Samstag, März 24, 2012

Was ich von Gott heute erwarte

[Von Bastian]

Der Papst reist um die Erde und löst überall, wo er hinkommt, Begeisterung aus. Andere rüstige, sympathische und geistig rege alte Männer hingegen reisen, ohne dass die Presse es erfährt. Am Mann kann es nicht liegen. Zugegeben – ich finde ihn persönlich sehr nett und faszinierend, doch nach Berlin ins Olympiastadion fuhr ich samt Familie letztlich nicht seinetwegen. Ich fuhr Gottes wegen.

Die Begeisterung, die Benedikt auslöst, gilt Gott; der Papst verweist auf den wirklichen Papa. Er steht für Christus und den Glauben der Kirche. Das unterscheidet die Faszination, die Gott auslöst, von der, die man für Anderes empfindet: Gott lebt und liebt uns. Er ist aktuell.

Bis hierhin verlaufen nach meiner Erfahrung Gespräche mit Katholiken zu diesem Thema meist harmonisch.


Ich erlebe es häufig so, dass es nicht ganz so einfach bleibt, wenn ich man tiefer ins Thema einsteigt und fragt, was es denn konkret für einen Unterschied ausmacht, dass Gott lebt und uns liebt. Das Wort „konkret“ scheint in diesem Zusammenhang nicht zu passen. Man fühlt sich sicherer in sich selbst, hat weniger Angst, erlebt den Glauben als Trost und auch philosophische Hilfe, aber konkret – nein. Gott begegne uns auf einer geistigen und emotionalen Ebene, heißt es. Konkret eingreifen, das tue er nicht. Zwar kann fast jeder Gläubige mehrere Situationen aufzählen, in denen er Dinge erlebt hat, die für ihn Gottes Anwesenheit zeigten und ihn tief beeindruckten, aber trotzdem: erwarten würde man so etwas niemals.

Es gibt jedoch einen Punkt, an dem sich fast jeder einen Akt Gottes erhofft und erwartet, der an Konkretheit kaum zu überbieten ist: den Tod, an dem man sich das neue Leben erhofft. Alle Vorbehalte gegenüber Gott als handelnder Person brechen angesichts des eigenen Sterbens zusammen und es wird klar, dass es um viel mehr als die eigenen Emotionen und deren Folgen geht: es geht um buchstäblich alles. Doch warum sollte ich von Gott erst dann alles im Leben erwarten, wenn eben dieses Leben zu Ende geht?

Hier ist mein Glaube gefragt, und zwar mein konkreter. Die Evangelien sind voll von Zusagen Gottes auf ganz konkreten Beistand. Auf Beistand, der sich definitiv nicht nur auf abstrakt-geistliche Dinge bezieht. Grund dafür ist, so denke ich, nicht, dass Gott das Leben zu einem Wunschkonzert machen wollte. Der Grund ist vielmehr, dass er uns konkret beschenken will: mit dem ewigen Leben. Und dass wir diesem Geschenk nur dann vertrauensvoll entgegen gehen können, wenn wir erleben, dass Er handelt. Oder anders: wenn ich Gott zeitlebens nicht zugetraut habe, mich mit dem Geld für eine neue Waschmaschine zu versorgen – wie soll ich ihm im Tod vertrauen, mich mit einem ganzen Leben zu versorgen? Der Tod wird umso beängstigender, je weniger ich Gott als Handelnden erlebe, denn nur als Handelnder kann er mich retten.


Ich erlebe die Grenzen meines Glaubens niemals stärker, als wenn ich Gott in einer konkreten Lebenssituation um Hilfe bitten möchte. Gerade deshalb versuche ich genau da, mein Vertrauen zu trainieren: ich werde Gott und seiner Liebe nicht gerecht, wenn ich Ihm den konkreten Handlungswillen abspreche.

Was Gott im Leben konkret tun kann oder soll, wird bei jedem Menschen anders sein. Mich versorgt er mit Parkplätzen und den darauf zu parkenden Autos. Er kann noch viel mehr, wie dieser Beitrag auf Kath.net zeigt: er könne auch heute noch heilen und tue das auch. Nur: „in der westlichen Welt gebe es diesbezüglich Nachholbedarf.“

Was für uns ansteht, ist ein neuer Aufbruch. Ein Aufbrechen unserer verkrusteten Glaubensstrukturen hin zum Vertrauen auf den handelnden Gott.


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