Mittwoch, August 22, 2012

Noch einmal hochgeholt: Warum ich die Handkommunion liebe.

[Von Bastian]
Das Thema ist für mich wichtig. Nicht weil ich glaube, dass an der Form der Kommunion das Schicksal des Glaubens hängt. Vielmehr weil es ein Thema ist, bei dem sich zeigt, wie sehr die Kommunion für viele eine Herzensangelegenheit ist, was erst einmal sehr gut und erfreulich ist. Der Austausch darüber ist ein Ansporn zur Andacht, ein Bewusstwerden dessen, was man da tut und wen man empfängt.
Ich freue mich immer, wenn dabei respektiert wird, dass die eigene Sicht der Dinge nicht absolut sein muss, sondern eingeräumt wird, dass andere Menschen Andacht ganz anders erleben können.
Die Anmerkungen zur Kommunion, die hier gemacht werden (LINK), sind so: die eigenen Gedanken werden klar geäußert – zugleich wird gesagt: „Es wäre vermessen, würde ich nun demjenigen, der für sich entscheidet, die Handkommunion zu empfangen, weniger Ehrfurcht, Respekt und Hochachtung vor dem Allerheiligsten Altarssakrament unterstellen, wenn er zum Tisch des Herrn geht.“
Ich selbst musste die Mundkommunion akzeptieren lernen, was mir durch den Glauben derer, die sie in meinem Umfeld praktizieren, leicht gemacht wurde. Daher möchte ich den folgenden Beitrag nicht als „Gegendarstellung“ oder als Argument für eine andere Sicht verstanden wissen, sondern als Ergänzung. Mein Verhältnis zum Kommunionempfang, das keinerlei Anspruch auf irgendeine Richtigkeit erhebt und dass ich hier klar in dem Kontext schreibe, dass andere Haltungen genauso legitim sind.
Dies als Einleitung zur Wiederholung eines älteren Beitrags.


Warum ich die Handkommunion liebe.

Sollte es Leser geben, die mit der Thematik nicht vertraut sind: in der katholischen Kirche gibt es beim Empfang der Eucharistie, also dem Leib Christi in der Gestalt der in der Messe gewandelten Hostie, zwei unterschiedliche Weisen: die Hand- und die Mundkommunion. Bei der Mundkommunion legt der Priester die Hostie direkt in den geöffneten Mund des Empfangenden, auf dessen Zunge. Bei der Handkommunion legt der Austeilende die Hostie in die linke Hand des Empfangenden, der sie unmittelbar darauf mit der Rechten zum Mund führt und isst.
Beide Formen sind erlaubt. Beide Formen ändern nichts am Empfang der Heiligen Kommunion. Und doch sind beide Formen unterschiedlich, weil sie für den Empfangenden ein unterschiedliches Erleben des Eucharistieempfangs bedeuten. Es kann eine unterschiedliche Haltung darin zum Ausdruck kommen. Daher gibt es intensive Gespräche darüber, die letztlich dazu dienen, das Geheimnis der Eucharistie tiefer zu verstehen.

Ich kann mich erinnern, dass ich nach meiner Frühkommunion als Kind wie alle die Mundkommunion empfing, und wie mir später erklärt wurde, wie die Handkommunion „geht“. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann in diese Form sozusagen immer mehr verliebt: sie wurde mir immer wichtiger und ist es bis heute. Auch die schrägsten Zeiten meines Lebens haben nie an meiner Ehrfurcht vor der Eucharistie gerüttelt: das ist Christus selbst.
In der Handkommunion fasst sich für mich das ganze Geschehen der Messe in einem Augenblick zusammen: Gott kommt in Gestalt der Hostie zu mir und ich empfange ihn. Ich will versuchen, das genauer zu beschreiben.

Christus hat sich den Menschen ausgeliefert. Sie haben ihn gekreuzigt. Oder besser: ich habe ihn gekreuzigt. Denn dass es meine Sünde ist, für die er sterben musste, ist mir sehr klar. Dass ich ohne sein Opfer für Gott nicht erreichbar wäre und Gott nicht für mich, weiß ich. Gott hat sich in meine Hände gegeben und endete am Kreuz. Er wusste, dass genau das passieren würde, wenn er sich mir ausliefert, und er hat es getan, weil er so die Sünde, die zwischen uns stand, überwinden wollte. Dies schenkt er mir in der Eucharistie, indem er sich selbst schenkt. In ihm ist das alles enthalten und noch viel mehr. Wenn er sich mir bei der Eucharistie mit der gleichen Liebe wieder in die Hände gibt, aber dieses Mal alles in seiner Vereinigung mit mir endet, ist sein Opfer für mich in der rechten Weise nachvollzogen. Er gibt sich und ich nehme ihn auf.

