Mittwoch, März 02, 2016

Die Sünde hassen, den Sünder lieben

Volker Beck wurde mit Drogen erwischt. Genaues ist nicht allgemein bekannt, aber es muss schon etwas Härteres gewesen sein: er stellt alle seine politischen Ämter zur Verfügung. Für manchen Katholiken scheint das eine gute Nachricht zu sein: den sind wir los. War er doch bisweilen ziemlich antikatholisch, was die Lehre der Kirche anging.

Ich bin erschüttert. Es muss sehr schwer sein, etwas mit sich herum zu schleppen, für das man sich wahrscheinlich selbst verurteilt, und zugleich im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Es muss sehr schwer sein, moralische Ansprüche zu vertreten, und zugleich zu wissen, dass man selbst unmoralisch handelt.
An dieser Stelle kommt der für mich entscheidende Punkt: verurteile ich Herrn Beck oder begreife ich, dass hier nur sichtbar wird, was wohl für jeden Christ, also auch für mich, gilt? Dass nämlich die eigene Lebensweise hinter dem Willen Gottes, den wir verkünden, meilenweit hinterher hinkt. Dass es Gott ist, der uns rechtfertigt, und nicht unsere eigene Moral. Ich nehme keine Drogen und handele nicht damit? Christus sagt nicht, ich sei besser, sondern er sagt, ich solle aufpassen, dass ich mich nicht für besser halte (Man ergänze Lukas 18,11 um Drogen).
Werden die eigenen Fehler derart ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt, so dass man sich zurückziehen muss, ist das ein extrem schmerzhafter Prozess. Ich habe nicht mit Herrn Beck übereingestimmt, aber ich respektiere, dass er seinem Gewissen gefolgt ist. Und ich bin jedem Menschen dankbar, der es riskiert, sich zu exponieren, um die Gesellschaft voran zu bringen, auch wenn ich seine Meinung nicht teile. Erst auf dieser Basis kann man streiten.

Nachtreten verbietet sich. Wer sich jetzt die Hände reibt, weil er glaubt, Gott sei darüber froh, kann gleich zur Beichte gehen. Politisch war er ein Gegner. Die Ämter hat er nicht mehr. Es bleibt vor Gott ein Bruder, dessen Probleme auch meine sind. Denn wenn ein Teil krank ist, leiden alle.
Ich sage Herrn Beck gerne meine Solidarität als Sünder und mein Gebet als Bruder zu.

4 Kommentare:

  1. "Es muss sehr schwer sein, etwas mit sich herum zu schleppen, für das man sich wahrscheinlich selbst verurteilt"

    Das ist hier wahrscheinlich nicht einschlägig, den n-tv schreibt:
    "Beck bestätigte indirekt, dass Drogen der Grund für die Niederlegung seiner Ämter sein könnten. 'Ich habe immer eine liberale Drogenpolitik vertreten.'"

    Ist also eher so ein Kohl-schwarze Kassen-Ehrenwort-Ding - ich mache zwar die Gesetze, aber darum scheren muss ich ja nicht gleich.

    "Genaues ist nicht allgemein bekannt, aber es muss schon etwas Härteres gewesen sein": 0,6 g Crystal Meth

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  2. Ich habe selten einen derart von Selbstgerechtigkeit triefenden Kommentar eines katholischen Publizisten außerhalb der katholisch getünchten Sparte der Systemmedien gelesen.

    Es geht gar nicht darum, daß dieser Mensch Drogen genommen hat oder daß er ein A*********r war. Es geht um den maßlosen Schaden, den er durch sein bösartiges politisches Wirken an unserm Land und Volk und an der vergewaltigten Menschennatur schlechthin angerichtet hat.
    Wenn so einer zumindest aus der ersten Reihe der Politik entfernt wird, ist das ein Grund zur Freude für jeden anständigen Menschen – wenn auch nur zu kurzer Freude, denn viele andere sind noch da, die sein Zerstörungswerk weiterführen.
    Im übrigen empfehle ich zur Lektüre Laktanz, De mortibus persecutorum.

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    1. Ja, das stimmt: so etwas kann man kaum schreiben, ohne selbstgerecht zu sein. "ich sage, wie das zu beurteilen ist!" - ja, das hat was arrogantes, und ich habe bereits vorher überlegt, ob ich das tun soll.
      Ob man allerdings triefende Selbstgerechtigkeit durch dümmliche Aggressionen anprangern sollte, sei dahin gestellt. Und das alles, was man selbst nicht für katholisch hält, nur katholisch getüncht ist, versteht sich von selbst. Nun ja...

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  3. Anonym8:36 AM

    Die Menge wurde von der Staatsanwalt bestätigt (jedenfalls lese ich das in der Presse), die Art der Droge wurde bislang NICHT bestätigt.
    Es kann Meth sein oder etwas anderes.
    Wenn es Meth oder etwas ähnlich Schlimmes ist, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Beck ist selber süchtig, d.h. schwer krank, und braucht Gebet, Einsicht und Therapie, um loszukommen von dem Zeug. Oder er hat es nicht für den Eigenbedarf - dann braucht er Gebet, Einsicht und Sühne, um loszukommen von einem schlimmen Weg.
    In keinem Fall braucht er Nachtreten und Häme, und ich bin froh, daß ich mit dieser Ansicht nicht allein stehe.

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