Samstag, Dezember 31, 2011
Braucht Gott?
Benötigt - oder stärker gesagt: braucht - Gott unsere Liebe?
Ist Gott daher sozusagen abhängig von uns?
Hat Gott überhaupt Bedürfnisse?
Diese 3 Fragen treten bei Frère Alois´ Worten und Gedanken dazu zu Tage (Link Link).
Ich beantworte alle 3 Fragen mit einem klaren „Ja!“
Da es darüber unterschiedliche Meinungen gibt, möchte ich ein paar Gedanken beisteuern.
Erst einmal ist Gott aus sich selbst, wir aber sind aus Gott. Er ist der Schöpfer. Die Abhängigkeit von uns ist existenziell klar, wie auch die Unabhängigkeit Gottes. Ein jedes „Brauchen“ kann also nur außerhalb dieses existenziellen Bereichs liegen. Es wäre jedoch meiner Meinung nach fatal, aus der Anerkennung dieser Tatsache heraus Gott Bedürfnislosigkeit zu unterstellen.
Zu unterstellen? Wäre nicht die Zuordnung von Bedürfnissen zu Gott die eigentliche Unterstellung? Wenn ich Gott ernst nehme und ihn als die Liebe erkenne, darf ich die Liebe betrachten und in ihr Gottes Eigenschaften erkennen. In ihr betrachte ich Gott. Und ich stelle fest, dass es zum Wesen der Liebe gehört, Bedürfnisse zu haben, ja Bedürfnis zu sein. Warum zieht das Kind die armen Eltern den reichen Bekannten vor, die ihm alles und jedes zu Verfügung stellen? Weil die Eltern sich nach ihm sehnen, weil sie das Bedürfnis nach ihm haben. Nicht in der Befriedigung meiner Bedürfnisse erkenne ich, dass ich geliebt bin, sondern im Empfinden des Bedürfnisses meines Gegenübers nach mir. Im Empfinden des frei gewählten Bedürfnisses. Am größten erlebt man die Liebe, wenn man sein Bedürfnis nach dem Geliebten völlig frei lassen kann und erlebt, dass der Geliebte es auffängt und erwidert. Die Erfüllung, nach der meine Liebe sich sehnt, liegt völlig in der Hand des Geliebten, ist vollständig von ihm abhängig. Wäre sie es nicht, wäre es keine Liebe, sondern Manipulation. Ohne Bedürfnis keine Liebe, sondern bestenfalls unpersönliche Generosität. Gott damit gleichzusetzen - das wäre die Unterstellung.
Meine Kinder verdanken mir ihre Existenz. Ich sorge für sie. Auf dieser Ebene brauchen sie mich, ich sie aber nicht. Doch was ist das für eine kümmerliche Ebene, verglichen mit der, auf der ich sie und ihre Liebe brauche. Darf ich das so vergleichen? Sicherlich ist jeder Vergleich mit der Liebe Gottes unzulänglich, aber nur deshalb, weil Gottes Liebe unvergleichlich tiefer, reiner, leidenschaftlicher, eben unvergleichlich mehr ist, keinesfalls aber weniger. Realitätsfern ist der Hinweis, der Liebende könne auf das Brauchen verzichten, weil es freiwillig sei und damit kein Brauchen im eigentlichen, existentiellen Sinn. Wer das sagt, kennt keine Liebe. Ich könnte keinem Gott vertrauen, der mir sagt, er brauche mich nicht. Ich wüsste nicht, wie. Und weil Liebe so persönlich ist, möchte ich Gott auch nicht dadurch verletzen, dass ich ihm seine Liebe zu mir kleinrede. Es mag menschlich sein, sich unter Allmächtigkeit und Vollkommenheit Bedürfnislosigkeit vorzustellen – göttlich ist es wohl nicht.
Göttliche Liebe ist mehr als auf Dauer zugesagter guter Wille. Das Wesen der Liebe ist es, zu brauchen. Nicht weil man ohne den anderen nicht sein könnte, sondern weil man nicht ohne ihn sein will. Und Gott ist die Liebe.
Freitag, Dezember 23, 2011
Operation Manger – Final Decision
Dr. Willibert Schultz-Hagen gab auch im Entscheidungsgefecht um die Krippe den Herstellern von Elektrospielzeug um keinen Millimeter nach.
Echo Romeo wünscht allen Bloglesern und -leserinnen (auch den Spitzenkandidaten zur Verleihung des Ebenezer Scrooge Awards) ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.
Mittwoch, Dezember 21, 2011
Kreuzkathspiegel.net
Die Diskussion um den Beitrag hat die journalistischen Standards ins Gespräch gebracht. Da haben die Christen für das Internet eine wichtige Aufgabe. Es gibt noch keinen Presserat, der sich als Selbstorganisation der Medien solcher Fragen annimmt. Wir sollten die Diskussion weiterführen und einen katholischen Kodex für das Internet entwickeln. Ich werde mit den Studierenden an diese Frage herangehen. Wenn kath.net und kreuz.net an einem solchen Kodex mitarbeiten, wäre das sehr hilfreich.
Quelle
Ich habe darauf geantwortet:
Lieber Pater Bieger,
als Sie in Ihrem letzten Beitrag kath.net und kreuz.net gleichsetzten, wähnte ich einen Moment lang, Sie wüßten nicht so recht, wovon Sie da schrieben. Auf meiner Facebook-Seite benutzte ich einen drastischen Vergleich, um die Welten zu beschreiben, die trotz der (gesprächshalber gerne zugestandenen Mängel bei kath.net) zwischen den beiden Portalen liegen. Hier eine am Rande der Legalität operierende, anonyme, außerhalb der Kirche und jeglicher Form kirchlicher Ordnung operierende Hetzseite, die tragische Gestalten wie den Sedisvakantisten-»Pater« Lingen geifern läßt, dort ein Portal, auf dem Texte geschätzter Autoren und Autorinnen wie Paul Badde, Michael Hesemann, Barbara Wenz, Armin Schwibach (welcher gestern vom heiligen Vater empfangen wurde) veröffentlicht werden.
