[Von Bastian]
Der Geist weht bekanntlich, wo er will.
Jahrhundertelang hat er uns damit herausgefordert: kein menschengemachtes Konzept war möglich, das er nicht irgendwann gesprengt oder verlassen hätte, wenn es nicht sprengbar war. Die Botschaft war und ist immer: Gott ist größer, Gott ist anders. Der Geist ist frei und macht frei. Er reißt persönliche Grenzen ein, lockt aus dem Gewohnten heraus ins Dynamische. Der Geist schafft Frieden. Er erweitert den Blickwinkel und verhindert so eine verknöcherte Selbstbezogenheit, aus der Konflikte entstehen. Der Geist ist sanft, denn er macht keinen Druck, sondern führt in die Weite. Die Taube ist ein schönes Bild für ihn: der friedliche Vogel, der sich überall niederlassen kann.
Wer ihm zu folgen versucht, erlebt: das ist anstrengend, denn der Geist hat Tempo drauf! Zumindest mir geht das so. Tauben gehören zu den sehr schnellen Fliegern. Ständig wird man von ihm korrigiert und gewandelt – nicht als Vorwurf, sondern als persönliche Entwicklung. Denn der Geist ist bei jedem ganz persönlich.
Auch das ist das Wesen des Geistes: er ist uns voraus. Dabei ist der größte Kampf der, unsere Vorstellungen vom richtigen Lebensweg loszulassen. Wir sind ihm am nächsten, wenn wir uns klar sind, dass er Gott ist, dass er der Herr ist und dass er größer ist. Wenn wir über uns hinauswachsen können, weil er uns dazu befähigt.
Für mich ist das essentiell: der Geist stellt MICH in Frage. Immer. Denn nur, wenn ich ihm meine Grenzen anvertraue, kann ich ihm folgen. Und auch Grenzen habe ich immer.
Da ich noch keinen grenzenlosen Menschen kennengelernt habe, misstraue ich jedem, der die Sache umkehrt. Der nicht dem Geist folgt, sondern ihn im Gegenteil für sich in Anspruch nimmt. Es ist eine billige Methode, die eigenen Gedanken zum Wirken des Geistes zu erklären, weil andere durch sie herausgefordert werden. Der Geist ist Gott sei Dank kein Vogel, der persönlichen schrägen Gedanken Flügel verleiht.
Es ist eine Sache, dem Geist zu folgen und andere mit ihm bekannt zu machen, oder besser: das zu versuchen. Es ist eine andere Sache, andere aufzufordern, mir zu folgen, weil ich angeblich den Heiligen Geist habe. Das erste führt in die Freiheit, das andere in die Abhängigkeit. Bei Forderungen im Namen des Geistes geht bei mir die Warnlampe an. Dort wird nicht in die Weite geführt, sondern Druck aufgebaut. Das mag erst einmal wirken, doch irgendwann merkt man, dass der Geist weht, wo er will.
Das Gebet mag gegenüber der Forderung schwach aussehen, aber der Adressat ist stärker: das Gebet geht zu Gott, die Forderung an die Menschen. Eine Gebetsinitiative mag klein wirken gegen geplante mediale Meinungsmache, doch sie ist stärker, weil Gott stärker ist.
Der Beter vertraut sich Gott an und kann nehmen, was er von ihm bekommt, denn er weiß sich geborgen. Er ist dem Forderer, der nur eine (seine) Richtung kennt, weit überlegen.
Sehr schön, danke.
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