Dienstag, November 22, 2011

Warum ich die Handkommunion liebe

[von Bastian]

Auf Facebook bin ich gebeten worden, zu beschreiben, wie die Handkommunion mir Christus und die Kirche erschließt. Ich möchte dem nachkommen. Die Leser bitte ich, diesen Text als rein persönliches Zeugnis zu sehen, als eine Gelegenheit, neben all den Diskussionen einmal vom eigenen Glauben zu erzählen.

Sollte es Leser geben, die mit der Thematik nicht vertraut sind: in der katholischen Kirche gibt es beim Empfang der Eucharistie, also dem Leib Christi in der Gestalt der in der Messe gewandelten Hostie, zwei unterschiedliche Weisen: die Hand- und die Mundkommunion. Bei der Mundkommunion legt der Priester die Hostie direkt in den geöffneten Mund des Empfangenden, auf dessen Zunge. Bei der Handkommunion legt der Austeilende die Hostie in die linke Hand des Empfangenden, der sie unmittelbar darauf mit der Rechten zum Mund führt und isst.
Beide Formen sind erlaubt. Beide Formen ändern nichts am Empfang der Heiligen Kommunion. Und doch sind beide Formen unterschiedlich, weil sie für den Empfangenden ein unterschiedliches Erleben des Eucharistieempfangs bedeuten. Es kann eine unterschiedliche Haltung darin zum Ausdruck kommen. Daher gibt es intensive Gespräche darüber, die letztlich dazu dienen, das Geheimnis der Eucharistie tiefer zu verstehen.

Ich kann mich erinnern, dass ich nach meiner Frühkommunion als Kind wie alle die Mundkommunion empfing, und wie mir später erklärt wurde, wie die Handkommunion „geht“. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann in diese Form sozusagen immer mehr verliebt: sie wurde mir immer wichtiger und ist es bis heute. Auch die schrägsten Zeiten meines Lebens haben nie an meiner Ehrfurcht vor der Eucharistie gerüttelt: das ist Christus selbst.
In der Handkommunion fasst sich für mich das ganze Geschehen der Messe in einem Augenblick zusammen: Gott kommt in Gestalt der Hostie zu mir und ich empfange ihn. Ich will versuchen, das genauer zu beschreiben.

Christus hat sich den Menschen ausgeliefert. Sie haben ihn gekreuzigt. Oder besser: ich habe ihn gekreuzigt. Denn dass es meine Sünde ist, für die er sterben musste, ist mir sehr klar. Dass ich ohne sein Opfer für Gott nicht erreichbar wäre und Gott nicht für mich, weiß ich. Gott hat sich in meine Hände gegeben und endete am Kreuz. Er wusste, dass genau das passieren würde, wenn er sich mir ausliefert, und er hat es getan, weil er so die Sünde, die zwischen uns stand, überwinden wollte. Dies schenkt er mir in der Eucharistie, indem er sich selbst schenkt. In ihm ist das alles enthalten und noch viel mehr. Wenn er sich mir bei der Eucharistie mit der gleichen Liebe wieder in die Hände gibt, aber dieses Mal alles in seiner Vereinigung mit mir endet, ist sein Opfer für mich in der rechten Weise nachvollzogen. Er gibt sich und ich nehme ihn auf.

