[Echo Romeo] Pfingsten wurde zu Recht in vielen Festpredigten als Fest der Einheit der Kirche gepriesen. Die Lesung aus der Apostelgeschichte stellte uns das Bild der vielsprachigen Völker vor Augen, die die Botschaft von den Großtaten Gottes in ihrer eigenen Sprache hören und verstehen.
Ich habe ein wenig davon in den letzten Wochen gespürt, als wir uns in einem kleinen Team zur Vorbereitung eines Glaubenskurses im Düsseldorfer Maxhaus trafen. Die innere Einheit war da, und niemand mußte sich beim anderen fragend vergewissern: Glaubst du eigentlich auch das, was ich glaube?
Meine Überzeugung: Einheit, die der Heilige Geist schafft, ist mehr als eine rein menschliche Einheit. Diese ist im schlechtesten Fall Burgfrieden; im günstigsten Fall die Einigung auf einen gemeinsam zu vertretenden Nenner … und den Rest »muß jeder für sich selbst entscheiden«. Um die Einheit in der Kirche muß und darf gerungen werden, aber zuerst und vor allem ist sie eine Gabe des Heiligen Geistes. Sie ist nicht pragmatisch, sondern göttlich. Sie befriedet nicht, sondern bringt Frieden hervor.
Einheit ist wie die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn am See von Tiberias. Der Blick der Jünger ist vom Selbst weggewandt, weg von den frustrierend leeren Netzen nach einer durchwachten Nacht. Einheit entsteht in der Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, der das Kohlenfeuer vorbereitet hat und die Jünger erst einmal zu einem herzhaften galiläischen Frühstück einlädt.
Das Auferstehungsgeschenk der Einheit wird um Petrus herum gegeben. Es ist Petrus, der die dreifache Frage Jesu am Kohlenfeuer beantworten muß: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Wer sich zu Petrus hält, bricht nicht mit der Einheit.
Ich finde, es gibt zwei zeitgemäße Sünden gegen die Einheit. Die brutalste ist zu sagen: Du gehörst nicht dazu! Das ist die Anmaßung einer Schlüsselgewalt, die in der Kirche nur Petrus besitzt. Wir müssen die Vielheit der Meinungen in der Kirche aushalten: »Wurde denn Küng für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf den Namen Tänzlers getauft?«
Die zweite Anmaßung ist, die Einheit auf technischem Wege, im Prozeß einer Konsensbildung zu erzielen. Das ist eine menschliche, aber in der Kirche zu billige Einheit, so sinnvoll sie im politischen Geschäft sein mag, wo es um Machbares, nicht aber um Wahrheiten geht. »Dialog« bedeutet hier, erst mal Positionen in den Ring zu werfen – damit sie auch da bleiben. Was einmal Gegenstand des Diskurses ist, kann andernorts kaum mehr als »sündhaft« bezeichnet werden und wird sich irgendwann auf dem Weg der Infiltration durchsetzen. Soweit die Strategie. Ich halte es für bezeichnend, daß Vertreter dieser zweiten Haltung in ihren führenden Proponenten Politiker und Gremienvorstände sind.
Wir werden die Einheit des Heiligen Geistes nur zu den Bedingungen des Heiligen Geistes erreichen: Und das bedeutet, in der Einheit mit Petrus um die Gabe des Geistes zu beten. Dialog hin, Verhandlung her: Ohne das geht’s nicht.
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