[Von Bastian]
Alipius, Cicero und King Bear haben es bereits Beleuchtet. Ich möchte auch noch einen Gedanken beisteuern.
Was mir beim derzeit diskutierten Albtraum („Zukunftsvision“) auffällt: er ist ohne jeden Inhalt. Was dort beschrieben wird, ist nicht die Kirche, sondern die Wahrnehmung der Kirche durch andere. Was man an Strukturen sehen kann, was man von ihren Mitgliedern mitbekommt. Diese Kirche definiert sich durch ihre Außenwirkung. Der Inhalt wird nicht nur relativiert („…Gott, wie sie sagen.“), sondern regelrecht abgeschafft: „Da es keine konfessionellen Kirchen mehr gibt, achtet eine ökumenisch vereinte christliche Kirche darauf, dass ihre Kirchenzentren ein sehr vielfältiges Angebot bieten, um den unterschiedlichen Traditionen gerecht zu werden.“
In der Ökumene geht es um die Wahrheit, die in Gott liegt, nicht um Traditionen, die mit einem bunten Angebot hinreichend integriert sind. Die Ökumene ist deshalb so schwierig, weil genau das eben nicht geht. Die Kirchenspaltung ist einerseits ein Skandal, aber andererseits ein Zeugnis: der Christ steht zu dem, was er von Gott erkannt hat. Mir ist jeder überzeugte Protestant als Diskussionspartner lieber, als jemand, der nicht versteht, dass es nicht um Menschliches, sondern um Gott geht. Lieber ringen auf einer letztlich gemeinsamen Basis in Jesus Christus, als Spiegelfechtereien mit einer Fassade ohne Inhalt.
Die ganze Vision ist damit für mich unlogisch. Sie funktioniert nicht. So dumm sind die Menschen nicht: sie suchen nach Inhalten, nicht nach Fassaden. Der Schreiber der Vision kaufe sich einfach einmal eine Autozeitschrift. Dort wird er finden: die Leute haben gern schicke und trendige Wagen, doch sie schauen, was die unter der Haube haben. Mit Außenwirkung pur verkauft man gar nichts, dafür macht man sich gründlich lächerlich, wenn man es versucht, wenn man nicht gar des Betrugs verdächtigt wird. Genauso wird niemand in eine Kirche gehen, weil die Kirche so besonders schick ist, sondern nur, weil man darin etwas findet: Gott.
Wir brauchen keine Kirche, in der die Mitglieder toll sind. Wir brauchen eine Kirche, die Gott erstrahlen lässt, nicht sich selbst. Wo der Glaube als gelebte Freundschaft mit Gott die höchste Qualifikation ist, höher als Management, Integrationsfähigkeit, Feierlichkeit, Schwungfülle und wie sie alle heißen. Eine Vision der Kirche für sich ist so sinnvoll wie eine Vision von Äpfeln ohne Apfelbaum, im naiven Glauben, dass man die ja organisieren, kaufen, präsentieren und appetitlich polieren kann.
Wir brauchen keine Visionäre, die uns gesellschaftlich erfolgreiche Zustände verkünden, sondern Menschen, die Gott schauen und IHN verkünden. Der Rest ist Beiwerk, das keine Vision lohnt.
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