Donnerstag, April 07, 2016

Funkstille

Derzeit herrscht von meiner Seite aus Funkstille. Wann sich das ändert, weiß ich nicht. Vor allem weiß ich noch nicht, wie es sich ändern soll.
Der Grund ist ein gewisser Frust über mich selbst. Denn wenn ich mir die Situation und den großen Mut der Christen in Arabien anschaue, in der Türkei, in China oder in Nordkorea, dann weiß ich, wo die Zukunft der Kirche liegt.
Die Idee, unser Glaube habe doch irgendwo eine europäische Komponente, zerbricht für mich. Nicht dass ich das bewusst geglaubt hätte. Ich bemerke das nur daran, dass ich mir verwundert die Augen reibe bei der Feststellung, dass Europa mir irgendwie geistig sehr leer vorkommt, und ich mit ihm, wohingegen sich der Glaube an anderer Stelle unter schärfsten Prüfungen bewährt und vermehrt.
Währenddessen beteilige ich mich an Diskussionen, ob es besser ist, die Heilige Messe nach Osten zu feiern oder nicht, wie genau man die Eucharistie zu empfangen hat, ob das neue geistliche Lied nun schädlich oder gut ist, wie katholisch unsere Bischöfe sind oder ob man politisch konservativ sein muss/darf, wenn man Christ sein will. Was ist das angesichts der Heldentaten, die derzeit im Namen Christi vollbracht werden? Mein einziger Anteil am wirklichen Glauben scheint mir der zu sein, ihn ab und zu zu beobachten, mir ein Urteil zu bilden und ein wenig über die Umstände zu klagen. So als ob ich auch nur ansatzweise in der Lage sei, zu beurteilen, was Märtyrer vor Gott sind. Zwischen der Verteidigung des eigenen Wohlstands und der Liebe zu Gott bis in lebenslange Lagerhaft oder in den Tod liegen Welten. Die Helden leben woanders – das Missionsgebiet sind wir.

Keinesfalls glaube ich dabei, dass es bei uns kein Elend gäbe. Mutter Teresa sprach von der großen, schlimmen Krankheit des Westens, schlimmer als Lepra in Indien: nicht geliebt zu sein. Sie rief uns auf, da etwas gegen zu tun. Ich glaube auch nicht, dass ich nicht das Recht hätte, von Christus zu reden, nur weil ich kein Glaubensheld bin. Es ist die Größe Christi, die verkündet werden muss, nicht meine Größe. Wenn man den Menschen die Nachricht bringt, dass sie einen Riesengewinn im Lotto gemacht haben, ist es egal, ob man als Lottobote ebenfalls reich ist oder nicht.
Kurz: ich halte viel von dem, woran ich mich beteiligt habe, für leer und nicht zielführend. Den Ansatz, mich an dem zu beteiligen, was ich hier und jetzt für notwendig erachte, habe ich noch nicht. Ich suche danach. Und bis ich da nicht wenigstens die grobe Richtung kenne, wird es bei wenigen Beiträgen bleiben.

9 Kommentare:

  1. Nun, um ein Christentum das wg. 50 Verirrter Dome verdunkelt und die Toten von Lahore beschweigt, dass jedewede Position im Diskurs mit Randgruppen räumt und sich den herrschenden anbiedert, hat sowieso keinen Glauben und hatte ihn vielleicht auch nie.
    Dann ist es auch nicht schade um sein verschwinden.

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    1. Es geht nicht um irgendein sich irgendwie verhaltendes Christentum, das auch verschwinden könnte.
      Es geht erst einmal um Gott, der nun mal nicht verschwinden wird. Mit ihm bleibt die Wahrheit und damit der Glaube daran als Option. Isso.
      Und Gott will jeden Menschen retten. Das Christentum darf nicht verschwinden, weil das gegen Gottes Plan wäre. Es muss nur wiederbelebt werden. Oder, um ein biblisches Bild zu wählen: es muss mit Gottes Hilfe seine ganzen Krücken von sich werfen und wieder von der Bahre der Nichtigkeiten aufstehen.
      Und zuletzt: das Verschwinden, als Substantiv verwendet, schreibt man groß.