Und auch heute schreiben Sie wieder: »Könnte nicht auch kreuz.net seinen journalistischen Esprit da einbringen, als sich immer noch mit Paul VI. auseinanderzusetzen?«
Ich halte diese Verharmlosung des vom Verfassungsschutz beobachteten kreuz.net für brandgefährlich. Sicher, in Ihrem Beitrag relativieren Sie und stellen dar, daß Sie beide Portale nur unter EINEM Gesichtspunkt vergleichen, und doch: Durch die faktische Gleichsetzung beider Portale und den Ruf zur Entwicklung allgemein gültiger Standards suggerieren Sie eine Katholizität von kreuz.net.
Diese ist jedoch objektiv nicht gegeben.
Zur Entwicklung journalistischer katholischer Standards: Ich bin Blogger … und als solcher bezeichne ich mich auch gern als »ungezähmt«. Die Standards dafür entwickle ich nicht mit der GKP – dazu müßte sie erst wirklich katholisch werden – sondern mit meinem Beichtvater.
Herzliche Grüße und Ihnen und Ihren Redaktionsmitgliedern
ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Peter Esser
Allegorie
In dieser Jahreszeit, wenn die Straßen glatt sind, erinnere ich mich immer wieder an meine Zeit als Motorradfahrer. Zur Erklärung: ich habe fast 100.000 sturzfreie Kilometer auf unterschiedlichen Maschinen hinter mir. Nicht zuletzt deshalb sturzfrei, weil ich stets vorsichtig war. Besonders, was die Straßenoberfläche anging.
Man kennt die Haftung der unterschiedlichsten Oberflächen (und ordnet unbekannte vorsichtshalber unter „sauglatt“ ein), bemerkt jeden Oberflächenwechsel, jede Feuchtigkeit. Am Fahrbahnrand erkennt man die Gefahr von Laub- und Erdflecken auf der Straße (Bäume mit Laubverlust? Feldwegeinmündungen? Wagenspuren? Reitschild (Pferdeäpfel!)?). Man erkennt auf große Entfernung Spurrillen und Straßenbahnschienen. Man sieht die Schneisen, aus denen plötzlicher Seitenwind kommen kann, oder auch feuchte Luft bei Frostgefahr etc…
Anfangs ging das bewusst so, später automatisch.
Viele Autofahrer und auch einige andere Motorradfahrer fanden das übertrieben. Alle jedoch, die ich kennengelernt habe und die etwas von der Sache verstehen, die mehr sind als ein cooler Schönwetterfahrer, kennen das ganz genauso. Und es hat funktioniert, trotz vieler Winter-, Regen- und Herbstfahrten zur Arbeit auf schlechten Straßen. Und ich bin froh darüber, denn ein Unfall kann das Leben kosten.
Jetzt übertrage ich das auf die geistliche Welt. Dort kann ein Unfall das ewige Leben kosten. Wie damit umgehen?
Oft habe ich erlebt, wie es von anderen Christen als unnötig, ja ungläubig abgetan wird, wenn jemand sozusagen vorsichtig durch das spirituelle Leben geht. Skrupel und Fundamentalismus sind schnell diagnostiziert und fast noch schneller sind Argumente, die vermeintlich fundamentalistisch sind, als nicht ernst zu nehmen abgetan. Warum?
Warum wird jemand, der die Gefahren des Motorradfahrens aufzeigt, als verantwortungsvoll empfunden, doch jemand, der sie Gefahren der Sünde aufzeigt, schnell als Spaßverderber gebrandmarkt? Meine Freiheit als Motorradfahrer lag nicht darin, die Physik ständig heraus zu fordern, sondern darin, sie zu kennen und zu nutzen, aber auch zu respektieren. Um anzukommen brauchte es 2 Dinge: das Fahren als Ausnutzen dessen, was geht, und das Aufpassen als Akzeptieren dessen, was nicht geht.
Niemand käme als Motorradfahrer auf die Idee, selbst zu entscheiden, welcher Belag gut haftet und worauf man ausrutscht. Als Christen hingegen glauben wir sehr oft, es liege in unserer eigenen Entscheidung, was uns spirituell zu tragen in der Lage ist. Wie kommt das?
Liegt es daran, dass man diesen Vergleich nicht ziehen darf, da das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und schlicht andere Gesetze gelten? Nun, sicher darf man den Vergleich nicht überstrapazieren, aber ziehen darf man ihn, denke ich, schon. Er macht vielleicht eine Struktur deutlich, mit der man sich das geistliche Leben scheinbar einfacher, in Wirklichkeit aber gefährlicher macht (wobei sicher mancher bereits die Idee einer Gefahr im spirituellen Leben als falsch empfindet).
Für mich ist die Grenze, die es einzuhalten gilt, eigentlich recht klar – ich kann sie aber nur im gewählten Bild verdeutlichen.
Solange ich mein Wissen dazu einsetze, sicher ans Ziel zu kommen, sind es keine unnötigen Skrupel. Es ist ein freiwillig gewählter Weg mit Sinn, auch wenn andere sagen, man stelle sich an. Wenn jedoch mein Wissen dazu führt, dass ich gar nicht mehr erst in den Sattel steige, weil ja überall Gefahren lauern, hat es mich nicht sicherer gemacht, sondern das Ankommen von vorne herein verhindert. Auch wenn ich nur noch Schritt fahre und aus jedem geöffneten Hauseingang Sturmböen erwarte, dazu möglichst noch jedem, der es nicht hören will, physikalisch nachweise, dass der Gedanke durchaus nicht abwegig ist, dann bin ich kein Motorradfahrer mehr, sondern ein Motorradverhinderer. Dann habe ich Skrupel, denn die helfen der Sache nicht mehr, sondern blockieren sie.
Fahren mit Skrupeln macht keine Freude mehr. Doch ohne Freude sind sowohl der Motorradsattel als auch die Kirchenbank für mich ziemlich unerträgliche Aufenthaltsorte.
Dienstag, Dezember 13, 2011
Vorsicht, Werte welken!
Sonntag, Dezember 11, 2011
Welche Chance wird da vertan!
Montag, Dezember 05, 2011
Ich stehe vor der Tür und klopfe an
Bei mir war es halt nicht so. Im (groß)elterlichen Haus war es irgendwie unschicklich, irgendeiner Gemeinschaft anzugehören, die nicht irgendwie Teil des Familienbetriebs war. Unmöglich, sich einen »Esser« vorzustellen, der nicht dem Beruf des selbständigen Metzgers nachging. Und das genügte als Lebensdeutung. Für Kirche ist da kein Platz. Und Christus war Zimmermann, nicht Metzger. Der konnte doch für uns nicht zuständig sein.
