Ratsch-Klick! Etwas inkonsequent, daß das Fotohandy trotz Stummschaltung dennoch diesen einer alten Verschlußkamera nachempfundenen überflüssigen Lärm macht. Die Sounddesigner sollte man steinigen. Der peinlichen Situation verdanke ich nun mein kleines Icon auf der linken Seite. Wir haben die »Nacht der Lichter« in St. Agnes besucht – und damit zum ersten Mal seit dem Weltjugendtag eine bis über den letzten Platz hinaus gefüllte Kirche. Bei deser »Nacht der Lichter« handelt es sich um eine einfache Liturgie, ein Abengebet mit Liedern aus Taizé und hunderten von Kerzen, die verteilt und während des Gebetes – eine an der anderen – entzündet werden. Das Licht erinnert nicht nur in Taizé an die Auferstehung Christi; aber die Gottesdienstbesucher dachten sicherlich auch an den im August ermordeten Prior der Communauté, Frère Roger Schutz. Den Liedern folgte das, was ich für das Herzstück des Gebetes von Taizé halte: eine zehnminütige Zeit der Stille, in der jeder eingeladen ist, vor Gott still zu werden. Ein Gedanke, den ich während der gestrigen Liturgie hatte: betende Menschen sind schön – das Gebet macht den Menschen schön.
Nach dem Gebet begrüßte uns Frère Han Yol (wie schön, seine altbekannte Stimme zu hören)mit der scherzhaften Frage, wie lange man wohl von Taizé nach Köln benötigt (sieben Stunden, überschlug ich im Stillen) – seine Antwort war: sechzehn Tage. So lange war er in Deutschland unterwegs; ein Bruder auf Tour in Sachen Mailand, denn dort findet das diesjährige Europäische Jugendtreffen statt. Aber Frère Han Yol kam nicht nur, um zu sammeln. Er teilte auch mit; von der neuen Situation, in die sich die Gemeinschaft so abrupt geworfen sah. Wie geht es nun weiter? Er gab darauf keine schnelle Antwort – nur soviel, daß das Leben in der Gemeinschaft seit dem Heimgang von Frère Roger »dynamischer« geworden sei. Das habe zunächst einen ganz praktischen Grund: Den Besuchern in Taizé fiel auf, daß die Brüder nach dem Gebet die Kirche viel schneller verließen. »Frère Alois ist natürlich schneller als Frère Roger«, meinte Han Yol.
Leicht sei es ihm nicht gefallen, zur Vergebung zu finden, die der Prior seiner Gemeinschaft so sehr ans Herz gelegt hat. Als aber bei der Beerdigungsmesse Frère Alois für die Attentäterin gebetet habe, konnte er letztlich doch jedes Wort innerlich mitsprechen.
Heute, vierzig Jahre nach Unitatis Redintegratio wünsche ich der Communauté, die, wie Frère Han Yol gestern noch einmal betonte, keine neue Bewegung in der Kirche gründen will, sondern ein »Gleichnis der Gemeinschaft« sein will, die Dynamik des Heiligen Geistes … in der Einen Kirche.
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