„Nehmet und esset“. Das Nehmen ist für mich wichtig, weil es das wenige ist, das ich tun kann. Es ist mir nicht wichtig, weil es der Eucharistie irgendeinen Aspekt hinzufügen würde, sondern weil es mein aktives „Ja!“ ist, meine kleine Gelegenheit, ihm Dank zu sagen für das Unglaubliche, was gerade geschieht. Darum liebe ich den Kommunionempfang mit der Hand. Dieser zusätzlicher kleine Schritt steht nicht zischen mir und der Unmittelbarkeit des Eucharistieempfang, sondern er macht sie für mich das Unmittelbare erst greifbar. Er gibt mir die Möglichkeit, Christus für sein Opfer zu danken, indem ich genau das tue, was er sich von Herzen wünscht: indem ich es annehme.
Entsprechend dem wenigen, was ich von Christus verstehen (besser: erahnen?) darf, ist die Handkommunion die Form, in der ich Christus empfange, wie er von mir empfangen werden möchte. Da Gott in keiner Weise meinem Verstehen entspricht, kann das alles natürlich nur für mich gelten. Ich bin der Beschenkte, weil Gott mich liebt. Aber gerade weil er mich liebt, weiß ich auch, dass er sich über meine Gegenliebe freut. Wenn ich Gottes Liebe ernst nehme, dann ist nicht nur er meine Freude, sondern auch ich bin seine. Wenn ich die Vergebung ernst nehme, die Christus mir erwirkt hat, dann bin ich tatsächlich zu jemandem geworden, der Gott durch Gegenliebe erfreuen kann, nicht mehr unwürdig, sondern plötzlich würdig gemacht. Dann darf und muss ich begreifen, dass Gott am Kreuz starb, um mit mir zusammen sein zu können. Es ist, als ob Gott im Sakrament zu uns sagt: „Meine Sehnsucht nach Dir ist in der Eucharistie größer als Deine Sehnsucht nach mir. Meine Freude an allem, was Du für mich tust, ist jenseits dessen, was Du Dir vorstellen kannst! Deshalb bin ich für Dich gestorben und lebe jetzt für Dich.“ Ich finde es schwer, dies zu glauben: dass Gott sich nicht nur herabließ, mir zu vergeben, sondern dass er sich nach mir sehnt. Er erhofft sich als Antwort von mir auf sein Opfer nicht, dass ich in der gebotenen Ehrfurcht erstarre, sondern dass ich seine Liebe erwidere. Ich kann das nur in der Demut akzeptieren, die mir möglich ist. Aber wenn ich es glaube, und wenn mein Glaube noch so klein ist, kann ich in diesem Zusammensein nicht schweigen.
Der Moment, in dem Christus in meiner Hand liegt, ist für mich der Moment, in dem ich seine Liebe dadurch erwidern kann, dass ich selbst mit gläubigem Tun auf das antworte, was er für mich tut. Ich tue es nicht für mich, sondern für ihn. In diesem Moment überwinde ich mich und versuche, das Unerhörte anzunehmen: dass er in seiner Liebe nicht nur an mir handeln will, sondern ebenso mein Handeln ersehnt. Es ist eine unbeholfene Liebeserklärung an Gott, der Versuch einer Erwiderung der Liebe, die er mir schenkt. Das ist für mich in dem Moment enthalten, in dem ich die Hostie esse.

Ich habe so gerade durch den Eucharistieempfang entdeckt, dass die Kirche nicht ein Überbau ist, der sich zwischen Christus und mich stellt und mein Glaubensleben verwaltet. Vielmehr stellt sie mir die Gelegenheit bereit, bei der meine Erlösung wirklich stattfindet und erlebbar wird. Sie stellt mich vor Gott, ganz unmittelbar. Diese Entdeckung hat meine Angst vor der Kirche und Gott in Liebe zur Kirche und Gott verwandelt. Viel zu wenig Liebe, aber immerhin. Ich freue mich darüber, und Gott freut sich auch.

15 Kommentare:

  1. Vielen Dank für dieses Bekenntnis. Es ist so etwas wie Jesus Christus aktiv beweisen: Ich kreuzige Dich nicht noch einmal weil ich Dich liebe und Du mich liebst. Denn bei der Handkommunion könntest Du ja auch anders handeln. Das kann ich verstehen, auch wenn ich die Mundkommunion bevorzuge.

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  2. Dennoch gilt es zu bedenken, dass der Hl. Vater diesbezüglich klare Zeichen setzt, die Mundkommunion die Normalform des Kommunionempfanges ist und die Handkommunion jedoch lediglich ein Indult darstellt.

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  3. Persönlich bin ich ein Befürworter der Mundkommunion. Trotzdem finde ich diesen Beitrag bemerkenswert. Würden alle "Handkommunikanten" den Herrn in dieser Gesinnung empfangen, stünde es um Glauben und Kirche besser und viele Debatten würden sich erübrigen!

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  4. Danke für dieses Zeugnis! Ich sitze auch grade (im Geiste) an einem Beitrag zum Thema und Dein Input kommt genau richtig. Ansonsten schließe ich mich kommentierenderweise voll und ganz sursum corda an.

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  5. Danke für die Rückmeldungen. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich etwas so persönliches bloggen kann. Ich kam zu dem Schluss, dass es für mich angebracht ist, meine ganzen Diskussionsbeiträge immer wieder in Gott zu erden. Wenn ich öffentlich in die Kritik einsteige, muss ich auch öffentlich bekennen, sonst wird es hohl.

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  6. Danke für dieses wunderschöne und tiefsinnige Zeugnis. Es läßt mich die Handkommunion noch einmal ganz neu und sehr positiv betrachten, wenn ich auch selbst der Praxis der Mundkommunion den Vorzug gebe.
    Ganz lieben Dank!

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  7. Anonym7:04 PM

    Danke für deinen Beitrag. Du hast Vieles von dem ausgedrückt, was ich auch - bisher eher halbbewusst - so empfinde.

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  8. Danke. Dieses Zeugnis des Glaubens ist ein wirkliches Geschenk für uns alle.

