Samstag, April 28, 2012

Ornithologisches Frühlingstagebuch 8

Die ersten Mauersegler sind da! Für mich machen ihre schrillen Schreie einen Teil der Sommeratmosphäre aus.
In den nächsten Tagen werde ich horchen, ob wir eine Nachtigall in den Rheinauen in der Nähe haben.

Freitag, April 27, 2012

Neues Papamobil?


Uns wurde die Aufnahme eines neuen Papamobils zugespielt.
Es stammt von einer renommierten Marke.

















Interessant sind dabei die Details!
Sie gehen gerüchteweise auf Georg Gänswein zurück, einen bekanntermaßen bekennenden Robusta-Fan.







Ornithologisches Frühlingstagebuch 7

[Von Bastian]
Es ist traurig dieses Jahr: noch nie war das Vogelkonzert so leise.
Ob es an den massiv vermehrten Krähen und Elstern liegt (bei uns häufiger als alle anderen Arten) oder an der miesen Witterung: es singt kaum etwas.
Schade für mich!

Mittwoch, April 25, 2012

Für alle... (die's interessiert...)

Christus kam für alle.
Er wurde zur Rettung für viele.
So stellt Rom es klar für alle,
verbindlich für jeden.
Das ist ein Thema für viele,
denn es ist ein Problem für manche.
Schlechter wurde es für keinen,
doch das ist schwer zu begreifen für einige.
Sie hätten gern Gewissheit für alle.
Doch gilt für alle Zeiten, wirklich für alle:
Gottes Zusage der Liebe gilt für jeden.
Es gibt Hoffnung in Ihm für alle.
Sein Ruf ergeht an jeden.
Die Umkehr ist vorbereitet für jeden.
Sein Opfer steht bereit für jeden.
Und Er wurde zur Rettung für viele.

Dienstag, April 24, 2012

Kann / brauch / muss / darf ich Sex?

Die Diskussion läuft seit Jahren auf Hochtouren (siehe den letzten Beitrag, LINK). Ein paar persönliche Gedanken dazu.

Da ist erst einmal die Sexualität an sich. Die hat Power und macht sich bemerkbar. In dem Moment, in dem sie beginnt, mich zu locken, stehe ich vor einer grundlegenden Entscheidung. Soll ich nachgeben und Sex suchen (wie auch immer), oder muss sich dieser Trieb anderen Dingen unterordnen, auch wenn das Arbeit bedeutet?
Der gesellschaftliche Konsens ist derzeit klar: Die Tatsache, dass es sexuelle Wünsche und Bedürfnisse gibt, wird als Recht auf Sex interpretiert. Wer dieses Recht nicht akzeptiert, ist verklemmt, denn er leugnet seine Bedürfnisse. Die Gesellschaft jedoch ist frei und steht zu ihrer Sexualität, und wo das noch nicht der Fall ist, wird der Ruf nach Quoten, Regeln und neuen Schulbüchern laut. Glücklich sind die Menschen, die ihre Sexualität nicht unterdrücken, sondern sie leben.
Menschen, die da nicht mitziehen, sind bedrohlich und bedrückend. Natürlich bin ich tolerant. Es ist mir völlig egal, wie andere es halten - solange sie nicht öffentlich dazu stehen, keinen Sex zu haben. Selbstgewählte Enthaltsamkeit wirft ein ganz unangenehmes Licht auf meine Einstellung, nach der es ohne Sex nicht geht. Niemand, der sich für einen Feinschmecker hält, lässt sich gerne vor Augen führen, dass er ein Vielfraß ist. All diese Priester, Mönche, Ordensschwestern und Fundamentalisten sollen erst einmal zeigen, dass sie nicht in Wirklichkeit verklemmt sind. Für sie besteht geradezu eine Pflicht zum Sex, um aus ihrer dunklen Ecke heraus zu kommen.
Ganz unerträglich wird es, wenn Enthaltsamkeit für andere Dinge zur Voraussetzung führt. Mein Weg soll Einschränkungen mit sich bringen und Dinge für mich unerreichbar machen? Das ist Freiheitsberaubung. Der Zölibat beispielsweise muss weg – um meiner Freiheit willen. Freiwillig gerne, aber bitte niemals verbindlich. Das Recht auf Sex darf nicht angetastet werden. Selbst wenn niemand mit mir schlafen will – die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich will wenigstens davon träumen und es dürfen, wenn die ersehnte Gelegenheit endlich (wieder einmal) da ist. Ich habe ein Recht auf meine Sexualität!

Ein Recht? Ein Recht auf etwas ist sinnvoll, wenn es eine Instanz gibt, die es im Zweifelsfall erfüllen muss, sonst kann ich es mir auch an die Wand hängen. Was sollte ich beispielsweise mit dem Recht, dass mich jemand sympathisch findet? Es wäre traurig, wenn es niemand täte, doch was nützt mir das Recht darauf? Nichts. Wenn ich nun allein dastehe, stehe ich vor einer Wahl. Entweder bleibe ich ehrlich und arbeite so an mir, dass sich mein Wunsch nach Sympathie irgendwann erfüllt, oder ich kapituliere. Dann koppele ich mein Herz ab, verlasse die Wahrheit und suche ich mir Bestätigung, die nicht von Herzen kommt. Ich ersetze wahre Zuneigung durch leere Worte und Gesten, ersetze den Inhalt durch den Reiz. Ein verhängnisvoller Weg, denn es ist doppelt schwer, ihn zu verlassen: ich muss nicht nur erkennen, dass ich allein bin, sondern noch dazu, dass ich mir ständig etwas vormache.

Genau so geht die Gesellschaft mit Sex um. Sie hat kapituliert. Sie hat den sexuellen Reiz an die Stelle der Liebe gesetzt und die Befriedigung auf den Platz der Beziehung. Sie hat den Mensch beim Sex auf sich selbst zurückgeworfen und in der Vereinigung das wir zum ich kastriert.

Die Wahrheit ist: jeder Mensch ist ein sexuelles Wesen, aber ein Recht auf Sex gibt es nicht. Es gibt einen rechten Umgang damit. Der ist befreiend – die Gier ist es nicht. Was gibt es ärmeres als Pornographie, in bei deren Betrachtung ein Gegenüber nicht einmal mehr anwesend ist? Ein Mensch, der seit dem Unfall seines Ehepartners seit vielen Jahren abstinent lebt, lebt wahrscheinlich sein Leben viel beglückender als der, der sich nebenher ein Verhältnis sucht, weil der Trieb ihn drängt. Die Ordensschwester und der keusche Ehelose sind ihren wahren Bedürfnissen viel näher, als Betthäschen und Partylöwen. Der Lehrer in der Ehekrise darf ebenso wenig nach seinen Schülerinnen schielen wie der Priester im Religionsunterricht: bei beiden hat die Sexualität bereits ihren Platz gefunden.

