Donnerstag, Februar 02, 2012

Frohbotschaft ohne "Drohbotschaft" = No Botschaft.

[Von Bastian]
Wieso? Wieso soll es nicht möglich sein, einfach etwas Gutes zuzusagen? Ist Gott nicht die Liebe, das Gute schlechthin, ohne Böse zu sein? Wessen Wahrheit wird mit Drohungen verkündet?
Das klingt in sich zumindest erst einmal logisch.

Ein Gleichnis.
Wenn jemand krank ist, kann ich ihn glücklich machen, indem ich ihn heile. Wenn der Patient jedoch behauptet, er sei nicht krank, wird es kompliziert. Irgendwie muss er das Medikament schlucken. Was tun?
Vielleich kann ich ihn durch Manipulation dazu zu bringen, das Medikament aus irgendwelchen anderen Gründen zu schlucken. Wenn er schon nicht kapiert, dass er es braucht, könnte er es ja schlucken, weil die Gesellschaft der anderen Patienten so nett ist und er auch dazu gehören will. Man könnte das Medikament auch schlucken, weil man dann zum kleinen Kreis derer gehört, die wirklich wissen, was Pillen sind. Oder weil der Apotheker so nett ist. Allerdings funktionieren all diese Dinge auch ohne das Medikament. Es wird nicht regelmäßig eingenommen oder durch Kuchen ersetzt.
Ich habe jetzt 2 Möglichkeiten, den Patienten froh zu machen. Die eine ist, dass ich ihn aufkläre und dann heile. Die andere ist, dass ich ihm erkläre, er sei gar nicht krank. In beiden Fällen ist das Thema Krankheit vom Tisch.
Um im Bild zu bleiben: warum kann ich ihm nicht einfach die Gesundheit zusagen? Ist es nicht Ziel der Pharmaindustrie Gesundheit, die nicht durch Leiden erkauft werden muss? Wer hat etwas davon, dem Patienten mit Siechtum zu drohen?
In diesem Zusammenhang klingen die Fragen außerordentlich dämlich. Es gäbe keine Heilung. Um geheilt zu werden, muss ich wissen, dass ich krank bin.

Kann ich das übertragen?
Ich weiß nicht, wie es anderen Menschen da geht, aber ich liefere mir meine Antwort selbst. In meinem Fall kann ich. Ich weiß, dass ich vor Gott krank bin. Ich kenne meine Sünden, oder zumindest einige davon. Ich weiß, dass ich Gottes Medizin brauche.
Im Inneren weiß das wohl jeder Mensch. Und für jeden Menschen ist es immer wieder schwer, dieser Tatsache ins Gesicht zu sehen. Aber da mein Arzt ein guter Arzt ist, kann er diagnostizieren. Das ist die Rolle der „Drohbotschaft“: die Diagnose. Sie zeigt mir, was mein Problem ist. Mein Arzt droht mir nicht, mich krank zu machen, sondern zeigt mir, warum ich seine Therapie brauche. Ihn dafür verantwortlich zu machen ist so sinnvoll, wie den Meteorologen für das Wetter anzuklagen. Die „Drohung“ ist gar keine. Sie ist das, was ich wissen muss, um die richtige Therapie zu wählen und zu verstehen.
Wenn die Verkündigung darauf verzichtet, die Situation beim Namen zu nennen, ist sie keine. Sie wäre fruchtlose Beschwichtigung. Wie ein Ärzteverband, der verlauten lässt, es sei nicht mehr zeitgemäß, von Krebs zu sprechen – „persönlich einzigartige Wachstumsformationen“ seien angemessener und zudem nicht ängstigend. Geschwätz. Eine Krankheit ohne Folgen ist keine. Eine Heilung von etwas Unerheblichem ist überflüssig. Ein Arzt, der nicht diagnostiziert, heilt nicht. Eine kranke Gesellschaft, die ihre Krankheit nicht kennt, ist noch kranker. Wer nicht alles sagt, hat nichts zu sagen.

Deshalb gehört die „Drohbotschaft“ untrennbar zur Verkündigung: sie ist Teil des Heilsplanes Gottes für uns, der aus Diagnose und Therapie besteht. Gott manipuliert nicht. Er spielt immer mit offenen Karten und wünscht, dass ich seine Therapie selbst wähle. Er entmündigt mich nicht, um mir dann die Erlösung freundlich unterzuschieben, sondern er sagt mir die Wahrheit. Die ganze Wahrheit.

10 Kommentare:

  1. Es kommt natürlich immer auf den Ton an. Wirklich drohen ist wohl nicht angemessen oder zielführend. Aber als Drohbotschaft wird ja gerne schon mal bezeichnet, wenn man NICHT die Allerlösung predigt.

    AntwortenLöschen
  2. Sicher. Ich meine die Botschaft im Sinne von Inhalt der Botschaft. Dass man sich im Ton vergreifen kann, ist klar.