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  2. Es geht auch nur um das Christentum das Sie vertreten und dass letztlich niemand braucht, wie Sie ja im Grunde selbst bemerken.



    (

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    1. Noch einmal, ganz einfach:
      Es gibt Gott. Der will mich bei sich haben und hat dafür seinen Sohn gesandt. Ich brauche ihn, um zu leben. Soweit die Fakten.
      Um diese Fakten muss ich wissen, damit ich auch wirklich lebe. Dieses Wissen, dass ich Gott und seinen Sohn brauche, nennt man Christentum.
      Fazit: jeder braucht das Christentum, der nicht an den Fakten vorbei leben will.

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  3. Also ein rein persönlicher Glaube an Gott, der sonst nichts will, fūr nichts eintritt, dessen Inhalte austauschbar sind, je nachdem welche gesellschaftliche Gruppe am lautesten schreit?

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    1. So eine dumme Frage. Fast hätte ich geantwortet: ja, genau!
      Wie, bitte, soll das den funktionieren? Das geht doch gar nicht, außer ich reduziere "ich glaube" auf "ich denke, Gott existiert".
      Wie, bitte, soll Gott austauschbar sein? Wie soll ich nicht in jedem einzelnen Punkt meines Daseins von dem betroffen sein, der mein Schöpfer und mein Erlöser, mein Ankläger, Richter und Begnadiger zugleich ist?
      Traurig ist nicht ein persönlicher Glaube, der zum Baustein der Kirche werden kann, sondern ein unpersönlicher, der seine Defizite mit Nichtigkeiten und persönlichen Vorlieben füllt und dieses Konglomerat dann als mehr oder weniger heilsnotwendig verkauft.

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  4. Also ich finde Fragen grundsätzli h nicht dumm und ich hatte vergessen, dass man eher einen Pudding an die Wand genagelt bekommt, als von Ihnen eine konkrete Aussage zu irgendetwas.

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    1. Stimmt. Ich bin bekannt für schwammige Statements.
      Zu einer konkreten Aussage ringe ich mich jetzt allerdings nach einer Tasse Kaffee und mit ganzem Mut durch: Diskussion beendet.

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  5. Lieber Sierra Victor, ich wollte Ihnen eigentlich mailen, das ist aber wohl nicht möglich.
    Aber ich denke, ich verstehe ungefähr, was Sie meinen. Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, ich würde mit "glaubenstreuen" Katholiken mal darüber diskutieren müssen, dass die freie Marktwirtschaft nicht der Soziallehre der Kirche entspricht, dass man nicht einfach auf Flüchtlinge schießen darf, dass eine Partei nicht deswegen christlich ist, weil sie es selbst von sich behauptet, hätte ich ihm kaum geglaubt. Nein, man diskutiert nicht mal wirklich darüber, man wird für die genannten Thesen bis aufs Blut bekämpft von anderen konservativen Katholiken. Und ich meine, wenn man solche Themen, wie die von mir oder die von Ihnen genannten, überhaupt diskutieren muss, hat man vielleicht einfach schon die falschen Diskussionspartner. Für mein gesamtes reales Umfeld wären diese Thesen und auch ihre Vertreter grundsätzlich keiner Auseinandersetzung wert.

    Und das wäre wohl auch besser, denn, wie Sie auch schreiben, es geht um Wichtigeres - in der Osterzeit z.B. darum, sich zu freuen, und zwar ausnahmslos!

    Deswegen hier zwei links, die mich heute erfreut haben:
    https://www.youtube.com/watch?v=4Ek1zyb5f48
    http://www.huffingtonpost.de/2016/02/08/beerdigung-gabel_n_9188294.html

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