C.S. Lewis schrieb sinngemäß: „Niemand brauche sich seiner Sexualität zu schämen, heißt es. Wenn damit gemeint ist, niemand brauche sich der Tatsache zu schämen, dass er einen Sexualtrieb hat, ist dem zuzustimmen. Wenn damit aber gemeint ist, niemand brauche sich über den Zustand zu schämen, in den der Geschlechtstrieb heute geraten ist, ist das ein gewaltiger Irrtum.“ (Genauer hier: LINK)
Diese Art der Unterscheidung fehlt heutzutage völlig. Sie braucht dringend ihren Platz in der Gesellschaft.

Samstag, April 21, 2012

Wer braucht was?














































Wir denken so, andere jedoch anders, wie Alipius traurig beschreiben muss: LINK


Freitag, April 20, 2012

Schüller in Mannheim.

Der aufgeklärte Mensch denkt: Mannheim – das geht gar nicht. Heute ist man dank Gender kein Mann mehr. Man ist, was man wählt, solange, wie man es wählt. Nicht überkommene Regeln zählen – ich selbst zähle. Nicht das Geschlecht zählt – wichtig ist die Person.
Doch auch „Heim“! Das klingt nach Verwurzelung an einem Ort. Der moderne Mensch ist mobil. Man ist nicht Deutscher oder gar Kölner – das ist überwunden. Zuhause ist man dort, wo Menschen zusammenleben und durch das Gemeinsame in Freiheit eine selbstgewählte Kultur entsteht. Nicht das Heim, meine Umgebung, prägt mich, sondern ich und meine Mitmenschen prägen unseren Lebensbereich. Nicht das Heim zählt – wichtig ist die Kultur.

„Schüller in Mannheim“ ist verklemmt. Aufgeklärt ist „Schüller im Personenkult“.

Donnerstag, April 19, 2012

Und jetzt das Katholikentagsplakat …


… das ich mir ganz persönlich wünsche. (von Peter, nicht von Bastian ;-) )

Und noch ein Katholikentagsplakat, wie wir es uns nur wünschen könnten!



Wie unser Kontaktmann zum ZdK, der Unteruntersekretär Horst von Kloethen mitteilt, hat das ZdK eine Moraloffensive beschlossen. Nicht mehr »die Sünde hassen, aber den Sünder lieben« ist der neue Leitsatz. Fortan sollen der Sünder UND die Sünde geliebt werden. Gerade noch rechtzeitig konnte der neue Leitsatz in den Key Visuals zum Katholikinnentreffen in Personheim verwirklicht werden.

»Brich auf, du armer Sünder!«

Neues aus der Serie: Katholikentagsplakate, die wir gerne sehen würden


[Von Peter und Bastian]


Eine weitere Alternative zum Rucksack, dem Roten: das Grunzmonster.

Pate für diese Figur stand der Klippdachs. Der Klippdachs drückt die Verbundenheit mit dem Heiligen Land aus. Und das bedenkende Sinnen auf Felsstücken. Man denkt unweigerlich an den Felsen Petri.

Die genaue Betrachtung des ausdrucksstarken Symboltieres lässt noch tiefer blicken. Die großen Ohren deuten auf das Hören hin – sie hängen herunter. Sie sagen: das hören auf Gott ist entspannt. Die Punkfrisur soll uns daran erinnern, dass Gott uns auch in den Randgruppen begegnet. Die sattelartige Decke auf dem Rücken gemahnt uns an den Esel, der den Herrn trug. Dazu lächelt das Tier und zeigt zugleich die Zähne: eine Haltung, die einem Christen in der heutigen Zeit der Anfeindung gut ansteht. Kurz: Dieses Grunzmonster (angeblich soll das einen Klippdachs darstellen) holt die Leute da ab, wo sie stehen … und verspeist sie da, wo er es gemütlich findet.



Mittwoch, April 18, 2012

Lesenswert!

[Von Bastian]
Heute Abend habe ich erfahren, dass ein junger Priester, den wir in unserer Gemeinde sehr geschätzt haben, inzwischen in Novosibirsk lebt und von dort aus bloggt.
Wenn man liest, was er so macht, versteht man, warum er nicht täglich schreibt...
Ich finde es beeindruckend.

Piusbruderschaft kennt derzeit keinen Humor


[Von Bastian]
Es wird ernst. Unmittelbar vor einer möglichen Einigung mit Rom legt die Piusbruderschaft offenbar großen Wert darauf, dass die Dinge mit der notwendigen Seriosität vorangetrieben werden. So wurde konsequenterweise der Link „Humor“ auf der Website „pius.info“ deaktiviert. (LINK)
Die Website leitete weiter auf eine übliche 404-Fehlermeldung. Inzwischen wurde der Link repariert. Hier ein Screenshot, wie es aussah:



Eine unscheinbare Meldung, doch wer dort genauer liest und die Zwischentöne wahrnimmt, erfährt bei dieser Gelegenheit eine Offenheit und Weitsicht, die zur Hoffnung anregt. Selten sah man die Bruderschaft so selbstkritisch.
So hieß es in der Meldung, die Seite könne möglicherweise nicht angezeigt werden weil:

1) Ein veraltetes Lesezeichen vorliege.
Schon die Verwendung von „Lesezeichen“ anstelle von „Rubrik“ lässt aufhorchen. Noch erstaunlicher ist jedoch „veraltet“ statt „altehrwürdig“.

2) Die Suchmaschine habe einen veralteten Index der Webseite.
Keinesfalls will ich der Bruderschaft unterstellen, sie setze nach wie vor Bücher auf den Index, doch dass der Index veraltet ist, wurde in dieser Klarheit bisher nicht gesagt.

3) Eine falsche Adresse liege vor.
Man sei vielleicht an der falschen Adresse. Andere können das besser: das ist vorbildlich gelebte Demut.

4) Es gebe keinen Zugriff auf die Seite.
Dass auf diese Seite der Piusbruderschaft derzeit nicht zugegriffen werden kann, zeugt von ihrer großen Ernsthaftigkeit und bedarf in dieser Situation kaum eines Kommentars, sind doch sonst viele ihrer Verlautbarungen durchaus von Humor gekennzeichnet.

5) Die angefragte Quelle wurde nicht gefunden.
Hier bleibt sich die Bruderschaft treu: ohne Quelle, ohne Tradition kein Humor. Das ist konsequent. Zudem ist es ein Musterbeispiel für Transparenz, offen zuzugeben, dass man die Quelle derzeit nicht findet. Die Bruderschaft ist bereit, auch in ihrer ureigensten Kompetenz einmal unvollkommen dazustehen.

