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Dafür werden mich die Kunstfreunde steinigen. Zu Recht, wie ich finde. Ich ducke mich rasch.
Es war allerdings schwer, sich in den letzten Tagen der Präsenz dieses fröhlich zappelnden, singenden und quasselnden Mädchens zu entziehen. Und ich kann
Frère Wolfgangs Rührung über die Einfachheit der neuen Pop-Prinzessin gut nachvollziehen, wird doch der Hügel in Burgund Jahr für Jahr von Hunderten solcher Lenas überschwemmt.
Was macht die Faszination aus? Mir kamen als erstes jene Schönheiten der italienischen Renaissance in den Sinn, die von Malern von Botticelli über Tizian bis Lotto gemalt, uns heute noch als Darstellungen griechischer Göttinnen und christlicher Madonnen erfreuen. Sehnsucht nach dem reinen, jungfräulichen Anfang? Die Kind-Frau als Ausdruck unserer Hoffnung, noch einmal neu anfangen zu können, in der ganzen Frische und Schönheit des Beginns?
Die Illusion war nur von kurzer Dauer, denn wie ein
Böcklinscher Triton schob sich das Gesicht Stefan Raabs daneben. Und dann dieses Lied … lassen sich Form und Inhalt tatsächlich trennen? Wo bleibt der Aufschrei der Feministinnen über den Inhalt des Contest Songs, wenn die junge Dame von der blauen Unterwäsche singt, die sie eigens kaufte, um einem durchaus auswechselbaren Typen zu gefallen?
Es bleiben gemischte Gefühle. Und ein Wunsch für Lena: Daß sie noch oft, oft die Gelegenheit hat, am Song Practise in Taizé teilzunehmen.