Freitag, April 06, 2012

Wer wird denn nun gerettet?

[Von Bastian]
Pünktlich zu Ostern geht sie wieder los: die Diskussion um den Verbleib des Judas. Die Diskussion um die Frage, wer in die Hölle kommt.
Einer der Aufhänger ist dieses Mal eine Predigt von Joachim Kardinal Meisner, der an seiner Erschütterung über die Person Judas eine Betrachtung über die Rettung durch Christus fest macht. Dabei beschreibt er am Ende das Bildnis des erhängten Judas, der im letzten Moment noch mit seinen Füßen Reue zum Ausdruck bringt und so doch noch umkehrt. Judas im Himmel?
Wer in dieser Predigt eine Aussage über das Schicksal von Judas sucht, missversteht sie. Ganz bewusst wurde hier ein Kunstwerk als Aufhänger gewählt, etwas Ausgedachtes ohne irgendeinen Offenbarungsanspruch. Die Botschaft lautet nicht: Judas ist im Himmel, sondern sie lautet: Selbst wenn Du Dich für Judas hältst, kannst Du bis zuletzt – bis wirklich ganz zuletzt – noch umkehren, und Gott nimmt es an. Eine lesenswerte Predigt!

Doch darüber zu diskutieren, ob Judas nun in der Hölle sei oder nicht, und wie es mit der Hölle überhaupt ist, mutet seltsam pharisäerhaft an, vor allem wenn es darum geht, ob andere in die Hölle kommen. Die Worte der Schrift sind Appell an uns, unser eigenes Heil zu erstreben, nicht Maßstab für uns, das Heil Dritter zu beurteilen. Über das Schicksal des Judas gibt es einige Aussagen, die eine bestimmte Richtung nahe legen, aber letztlich geht es uns schlicht nichts an. Wir haben mit uns selbst genug zu tun; auf die Schuld anderer zu weisen, bringt uns nichts.

Doch wie sieht es mit dem Wahrheitsgehalt der Worte Jesu aus? Christus sagt: „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn.“ Ist das keine klare Aussage? Christus wusste, wovon er spricht. Ist das nicht einfach ernst zu nehmen?
Die Großmutter, die erfährt, dass von ihren 28 geliebten Enkeln bei einem Zugunglück 5 ums Leben kamen, schreit auf: „Oh Gott, so viele!“ Und sie murmelt: „Beim nächsten Treffen werden nur wenige kommen…“ Wer aus diesen Worte später ableitet, die Frau habe damit aussagen wollen, es seien mehr als 14 Tote gewesen, verkennt begreiflicherweise die Situation.

Gottes Taten und Worte sind Taten und Worte, die aus der Liebe stammen. Aus der Liebe zu jedem einzelnen von uns. Beim Betrachten dessen, was Gott heute am Karfreitag für uns tut, erschüttert diese Liebe. In Gottes Augen ist jeder einzelne Verlorene viel zu viel! Die Liebe ist das Licht, in dem Gottes Worte zu sehen sind. Am Karfreitag richtet sich der Blick nicht auf vermeintliche Zahlen und Fakten, sondern auf die Leidenschaft Gottes.

1 Kommentar:

  1. Ich war zugegebenermaßen erst etwas irritiert, weil ich auch eher verstanden habe, dass der Kardinal den Judas, der schließlich von der höchsten Autorität der "Sohn des Verderbens" genannt wird, im Himmel orten würde.
    Deine Deutung: "Selbst wenn Du Dich für Judas hältst, kannst Du bis zuletzt – bis wirklich ganz zuletzt – noch umkehren" ist allerdings spitze!
    Was mit Judas letztendlich ist, weiß der Liebe Gott am Ende am besten.

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