6) Während der Anfrage sei ein Fehler aufgetreten.
Diese Aussage beinhaltet weit mehr, als nur die Suche nach Humor. Sie weist auf den gesamten Dialog mit Rom hin. Eine bewundernswerte Offenheit.

Nach der Aufzählung dieser Möglichkeiten, die einem Outing gleich kommt, wird der User gebeten, eine der folgenden Möglichkeiten auszuprobieren. Wiewohl die Idee, etwas Neues auszuprobieren, für die Bruderschaft nachgerade revolutionär ist, besinnt sie sich hier dennoch zurück auf ihre Wurzeln: es wird nur eine einzige Möglichkeit angeboten. So wird die Eindeutigkeit gepflegt, die der Bruderschaft so wichtig ist. Die Möglichkeit besteht erwartungsgemäß darin, zur Startseite zurückzukehren. Das ist einerseits enttäuschend, denn es führt nicht wirklich weiter. Andererseits zeigt es die Entschlossenheit, neu zu beginnen. Dorthin zurückzugehen, wo man herkommt, ist zudem eine treffliche Beschreibung der Spiritualität der Bruderschaft.
Abschließend erfolgt ein kleiner Hieb gegen die nachkonziliare Kirche: bei Problemen sei der Administrator dieser Webseite zuständig. Ja, wenn es in all den Problemen unserer Gemeinden doch klare Zuständigkeiten gäbe, an die man sich vertrauensvoll wenden kann…

Diese Webseite war, vielleicht etwas versteckt, ein eindrucksvoller Beweis für die Bewegung, die in den Prozess zur Überwindung eines Schismas gekommen ist. Eine Momentaufnahme, die ein bewegendes Zeitzeugnis darstellt.

Liebe Piusbruderschaft, ich wünsche Euch und uns allen von Herzen, dass in dieser Angelegenheit Gottes Wille und sonst gar nichts geschehe.

Dienstag, April 17, 2012

Die Keule zeigt Wirkung

[Von Bastian]
Auf Facebook schrieb ein Freund einen Satz, der mir sehr gut gefällt: Der gesellschaftliche Konsens zerbricht nicht bei den Folgerungen, sondern bei den Prämissen. Das stimmt.
Ein paar persönliche Gedanken dazu.

Ein Beispiel: Abtreibung und „begleiteter Suizid“. Die Idee, das Töten von Menschen zu erlauben oder sogar als notwendig darzustellen, ist nicht selbst das Problem, das abgeschafft werden muss. Gesetze sind wichtig, doch jeder Sieg im Kampf gegen das Töten bleibt ein Strohfeuer, solange eine Prämisse besteht, die eine vermeintliche Lebensqualität im Zweifelsfall höher einstuft, als das Leben selbst.
Im Kampf gegen die Umweltzerstörung wurde dieser Zusammenhang erkannt und berücksichtigt: weit mehr noch als um neue Gesetze ging es Umweltschützern immer um Aufklärung, um eine Änderung der Einstellung. In der Folge sind heute umweltfreundliche Gesetze selbstverständlich, die ich mir vor 30 Jahren nicht vorstellen konnte. Der Umweltschutz ist sicher noch unzulänglich und treibt zugleich auch übertriebene Blüten, doch sicher ist: der gesellschaftliche Konsens hat sich gewandelt.
Dabei wurden früher Umweltschützer genauso als realitätsfern angesehen, wie heute Lebensschützer. Nichts provoziert mehr, als die offene Zurschaustellung einer anderen Prämisse.

Heute tobt der Kampf um die Prämissen der Gesellschaft. Die Loveparade beispielsweise ist deshalb so bedeutend, weil sie eine neue Prämisse verkündet. Sie ändert selbst nichts, aber in ihrem Kielwasser ändert sich viel. Leider.

„Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.“ (Mat. 22,36-40) Christus, dem wir nachfolgen, hat Umkehr gepredigt und Gott als Prämisse verkündet. Alles hängt daran, auch Regeln und Gesetze. Der Kampf, den wir führen, ist in erster Linie ein Kampf um die Herzen.

Für mich stellt sich vieles im Kampf gegen den Glauben in diesem Licht dar. Für unsere Gegner ist klar: Christen dürfen alles, nur nicht ihre Prämissen verkünden. Solange sie das nicht tun, wirken ihre Ideen wie absurde Forderungen. Frauen zur Schwangerschaft zwingen? Alte Menschen leiden lassen? Tanzverbote? Das ist weltfremd und unmenschlich. Genau so soll es auch wirken, denn auf diese Weise demontieren sich die Christen selbst. Allerdings muss dazu sichergestellt werden, dass die Prämisse stimmt, damit alles im „richtigen“ Licht gesehen wird. Doch da kann man vorbauen.
Wie die Loveparade durch die Städte zieht, zieht sich ein roter Faden durch tausende von Berichterstattungen: die Gleichsetzung von konsequent gelebtem Glauben („religiösem Eifer“ – als sei Eifer etwas schlechtes) und Gewaltbereitschaft. Und im Kielwasser dieser Gleichsetzung, die kaum jemals ausdrücklich zu Änderungen aufruft und daher sehr tolerant daherkommt, ändert sich wieder viel: die Christen verlierenden Mut zum Bekenntnis. Niemand will ein Fundamentalist sein.
Plötzlich ist es christlich nicht mehr opportun, Salz der Erde oder Sauerteig zu sein. Es scheint besser, die Suppe nicht zu würzen, sondern sich bei ihr für den eigenen Geschmack zu entschuldigen. Die Grundlage des Glaubens – die unbedingte Vorrangstellung Gottes – ist zum Ballast geworden. Die Fundamentalismuskeule zeigt Wirkung.

Es ist ein Sieg der Feindschaft gegen Gott, wenn man sich im Namen der Kirche öffentlich unter dieser Keule duckt, Gräben zwischen Christen vertieft und daraus eine Tugend macht.

Montag, April 16, 2012

Aus der Serie: Katholikentagsplakate, die wir gerne sehen würden


[Peter Esser] So könnte es auch aussehen: Stefan Vesper und Generalvikar Keck stellen pünktlich zum Geburtstag des Heiligen Elter in Mannheim das erneuerte KatholikInnentags-Visual vor. »Irgendwie fühlten wir uns … so als Kirche … mit dem alten Plakat unterrepräsentiert,« kommentierte Horst von Kloethen, stellvertretender Sprecher des stellvertretenden Sekretärs des Laiengremiums. »Es war nur schwer, Karin Kortmann dazu zu bewegen, der Änderung zuzustimmen. In letzter Sekunde hat sie dem Kompromissvorschlag zugestimmt, das Laientreffen in Menschheim komplett durchzugendern. Auch Alois ist glücklich.«

Aufbruch im Rucksack

[Peter Esser] Was ist von einer Kirche zu halten, die sich selbst im Symbol eines verschlossenen, seinen Inhalt nicht preisgebenden Rucksacks feiert?