Irgendwann waren meinen Eltern die Reste des Familienbetriebs in einem gewaltigen Knall um die Ohren geflogen. Schon zur Abiturzeit hatte ich festgestellt, daß mir der Duft bedruckten Papiers lieber war als der Geruch von Schweinehälften. Als ich dann bereits mein Studium begonnen hatte und schon einige Zeit in Düsseldorf wohnte, da habe ich zum Glauben gefunden.
Am 5. Dezember 1987, etwa um 21:10 Uhr war es. Ich hatte, um »mir das mal von außen anzusehen«, einen Abend im Jesushaus, einer freikirchlichen Gemeinde in Düsseldorf besucht. Mit einem Mal wußte ich: Jesus Christus ist da. Er kennt mich. Er will, daß ich ihm glaube, ihm mein Leben anvertraue.
Spät an diesem Abend kam mich nach Hause. Ich rief einen Krefelder Priester an, den ich vorher bereits kennengelernt hatte und vereinbarte einen Termin. Zum Gespräch. In meinem Regal lag angestaubt meine Bibel. Ich schlug sie aufs Geratewohl auf und las:
»Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.« (Offb 3,20)
Heute vor 24 Jahren. Danke, lieber Gott.
Dienstag, November 29, 2011
Was Aufsehen erregt im Bordell
Dienstag, November 22, 2011
Das Ergebnis ist eine Ankündigung
Warum ich die Handkommunion liebe
Freitag, November 18, 2011
Ein Zeugnis
Mittwoch, November 16, 2011
Ein politisch korrekter Skandal?
Dienstag, November 15, 2011
...und das bei unserem intellektuellen Papst!
Montag, November 14, 2011
Schatz, ich habe Dir heute keine Blumen mitgebracht – so simpel sind die Dinge nicht.
[von Bastian Volkamer]
Mehrere Bistümer lehnen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ab und raten, nicht daran teilzunehmen. Die Gründe für diesen Rat offenbaren ein erschütterndes Ausmaß an Verkopftheit und Lieblosigkeit.
Tausenden Kindern wird jährlich mit dieser Aktion eine große Freude gemacht. Ohne dass von einer Alternative gesprochen wird, soll damit von katholischer Seite Schluss sein. Die Gründe sind prinzipieller Natur.
Da ist einmal die Islamfeindlichkeit des Sohnes von Billy Graham, anhand derer die ganze Aktion als fundamentalistisch dargestellt wird. Der Hinweis, dass es bei Evangelikalen zu kruden Aussagen kommt, mag stimmen, aber es dürfte den Evangelikalen kaum schwer fallen, auch in katholischen Kreisen derartiges zu finden. Darauf muss wohl kaum weiter eingegangen werden. Das Totschlagargument des Fundamentalismus ist hier ein gefährlicher Bumerang.
Anderen Religionen sei auf Augenhöhe zu begegnen. Das klingt vielversprechend aus einem Mund, der soeben die Aktionen einer anderen Denomination mit Standardargumenten nieder gemacht hat. Zudem ist die geforderte Begegnung mit dem Islam auf Augenhöhe zumindest in diesem Fall reines Blendwerk. Realistisch ist doch, dass die Alternativen hier lauten: Begegnung und keine Begegnung, Reden auf eine Weise, die sicher verbessert werden könnte, oder Schweigen auf Augenhöhe, das schon immer sehr produktiv war.
Auch praktisch sei die Sache wenig nutzbringend. Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. Die Logik ist zwingend. Es reicht nicht, also lassen wir’s. Wozu brauchst Du was zu essen? Morgen hast Du wieder Hunger. Freude willst Du? Nix da – Du wartest, bis es was Nachhaltiges gibt. Das ist nämlich die frohe Botschaft! Kapiert?
Man frage sich, ob ein Kind in Afrika oder Asien überhaupt etwas mit einem Teddybären anfangen könne. (Diese Frage lässt sich beantworten: ja, es kann. Ich war da und habe es gesehen. Allerdings hätte diese Antwort Recherche erfordert und nicht so intellektuell geklungen.) „Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden. Noch einmal in normale Sprache übersetzt: Ein Teddybär für Afrika? Können die damit überhaupt spielen? Werden die durch den Spielzwang nicht verwestlicht? Das können wir nicht verantworten. Da ist es besser, die bekommen nichts. Nun ja.
Die Aktion helfe eher den Schenkenden als den Beschenkten. Hier wurde ein großes Geheimnis des Christentums entdeckt: Nächstenliebe erfreut den Liebenden selbst. Ein Thema, dass so abgedroschen ist, dass man es in keiner Weihnachtspredigt mehr hören mag. Interessanterweise scheint es aber in Teilen der Bistumsverwaltung noch nicht bekannt zu sein.
Mir ist klar, dass die Kritiker der Aktion ihren Kindern und Verwandten selbstverständlich nichts zu Weihnachten schenken, sondern sie mit Medikamenten und Bildung beglücken. Ebenso ist mir klar, dass diese Kinder und Verwandten gern auf die Freude verzichten, weil es so sinnvoller ist. Doch ist diese Einstellung z.B. meiner Familie noch viel fremder als unser Spielzeug irgendeinem anderen Kulturkreis. Ihr lieben Kritiker, habt Ihr Euch mal gefragt, wie kulturfremd Euer Anliegen ist? Und mit welcher Rücksichtslosigkeit Ihr Eure Ansichten verbreitet?
Die Broschüre über das Christentum wird abgelehnt, weil sie zu vereinfachend ist. Das mag sein. Ich würde sie auch nicht so schreiben. Aber sie ist da. Keine Freude, dass da jemand ist, der Christus bekannt machen will. Stattdessen Ablehnung, weil man es selber besser könnte. Könnte – nicht tut.
Das einzig erfreuliche an der Nachricht – die Stellungnahme der Organisatoren von „Weihnachten im Schuhkarton“ – „konnte die grundsätzlichen Bedenken nicht entkräften“. Nun, das war bei den genannten Argumenten auch nicht zu erwarten.