    AntwortenLöschen
  3. Ok, wie gewünscht mein Kommentar auf Facebook auch hier:
    Also erst mal hab ich Probleme mit dem DROHEN. Ich finde, dass dein Vergleich da hakt. Denn ein Arzt, der dem Patienten sagt, was Sache ist, DROHT ja nicht ("Sie werden elendiglich verrecken!"), sondern stellt eine Tatsache fest: "Sie haben Krebs". WIE ein Arzt das tut, kann unterschiedlich sein, feinfühlig oder ruppig, aber in keinem Fall ist es eine Drohung. Wenn der Arzt dem Patienten dann noch sagt: "Wenn Sie das und das machen, haben Sie eine gute Chance", dann könnte man das übertragen als "Frohbotschaft" definieren, weil an ihrem Ende die Hoffnung auf Überleben steht. Deine Überschrift stimmt aber dann nur zur Hälfte ((bzw. gar nicht) - und so kann auch die Übertragung nicht stimmen. MEINE ich. Vielleicht irre ich mich auch. Aber selbst Johannes hat nicht gedroht ("kehrt um, sonst kommt ihr in die Hölle"), sondern eine Tatsachendarstellung ("kehrt um" = weil ihr auf dem falschen Weg seid) mit einem Therapieangebot verknüpft ("...und glaubt das die frohe Botschaft"). Was also sowohl beim Arzt als auch bei der christlichen Botschaft passiert, ist ein Appell an das VERTRAUEN, auf etwas/jemanden, das/der zum Guten (=Leben) führt.
    Wenn man die Heilungsgeschichten anschaut, verlaufen sie immer nach demselben Muster: "Was willst du, was ich dir tun soll?" - "Ich möchte gesund werden". Kein einziger bittet um die Vergebung seiner Sünden (was das Pendent zu DEINER "Diagnose" wäre. Sondern die "Patienten" wissen schon die Diagnose ("Ich bin krank") und bitten um Heilung. Die Sündenvergebung bekommen sie als DREINGABE. Ohne Diagnose. Die Erkenntnis, dass DAS eigentlich die Hauptsache war, kommt immer erst hinterher. Nach der beglückendern Erfahrung mit Jesus, dem ARZT. So entsteht Vertrauen, das dann auch eine "Selbstdiagnose" erlaubt: "Ich brauche diesen Mann nicht nur für meine lahmen Beine, sondern für mein Leben."

    AntwortenLöschen
  4. Das stimmt. Ich denke allerdings, dass die Botschaft der Kirche heute nicht die ist, dass man körperlich gesund wird. Die Botschaft ist die Erlösung. Ich betrachte das Thema in diesem Kontext.

    Auf jeden Fall entdecke ich in Antworten viele weitere Aspekte. Beschrieben habe ich davon nur einen - das Thema ist riesig. Und heikel. Aber gerade weil es heikel ist, muss man es einfach an einer Stelle mal anpacken. Vielleicht um dann zu entdecken, dass es eine Stelle ziemlich am Rand war...

    AntwortenLöschen
  5. Ich finde es an sich schon wichtig, weil eine DROHUNG letztlich nicht sehr lange Bestand hätte. Natürlich kann sie im Patient/Arzt-Beispiel wirken: "Wenn Sie das Antibiotikum nicht dreimal täglich nehmen, kriegen Sie womöglich eine Herzmuskelentzündung und können dran sterben, Sie Narr!" So kann man einen störrischen Patienten, der nicht lebensmüde ist, vielleicht überzeugen. Nicht aber jemanden, der überzeugt ist, dass alles in allerbester Ordnung ist. "Wenn du nicht zu mir kommst, Du Mühseliger und Beladener, dann wanderst du in die Hölle, Gutester!" überzeugt keinen, der - viuelleicht verzweifelt - nach Sinn sucht, der etwas vermißt, ohne sagen zu können, was es ist, der nicht weiß wohin mit seinen Nöten und Sorgen. Wenn du dem sagst: Beweg dich mal auf Jesus zu. DER hat ein Heilmittel für DEINE Bedrängnisse - dann ist die Chance eine ganz andere, dass er das mal wagt. Vor allem, wenn DU eine vertrauenswürdige Person bist. Hätte mir jemand gesagt: "Du kommst in die Hölle, wenn du nicht voll auf Jesus vertraust", hätte ich nicht nur abgewunken, sondern mich NIE wieder auch nur einen Zentimeter in die christliche Richtung bewegt. Vertrauen ist immer personal und braucht immer einen (guten!) GRUND. Und eine Drohung kann mE nicht ein tragbarer Grund sein. Weder für Erwachsene noch für Kinder.

    AntwortenLöschen
  6. Streng genommen droht die Kirche ja überhaupt nicht. Der Drohende muß immer auch die Möglichkeit besitzen, die Drohung wahrzumachen, sonst wäre es ja keine Drohung. Da es aber nicht die Kirche ist, die einen Menschen in die Hölle fahren läßt sondern erstens der betreffende Mensch selbst und zweitens Gott (in dem Sinne, daß er sich der Freiheit dieses Menschen nicht in den Weg stellt, was dann leider dazu führt, daß es wohl der Eine oder Andere in die Hölle schafft) so ist die Botschaft der Kirche eigentlich nur eine Warnbotschaft. Es hat mich immer genervt, daß irgendwelche Oberschlauen nur um des Reimes Willen mit diesem bekloppten "Frohbotschaft statt Drohbotschaft" antanzten.

    AntwortenLöschen
  7. Der Begriff "Drohbotschaft" steht aber leider im Raum...
    Ich finde "Warnen" auch viel präziser. Ich "drohe" ja auch nicht mit der Schwerkraft, wenn meine Kinder auf zu dünne Äste klettern, oder mit einer Erkältung, wenn sie barfuß mit nassen Haaren draußen herumrennen.
    Das habe ich aussagen wollen. Die Kommentare gehören dazu.

    AntwortenLöschen
  8. Ja, klar steht der Begriff im Raum. Ich hoffe, Du hast das "Oberschlaue" nicht auf Dich bezogen ;-) So war es natürlich wirklich nicht gemeint. Ich meinte die "Erfinder" dieses Slogans.

    AntwortenLöschen
  9. Äh, ne. Auf die Idee binnichnich gekommen. Schade, ich hätte Dir so gerne gedroht.

    AntwortenLöschen
  10. Ich finde, »oberschlau« paßt ganz gut …

    AntwortenLöschen