„Nehmet und esset“. Das Nehmen ist für mich wichtig, weil es das wenige ist, das ich tun kann. Es ist mir nicht wichtig, weil es der Eucharistie irgendeinen Aspekt hinzufügen würde, sondern weil es mein aktives „Ja!“ ist, meine kleine Gelegenheit, ihm Dank zu sagen für das Unglaubliche, was gerade geschieht. Darum liebe ich den Kommunionempfang mit der Hand. Dieser zusätzlicher kleine Schritt steht nicht zischen mir und der Unmittelbarkeit des Eucharistieempfang, sondern er macht sie für mich das Unmittelbare erst greifbar. Er gibt mir die Möglichkeit, Christus für sein Opfer zu danken, indem ich genau das tue, was er sich von Herzen wünscht: indem ich es annehme.
Entsprechend dem wenigen, was ich von Christus verstehen (besser: erahnen?) darf, ist die Handkommunion die Form, in der ich Christus empfange, wie er von mir empfangen werden möchte. Da Gott in keiner Weise meinem Verstehen entspricht, kann das alles natürlich nur für mich gelten. Ich bin der Beschenkte, weil Gott mich liebt. Aber gerade weil er mich liebt, weiß ich auch, dass er sich über meine Gegenliebe freut. Wenn ich Gottes Liebe ernst nehme, dann ist nicht nur er meine Freude, sondern auch ich bin seine. Wenn ich die Vergebung ernst nehme, die Christus mir erwirkt hat, dann bin ich tatsächlich zu jemandem geworden, der Gott durch Gegenliebe erfreuen kann, nicht mehr unwürdig, sondern plötzlich würdig gemacht. Dann darf und muss ich begreifen, dass Gott am Kreuz starb, um mit mir zusammen sein zu können. Es ist, als ob Gott im Sakrament zu uns sagt: „Meine Sehnsucht nach Dir ist in der Eucharistie größer als Deine Sehnsucht nach mir. Meine Freude an allem, was Du für mich tust, ist jenseits dessen, was Du Dir vorstellen kannst! Deshalb bin ich für Dich gestorben und lebe jetzt für Dich.“ Ich finde es schwer, dies zu glauben: dass Gott sich nicht nur herabließ, mir zu vergeben, sondern dass er sich nach mir sehnt. Er erhofft sich als Antwort von mir auf sein Opfer nicht, dass ich in der gebotenen Ehrfurcht erstarre, sondern dass ich seine Liebe erwidere. Ich kann das nur in der Demut akzeptieren, die mir möglich ist. Aber wenn ich es glaube, und wenn mein Glaube noch so klein ist, kann ich in diesem Zusammensein nicht schweigen.
Der Moment, in dem Christus in meiner Hand liegt, ist für mich der Moment, in dem ich seine Liebe dadurch erwidern kann, dass ich selbst mit gläubigem Tun auf das antworte, was er für mich tut. Ich tue es nicht für mich, sondern für ihn. In diesem Moment überwinde ich mich und versuche, das Unerhörte anzunehmen: dass er in seiner Liebe nicht nur an mir handeln will, sondern ebenso mein Handeln ersehnt. Es ist eine unbeholfene Liebeserklärung an Gott, der Versuch einer Erwiderung der Liebe, die er mir schenkt. Das ist für mich in dem Moment enthalten, in dem ich die Hostie esse.

Ich habe so gerade durch den Eucharistieempfang entdeckt, dass die Kirche nicht ein Überbau ist, der sich zwischen Christus und mich stellt und mein Glaubensleben verwaltet. Vielmehr stellt sie mir die Gelegenheit bereit, bei der meine Erlösung wirklich stattfindet und erlebbar wird. Sie stellt mich vor Gott, ganz unmittelbar. Diese Entdeckung hat meine Angst vor der Kirche und Gott in Liebe zur Kirche und Gott verwandelt. Viel zu wenig Liebe, aber immerhin. Ich freue mich darüber, und Gott freut sich auch.