Was ist überhaupt Inhalt des Rucksacks? – Jaaahaha, das mußt du selber bestimmen, könnte man dem Frager entgegnen.

Hunderttausend Individualisten kommen zusammen, um in verschiedene Richtungen aufzubrechen.

Am Ende ist alles so wie vorher. Nur daß ein paar Leute rote Säcke haben.

Und noch einen ;-)



Herzlichen Glückwunsch, Heiliger Vater!

Sonntag, April 15, 2012

Es ist uns eine Ehre:

Glückwunsch, PAPA!

Gemeinde-Simulator

[Von Bastian]
Gestern war ich mit meinen Söhnen bei Saturn. Wir haben uns neue Computerspiele gekauft.
Dabei blieb ich fasziniert vor einem großen Regal stehen, in dem ausschließlich Simulationssoftware stand. Es gibt einfach alles: Flugsimulator und FIFA-Fußballsimulator kannte ich. Eisenbahnsimulator und Autosimulator (in mind. 10 Varianten) kannte ich. Dazu Baggersimulator, Müllabfuhrsimulator, Rettungswagensimulator, Gartensimulator, Busfahrersimulator und was auch immer. Unglaublich, was man simulieren kann und was offensichtlich auch manche Menschen simulieren möchten.

Was mir fehlte, waren ein Sozialamtssimulator, ein Kiosksimulator (jetzt mit der neuen realistischen Promille-Engine) und ein Gemeindesimulator. Dabei böte der sich doch wirklich an!

Jetzt neu: Gemeindesimulator 2.0. Noch schnelllebiger, noch realistischer. Für alle, die dialog-orientierte Spiele mögen und gern Einfluss nehmen.
Überwinden Sie in 10 spannenden neuen Missionen Vorurteile und bekämpfen Sie den Fundamentalismus. Stoppen Sie den Kirchenaustritt und sichern Sie Ihrer Gemeinde ein ausreichendes Steueraufkommen. Konservative Hirtenbriefe und diktatorische Vorgaben aus Rom verunsichern Sie ebenso wenig wie streitende Gemeindemitglieder und Kirchenchöre, die besser trinken können, als singen.
Halten Sie Kontakt mit den richtigen Leuten und sichern Sie sich die Zuschüsse aus dem Bistum. Laden Sie die Presse zum Pfarrfest ein. Berücksichtigen Sie die öffentliche Wirkung, wenn Sie sich entschließen, Ihre Partnerschaft bekannt zu geben.
Weiden Sie ihre Herde mit diplomatischem Fingerspitzengefühl und guter Verhandlungstaktik. Der Beichtstuhl und persönliche Gespräche bieten Ihnen die Möglichkeit, Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand auf Ihre Seite zu bekommen. Bei über 2.000 neuen Sünden und persönlichen Problemen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Der neue Forderungsgenerator verblüfft durch seine unglaubliche Phantasie. An Ihrem 18. Geburtstag schalten sich neue und spannende Sünden frei.
Im freien Spiel können Sie auch die Seiten wechseln und als Bischof versuchen, eine gesunde Gemeinde zu unterjochen.
Im Mehrspielermodus erleben Sie die Zusammenlegung mit den Gemeinden Ihrer Mitspieler – behalten Sie seelsorgerisch die Oberhand und leiten Sie den Gemeindeverband!

Systemvoraussetzungen: Fenster 7, 2GB Memorandum, 200MB auf der Platte und ein IQ von 17.

Inzest – warum nicht?

[Von Bastian]
Das Verbot sexueller Beziehungen zwischen Blutsverwandten passt nicht mehr in unsere Zeit. Das findet Hans-Christian Ströbele und das findet auch der Blinde Hund in seinem Blog. Er kommt mit anderen zu dem Urteil: „Das Inzestverbot stützt sich auf ein Tabu, das noch in unseren Köpfen existiert, gesellschaftlich aber nicht mehr relevant ist.“ Das scheint nachvollziehbar, stützen sich die Gerichtsurteile doch auf fragwürdige Grundlagen wie die Strafbarkeit in vielen Ländern - seit wann sind fremde Gesetze für uns normierend? - und eine „kulturhistorisch begründete, nach wie vor wirkkräftige gesellschaftliche Überzeugung“, doch ist „das war schon immer so“ eigentlich eher eine bekannte Verballhornung des Beamtenapparats als eine Rechtsgrundlage.
Auch die Gefahr von Erbschäden ist kein Verbotsgrund, denn die besteht auch an vielen anderen Stellen, ohne dass man daraus Regeln herleiten würde. Selbstverständlich dürfen Menschen mit bekannten Erbkrankheiten Kinder zeugen.
Also was? Eine Regelung ohne Boden, ohne Grundlage? Vielleicht sogar ein Ballast, der Menschen hindert, Liebesbeziehungen einzugehen? Jedes Verbot ist eine Einschränkung. Es muss einen Grund dafür geben, sonst ist es Willkür, die das Glück von Menschen behindert. Ohne diesen Grund hat Ströbele Recht.

Ich finde allerdings, dass dieser Grund evident ist, wenn man sich nur anschaut, was das Verbot eigentlich bewirkt. Es unterscheidet unterschiedliche Arten von Beziehung, in denen Menschen zueinander stehen können. Es beruht auf der Erkenntnis, dass eine geschwisterliche Beziehung etwas anderes ist, als eine eheliche Liebesbeziehung, und dass eine Eltern-Kind-Beziehung wieder etwas anderes ist, und diese Binsenweisheit wird gesetzlich geschützt. Das ist normal und sinnvoll: wichtige Dinge im Leben der Menschen werden durch Regeln gesichert. Die Gesellschaft erklärt weise die Grundlagen, auf denen sie steht, für verbindlich und schützenswert. Es gibt eine Vielfalt an Gegebenheiten und Möglichkeiten, an Beziehungen und Wegen. Was wäre schützenswerter, als diese Vielfalt?

