Freitag, Oktober 05, 2012

Piusbruderschaft – wie darauf reagieren?


[Von Bastian]
Dass es mit den Piusbrüdern und uns erst einmal nichts wird, hatte ich befürchtet. Mir tut das sehr leid – um ehrlich zu sein am meisten für Papst Benedikt, danach erst für die Piusbrüder selbst. Es wäre eine tolle Sache gewesen.
Worüber ich mir aber fast noch mehr Gedanken mache, sind die Reaktionen auf das Ende der Gespräche, meine eigenen und die, die ich im Internet lese
Natürlich ist man selbst emotional an einem solchen Prozess beteiligt. Natürlich macht sich diese Emotion Luft, wenn das Ergebnis feststeht, in Form von „Endlich!“ oder „Oh nein!“. Und natürlich muss man selbst erst einmal ein eigenes Verhältnis zu den neuen Tatsachen finden.
Mir ist dabei wichtig, dass ich Mitglied der Römisch-Katholischen Kirche bin, und das aus Überzeugung. Meine Kirche gibt es nur in Einheit mit Rom. Das ist eine Herausforderung, denn der ganze Einigungsversuch lief so ab, dass es durchaus zu Konflikten in mir selbst kommen konnte: ich hätte vieles anders gemacht und anders reagiert und überhaupt! Das ist erst einmal legitim, doch irgendwann muss ich wieder ruhig werden und mein Vertrauen auf Gott über die eigenen Bedenken stellen. Das ist immer wieder auch ein Willensakt – leichter ist das Verharren in der eigenen emotionalen Position.

Wenn ich als Ergebnis festhalte, dass Rom nun endlich das getan hat, was ich ohnehin bereits wusste, bin ich auf derselben Schiene wie die Piusbruderschaft: ich ordne Rom meiner Meinung und Interpretation unter. Rom hat mir zu folgen und war hier folgsam, wenn auch etwas langsam. Wenn ich mich daran festhalte, Rom habe einen großen Fehler gemacht, und auf bessere Zeiten warte, habe ich genau die Position der Piusbruderschaft, die sich als nicht einigungsfähig herausgestellt hat: ich folge dir, wenn du hingehst, wo ich hin will. Ich kann nicht jemandem folgen, auf den ich gerade warte.

Die Falle, die sich hier gleichermaßen in Richtung der Freunde und der Gegner der Bruderschaft auftut, ist die Versuchung, selbst zu bestimmen, was katholisch ist, und im Namen des Katholizismus zum Kirchengegner zu werden.

Warum aber soll ich keine eigene Meinung haben? Es kann doch nicht sein, dass ich die beim Kircheneintritt an der Garderobe abgeben muss, wenn ich mich katholisch nennen will. Tut der Autor dieser Zeilen nicht gerade genau dasselbe: bestimmen, was katholisch ist? Die Frage ist essentiell, denn Katholizismus kann und darf keine Bevormundung sein.
Dieser Einwand ist immer berechtigt, wenn es um politische – auch kirchenpolitische – Fragen geht. Das hat etwas mit der Einschätzung einer Situation zu tun, mit Taktik und Kalkül. Das aber stand hier nicht zur Debatte. Hier ging es um eine Frage der Wahrheit: lässt sich die Piusbruderschaft von ihrem Glauben her in die katholische Kirche einordnen? In Fragen dieser Art entscheidet die Kirche.

Der Blick darauf, dass es hier um eine Glaubensfrage geht und nicht um Politik, wurde oft verstellt. Immer wieder wurden in den Diskussionen taktische und politische Aspekte angeführt. Diese Aspekte gibt es, nur dass sie hier mögliche Folgen der Entscheidung waren, nicht aber mögliche Gründe dafür. Der Glaube ordnet sich keinen taktischen Überlegungen unter. Erzbischof Müller sagt: „Wir können den katholischen Glauben nicht den Verhandlungen preisgeben. Da gibt es keine Kompromisse.“ Mit dem Ausspruch macht er nicht klar, dass die Kirche endlich einmal ihre Identität bewahren will. Er setzt auch kein Zeichen, dass die Kirche weniger „rechts“ ist, als viele meinen. Es geht nicht um die Außenwirkung, sondern um viel mehr: um die Wahrheit. Uns so sehr ich bereit bin, bei der Außenwirkung mitzureden, bin ich auch bereit, in Wahrheitsfragen Rom zu folgen. Genau darum bin ich schließlich in der Kirche: weil ich in ihr Gott finde und mich durch sie von Ihm leiten lasse. Die Person von Erzbischof Müller spielt da gar keine Rolle.