8 Kommentare:

  1. nichtsdestotrotz sieht es der Heilige Vater anders...

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    1. Da habe ich kein Problem mit.
      Allerdings wüsste ich nicht, wo er das gesagt hätte. Dass bei Papstmessen nur noch die Mundkommunion gereicht wird, um sakrilegische "Souveniers" zu verhindern, kann ich nur begrüßen! Wie gesagt: ich habe gar nichts gegen die Mundkommunion und schildere hier nur meinen Zugang. Der ist nun einmal subjektiv und soll auch gar nichts anderes sein.
      Ich werde selbstverständlich auch in dieser Frage der Kirche gehorsam sein, doch bisher gibt es nichts zu gehorchen. Die Idee, den "Geist des Konzils" durch einen "Geist der Vorlieben des Heiligen Vaters" zu ersetzen, würde sich mir nicht erschließen.
      (Natürlich meine ich damit nicht, dass Du das hier propagiert hättest - das ist nur die Fortführung meiner Gedanken.)

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  2. Kommunion, kniend - stehend, Hand - Mund. Nun, zunächst möchte ich sagen, dass beide Haltungen möglich sind. Und einerseits alle Priester wiederum darum bitten, hier diese Toleranz zu üben und eines jeden Entscheidung anzuerkennen und sie alle bitten, sie zu üben und nicht den Anderen zu verdächtigen, der sich zu einer anderen Form entscheiden hat.
    Aber sie werden fragen: Gehört hier eigentlich Toleranz herein? Oder ist sie nicht bei diesem Allerheiligsten fehl am Platz? Nun, wiederum wissen wir, dass bis zum 9. Jahrhundert die Kommunion stehend in die Hand empfangen worden ist. Dies muss gewiss nicht besagen, dass das immer so bleiben soll, denn das Große und Schöne an der Kirche ist, dass sie wächst, dass sie reift, dass sie das Geheimnis tiefer begreift, und insofern hat die neue Entwicklung, die nach dem 9. Jahrhundert begann, durchaus als Ausdruck der Ehrfurcht ihr Recht und ihre guten Gründe. Aber umgekehrt müssen wir doch auch sagen, dass unmöglich die Kirche 900 Jahre lang unwürdig die Eucharistie gefeiert haben kann. Und wenn wir die Texte der Väter lesen, sehen wir, aus welchem Geist der Ehrfurcht heraus sie kommuniziert haben. Bei Cyrill von Jerusalem im 4. Jh finden wir einen besonders schönen Text, wo er in seinen Taufkatechesen den Kommunikanten schildert, wie sie es machen sollen. Sie sollen vorgehen, ihre Hände zum Thron bilden, die Rechte auf die Linke legen, damit sie ein Thron für den König und zugleich ein Kreuz werde. Dies ist für ihn das wunderbare Zeichen, dass die Hände des Menschen das Kreuz bilden, das zum Thron wird, in das der König sich hinbeugt.
    Jede dieser beiden äußeren Haltungen kann so ihr tiefes Zeichen haben, und wir sollten nicht um das Äußere streiten, sondern um das, worum die Kirche vor und nach dem 9. Jh gerungen hat, und was das Eigentliche ist, nämlich um die Ehrfurcht des Herzens, die sich vor dem Geheimnis des Gottes beugt, der sich in unsere Hände legt. Und wir sollten daran denken, dass nicht nur unsere Hände unrein sind, sondern unsere Zunge auch, und unser Herz auch ...

    Fastenpredigt von Joseph Kardinal Ratzinger, 12.03. 1978

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  3. Freund Bastian, du reizt mich zu einer Replik im Gemeinschaftsblog. :-)

    (Damit räumen wir dann wirklich in der Kategorie DIALOG ab.)