Die Zuständigen sind weise und haben gesprochen: Freude machen ist sinnlos. Selbst dabei Freude zu haben, ist abzulehnen. Unvollkommenes findet besser erst gar nicht statt. Schaut auf uns – wir können es besser und tun auch nichts. Hoch leben unser Intellekt und unsere Prinzipien. Ein paar tausend verpasste Gelegenheiten zur Freude fallen da nicht ins Gewicht.
Wenn noch jemand eine Antwort darauf sucht, warum die Evangelikalen so viel Zulauf haben und die Katholiken so wenig - hier ist sie.
Samstag, November 12, 2011
Denn sie wollen verköstigt sein
- Carpaccio vom Schein an einer leichten Selbstverwirklichungs-Sauce mit kleinen Stückchen von verbranntem Hirn.
- Liturgisches Frikassee an gequirltem Mainstream mit hausgemachter Wahrheit.
- WiSiKi-Eintopf mit armen Würstchen.
- Langendörfer Klopse mit Beschwichtigungs-Sauce.
- Aachener Allerlei mit weichgekochten Liturgie-Splittern.
- Pasta al porno an Sauce-Esoterique und geschriebenem Käse.
- Eulenspiegelei auf Toast.
- 2 Scheibchen geballte Medienkompetenz. Dazu reichen wir Saure Gurken aus der Presse.
- Einheitsbrei mit Süßholz-Raspeln.
- Mousse „Inghoff“ au chocolate.
- Wigratzbader Priesterrücken. Ein lang gelagerter dunkelroter Tropfen, edel, mit etwas staubigem, strengem Aroma. Nicht für jeden Geschmack.
- Mannheimer Kreisstuhl. Ein leichter, süffiger eher farbloser Wein mit vollmundigem Aroma und etwas bitterem Nachgeschmack. Ein Wein für lockere Gespräche mit jedermann.
- Schüllerer Zeitgeist. Ein wohlfeiler Wein, der leicht zu Kopfe steigt.
- Schönborner Kardinal. Eine Nachlese, die geschmacklich zwischen dem Zeitgeist und dem Priesterrücken vermittelt.
Donnerstag, November 10, 2011
Eine Idee zieht Kreise
Wir Fahrer wollen künftig Zeichen setzen:
WIR WERDEN in Zukunft an jedem Auto einen Aufkleber mit unseren Forderungen anbringen.
WIR WERDEN an gutwillige Passagiere unsere Fahrscheine ausgeben. Dies gilt auch für Passagiere, die mit einer anderen Linie woanders hin fahren und fallweise auch für Schwarzfahrer.
WIR WERDEN möglichst vermeiden, eine Strecke mehrmals täglich zu befahren, oder fremde Fahrer einzusetzen. Besser gut zu Fuß als zu viel gearbeitet.
WIR WERDEN künftig auch in stehenden Bussen Tickets ausgeben und dies als fahrerlose Fahrt ansehen und auch so nennen. So erfüllen wir die Transportpflicht in fahrerarmer Zeit.
WIR WERDEN auch das Lenkverbot für sportliche Radfahrer ohne Führerschein missachten. Es ist gerade bei viel Verkehr und Staugefahr wichtig, vorwärts zu kommen.
WIR WERDEN uns dafür einsetzen, dass trotz Personalmangels jede Linie einen eigenen Zugführer bekommt: hauptamtlich oder nebenamtlich. Das aber nicht durch Vereinfachung der Strecken, sondern durch ein neues Fahrerbild.
WIR WERDEN deshalb jede Gelegenheit nützen, öffentlich zu fordern, den Begriff des Fahrers auch auf Menschen auszudehnen, die keine Fahrer sind. Nur so bekommen wir unsere Personalnot in den Griff.
Im Übrigen sehen wir uns solidarisch mit jenen Kollegen, die wegen der Wahl eines anderen Berufes nicht mehr fahren, sowie mit allen, die noch fahren, obwohl sie zum Sitznachbarn und nicht nach vorne schauen. Sie verfolgen ihre Ziele, wie wir ja auch mit unserem Protest. Wir sehen in ihnen wie im Verkehrsminister und dem ADAC unsere Kollegen. Und Kolleginnen – sollte es unter Passagieren und Passagierinnen wohl heißen. Dafür wollen wir hupen, dafür drücken wir auf die Tube.
Diesel.
Mittwoch, November 09, 2011
Ein Offener Brief
Sehr geehrter Herr Pater Langendörfer,
wie Ihnen mittlerweile bekannt ist, werden auf der Homepage und im Webshop des von Ihnen durch Ihren Sitz im Aufsichtsrat mitverantworteten Weltbild-Verlags erotische, kirchenfeindliche und esoterische Literatur vertrieben.
Durch einige Klicks auf der Homepage landet man zum Beispiel in der Sparte »Psychologie«, danach im Unterpunkt »Psi-Phänomene« und kann dann folgendes von Ihnen (oder in Ihrer Mitverantwortung) beworbene Buch finden:
ALOHA
Gelebte Liebe und hawaiianische Huna-Philosophie
Die Wikipedia erläutert den Begriff »Huna«: »Huna ist eine esoterische Interpretation der alten schamanistisch geprägten Naturreligion Hawaiis mit psychologischen, religiösen und magischen Elementen. Huna hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte einen gewissen Kreis von Anhängern in vielen Ländern Europas sowie in Amerika erobert, da Überschneidungen mit Weltanschauungen aus Esoterik, New Age und Neoschamanismus vorhanden sind.«
So findet sich im – von »Weltbild« redaktionell eingepflegten Klappentext folgende Aussage:
»Wenn wir die Lebensenergie mit Freude teilen, kommen wir in Einklang mit der göttlichen Kraft, die »Mana« genannt wird. HUNA zeigt uns also auf einzigartige Weise, wie wir unser Potenzial entfalten und so alte Dinge in Liebe erlösen, Gesundheit, Glück, Wohlergehen und Erfolg erzeugen sowie die göttliche Harmonie in uns und damit in der Welt herstellen können.«
Quelle: http://www.weltbild.de/3/16543077-1/buch/aloha.html
Nun habe ich im Johannesevangelium gelernt, daß Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Ich kann daher nicht verstehen, wie die Kirche in Deutschland durch den Profit an esoterischer Literatur ihrem vom Herrn gegebenen Auftrag, Sauerteig zu sein, nachkommen will.
