Montag, März 12, 2012

Freiheit und Entschluss – ein alter Forenbeitrag.

[Von Bastian]

Nach einigen Jahren wieder herausgekramt, weil es zum Thema Ehe passt.

Freiheit wird oft mit Optionen oder Wahlmöglichkeit gleichgesetzt – ein Widerspruch in sich. Denn was passiert, wenn ich wähle? Ich werde unfrei, weil eine Wahlmöglichkeit in Zukunft fehlt. Jede Wahl zwischen 2 Optionen schränkt die Freiheit ein. Frei ist demnach, wer sich nicht rührt: heiliger und wahrhaft freier Stillstand, der alle Optionen in sich birgt.

Tatsache ist: die einzige Freiheit, die ich habe, ist, die Freiheit zu verlassen. So geschieht Wachstum, wie bei einem Baum.

Jede Knospe hat die Wahl, aufzugehen und sich als Zweig zu entwickeln. Ohne Entscheidungen geht dabei nichts: sie muss eine bestimmte Richtung wählen. Bald kommt es zur Verzweigung, und jede Spitze muss neu entscheiden. Immer wieder. Am Ende vieler Entscheidungen hat man als Blatt seinen ganz bestimmten eigenen Platz, den man nicht mehr verlassen kann. Dieser Platz liegt an der Sonne. Wer ist jetzt frei: das Blatt, oder die Knospe in der Mitte, die nie aufging?
Und, um im Bild zu bleiben: die innere Knospe hat zwar nie ihre Wahlmöglichkeit eingeschränkt, aber sie ist inzwischen völlig fehl am Platze. Selbst wenn sie wollte – sie kann nicht mehr wachsen, denn bei ihr ist es dunkel. Auch der Zweig, der 5mal die Richtung änderte, verkümmert langsam wegen Lichtmangels. Nur die, die sich entschieden haben, haben weiterhin Freiheit. Es ist Vielfalt entstanden: hunderte Blätter und jedes anders. Zugleich herrscht Ordnung: die Blätter haben ihren Platz. Der Stamm, dem alle Äste aufsitzen, hebt im Laufe der Jahre alles immer höher und garantiert den Zugang zum Licht. Dabei entsteht die feste Struktur des Baumes, indem sie den Blättern folgt: die schieben sich immer weiter vor und hinterlassen den Zweig, später den Ast. Dem Baum garantiert dieses Prinzip Lebensfähigkeit.

Fazit: die Freiheit ruft dazu auf, eingesetzt und aufgebraucht zu werden, damit sie bleibt und größer wird.

4 Kommentare:

  1. Anonym7:31 PM

    Zitat: Freiheit wird oft mit Optionen oder Wahlmöglichkeit gleichgesetzt – ein Widerspruch in sich. Denn was passiert, wenn ich wähle? Ich werde unfrei, weil eine Wahlmöglichkeit in Zukunft fehlt. /Zitat

    Na dann bin ich aber froh, dass ihr gefühlte Unfreiheit nicht für mich zutrifft. Wenn ich sonntags nicht die heilige Messe besuche, dann kann ich mich am nächsten Sonntag durchaus dafür entscheiden es nochmal zu versuchen. Und immer mehr Menschen erkennen, dass eine gescheiterte Ehe nicht bedeuten muss, den Rest seines Leben alleine bleiben zu müssen.
    Dass der römisch-katholische Klerus das nicht wissen KANN, ja nicht wissen DARF, liegt im Zölibat begründet. Und der ist ja heilig. Deswegen wird's da auch keinerlei Änderungen geben können. Fragt sich, wie das endet.

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  2. Nun, der katholische Glaube endet gar nicht - er mündet geradewegs in die Ewigkeit.
    Und das meine ich ernst.
    Dass der Zölibat die Ursache ist, liegt natürlich auf der Hand, wie schon beim Klimawandel.
    :)

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  3. Anonym3:01 AM

    Glauben Sie wirklich, dass der römisch-katholische Klerus DIE erste Adresse in Ehefragen ist? Dann haben Sie wirklich einen starken Glauben.
    Na ja und das mit dem Klimawandel, das wird nicht soooo schlimm; für uns

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    1. Da unterscheide ich. Wenn es um die Frage ist, WAS die Ehe ist, ist die Lehre der Katholischen Kirche für mich die erste Adresse - sogar die einzige.
      Wenn es um Fragen der praktischen Ausgestaltung der Ehe geht, frage ich lieber Menschen, die selbst eine glückliche Ehe führen. Es bringt nichts, da zu theoretisieren. Ich sage ja auch keinen Priestern, wie sie ihr Zölibat praktisch leben sollen - davon verstehe ich nichts.

      Es ist wie bei einer Schatzsuche. Wenn ich wissen will, wo ich graben muss, frage ich den, der die Karte hat. Alles andere wäre Blödsinn. Wenn ich aber wissen will, wo ich den besten Spaten bekomme oder wie ich rudern muss, um die Insel zu erreichen, frage ich Fachleute. Mag sein, dass da der Kartenbesitzer dabei ist, aber das ist nicht zwingend.
      In der Kirche ist die Karte dem Lehramt anvertraut. Sie enthält das Ziel, den Weg dorthin und die Dinge, auf die man aufpassen muss. Eine richtige Schatzkarte eben. Der Schiffsbau, die weitere Ausrüstung, die Verpflegung und was sonst noch so dazugehört, sind Sache aller, also vornehmlich der Laien, denn davon gibt es mehr. In dieser Konstellation ist alles gegeben, den Schatz zu heben.

      Heute ist es leider oft so, dass Priester versuchen, Ruderunterricht zu erteilen oder Spaten zu zimmern. Und weil man damit nicht weit kommt, verlegen sie auf der Karte das Kreuzchen, das das Versteck markiert, aufs Festland und in weichen Sand, damit die Schatzsuche eher der Lebenswirklichkeit der Sucher entspricht. Die sind auch ganz froh darüber, weil sie nur diese falsche Karte kennen. So einfach kommt man an den Schatz! Und sie buddeln munter drauf los, finden aber nichts. Sie graben so lange, bis sie irgendein rostiges Stück Eisen finden und stellen fest: die Schätze der Kirche sind verrottet, ihre Karten taugen nichts. Und sie verspotten die Kartenbesitzer.
      Wenn jetzt jemand mit der richtigen Karte kommt, erhält er natürlich die Antwort: „Wie bitte? Jetzt sollen wir auch noch Schiffe bauen, rudern, klettern, wandern und Felsen sprengen? Damit wir wieder ein Stück rostiges Eisen finden? Nein danke!“

      Es ist eben wichtig, den richtigen Fundort zu kennen und für die Suche die richtigen Fragen zu stellen.

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