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  4. Anonym3:12 PM

    Die Überschrift verwirrt mich dann doch ein wenig. Es ist ja nicht die Form die ich liebe, sondern den Herrn den ich empfange. Die Gründe warum ich die Handkommunion ablehne ist die Sinnlosigkeit der Einführung dieser Praxis. Niemand, ich widerhole niemand, hat mir je glaubhaft erklärt, warum einzelne Bischöfe die Handkommunion einführten, während andere sie verboten. Allein die Tatsache, dass dies so ist hatte verheerende Auswirkungen auf die Gläubigen. Ich erinnere mich an meine Großmutter, die den Priester in ihrer Gemeinde fragte: "Ist das jetzt ein anderer Herrgott, den wir empfangen?" Die Antwort sinngemäß: Es kommt nicht auf die Form an, sondern auf die innere Einstellung. Mir als Kind wurde damals bewusst: Wenn es nicht auf die Form ankommt, warum ändert man dann die seid Jahrhunderten bewährte? Eine Antwort diesbezüglich steht immer noch aus.

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    1. Sicher rede ich hier von der Form. Ich liebe sie, weil ich in ihr den Herrn empfange. Letztlich ist es eine Diskussion wie über Weingläser: erst der Inhalt gibt der Sache überhaupt Sinn.
      Als die Handkommunion eingeführt wurde, war ich ein Kind (ich erinnere mich aber daran, dass man mir die neue Form beibrachte. Warum sie wie und wo eingeführt wurde, weiß ich nicht. Aber ich bin glücklich, dass es sie gibt, weil sie meiner Ausdrucksform der Ehrfurcht entspricht.

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  5. Peter H.12:38 AM

    Die Handkommunion ist wohl nichts für jeden, da sie extreme Vorsicht erfordert. Damit meine ich keine inneren Beweggründe, da ist sowieso immer erhebliche Vorsicht gefordert. Aber zwischen dem Moment wo der Priester den Leib des Herrn in die Hand nimmt und dem Moment wo man Ihn empfängt kann soviel geschehen. Christus ist ja in jedem sichtbaren Stück ganz. Bei der Mundkommunion mit Patene(und ich rede nicht von der alten Messe) sieht man nach einer normalen Messe sehr viele kleinere Stücke, die aber eben sicher wieder an den Altar zurückkehren. Aber ohne Patene, verschwinden die Stückchen eben nicht einfach, sondern der Herr fällt zu Boden. Und dies kann eben nochmal passieren, wenn der Gläubige bei der Handkommunion den Leib des Herrn zum Mund führt. An dieser Stelle hat er eine wirklich große Verantwortung, dass man es wirklich als das Wichtigste der Welt betrachtet. Und nicht jeder kann auch wirklich diese Vorsicht walten lassen. Aber eben auch der Priester muss diese Vorsicht walten lassen. Und dazu könnte auch gehören, dass er die Patene wieder benutzt, auch bei der Handkommunion. Das geht wirklich und ist auch sinnvoll.

    Gruß,
    Peter H.

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  6. Anonym12:20 PM

    >>Ich werde selbstverständlich auch in dieser Frage der Kirche gehorsam sein, doch bisher gibt es nichts zu gehorchen.<<

    Das mit dem Gehorsam ist so eine Sache. Momentan verlangt der hl. Vater die richtige Übersetzung der Wandlungsworte. Warten wir ab, wann endlich in unserem Land diese Anordnung unseres hl. Vater Realität wird. (Ich hab da meine Zweifel) Und richtig: Der Papst kann die Handkommunion mit einem Streich verbieten und dann könnte man die o.g. Betrachtung natürlich genauso schreiben aber dann nur aus der Sicht eines Mundkommunikanten, der gehorsam gegenüber den Weisungen der Kirche ist. Meine Frage? Was wäre damit gewonnen?

    >>Die Idee, den "Geist des Konzils" durch einen "Geist der Vorlieben des Heiligen Vaters" zu ersetzen, würde sich mir nicht erschließen.<<

    Der "Geist des Konzils" hat mitnichten die Handkommunion hervor gerufen. Sie ist gegen den Willen, des damaligen Papstes von einer liberalen Fraktion der Bischöfe durchgeboxt worden. Das hat Folgen bis in die Gegenwart. In unserer Gemeinde (Bistum Münster) müssen sich Mundkommunikanten als Letzter in die Schlange einreihen um an der Kommunionbank den Leib des Herrn knieend empfangen zu können. Nur einer hat den Mut. Seine Gedanken kreisen dann allerdings nicht mehr um die Form, sondern um das Spießrutenlaufen während der Messe vor allen Gläubigen.

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