Donnerstag, August 13, 2015

Die Hoheit über Begriffe

[Von Bastian]
Was sind die Definitionen von Ehe und Familie?
Unmengen sind dazu gesagt und geschrieben worden. Meiner Meinung nach manchmal zu viel, denn wenn wir uns zu intensiv auf eine Diskussion über die Begriffe einlassen, stimmen wir automatisch der These zu, dass eine Änderung des Begriffs den Sachverhalt mit ändere. Jedoch: definiert man Ehe neu, ändert das an der Existenz der wirklichen Ehe nichts. Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz des Staates.
Die Idee, damit seien die Begriffe gemeint und nicht der Inhalt, den sie damals bedeuteten, en vogue, aber dumm. Irgendwelche neuen Inhalte des Ehebegriffs stehen ebenso wenig unter dem Schutz des Staates, wie man Flüsse verschmutzen dürfte, würde man sie aus dem Umweltbegriff entfernen und meinen, man habe gerade den Sinn des Umweltschutzes neu definiert.
(Mehr zur Verwechslung des Begriffs mit dem Inhalt habe ich hier geschrieben: LINK, LINK)

Vielleicht wichtiger noch als „Ehe“ und „Familie“, so denke ich, wäre der Kampf um den Inhalt zweier Begriffe, die uns aus der Hand genommen wurden, ohne dass wir es gemerkt hätten: Krankheit und Mitleid. Sie wurden uns genommen und mit einem zusätzlichen Inhalt versehen, der sie nahezu unbrauchbar macht: mit Diskriminierung und Verachtung.
Wenn ein Mensch erkrankt, sagt das über ihn persönlich nichts Nachteiliges aus. Kümmert sich jemand um ihn, bis er gesund ist, weil ihm das Schicksal des Kranken nahe geht (er also mitleidet), ist das etwas Gutes und in unserer Gesellschaft selbstverständlich. Und trotzdem sind beide Begriffe heute zum Synonym für Verachtung geworden. „Das ist total krank“ oder „Mit dem kann ich nur noch Mitleid haben“ drücken Verachtung aus: die abstruse gesellschaftliche Idee, eine Abweichung vom Ideal sei ein Makel, macht’s möglich. Und so ist Kranker minderwertig; Bemitleidung ist Ablehnung. Die Idee, etwas als möglicherweise änderbar anzusehen, kann daher schon diskriminierenden Charakter haben.
Am Beispiel Homosexualität wird bereits die Idee, man könne sie in manchen Fällen ändern, abgelehnt: das wäre ja Heilung und der Schwule dann ein verachtenswerter Kranker. Die kirchliche Aufforderung, Homosexuellen sei mit Mitleid zu begegnen, ist in den Ohren vieler die Aufforderung, sie zu verachten. Absurd: das Gegenteil ist gemeint.

Die Minderwertigkeit des Kranken und Schwachen, ein Horrorszenario des Dritten Reiches, hat längst wieder in unserer Kultur Fuß gefasst. Nur dass es diesmal nicht von oben verordnet, sondern als besonders aufgeklärt verstanden wird.
Was kann die Antwort darauf sein? Begriffsdiskussionen sind sinnlos, wenn jeder etwas anderes darunter versteht. Der Inhalt muss aufleuchten, damit man gemeinsam sprechen kann. Die Anliegen des Heiligen Vaters nach einer Kirche für die Armen, nach Bewahrung der Schöpfung, nach persönlicher Heiligung und nach Dialog sind die Antwort. Wir können über alles mit jedem reden, sollen es sogar. Doch die Basis ist der gelebte Inhalt, nicht das Festhalten an Worten.

2 Kommentare:

  1. Hallo Bastian,

    -also ich kann leider gar nicht erkennen, dass z. B. die Kirchen für irgendetwas streiten würden. Hier geht es doch nur noch um möglichst schnelle Anpassung

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    1. jedenfalls nicht die Berufs-Katholiken und andere Abtrünnige

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