Dienstag, November 15, 2011

...und das bei unserem intellektuellen Papst!

[Ergänzung zum letzten Blogeintrag. Von Bastian Volkamer]
Sollte jemand gehofft haben, dass das großartige Anliegendes Papstes von der Einheit des Intellekts und Glaubens allgemein unterstützt werde, dann wurde er dieser Tage gründlich eines besseren belehrt. Die Argumente gegen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, die auf Domradio veröffentlicht wurden, sind auch intellektuell auf einem erschütternden Niveau.

Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. „Diese Kinder brauchen nachhaltige Unterstützung, Bildung oder Medikamente zum Beispiel.“
Ins Auge sticht hier die Logik, man solle das, was nicht reicht, schon aus dem Grunde bleiben lassen, weil es nicht reicht. Weg, Wahrheit und Leben werden in dieser Logik zu Stillstand, Fatalismus und Lieblosigkeit.

Beachtlich ist auch die Aussage des Münchener „Sektenfachmanns“: er frage sich, ob Kinder in Afrika und Asien etwas mit Teddybären anfangen können, und zieht diese Frage als Grund heran, die Aktion abzulehnen. Er weiß es nicht, also lehnt er ab. Oder anders gesagt: Gerade weil er keine Ahnung hat, bildet er sich eine Meinung.
Abgesehen davon, dass es erschütternd ist, dass auf diesem Niveau im Namen von Bistümern Weltanschauungen beurteilt werden: Warum fragt dieser Herr sich selbst und nicht jemanden, der es weiß? Ist es wirklich seine Aufgabe, das eigene Limit an Kenntnis zur Grundlage weitreichender Entscheidungen zu machen?

Die Geschenke aus Deutschland gehen vor allem nach Osteuropa, in die Mongolei und nach Haiti, aus anderen Ländern auch nach Afrika.
Afrika wird also aus Deutschland nicht beschickt – das wissen die Kritiker. In ihrer Logik leiten sie daraus ab, dass Deutschland nichts schicken soll, damit nichts nach Afrika geht.

„Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden.
Afrika liegt zu über 60% auf der nördlichen Hemisphäre, Asien zu 100%.
Allerdings ist das belanglos, denn wohin die Päckchen gehen, kann man auch detaillierter unschwer auf der Website der Organisatoren nachlesen:
2011 werden die Schuhkartons voraussichtlich in folgenden Empfängerländern verteilt:
Bulgarien, Georgien, Kasachstan, der Kosovo, Moldau, die Mongolei, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Weißrussland und das Westjordanland.
Selbst wenn man davon alle afrikanischen und fernöstlichen Länder abzieht, bleibt noch einiges in unserem eigenen Kulturkreis und damit ungefährlich.

Uns bleibt festzuhalten: die mit großer Nachdenklichkeit vorgetragenen Kritikpunkte bewgen sich in erstaunlichen intellektuellen (Hemi-) Sphären. Sie sind unlogisch und verlassen die faktischen Grundlage, selbst wenn die bekannt ist. Statt nach den Tatsachen zu suchen, suchte man offenbar nach Zitaten, an denen man seine Ablehnung festmachen konnte.

Liebe Kritiker, wenn Ihr schon Lieblosigkeiten verbreiten müsst – könnt Ihr das nicht wenigstens intellektuell lesenswert tun?

2 Kommentare:

  1. Die ganze Stellungnahme dieser Sektenbeauftragten läßt auf sehr sauertöpfische Gutmenschen schließen. Dieselben Herrschaften wollten uns in unserer Kindheit das "pädagogisch wertvolle Spielzeug" aufzwingen. Man hat sie schon als Kind nicht ernst genommen, man darf und braucht es auch heute nicht!
    Ich wünsche der Aktion jedenfalls von Herzen alles Gut und den beschenkten Kindern viel Freude.

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  2. Zitat:
    "Beachtlich ist auch die Aussage des Münchener „Sektenfachmanns“: er frage sich, ob Kinder in Afrika und Asien etwas mit Teddybären anfangen können, und zieht diese Frage als Grund heran, die Aktion abzulehnen."

    Wenn schon unser Hund etwas mit einem Teddybären anfangen kann - nämlich kuscheln, zausen, herumtragen, beknabbern, putzen etc. -, dann sollte dazu eigentlich jedes beliebige Menschenkind, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, in der Lage sein.

    Und warum das Ausüben von Grundbedürfnissen "europäische Verhaltensmuster aufzwingen" solle, entzieht sich meiner Vorstellung.

    Um Beauftragter zu werden, bedarf es offenbar dieser Art von Besserwisserei, bei der die Milch sauer wird, als Eingangsvoraussetzung um den jeweiligen Beruf ausüben zu dürfen.

    Wie kann man die Welt besser machen, wenn man sie permanent bloß schlechtredet? ;-)

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