Ich bitte Sie höflich, das Angebot des Weltbild-Verlags nicht nur um pornographische, sondern auch um esoterische Literatur zu bereinigen. Da das Problem bereits seit Jahren bekannt ist, und die Bischofskonferenz bislang keine Anstalten unternommen hat, wirksame Schritte einzuleiten, erlaube ich mir, dieses Schreiben als »Offenen Brief« auf unserem Blog »Echo Romeo« zu veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen und der Zusicherung meines Gebets
Ihr Peter Esser
Montag, Oktober 31, 2011
Sonntag, Oktober 30, 2011
Matthäus heute für mich
Von Bastian
Heute ist endlich Matthäus 23 wieder dran. Eine meiner Lieblings-Bibelstellen, weil sie die Kirche so wunderbar stärkt und entspannt.
„Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun…“
Es ist die Trennung von Amt und Person. Eine Trennung, die mir derzeit in einigem durchaus entgegen kommt, wie ich zugeben muss.
Die Autorität wird bestätigt: Tut, was sie sagen. Sie ist aber unabhängig von der Person: schau nicht auf das, was sie tun. Die Autorität, die von Gott kommt, hat auch dann Vollmacht, wenn die Amtsinhaber versagen. Sogar dann, wenn sie ausdrücklich in ihrer Amtsausübung versagen: die Ehrenplätze nehmen die Pharisäer gerade aufgrund ihrer Stellung ein.
So sagt mir Gott in seiner Schrift hier: „Vertraue ruhig dem Amt. Es hat meinen Segen. Nicht die Amtsinhaber sind der Garant dafür – ich bin es, denn ich bestätige die Vollmacht. Durch das Amt hindurch vertraust Du mir.“
Ich finde das sehr beruhigend: letztlich führt Gott seine Kirche selbst. Für die Priester und Bischöfe und alle Christen heute ist dieses Evangelium viel mehr, als die Schelte, die es irgendwo für jeden von uns darstellt. Es ist zugleich ein Freispruch für den, der wirklich Gott sucht: ich kann Gott letztlich nicht verhindern, denn er bestätigt das, was er ins Leben ruft, unabhängig von meinen Fehlern und Sünden. Die anderen sind aufgefordert, sich von mir nicht irre machen zu lassen. Gott sei Dank! Gerade weil Gott im Zweifelsfall sagt: „Stört Euch nicht am Bastian – der dreht gerade etwas ab!“, gerade deshalb kann ich ich sein, ohne Perfektionismus.
Doch ich bin zu mehr berufen, als nur dazu, letztlich nicht zu stören. Christus beklagt ausführlich, wie die Pharisäer mit ihrem Handeln im Widerspruch zur Botschaft Gottes stehen, und zeichnet so zugleich ein Bild, wie es richtig wäre: lebe das, was zu verkünden Du berufen bist, und spiegele so Gott wider.
So bleiben erst einmal drei Dinge für mich übrig: ich soll leben, was ich eigentlich glaube, der Autorität des Amtes gehorchen und mich ansonsten von anderen nicht kirre machen lassen. So bin ich in die Kirche hineingenommen, ohne dass ich mich von einigen Bischöfen verwirren lassen muss, die derzeit offenbar selbst verwirrt sind und ein eher abstruses Weltbild verbreiten.
Freitag, Oktober 28, 2011
Donnerstag, Oktober 27, 2011
Der Antwort zweiter Teil
Von Bastian frei nach dieser Quelle.
„Mein Sohn, ich wiederhole: das ist schlimm! Was Du mir da aus dem Internet erzählst, sind nach wie vor vielfache Verführung deiner Schutzbefohlenen zur Sünde, Abzocke mit Dingen, die ihr Geld nicht wert sind und Täuschung deiner Familie seit langer Zeit. Bedenke, Du verdienst Dein Geld mit Sünde! Möchtest Du nicht doch beichten?“
Nein, Pater, es ist nicht nötig, wie ich schon sagte. Mit dem harten Kerngeschäft, das hier in Frage steht, verdiene ich nur 0,017% meines Geldes. Das lasse ich verbreiten. Da kann mir keiner was. Außerdem überlege ich, ob ich nicht einfach all denen drohe, sie zu verhauen, die mir blöd kommen. Sie verstehen: wo kein Kläger, da kein Richter. Am wirklichen Dreck verdiene ich übrigens nur mittelbar. Das habe ich gut organisiert, da bleibe ich sauber. Wenn Ihnen das Freude macht, Pater, kann ich gerne ein paar der wirklichen Täter zu Ihnen schicken. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass die hinterher noch Geld ranschaffen. Sie sehen, Pater: mit ein wenig Druck und ein paar relativierenden Zahlen wird in ein paar Tagen keiner mehr fragen. Und dann bin ich die Sorgen los. Es besteht wirklich kein Anlass, irgendeine Schuld zu bekennen!
Sonntag, Oktober 23, 2011
Samstag, Oktober 22, 2011
Bücher, die jeder Katholik lesen sollte
Von Bastian Volkamer und Peter Esser.
Dies ist eine erste Liste von Büchern, die man im Regal haben sollte.
Wir finden, eine gut sortierte Bibliothek ist durch nichts zu ersetzen!
Zolli Baba und die 40 Memorandisten
Alois im Glück
Das tapfere Meisnerlein
Vom Menschenfischer und keiner Frau
Sündbad der Seelenfahrer
Das Wirtshaus im Beichtstuhl
Abendmahlstischlein deck dich
Die Margot auf der Erbse
Dr. No oder wie ich lernte, Drewermann zu lieben
The Küng and I (ein Trauerspiel in 3 Akten)
Geschichten aus Tausend und Einem Stuhlkreis
Und zu guter Letzt das Weltbild-Märchen:
Von einem, der sich auszog, uns das Fürchten zu lehren
Wo warst du, als der Papst kam?
Übrigens hat es in englisch- und französischsprachigen Blogs eine sehr viel intensivere Debatte über die Papstworte in Deutschland gegeben. In anderen Kulturkreisen wird der deutsche Papst offenbar besser verstanden als in seiner Heimat.
