung aber, die Subventionsbedarf hervorbringt, führt sich selbst ad absurdum. Das gilt auch für den Rohstoff Arbeit: solange sie zusätzlich subventioniert werden muss, stimmt gerade die Selbstregelung nicht mehr. Die Subvention setzt stattdessen einen Kreislauf in Gang, der für jedes System auf Dauer tödlich ist: den Preiskampf in Bereiche hinein, die nicht lebensfähig sind. Wer die geringsten Löhne zahlt, also die meisten Subventionen kassiert, hat die Nase vorn. Die Gesellschaft wird so mit immer höheren Ausgaben konfrontiert  und geht langsam in die Knie – derzeit live zu beobachten. Viele Unternehmen würden die Löhne sofort herauf setzen, wenn sie nur könnten. Sie können nicht, denn dann sind sie weg vom Fenster.

Und die Arbeitsplätze? Gehen da nicht Tausende, wenn nicht Millionen, verloren, wenn man die Löhne vorschreibt? Dazu ist erst einmal zu sagen, dass eine Wirtschaft, in der hunderttausende Arbeitskräfte subventioniert werden müssen, ein Problem hat. Sie muss sich dringend überlegen, wie sie von den daraus resultierenden Kosten wegkommt und wie sie diese vielen Menschen wieder zu Konsumenten macht, die auch Nachfrage produzieren. Und sie muss sich klar machen, dass die daraus resultierende Flut an Einzelregeln und Sozialgesetzen die Unternehmen vielleicht viel mehr behindert, als ein etwas höherer Einkaufspreis des Rohstoffs Arbeit.
Nüchtern betrachtet ist es doch so: niemand stellt zum Spaß Leute ein. Niemand wird für unnötige Arbeit bezahlt. Auch im Niedriglohnbereich nicht. Wenn die Putzkolonne, die nachts durch die Firma zieht, plötzlich den Mindestlohn bekommt, fallen da keine Arbeitsplätze weg, denn die Arbeit wird schlicht gebraucht. Das allerdings nur bei einer wichtigen Voraussetzung: es darf keine Konkurrenz mehr geben, die billiger ist. Sollte es da einen Mitbewerber geben, der nur Praktikanten und Langzeitarbeitslose beschäftigt und aufgrund von Ausnahmen den alten Preis bietet, ist die alte Kolonne weg vom Fenster. Ein Mindestlohn funktioniert nur, wenn er wie jeder andere Mindesteinkaufspreis auch ist: er gilt grundsätzlich. Denn nur dann wird er nicht zum Nachteil. Es könnte natürlich sein, dass diese Mehrkosten das Produkt der Firma etwas verteuern, doch dafür fallen die ganzen Subventionskosten für die Gesellschaft weg.
Vielleicht sollte man nicht nur auf die „Mehrkosten“ eines flächendeckenden und ausnahmslosen Mindestlohns schauen, sondern auch auf das, was er alles überflüssig machen würde.


Montag, Juni 02, 2014

Laie versus Weltchrist

(Peter Esser) Auf einem Katholikentagsforum zum Thema »Das Konzil und die Laien« schlug Bischof Voderholzer vor, den Begriff des »Laien« aufgrund seiner schwierigen Begriffsgeschichte durch den Begriff »Weltchrist« zu ersetzen. Eine weniger gute Idee, wie ich finde.

Im Begriff des »Laien« schwingt immer die Bedeutung »Angehöriger des Gottesvolkes« mit. Diese Dimension der Communio fehlt dem »Weltchristen« völlig.

Der Begriffsbestandteil »Welt« einen unklaren Bezugspunkt. Bin ich Christ VON der Welt oder doch FÜR die Welt? Die erste Bedeutung widerspricht dem Wort Jesu Christi, daß wir nicht »von der Welt« sind, diametral.

In der zweiten Bedeutung sehe ich einen subtileren Bedeutungsverlust: Mein Dasein als Christ wird als die Existenz eines Engagierten reduziert. Das Sein, das sich in der Volkszugehörigkeit zum Volk Gottes ausdrückt, wird subtil durch das Tun ersetzt.