Die eigentliche Frage, die im Raum steht, ist die: wie kann es sein, dass Menschen das übersehen, was offensichtlich ist? Wie kann man auf die Idee kommen, seine Schwester zu seiner Frau zu machen, oder vielleicht den eigenen Vater zum schwulen Geliebten, und sich dabei noch besonders aufgeklärt vorkommen?
Wie man so denken kann, weiß ich nicht. Aber mir fällt auf, dass es einen geradezu krankhaften Wahn in unserer Gesellschaft gibt, der sich gegen jede Art von Gegebenheiten auflehnt. Alleine die Möglichkeit, dass jemand mich in irgendetwas einschränken könnte, wird Grund zur Auflehnung. Man arbeitet, was man will, wohnt, wo man will, schläft, mit wem man will und wann man will, bekommt nur die Kinder, die man will, mit wem man will, wechselt den Partner, so oft man will, und stirbt, wann man will. Sogar Gegebenheiten, die die eigene Person betreffen, werden nicht akzeptiert. Begrenzungen überwindet man mit Extremsportarten. Man hat sogar das Geschlecht, das man will, und glaubt an die Wahrheit, die man sich wünscht. Der Blick ist dabei nur vordergründig auf die vermeintliche persönliche Freiheit gerichtet; dahinter steht eine Panik vor jeder Art von Beschränkung.
Diese Panik ist dabei selbst eine der größten Einschränkungen, denen die Menschen bei uns heute unterworfen sind. Wie viele Menschen verpassen die Chance auf eine glückliche Ehe, weil sie sich nicht zu einer Entscheidung durchringen können? Wie viele Menschen haben innerlich keine Heimat, weil sie fest davon überzeugt sind, jede Verwurzelung sei in Wahrheit Unfreiheit? Wie viele Menschen laufen denen begeistert hinterher, die verkünden, es käme ausschließlich auf das unabhängige Individuum an? Glück liegt in individueller Unabhängigkeit – alles andere ist unerträglich. Unsere Gesellschaft erkauft sich so ihre Unabhängigkeit durch selbst verordnete Beziehungsunfähigkeit.
Diese emotionale Blase wird platzen (und sie platzt bereits) und eine große Zahl einsamer und unglücklicher Menschen zurück lassen, die verzweifelt so tun, als hätten sie aufs richtige Pferd gesetzt.
Aus dieser Logik der Beziehungsunfähigkeit heraus ist das Inzestverbot überholt, ist es grundlos und freiheitsberaubend. Aus dieser Logik heraus hat Ströbele Recht.

Freitag, April 13, 2012

Osterkreuz

[Von Bastian]

Bei uns in der Familie hat sich ein Brauch gehalten, den wir ursprünglich für unsere Kinder ins Leben riefen, als die noch im Vorschulalter waren: das Darstellen des Ostergeschehens durch ein Stoffkreuz. Das ergänzt seit Jahren für uns die Osterliturgie.

Am Gründonnerstag wird abends ein ca. DIN A5 großes schwarzes Kreuz aus Stoff auf dem Wohnzimmertisch ausgelegt. Die schwarze Farbe steht für die Leiden Jesu am Ölberg. Wir beten mit der Familie kurz am Kreuz.

Am Karfreitag wird das Kreuz mit roten Blütenblättern und Dornen "geschmückt". Wir haben ein kurzes Gebet im Gedenken an die Kreuzigung.

Am Karfreitag, am Abend, wird das Kreuz als Grab hergerichtet: jeder stellt eine Blume daneben.

So sieht das Trauerkreuz aus.





Am Ostersonntag wird das Kreuz
mit einem weiteren Kreuz überdeckt: dem Jubelkreuz. Es ist rot und golden und prächtig. Es wird so auf das Trauerkreuz gelegt, dass ein schmaler schwarzer Rand sichtbar bleibt: auch im Jubel wird nicht vergessen, dass Christus ihn uns durch sein Leiden erkauft hat und dass es die Grundlage unserer Freude ist.
Dazu wird alles mit Blumen geschmückt: unser Ostertisch ist knallbunt. Dabei bleiben die Grabesblumen der Trauer stehen, nur dass sie jetzt zu einem Teil der viel größeren Menge an Blumen der Freude geworden sind. Wir haben eine kurze Familienandacht am Auerstehungskreuz.

So sieht das Auferstehungskreuz aus.








Diese Darstellung hat den Kindern und uns so gut gefallen, dass sie inzwischen über 10 Jahre bei uns Brauch ist, auch wenn die Kinder längst alle Messdiener sind.
Die Idee ist von meiner Mutter.

Donnerstag, April 12, 2012

„ENDLICH VERSTÄNDLICH!“ oder *SEUFZ*

[Von Bastian]
Die Pfarrerinitiative feiert Ostern. Auferstehung?
Schüller: "Da gelangen wir an die Grenzen unserer Erkenntnis. Da stammelt ja auch die Bibel nur mehr herum. Aber die Botschaft ist klar: Jesus, aber auch jeder Mensch, lebt weiter, wirkt weiter. Ich werde in meiner Osterpredigt meiner Gemeinde sagen: Es gibt eine Auferstehung für jeden, lange schon vor dem Tod." (LINK)
Ach so! Nicht Glaube wird vermittelt - die Grenzen der eigenen Erkenntnis werden ausgelotet. Das ist schon mal gut. Diese Grenzen sind überschaubar – das dauert nicht lange. In diesem Licht wird auch das Bestreben der Initiative endlich verständlich, weniger zu predigen, kleinere Gemeinden zu haben und seltener Messe zu feiern. Das ist stimmig: weniger ist eben der passende Rahmen für wenig.
Und das ist gar nicht speziell gegen Sie gerichtet, lieber Herr Schüller, sondern genauso gegen mich selbst: auch meine Erkenntnis reicht nicht aus. Das macht nichts – da beginnt mein Glaube. Das aber nicht als Platzhalter für irgendein Wunschdenken, sondern als der Teil der Erkenntnis, der bereit ist, seine eigene Begrenztheit zu erkennen und der damit höchst realistisch über sich selbst hinaus weist. Das Sie da nur ein Stammeln lesen, ist verständlich, weil es eben unser Verstehen übersteigt. Dass sie das allerdings der Schrift anlasten, sollten Sie überdenken, oder besser: überglauben. Kein Wort würde ich bloggen, hätte ich nicht mehr zu verkünden, als mich selbst.