Ludwig Ring-Eifel im »European«
Von Peter Esser. Unser Blog ist sicher ein kleines Lichtlein am Bloggerhimmel, daher wird es nicht aufgefallen sein, daß die Kritik von Ludwig Ring-Eiffel, die mittlerweile ihre Runde durch die Blogoezese macht, auch auf »Echo Romeo« zutrifft. Es gibt keine Rezeption der Predigten und Ansprachen des Heiligen Vaters auf seiner Deutschlandreise. Zumindest was meine Person angeht, kann ich mich entschuldigen: Ich war unterwegs. Von Düsseldorf nach Berlin – zum Auftakt des Deutschlandbesuchs des Heiligen Vaters – und dann, während er Erfurt und das Eichsfeld besuchte, selber auf dem Weg durch Thüringen ins Allgäu, wo ein Familienbesuch anstand. In der Nacht auf Sonntag ging es wieder zurück, und auf der Strecke Ulm-Karlsruhe überholte ich die Reisebusse der Pilger auf dem Weg nach Freiburg. Pünktlich zur Messe in Freiburg saß ich dann vor dem Fernseher … zurück in Düsseldorf. Eine solche Tour de Force hinterläßt dann doch Spuren … und so war in der Zeit auch nicht viel von mir zu lesen und zu gucken.
Ich habe also den Besuch des Heiligen Vaters erlebt und nicht kommentiert. Insgesamt jedoch bemerke ich bei mir die Tendenz, eher Kritikwürdiges aufzugreifen und darüber (selten) zu schreiben und (oft) zu zeichnen. Die Frage, die Erich Kästner an sich selbst gerichtet hat »Wo bleibt das Positive, Herr Kästner?« gilt also auch für mich. Dennoch würde ich über das hingehaltene Stöcklein des »European« nicht springen und hektisch nachberichten und -kommentieren. Es berichtet sich eben leichter vor Ort, wenn man hinterher eine Spesenabrechnung einreichen kann.
Da ich jedoch davon ausgehe, daß die Worte des Heiligen Vaters nachhaltig sind, reicht es, in einem Monat (oder fünf oder zehn Jahren) mit der Hilfe seiner Ansprachen zu irgendeinem Punkt Stellung zu nehmen. Etwa so:
»Die neueste Aktion von Bundeskanzlerin Roth zeigt deutlich die Hellsichtigkeit, mit der der Heilige Vater (Gott möge ihm seine Gesundheit in seinem hohen Alter erhalten) vor zehn Jahren, bevor er beschloß, seine Sommerresidenz statt nach Castel Gandolfo nach Pentling zu verlegen …«
Gut, auch wenn sich diese Vision in ihren Schrecknissen und ihrer Freude nicht erfüllen sollte: Was uns Deutschen Papst Benedikt auf den Weg gegeben hat, ist nahrhafte Kost … und nicht etwa ein Schokoriegel, den man einwirft, um gleich zu fragen, was es denn noch zu essen gäbe. Schon jetzt wirf dasApostolische Schreiben »Porta Fidei« zur Ankündigung des Jahres des Glaubens ein noch anderes Licht auf den Besuch des Heiligen Vaters in seinem Vaterland, das ihn so wenig versteht.
Es gilt jedoch: Solange Pentling an der B16 liegt, ist noch Hoffnung.
P.S.: Peter Winnemöller hat um eine Zusammenstellung von Kommentaren aus der deutschsprachigen katholischen Bloggerwelt gebeten. Das Ergebnis ist hier zu lesen.
Freitag, Oktober 21, 2011
Die Antwort
[Von Sierra Victor = Bastian Volkamer]
„Mein Sohn, das ist schlimm! Was Du mir da aus dem Internet erzählst, sind vielfache Verführung deiner Schutzbefohlenen zur Sünde, Abzocke mit Dingen, die ihr Geld nicht wert sind und Täuschung deiner Familie seit langer Zeit. Das ist vor Gott nicht auf die leichte Schulter zu nehmen! Möchtest Du beichten?“
„Nein, Pater, das wird nicht nötig sein. Mein Hirn ist das wichtigste Organ von mir und steht deshalb in einer besonderen christlichen Verantwortung. Seine Aktionen erfahren eine ständige Prüfung hinsichtlich der Wertbindungen der kirchlichen Gebote. In diesem Sinn befasst sich das Gewissen auch regelmäßig mit den Möglichkeiten der elektronischen Kommunikationsmittel. Das Gewissen wurde angehalten, seiner Verantwortung in diesem Bereich konsequent zu entsprechen.“
Das ist unser Vorbild. Noch Fragen, warum die Beichtstühle leer sind?
BILD im Blutrausch
Der Stein
[Von Sierra Victor]
Der Weltbildverlag verkauft Erotik-Produkte. Dabei werden Begriffe wie „Untreue“ und „Sündig“ als Werbebotschaft eingesetzt. Der Verlag gehört großenteils katholischen Bistümern.
Welch eine Vorlage! Der Traum des katholischen Bloggers. Man kann aus dem Vollen schöpfen, muss gar auswählen, weil man die Möglichkeiten gar nicht alle verarbeiten kann. Was darf es sein?
Vielleicht ein Dank an die Bistümer dafür, dass sie angesichts der bald wegfallenden Kirchensteuer vorausschauend für ein solides zweites Standbein sorgen?
Vielleicht der Vorschlag, das Angebot auszuweiten? Bietet die Erotik doch Möglichkeit, viele leer stehenden kirchlichen Immobilien mit einer neuen, Freude bringenden Funktion zu nutzen.
Man könnte auch eine Umfrage nach weiteren Ideen für lukrative Einnahmequellen starten, um die Entweltlichung der Kirche finanziell etwas abzufedern. Da wären derzeit z.B. Spekulationen auf die Getreidepreise am Weltmarkt oder der Vertrieb von PID-Gerätschaften moralisch ebenbürtig.
Denkbar wäre die Hypothese, es handele sich um eine geistliche Aktion. Um den Bedarf am Bußsakrament zu steigern, verkauft man einfach Anleitungen zum Ehebruch.
Auch wäre sicher die Frage zu behandeln, wie es beim Thema Erotik in den Bistümern zu derartigen Verhärtungen kommen kann, dass jahrelang nichts passiert.
Doch all das Launige, dass in der ersten Empörung geboren wurde, bleibt mir letztlich im Hals stecken. Am Ende stehen zwei Fragen im Raum, auf die ich keine Antwort weiß.
Einmal: wie, liebe Bischöfe, soll ich Euch wieder vertrauen, wenn Ihr so klar zeigt, dass Euch die öffentliche Meinung wichtiger ist als der Inhalt? Denn wie anders ist es erklärbar, dass trotz jahrelanger Kenntnis der Misstände nichts geschah, jetzt aber plötzlich gehandelt werden soll, da die Sache einem größeren Kreis publik wird?