Käme es tatsächlich zur Einführung einer solchen Begrifflichkeit, dann lehnte ich es wohl ab, mit dem weniger wertvollen Begriff bezeichnet zu werden. Mehr denn je empfinde ich den Begriff Laie als Ehrentitel. Er führt mich in genialer Weise sowohl in den christliche Alltag, wie gleichzeitig auch in der Schar der Erretteten vor dem Thron des Lammes. Der »Weltchrist« läßt mich ratlos zurück: Bin ich IN der Welt oder VON der Welt?

Wir benötigen mehr Katechese, nicht weniger anstößige Begriffe.

Donnerstag, Mai 22, 2014

Exkommuniziert? WIR?



(Aus aktuellem Anlass noch einmal hochgeholt.
Idee von Sebastian (Sierra Victor), Zeichnung Peter Esser, Photoshop Effects by Timon.)

Mittwoch, Mai 21, 2014

Volkskirche hui – Katakombenkirche pfui?

[Peter Esser] In einer Diskussion über die Frage, ob sich die Kirche als Bekenntnisgemeinschaft der Eingeschworenen in möglichen, zukünftigen »Katakomben« selbst fromm ghettoisiert – oder ob sie im Versuch, Breitenkirche zu bleiben, ihr geistliches Profil verlieren wird, habe ich folgende Gedanken formuliert. Vielleicht sind sie hilfreich, vielleicht nicht. Auf jeden Fall wollte ich mal wieder bloggen.

Für mich ist eine paradox korrelierende Entwicklung auszumachen. Je mehr die Kirche als gesellschatliche Größe in einem Marginalisierungsprozeß ist, desto mehr interessieren sich Politiker und Politikerinnen für kirchliche Quasi-Ämter in Gremien und Laienvetretungen. Ich finde es atemberaubend, wieviele Politiker dem ZdK angehören; ein Bundestagspräsident schreibt eine Vaterunser-Paraphrase, zur Vertonung frei gegeben. Die Familienministerin wirbt über katholisch-de für Ehrenamtlichkeit bei Jugendlichen. Die Reihe läßt sich fortsetzen …

Seltsamerweise scheinen Parteigrenzen bei dieser neuen Form religiösen Engagements keine bedeutende Rolle zu spielen. Das Christentum wird überparteilich als gesellschaftlicher Kitt interessant.

Dabei ist festzustellen, daß bei Politikchristen parteiübergreifend eine Tendenz wahrzunehmen ist, das Christentum nicht mehr als normsetzend, sondern eine als relative kulturelle Größe unter anderen Größen neu zu beschreiben.

Aber damit ist die zentrale Botschaft von Jesus Christus, der als der eine Bestimmungspunkt Gottes in der Geschichte (Menschheit) doch derjenige ist, der das All trägt (Göttlichkeit) – der Relativierung und dem jeweiligen Zweck preisgegeben.

Wenn Politiker versuchen, auf die Kirche Druck auszuüben (»Ökumene jetzt!«, Kreuzstreit, Neubewertung der Morallehre) dann kann es sehr schnell geschehen, daß sich die eigentliche Gemeinde unter dem Druck der Tagesmeinung doch auf den gläubigen Kern reduziert – aber das geschieht nie in Selbstgenügsamkeit!

Erst eine bekennende Kirche wird auch wieder eine missionarische Kirche. Gefährlich für die Kirche ist nicht der Verzicht auf Strukturen, die zu Zeiten einer Volkskirche sinnvoll waren. So klingt das oft in der etwas suggestiven Warnung davor an, sich auf die »Sakristeiperspektive« zurückzuziehen. Eine Selbstmarginalisierung wäre hingegen der Versuch, die Menschenmassen in einem inhaltlich vagen Raum des Quasibekenntnisses als »Volkskirche« zu erhalten. Zum lebendigen Herz der Kirche finden dann nur wenige. Eine Kirche im Ungefähren steht ihrer eigenen Sendung im Wege. Sie muß anstößig bleiben.