[Von Bastian] Eine Trennungslinie, an die wir von Klein auf gewöhnt sind, trennt die Konservativen von den Progressiven. Das war nicht nur in der Politik so: spätestens seit dem 2. Vatikanischen Konzil lässt sich auch die Kirche so einteilen. Diese Trennungslinie wurde analysiert, zelebriert und für gesellschaftliche Entscheidungen extrapoliert. Langsam wurde sie an vielen Stellen zum Graben.
Auf beiden Seiten wurden Begriffe in Beschlag genommen, die heute so eng damit verknüpft sind, dass sie ohne entsprechende Assoziation kaum noch verwendbar sind. Frauenrechte z.B. werden nahezu immer mit dem linken politischen Lager verknüpft, Sicherheit dagegen fast automatisch mit konservativen Anschauungen. So hat sich im Laufe der Zeit ein sehr ausgefeiltes Gedankengebäude entwickelt, das seine Stärke darin hat, alles sofort einordnen und damit auch, je nach eigenem Standpunkt, sofort bewerten zu können. Auf dieser Welle schwimmt der größte Teil unserer Politik.
Doch dieses alte Gebäude ist marode geworden.
Plötzlich tauchen Gruppierungen auf, die nicht in diese Grenzen passen. Der Marsch für das Leben ist eine solche. Auch politisch wird es evident: eine neue Partei, die in kein Schema passt, hat mehr Erfolg, als erwartet. (Kein Wunder, dass sich die Demoskopen und Parteistrategen irren: auch sie extrapolieren anhand ihrer Umfragen das alte System.) Ich will dieser Partei in keiner Weise das Wort reden – sie ist für mich nur ein gut sichtbares Symptom dafür, was hier passiert: die alten Grenzen sind keine mehr.
Interessant ist: hier tut sich eine neue Trennungslinie auf, nämlich zwischen denen, die noch im alten Gedankenhaus leben, und denen, die inzwischen ausgezogen sind. Letztlich ist es wieder eine Trennung zwischen dem Gewohnten und dem Neuen. Und siehe da: all die „Progressiven“ des alten Systems finden sich jetzt auf der „konservativen“ Seite: den entsprechenden Politikern fällt kaum etwas anderes ein, als verzweifelt zu versuchen, ihre neuen Gegner mit Attributen des alten Systems zu belegen, sie irgendwie einzuordnen. Und da zitieren sie das herbei, was am besten zieht: Rechtsradikalismus. Lebensschützer und neue Parteien kommen angeblich alle aus demselben reaktionären Loch gekrochen. Medien und Politik sind geradezu geil auf jedes Zitat oder Satzbruchstück, das sich für die gewohnte und nach dem alten System korrekte Zuordnung verwenden lässt. Und niemand offenbart sich hier als konservativer im negativen Sinn als die Linken.
Interessant ist: hier tut sich eine neue Trennungslinie auf, nämlich zwischen denen, die noch im alten Gedankenhaus leben, und denen, die inzwischen ausgezogen sind. Letztlich ist es wieder eine Trennung zwischen dem Gewohnten und dem Neuen. Und siehe da: all die „Progressiven“ des alten Systems finden sich jetzt auf der „konservativen“ Seite: den entsprechenden Politikern fällt kaum etwas anderes ein, als verzweifelt zu versuchen, ihre neuen Gegner mit Attributen des alten Systems zu belegen, sie irgendwie einzuordnen. Und da zitieren sie das herbei, was am besten zieht: Rechtsradikalismus. Lebensschützer und neue Parteien kommen angeblich alle aus demselben reaktionären Loch gekrochen. Medien und Politik sind geradezu geil auf jedes Zitat oder Satzbruchstück, das sich für die gewohnte und nach dem alten System korrekte Zuordnung verwenden lässt. Und niemand offenbart sich hier als konservativer im negativen Sinn als die Linken.
Doch warum hängt man so am alten System?
Einmal ist da die Gewohnheit. Die Gesellschaft, daran ist man einfach gewöhnt, bildet sich sofort selbst das gewünschte Urteil, sobald die notwendigen Schlüsselbegriffe fallen. Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, umweltschädlich, reaktionär: etwas in dieser Art als Attribut war lange Zeit das gesellschaftliche und vor allem politische Aus.
Zusätzlich jedoch wurde dieses Weltbild zu Machtzwecken ausgenutzt. Unliebsames wurde einfach entsprechend eingeordnet und mit verworfen. Das Gewicht des „Faschistischen“ hat lange Zeit eine Menge anderes mit in den Abgrund gezogen. Doch dabei wurde vergessen, auf die Mischung zu achten: zwischen dem, was wirklich und reflektiert verwerfenswert war, stieg der Anteil des Gefaketen, der Anteil dessen, was nur damit in Verbindung gebracht wurde, weil es weg sollte. Und jetzt erleben wir, dass das Gewicht des wirklich Schlechten nicht mehr ausreicht, diese Machtstrukturen zu erhalten. Plötzlich schwimmt der ganze Dreck wieder hoch, und diesmal ist es umgekehrt: das kritische Denken, das mit dem Dreck versenkt wurde, verhilft ihm jetzt zum Schwimmen. Fein durchmischt mit persönlich reflektierter Kritik taucht Antisemitismus auf. Frauenverachtung wird als Fortschritt gepriesen und Umweltschädlichkeit als Verschwörungstheorie abgetan.
Das Pendel schwingt zurück. An ihm klebt der ganze Dreck, in dem man es verankern wollte, auf dass es nie wieder schwinge. Und es trägt den Dreck geradewegs ins Lager derer, die ihn früher so verdammten.
Wir müssen aufpassen, denn leider sind auch wir Christen dagegen nicht gefeit.
Wo genau wird Frauenverachtung als Fortschritt gepriesen? Haben Sie da einen Link?
AntwortenLöschenNa ja, Multikulti als Bereicherung gesehen wird (was ich im Prinzip teile!), aber nicht mehr hinterfragt wird, was darunter eigentlich fällt, wenn sogar offen Scharia-Gerichte in unserem Land für möglich gehalten werden, deren Frauenbild nun wirklich nicht dem Ideal entspricht, wofür unsere Gesellschaft angeblich steht, dann fällt plötzlich Unrecht an Frauen unter Kulturbereicherung.
LöschenWeiter will ich das hier nicht auseinandernehmen, aber diese Richtung meine ich.
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