Das Ergebnis ist kein Sieg für irgendjemanden und auch kein Verlust. Es ist das Feststellen einer Tatsache. Um diese Tatsache selbst wird es ohne neue Aspekte nicht mehr gehen, doch auf dieser Basis wird es weiter gehen. Ich denke, die Botschaft der Kirche an uns ist diese: Kopf frei von Enttäuschung und Genugtuung und Ring frei für die nächste Runde von Gesprächen und Gebeten.

3 Kommentare:

  1. Wenn man das Verhältniß zwischen der FSSPX und dem Vatikan seot 1975 beobachtet stellt man fest es gibt immer wieder den selben Ablauf Rom versucht die FSSPX immer wieder auf Linie zu bringen das läuft auch immer nach dem selben Schema ab der Papst wünscht Gespräche diese finden statt es kommt zu keiner Einigung Rom legt einen Text zur Unterschrift vor der seit 1975 am Schluß immer wieder letztendlich bedeutet alles daß zu akzeptieren wogegen die FSSPX steht bis zum Jahr 1988 hatte Ropm auf Grund des Alters von Mgr Lefebvre ein gewisses druckmittel daß ging aber verloren durch die Bischofsweihen vom 30.6. daß die damals geweihten Bischöfe nicht zögern ebenfalls Bischofskonsekrationen vor zu nehmen ist seit dem Jahr 1991 klar wo eine solche in Campos stattgefunden hat Interesant würde die Sache jetzt nur wenn Rom zur Exkommunikation schreiten würde aus inhaltlichen Gründen den das würde bedeuten man kann heute innerhalb der offiziellen Strukturen nicht mehr das Glauben und vertreten was die Kirche bis zum Jahr 1962 vertreten hat einen hinweis wie eine solche" Exkommunikation" ausehen könnte gibt der mehr oder weniger offen haeretische "Traditionsbegriff" im Motu Proprio Ecclesia Dei von Papst Johannes PaulII sollte das zur offiziellen Lehrmeinung der Kirche werden dann sieht die Frage vor der der traditionelle Katholik steht ganz anders als bisher aus man müßte sich zwar nicht der berüchtigten Frage der "Sedisvakants des päpstlichen Stuhles stellen" aber zuminderst die Möglichkeit der These des Sediprivationismus in Erwägung ziehen zur zeit jedoch besteht für die FSSPX kein Grund auch nur einen millimeter an ihrer Haltung zu verändern

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    1. Es geht in diesem Beitrag nicht um die Frage, ob die Piusbruderschaft recht hat oder nicht. Es geht um die Frage, wie man als Katholik mit einer Entscheidung Roms umgeht, gerade auch wenn sie einem nicht passt. Insofern werde ich auf die genannten Argumente hier nicht eingehen - das würde am Thema vorbei gehen.

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  2. Danke!
    Genauso isses, wir sind dann katholisch, wenn wir das berühmte "Roma locuta, causa finita" auch und gerade dann annehmen, wenn es uns gerade nicht passt.
    Passt uns das was Rom macht und sagt nicht, so haben wir unser Gewissen daran zu schärfen.
    Und erst wenn wir das wirklich gemacht haben, können wir Henry Newmanns berühmten Satz mit dem Toast auf den Papst und das Gewissen, aber zuerst auf das Gewissen verstehen.
    Gewissen ist nämlich was anderes als Meinung und Überzeugung.

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