Und zum anderen: warum habe auch ich beim Weltbild-Verlag gekauft, obwohl ich zumindest von dessen Esoterik-Angeboten wusste?
Liebe Bischöfe, ich kann Euch zwar nicht verstehen, aber ich muss mich zu Euch gesellen. Der Stein, den ich im ersten Absatz geworfen habe, trifft mich selbst genauso.
Mein Fazit: ich bin sauer auf uns. Stinksauer!
Mittwoch, Oktober 19, 2011
Es ist noch kein Meister…
Von irgendetwas jedoch muss Bischof Meister gefallen sein, wie der Schwung zeigt, mit dem er seine Bauchlandung hinlegt. Sein Credo ist das des Muts. Den beweist er selbst in Form von erheblichem Mut zur Lücke – in theologischen Fragen wie auch im Verständnis für die Kirche, mit der Gemeinschaft zu suchen er vorgibt.
Und wir? Nun, nutzen wir eine solche Steilvorlage! Genießen wir dieses frei Haus gelieferte Argument! Was könnte besser zeigen, dass wir schon immer recht hatten im internen Kirchenkampf über die Form der Messe und des Kommunionempfangs, die Ökumene und überhaupt?
Danke, Bischof Meister! Danke für die Gelegenheit, auf dieses Niveau zu sinken!
[SV]
Montag, Oktober 17, 2011
Freitag, Oktober 07, 2011
Nachdenklich...
Beim Veröffentlichen des letzten Beitrags (Mainzelmännchen) hatte ich ein zwiespältiges Gefühl.
Ich habe die Petition unterschrieben und so den Bischöfen meine Unterstützung und Solidarität bekundet. Jetzt gehe ich einen von ihnen an.
Ich kann das eigentlich nur tun, weil ich meine, dass in der Kirche derzeit ein Prozess der Neufindung in Gang ist, der sehr polarisiert erfolgt. So wie auch jeder Nichtwähler eine Wahl beeinflusst, ist an diesem Prozess jeder beteiligt, ob er will oder nicht. In dieser polarisierten Situation erscheint es mir daher angebracht, Position zu beziehen. Nicht, weil ich meine Position für die wahre halte, sondern weil auch meine Stimme im Chor gefragt ist. Meine Solidarität mit der Kirche ist dabei keine Solidarität mit allem, was derzeit im Chor gesungen wird.
Ich unterscheide zwischen dem Bischofsamt, an dem es nichts zu rütteln gibt, den Personen, die dieses Amt innehaben (und schon deshalb meine Solidarität brauchen, weil es ein äußerst schweres Amt ist) und den Aktionen, die von den Bischöfen in ihrem Amt gestartet werden. Meine Kritik gilt nur dem Letztgenannten: den Aktionen. Auch Kardinal Lehmann hat daher meine Hochachtung, meinen Respekt und meine Unterstützung.
Ich halte es jedoch für ein gefährliches Spiel, Mainstreamforderungen öffentlich aufzugreifen und ihre Verwirklichung in Aussicht zu stellen, wie es hier von Kardinal Lehmann geschieht. Nicht, weil ich etwas gegen den Mainstream hätte und es vorzöge, chronisch gegen den Strom zu schwimmen. Vielmehr deshalb, weil ich die Aufgabe der Kirche darin sehe, die Menschen zu Gott zu führen, und zwar jeden einzeln. Zu Gott kommt man nur einzeln. Das Arbeiten mit dem Mainstream geht jedoch am Einzelnen vorbei, die Öffentliche Meinung übergeht das Individuum. Wenn Diakoninnen und neue Wege bei der Geschiedenenpastoral das Anliegen eines Bischofs sind, ist die Mobilisierung von Massen kein geeigneter Weg, dorthin zu kommen. Es ist ein Ansatz, der den Blick in die falsche Richtung lenkt: als sei es der öffentlichen Druck und die Mehrheit, die eine kirchliche Entscheidung lenkt. Die einzige Frage jedoch, die in kirchlichen Entscheidungen wirklich zählt, ist die, ob etwas von Gott gewollt ist. In einem wirklichen Dialog muss man dem Gegenüber ehrlich sagen, wie es läuft, und nicht mit seinen Bedürfnissen und Wünschen spielen. Ich kritisiere diese Aktion Kardinal Lehmanns daher klar – aufgrund der in meinen Augen unangemessenen Vorgehensweise. Es erscheint mir wie der Versuch, den gegenwärtigen Prozess in der Kirche dadurch zu besänftigen, den Menschen Sand in die Augen zu streuen, die anderen Bischöfe dafür zu vereinnahmen und mögliche Enttäuschungen durch Rom in Kauf zu nehmen. Das Ziel mag richtig sein – die Mittel sind es nicht. Inhaltlich überlasse ich diese Entscheidung gelassen Rom. Gegen eine Entscheidung, die mich erstaunt, hätte ich nichts einzuwenden; schließlich ordne ich mich Rom unter und nicht Rom mir und meiner Meinung.
Es ist ein Spagat, den ich (und dabei bin ich nicht allein) zu leisten habe, ein Spagat zwischen Offenheit und Solidarität, zwischen gelassenem Schweigen und manchmal erschrockenem Aufschrei. Sollte ich dabei den falschen Ton getroffen haben, bitte ich hier die Kirche, den Kardinal und alle Leser um Entschuldigung. Es war in diesem Beitrag nicht meine Absicht, jemanden ernsthaft zu beleidigen, und so wird es auch in meinen weiteren Posts sein.
Donnerstag, Oktober 06, 2011
Die Vision
In schweren Zeiten wie diesen (Papstbesuch!) tut es gut, zu wissen, dass die Hirten bereits weiter denken. Nicht Stillstand ist gefragt, sondern Vorausschau, nicht Genügsamkeit, sondern Vision!
So meldet sich aus Mainz eine Stimme, die wahrhaft neues im Sinn hat.
Wir zeigen den Kreis der Vordenker, wie er dem Gründer vorschwebt, und werben um Unterstützung.
[Sierra Victor]
Dienstag, September 27, 2011
Die Werkstatt
Mit der Rezeption des Konzils ist es wie mit einem Vater von 2 Söhnen, der sein Auto zur Inspektion brachte.