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  9. Anonym11:42 PM

    Was mich interessieren würde:
    Haben Sie es erlebt, bei der Erklärung, wie Handkommunion "geht" oder später einmal, dass man, wenn man Christus in der Form der Handkommunion empfängt, verpflichtet ist nachzuschauen, ob auch kein Partikel mehr auf der Handfläche liegt, nachdem man kommuniziert hat? Falls man einen Partikel findet (und das kommt gar nicht so selten vor, trotz Hostiensieben und bei gebrochenen, großen Hostien leider vermehrt), muss man ihn mit den Fingern oder dem Mund aufnehmen und konsumieren, damit er nicht zu Boden fällt. Auch ein Zeichen der Anbetung: Kniebeuge oder Verneigung, vor und nach dem Empfang soll gesetzt werden. Aber wer macht das so? (Das zweite sieht man ab und zu.)
    Das habe ich noch nie (außer in der letzten Zeit mal in Internetforen) sagen hören und war (vor Jahren)sehr erstaunt, als ich diese genauen Vorgaben zur Handkommunion im Vorwort des röm. Messbuchs (ich glaube es war die 1. oder 2.Auflage)las.
    Es freut mich immer, wenn ich Gläubige sehe, die darauf achten. Aber das sind sehr, sehr, sehr wenige.
    Ich denke, dass die genaueren Ausführungen der Art und Weise keine Schikane oder so sind, sondern eine Hilfe sein sollen, dass das Äußere das Innere besser unterstützt. Aber warum wird es den Katholiken, ob Kindern oder Erwachsenen, nicht so gesagt? Ich kenne bisher niemanden, der es jemals gesagt bekommen hat, wie diese Form richtig praktiziert wird.
    Und dieses "Nicht-Sagen" finde ich irgendwo ziemlich schlimm und kann es auch nicht verstehen.

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  10. Anonym7:44 PM

    Im Original heißt es nicht "Nehmet und esset", sondern "Empfanget und esset".

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    1. Falsch.
      Was soll das Original sein? In der Vulgata heißt es "Accipite", was sowohl empfangen als auch entgegennehmen bedeutet.
      Über den griechischen Text, der der Vulgata zugrunde liegt, habe ich erfahren: das dort verwendete Verb bedeutet nehmen im Sinne von mit der Hand ergreifen.

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    2. Anonym9:49 AM

      Danken kann ich auch mit der Mundkommunion.. Und Seine Sehnsucht still ich früher, wenn ich ihn nicht auch noch in der Hand halte.
      Zudem bedeutet mir Jesu Offenbarung an die Hl. Brigitta von Schweden sehr viel:


      „Höret es, meine Engel und das ganze Heer Meiner Heiligen! Die Priester habe ich Mir vor allen Engeln und Gerechten auserwählt und ihnen die Vollmacht erteilt, das Sakrament Meines Leibes zu verwalten.
      Ich habe sie Mir zu näheren und vertrauten Freunden erwählt als die Propheten, denn sie vernehmen nicht bloß meine Worte, sondern sie dürfen mit Händen berühren, was keiner der Propheten oder der Engel je durfte. Wäre es Mein Wille gewesen, so hätte ich wohl auch einen Engel zu diesem Amte erlesen können, allein Meine Liebe zu den Priestern was so groß, dass ich nur ihnen allein, nur ihnen allein, diese Auszeichnung verliehen ....

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  11. Anonym2:28 PM

    Ich danke Ihnen für dieses sehr persönliche Zeugnis. Ich empfange nur kniend Mundkommunion, und nun bin ich sehr still geworden. Durch Sie wurde mir vor allem eines vor Augen geführt: Gott alleine sieht und richtet, und wie überheblich und engstirnig ich mit meinem Denken bin (alleine Mundkommunion und nicht durch meine ungeweihte Hand darf es sein). Vor allem: schau nicht auf die angeblichen Fehler deines Nächsten, richte lieber die Augen auf die eigenen Fehler.

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  12. Anonym6:03 PM

    ein wunderbares Zeugnis-ich nehme auch Handkommunion und danke für die guten Worte,auch meine Intention.

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  13. Anonym5:29 PM

    ein tiefes Zeugnis, das einmal die Würde und Schönheit der Handkommunion aufzeigt. Ich bin vor kurzem erst wieder -nach einer längeren Phase der Mundkommunion- zur Handkommunion zurückgekehrt und fühle mich damit mehr beschenkt und auch angstfrei beim Empfang.
    Bei manchen Priestern hatte ich immer Angst, dass die Hostie zu Boden fällt oder ich seine Finger mit der Zunge berühre.
    Danke für den wirklich erbauenden Text. KM

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