Ich selbst bin mir nicht genug, im Gegenteil! Ich bin hungrig nach mehr. Die Auferstehung vor dem Tod lockt mich nicht hinter dem Ofen hervor; sie ist mit meinem Leben zu Ende. Als rhetorischer Ersatz für den Glauben an das, was Christus uns in Ostern verheißt, ist sie kümmerlich. Mein Weiterleben und Weiterwirken nach meinem Tod wird ein Geschenk Gottes sein, das mit meiner Auferstehung nach meinem Tod beginnt. Ein Geschenk, keine logische Folge meines Lebens. Ein Geschenk, an das zu glauben folgerichtig ist, so lange es größer ist, als ich erkennen kann. Und es ist sogar viel größer.
Diese Botschaft hat Kraft, Kraft durch ihren Inhalt nicht durch wohlgesetzte Worte. Sie begeistert. Wie um alles in der Welt kann jemand auf die Idee kommen, sie auf die eigene menschliche Erkenntnis zu kastrieren und das für attraktiv zu halten? Es ist der Ersatz des Meeres und seiner Brandung durch eine ausgetrocknete Pfütze bei Nieselregen im November. Glauben Sie wirklich, dass dafür jemand die Badehose einpackt? „Ich sterbe in Frieden, denn ich habe meine Auferstehung hinter mir“ – dafür soll man leben? Das wird im Namen meiner geliebten Kirche verkündet?!

*Seufz*

Schizophren? Nein!

Schizophren? Nein!

[Von Bastian]
In einem Kommentar hier heißt es sinngemäß:
Es ist eine katholische Schizophrenie, den Sünder zu lieben, die Sünde aber zu hassen. Dies sei für Menschen unmöglich. Man solle einmal versuchen sich folgende Alternativen vorzustellen: Gott lieben, aber seine Kirche hassen; den Glauben zu lieben, aber die Religion hassen; die Kirche zu lieben, aber den Klerus hassen. Das sei unmöglich, da die einzelnen Entitäten einander praktisch identisch seien. Wer die Sünde hasse, hasse auch den Sünder; wer Gott liebe, könne Gottes Kirche nicht hassen. Alles andere wäre nicht menschlich.

Erst einmal passen die Beispiele nicht. Im Fall Sünde/Sünder geht es um ein Prinzip im Gegensatz zu einem Menschen. Diese Gegenüberstellung hält keines der Beispiele ein.

Doch abgesehen davon - was sagen diese Argumente? Es geht in diese Richtung: Du kannst nur alles haben, oder nichts. Du kannst dir nicht die Rosinen herauspicken und dort unterscheiden, wo nur das Ganze zu haben ist – das wäre Selbstbetrug. Das klingt sehr weise und entschlossen. So weise, dass es unmöglich erscheint, das Bad ohne Kind auszuschütten. So entschlossen, dass dabei das Offensichtliche glatt übersehen wird: es gibt kaum eine biblische Aussage, die im Alltag häufiger bestätigt wird als diese: Liebe differenziert. Man kann nicht nur den Sünder lieben, während man zugleich die Sünde hasst – man muss es. Zu unterscheiden zwischen dem, was getan wird, und dem, der es tut, ist essentiell. Es ist das Prinzip allen Zusammenlebens, ob christlich oder nicht.

Wenn wir zu sechst am Mittagstisch sitzen und die Stimmung wieder einmal munter ist, müssten wir unsere Kinder im Sekundentakt lieben und wieder hassen, würden wir nicht trennen zwischen dem, was da gesagt wird und wer es sagt. Jeder gelöste Konflikt zeigt: Erfolg liegt darin, zwischen dem, was man ablehnt, und dem, der das tut, zu unterscheiden. Jede Erziehung sollte nichts anderes sein, als eine Orientierung im Weg zwischen Gut und Böse, eingebettet in ein Meer aus Liebe.

Den Sünder aufgrund seiner Sünde zu hassen mag menschlich erscheinen, besonders, wenn man dabei Extrembeispiele im Sinn hat. Tatsächlich jedoch leben wir täglich anders, denn wir sind nicht dumm. Wir laufen weder blauäugig selbstgemachten Idolen hinterher, deren Handlungen uns alle richtig erscheinen, weil sie Menschen sind, die wir lieben. Ebenso wenig lassen wir uns von unseren Urteilen über Handlungen den Blick darüber hinaus auf das untersagen, was der „Täter“ sonst noch an Liebenswertem zu bieten hat.

Die Gleichsetzung von Sünder und Sünde schafft unbarmherzige Gesetzlichkeit. Sie ist bestenfalls ein unmenschliches Alibi für meine eigenen Abneigungen und meine Liebesunfähigkeit.
Es ist immer wieder dasselbe: die göttlichen Prinzipien sind wahr.
Alles andere wäre nicht menschlich, denn Mensch werden wir erst im Licht Gottes.

Freitag, April 06, 2012

Wer wird denn nun gerettet?

[Von Bastian]
Pünktlich zu Ostern geht sie wieder los: die Diskussion um den Verbleib des Judas. Die Diskussion um die Frage, wer in die Hölle kommt.
Einer der Aufhänger ist dieses Mal eine Predigt von Joachim Kardinal Meisner, der an seiner Erschütterung über die Person Judas eine Betrachtung über die Rettung durch Christus fest macht. Dabei beschreibt er am Ende das Bildnis des erhängten Judas, der im letzten Moment noch mit seinen Füßen Reue zum Ausdruck bringt und so doch noch umkehrt. Judas im Himmel?
Wer in dieser Predigt eine Aussage über das Schicksal von Judas sucht, missversteht sie. Ganz bewusst wurde hier ein Kunstwerk als Aufhänger gewählt, etwas Ausgedachtes ohne irgendeinen Offenbarungsanspruch. Die Botschaft lautet nicht: Judas ist im Himmel, sondern sie lautet: Selbst wenn Du Dich für Judas hältst, kannst Du bis zuletzt – bis wirklich ganz zuletzt – noch umkehren, und Gott nimmt es an. Eine lesenswerte Predigt!

Doch darüber zu diskutieren, ob Judas nun in der Hölle sei oder nicht, und wie es mit der Hölle überhaupt ist, mutet seltsam pharisäerhaft an, vor allem wenn es darum geht, ob andere in die Hölle kommen. Die Worte der Schrift sind Appell an uns, unser eigenes Heil zu erstreben, nicht Maßstab für uns, das Heil Dritter zu beurteilen. Über das Schicksal des Judas gibt es einige Aussagen, die eine bestimmte Richtung nahe legen, aber letztlich geht es uns schlicht nichts an. Wir haben mit uns selbst genug zu tun; auf die Schuld anderer zu weisen, bringt uns nichts.

