Mittwoch, Februar 15, 2012

Vorauseilend in die Irre.

[Von Bastian]
Interessantes Gespräch mit meinem Bloggervater. Thema: die immer wiederkehrende Forderung nach dem Priestertum der Frau. Wir besprachen jedoch nicht den Gesichtspunkt, dass das Thema längst entschieden ist, sondern die Ansicht vieler, die erwarten, dass sich die Haltung der Kirche auch zu Dingen, die sie endgültig entschieden hat, im Laufe der Zeit ändern wird. Diese Ansicht hat Konsequenzen.

Erst einmal sind es innere Konsequenzen. Ich betrachte die Kirche nicht mehr als das, was sie ist, sondern als das, was sie meiner Meinung nach einmal sein wird. Ich ersetze die Kirche, die ist, durch eine Fiktion, die nicht ist. Dieser Fiktion folge ich im vorauseilenden Gehorsam.
Der nächste Schritt sind auch äußere Folgen: wenn sich die Kirche nicht in die Richtung entwickelt, die meiner Fiktion entspricht, entfernt sie sich in meinen Augen von ihrem eigentlichen Weg. Es ist dann vermeintlich meine Verantwortung, sie in ihrem eigenen Namen zu korrigieren. Je nachdem, wo meine Fiktion liegt, kann ich WiSiKi gründen, die Pfarrerinitiative oder auch die Piusbruderschaft.
Ich lebe nicht mehr aus der Lehre, sondern aus meiner Erwartung. Diese Erwartung kann mich blind für das machen, was von Gott kommt, weil ich nur auf etwas ganz bestimmtes fixiert bin. Ich bin wie viele Zeitgenossen Jesu, die den Messias nicht erkannten, weil sie darauf warteten, dass endlich etwas offenbart würde, das sie schon lange wussten.

3 Kommentare:

  1. Sehr schön auf den Punkt gebracht!

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  2. Zufall oder nicht - mein Blogbeitrag mit ähnlicher Richtung. Schöner Blog hier jedenfalls - alles Gute und Gottes Segen!

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  3. Diese Zeilen ermutigen mich, das Wort "Kirchenträume" in Zukunft mit "Fiktionen" zu übersetzen!

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