„Mein Sohn, was machst Du da?“
„Ich lasse das Öl ab.“
„Das sehe ich. Warum tust Du das? Der Wagen war doch eben erst in der Inspektion!“
„Eben! In der Werkstatt verstehen sie was von Autos. Und die haben das auch gemacht.“
„Aber das Öl ist neu und kann noch lange verwendet werden.“
„Das ist mag sein, Vater. Aber ich versuche, von der Werkstatt zu lernen. Dort war man aktiv, und jetzt geht es dem Auto wieder gut. Autopflege besteht nicht im Warten, sondern im Handeln – so viel habe ich begriffen. Wenn der Wagen in Schuss sein soll, muss daran gearbeitet werden.“
„Mein Sohn, der Wagen ist zum Fahren da, nicht zum Öltausch. Eine Inspektion ist nur nötig, wenn am Wagen etwas verschlissen ist. Und solange du daran herumschraubst, fährt er nicht.“
„Vater, das ist ein Vorurteil. Du hast es nie versucht, ohne Öl und ohne Kühlwasser zu fahren.“
„Natürlich nicht. Der Wagen braucht beides. Ohne geht er sehr schnell kaputt!“
„Vater, ich begreife dich nicht. Du hast selbst gesagt, der Wagen brauche Wartung. Du hast den Werkstattbesuch groß angekündigt und durchgezogen. Von Wartung und Pflege hast Du gesprochen, nicht von Öl und dergleichen. In der Werkstatt wurde festgestellt, dass ein Austausch dringend nötig ist. Ein Austausch. Vom Belassen im Motor danach war keine Rede!“
„Aber es ist doch klar, Sohn, dass man neues Öl einfüllt, um damit dann erst einmal eine Weile zu fahren. Das neue Öl ist gut! Es wurde sorgfältig ausgesucht und wird lange halten!“
„Vater, schau einmal. Die Wartung hat dem Wagen gut getan, und du willst plötzlich wieder damit aufhören.“
„Ja, Sohn, der Werkstattbesuch ist abgeschlossen, der Wagen ist in Ordnung. Fülle das Öl sofort wieder ein!“
„Nein, Vater, das werde ich nicht tun, weil ich den Wagen liebe. Ich werde weiter austauschen und dabei auch mal ein paar Sachen ausprobieren. Zum Beispiel ist das neue Öl viel heller als das alte. Ich habe entdeckt, dass unser Duschgel die gleiche Konsistenz hat und noch viel heller und klarer ist. Das wird dem Wagen gut tun! Du siehst, ich mache nur, was in der Werkstatt bereits angedacht wurde. Ich pflege den Wagen im Sinn der Werkstatt. Das solltest Du auch tun, wenn Du nicht bald einen Schrotthaufen haben willst!“
„Tu sofort das Öl wieder rein!“
„Nein! Du bist alt geworden und verstehst nichts von der Technik im Wagen. Du willst nur fahren und denkst, das geht ohne Wartung. In Wirklichkeit willst Du wie mein Bruder den Stillstand! Es wird Zeit, dass ich dich beerbe!“
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„Geliebter Vater!“
„Ja, mein zweiter Sohn! Lange hast du nicht mit mir gesprochen, sondern nur auf mich geschimpft. Schön, dass du da bist! Was kann ich für dich tun?
„Vater, ich möchte auch wieder fahren dürfen!“
„Du weißt doch, warum ich es verbot. Du wolltest den Werkstattbesuch behindern.“
„Ja, ehrwürdiger Vater! Sieh doch nur, was mein Bruder jetzt macht!“
„Mein Sohn, du wolltest den Werkstattbesuch behindern, nicht den Blödsinn deines Bruders.“
„Oh mein Vater, die Werkstatt ist schuld! Hätte sie nicht am Wagen herumgeschraubt, wäre mein Bruder nie auf diese Gedanken gekommen. Die Werkstatt hat den Anfang gemacht. Ich bitte Dich, mache die Inspektion rückgängig. Nur so werden wir wieder vorwärts kommen. Ich war geistesgegenwärtig und habe das alte Öl aufgehoben. Lass es mich wieder einfüllen!“
„Nein, oh mein zweiter Sohn! Frisches Öl war nötig. Auch die Winterreifen mussten runter und in den Polstern fühlten sich viele nicht mehr wohl. Es war wirklich Zeit.“
„Oh großer Vater, sieh doch! Alles, was am Auto funktionierte, war alt. Alles, was mein Bruder jetzt verbockt, ist neu. Der Wagen fährt am besten, wenn er alt ist! Man darf nichts tauschen!“
„Mein Sohn, das siehst Du falsch. Gerade um mit dem alten Wagen zu fahren, muss ich ihn pflegen.“
„Aber doch nicht so! Er ist überhaupt nicht mehr schön. Alleine wie er jetzt innen riecht! Niemand wird mit ihm fahren wollen! Ich wünschte, wir hätten wieder die alten Poster und das alte Öl! Auch die Motorwäsche war falsch! Die Heizluft riecht jetzt ganz anders. Die Rollgeräusche der alten Reifen, das Quietschen der Ledersitze und das lustige Stottern der Scheibenwischer. All das haben wir doch so geliebt! Jetzt gibt es keine Schlieren mehr auf der Scheibe und jeder meint, er könnte selbst den Weg klar sehen! Manchmal – mich schaudert - sitzen sogar Leute ohne Führerschein auf dem Beifahrersitz! Der Fahrer ist überflüssig geworden!“
„Mein Sohn, pass auf. Ich habe die alten Polster abgestaubt und daraus Bezüge gemacht, die anstelle der neuen aufgezogen werden können, wenn es gewünscht ist. Sie sind wirklich noch gut in Schuss. Ich liebe sie auch. Wenn Du wieder fahren willst, darfst Du sie nehmen und wir suche zusammen eine schöne Fahreruniform für Dich. Wenn Du fährst, darfst Du natürlich entscheiden, wer auf den Beifahrersitz kommt. Aber das neue Öl bleibt drin, die Scheibe bleibt sauber und die Vorgaben der Werkstatt werden befolgt. Willst Du das versprechen?“ „Ich werde darüber nachdenken. Gib mir einige Monate Zeit.“
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*Seufz*