Doch wie sieht es mit dem Wahrheitsgehalt der Worte Jesu aus? Christus sagt: „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn.“ Ist das keine klare Aussage? Christus wusste, wovon er spricht. Ist das nicht einfach ernst zu nehmen?
Die Großmutter, die erfährt, dass von ihren 28 geliebten Enkeln bei einem Zugunglück 5 ums Leben kamen, schreit auf: „Oh Gott, so viele!“ Und sie murmelt: „Beim nächsten Treffen werden nur wenige kommen…“ Wer aus diesen Worte später ableitet, die Frau habe damit aussagen wollen, es seien mehr als 14 Tote gewesen, verkennt begreiflicherweise die Situation.

Gottes Taten und Worte sind Taten und Worte, die aus der Liebe stammen. Aus der Liebe zu jedem einzelnen von uns. Beim Betrachten dessen, was Gott heute am Karfreitag für uns tut, erschüttert diese Liebe. In Gottes Augen ist jeder einzelne Verlorene viel zu viel! Die Liebe ist das Licht, in dem Gottes Worte zu sehen sind. Am Karfreitag richtet sich der Blick nicht auf vermeintliche Zahlen und Fakten, sondern auf die Leidenschaft Gottes.

Mittwoch, April 04, 2012

Unsere liebe Frau vom Gaspedal

[Von Bastian]

Unser Auto muss zum TÜV. Es ist jetzt 3 Jahre alt – das erste Mal also.
Weil ich Maria für dieses Auto sehr dankbar bin, poste ich heute noch einmal den Beitrag, den ich anlässlich des Kaufs damals in einem Forum schrieb.

„Seit vielen Jahren bitte ich stets Maria, mir zu helfen, wenn ich ein neues Auto brauche. Drei Autos habe ich schon unter Gebet an sie gekauft – alle drei waren günstig, robust und geradezu penetrant zuverlässig. Derzeit fahren wir einen alten feuerroten VW-Bus für Familienfahrten, genannt „Bulli“, und einen alten mindestens genauso roten Toyota für mich zum Büro etc., genannt „Prolli“, weil er aussieht wie ein Möchtegern-Manta für finanzschwache Spießer…
Jetzt kommt bei uns die neue Umweltzone und beide Autos lassen sich nicht einmal für eine rote Plakette nachrüsten. Und seit Wochen machte sich in mir der Gedanke breit, ein neues Auto zu kaufen. Gebetet – der Gedanke blieb. Mit der Frau besprochen – der Gedanke blieb immer noch. Aber was für ein Auto? Wer ersetzt einen roten Prolli und passt zu einem roten Bulli?
Wir sind 6 Personen, also ein 6-7-Sitzer. Toyota Corolla Verso? Freunde haben den, aber der ist hinten so eng, dass an weite Fahrten nicht zu denken ist. Und rote Autos gibt es nur gegen Aufpreis. Touran? Hinten auch zu klein und auch nicht in rot, es sei denn, man zahlt. Beide haben bei 7 Sitzen keinen Kofferraum mehr. Schon mit 5 Schülern samt ihren Tornis wird es eng, habe ich mir sagen lassen. Weite Urlaubsfahrten zu sechst: Fehlanzeige. Sharan o.ä.? Zu teuer. Zu hoher Verbrauch. Und auch recht wenig Kofferraum.
Dann erzählte uns ein Freund von einem Bekannten, der einen VW Caddy fährt. Der Name würde zu uns passen, dachte ich. Und ich habe im Internet nachgeschaut.
Fazit: Es gibt gerade jetzt ein Sondermodell mit einem großen Preisvorteil und genau der Ausrüstung, die wir brauchen. In der langen Version hat er 7 Sitze und noch gut Kofferraum dazu. Die einzige Farbe, die keinen Aufpreis kostet, ist feuerrot. Sparsam. Und das billiger als alle Alternativen.
Mit der Familie haben wir den Wagen angeschaut. Die Kinder waren begeistert, ich auch. Nur meine Frau nicht: der Wagen war ihr zu groß. Also noch einmal alle Alternativen durchgegangen. Ich hatte mit keiner wirklich Frieden. Meine Frau merkte das und fuhr noch einmal mit mir, den Caddy anschauen. Kurz vor dem Autohaus haben wir ein Gegrüßet gebetet. Und weil ich falsch abbog und unandächtig war, noch eines. Ich habe alles Maria abgegeben und war bereit, nur ein Auto zu nehmen, mit dem meine Frau einverstanden ist. Gesagt habe ich nichts.
Im Autohaus sagte meine Frau plötzlich: die Sache ist erledigt – er ist gar nicht so groß, wie ich in Erinnerung hatte. Den nehmen wir. Ich fragte mehrfach nach – es blieb dabei.
Dann habe ich begonnen, Angebote einzuholen. Ich bekam noch auf den ohnehin subventionierten Preis zwischen 0% und 6,5% Rabatt. Nur im Autohaus, das uns am nächsten liegt, bekam ich versehentlich das Angebot für die Kurzversion, und als wir den Irrtum bemerkten, bekam ich auf den langen 10%, damit der Preis nicht so hochschnellt. 10% ist nicht die Welt, aber es ist ein ohnehin stark verbilligtes Sondermodell – da scheint nicht mehr drin zu sein. Jedenfalls ist der Preis so gut wie die allerbesten Angebote im Internet, bei denen ich nicht weiß, wer sie macht. Also brauchte ich selbst nicht einmal zu handeln.
Und vorhin haben wir den Wagen bestellt: zur Ehre Mariens kommt hier gleich dieser Bericht.

Ich selbst kann nur staunen, aber es ist definitiv cool!“


Der Wagen hat bisher alles klaglos erledigt, was er sollte. Er war exakt, was wir brauchen.

Liebe Mutter Gottes, meine Freude darüber, dieses Zeugnis schreiben zu können, soll mein Dank an Dich sein.

Der alles relativierende innere Konflikt.

[Von Bastian]
Es gibt in unserem Rechtssystem ein paar Prinzipien, die einzuhalten sind. Sie entsprechen schlicht dem gesunden Menschenverstand und sind so banal, dass es fast weh tut, sie aufzuschreiben. Beispiele:

- Was nicht verboten ist, ist erlaubt.
- Man kann nicht für etwas bestraft werden, was nicht verboten war.
- Wer kein Einkommen hat, zahlt auch keine Steuern.
- Abmachungen sind einzuhalten.
- Ein Kaufpreis muss genau einmal bezahlt werden.
- Usw…

All das sollte soweit klar sein: alles andere wäre schlicht dämlich. Ein Rechtssystem geht nun daran, die Vorgehensweise, festzulegen (Wie sieht ein Kaufvertrag aus?), die Grundsätze in ihren Grenzbereichen auszuformulieren (Was ist mit dem Kaufpreis, wenn die Ware schadhaft ist?), den Konfliktfall zu regeln (Was tun bei Meinungsverschiedenheiten?) und im Zweifelsfall Abweichungen zu sanktionieren (Was geschieht mit einem Dieb?).
Wozu das Ganze? Natürlich damit man Rechtssicherheit hat und weiß, woran man im Zweifelsfall ist. Der Grundsatz lautet: zur Orientierung schaue der Bürger ins Gesetz. Ich stehe im Kaufhaus und habe Appetit auf einen Apfel, den ich aber nicht bezahlen will? Ein Blick ins Gesetz, und ich weiß, dass ich ihn trotzdem bezahlen oder liegen lassen muss. Ich habe einen Konflikt zwischen meinen Wünschen und den Regeln? Das Gesetz sagt mir, was ich darf. Dazu ist es da.

Wenn ich gar nicht klauen will, braucht mich das Gesetz dazu auch nicht zu interessieren. Es wird dann wichtig, wenn es was zu regeln gibt. Ein Gesetz, das Dinge regelt, die nicht in Frage stehen, aber zu greifen aufhört, sobald sie in Frage stehen, wäre ziemlicher Blödsinn: Klauen ist nur verboten, solange du nicht klauen willst? Nein. Das Gesetz regelt den potentiellen Konfliktfall. Was auch sonst?

Nun kommt ein Urteil daher, das genau anders herum argumentiert. (LINK) Das Verbot der Berliner Ärztekammer, einen Suizid medikamentös zu ermöglichen, wird als rechtswidrig angesehen. Der Grund ist ein potentieller Gewissenskonflikt, in den ein Arzt kommen könne. Im Klartext heißt dies, dass hier ein Urteil dem Gesetz genau in dem Moment die Autorität abspricht, in dem es gebraucht wird, nämlich in dem Fall, in dem es etwas zu regeln gibt. Und so schleicht sich in unser Rechtsverständnis bei der elementarsten Frage überhaupt – der Frage nach dem Leben – ein Grundsatz ein, der völlig unsinnig ist:

- Was verboten ist, ist im Konfliktfall erlaubt.

Auf dieser Logik baut sich inzwischen ein ganzes System von Gesetzen auf. So ist das Töten Ungeborener eigentlich laut Gesetz ausdrücklich verboten – im Konfliktfall bleibt es unsanktioniert (was binnen kürzester Zeit zu einem Rechtsanspruch mutierte). Das Bereitstellen von Giften ist im Konfliktfall nicht verboten – auch das wird mutieren. Das Töten Alter und Kranker ist verboten – wie lange noch?
Das Aufweichen der Grundsätze bei Lebensfragen, die konfliktbehaftet sind, ist doppelt tödlich. Es ermöglicht Gesetze, die das Töten erlauben, und prägt die Gesellschaft, die gemäß unserem Rechtssystems im Zweifelsfall nachschaut, was denn verboten ist.
Für die ist inzwischen klar: Wer den inneren Konflikt nicht achtet, ist unbarmherzig. Wie kann ich es wagen, das Leben schützen zu wollen? Der innere Konflikt ist das höhere Gut.

Ornithologisches Frühlingstagebuch 6

[Von Bastian]
Die Mönchsgrasmücke ist zurück und singt ihr Balzlied: ein kräftiges Zwitschern, dass in fast penetrant lautes Flöten übergeht. In etwa 3 Wochen, wenn die Eier gelegt sind, wird sie auf den Zwitscherteil verzichten und nur noch flöten.
Zum ersten mal seit einigen Jahren haben wir wieder einen Fitislaubsänger im Garten.
Mitten in der Stadt an lauten Verkehrsstraßen rufen Gartenbaumläufer in den Platanen.

Das Vogelkonzert morgens hat sich in den letzten Jahren verändert. Es begann mit den Amseln, gefolgt von den Singdrosseln. Inzwischen beginnen schon bei Dunkelheit, Kohlmeisen zu rufen, die früher erst mit
Sonnenaufgang begannen.

Dienstag, April 03, 2012

Es ist genau anders herum.

[Von Bastian]

Unter dem Titel „Raum und Zeit für Sinnlichkeit“ werden in einem von Jesuiten geführten Haus Kurse angeboten. (Quelle)

Elsa hat es in ihrem Nachtbrevier übernommen, die unbeschreibliche Komik ein Stück herauszustellen, die allein dem Ansinnen innewohnt. (Link) Mir geht es um eine Aussage, die man ständig hört und die genauso ständig Blödsinn ist. Gemeint ist: „Meistens ist Sex (Anm: von der Kirche) nur als Voraussetzung zum Kinderzeugen verstanden worden.“

So heißt es zu diesem Kurs. Und weiter geht es: „Wir wollen mit unserem neuen Kurs, der neben Impulsreferaten, Meditationen, Gruppen- und Paargesprächen auch Körperübungen und «Zeiten der Liebe» beinhaltet, gerade diesen Eigenwert der Sexualität für den Alltag von Paaren ausbuchstabieren.“

Ich habe 4 Kinder. In gewisser Weise stellen sie durchaus Folgen von Sex dar. Doch, ja. Bei weiteren katholischen Familien, die mir persönlich bekannt sind, liegen die Dinge ähnlich. (Ich bin allerdings nur unter Zögern bereit, interessierten Jesuiten entsprechende fachliche Fragen zum Thema Raum und Zeit zu beantworten – aber das können die ja auch selbst, wie sie sagen.)

Und da es heutzutage tatsächlich möglich ist, soweit dabei die Intimsphäre respektiert wird, auch gut katholisch über sexuelle Dinge zu sprechen, weiß ich ziemlich genau, das ein katholisches Eheleben durchaus auch andere Dinge im Sinn hat, als nur Kinder zu zeugen. Allerdings ist es, wenn es wirklich gut und katholisch sein soll, offen für Kinder, weil es eben katholisch und damit die Ganzheit betreffend ist.

Es ist immer wieder dasselbe Schema: Das kirchliche „Um der Ganzheit willen seid offen für…“ versteht die Gesellschaft als „Um der Regeln willen denkt ausschließlich an…“. Und verkündet gleich darauf die Lösung: „Um der Freiheit willen vergesst einfach…“. Was hier als Erweiterung beworben wird („Wir befreien Sie vom...“) ist in Wahrheit eine Einschränkung (Sex abgekoppelt von Kindern).

Die Lehre der Kirche enthält immer wieder das Prinzip, die Mittel zu beschränken, um dem Sinn zur Fülle zu verhelfen. Die Gesellschaft fordert hingegen, den Sinn zu beschränken, um den Mitteln zur Fülle zu verhelfen. Ein sinnvolles Beschränken im katholischen Sinne wäre das Streichen solch blödsinniger Kurse.