Freitag, Oktober 21, 2011

Der Stein

[Von Sierra Victor]

Der Weltbildverlag verkauft Erotik-Produkte. Dabei werden Begriffe wie „Untreue“ und „Sündig“ als Werbebotschaft eingesetzt. Der Verlag gehört großenteils katholischen Bistümern.

Welch eine Vorlage! Der Traum des katholischen Bloggers. Man kann aus dem Vollen schöpfen, muss gar auswählen, weil man die Möglichkeiten gar nicht alle verarbeiten kann. Was darf es sein?
Vielleicht ein Dank an die Bistümer dafür, dass sie angesichts der bald wegfallenden Kirchensteuer vorausschauend für ein solides zweites Standbein sorgen?
Vielleicht der Vorschlag, das Angebot auszuweiten? Bietet die Erotik doch Möglichkeit, viele leer stehenden kirchlichen Immobilien mit einer neuen, Freude bringenden Funktion zu nutzen.
Man könnte auch eine Umfrage nach weiteren Ideen für lukrative Einnahmequellen starten, um die Entweltlichung der Kirche finanziell etwas abzufedern. Da wären derzeit z.B. Spekulationen auf die Getreidepreise am Weltmarkt oder der Vertrieb von PID-Gerätschaften moralisch ebenbürtig.
Denkbar wäre die Hypothese, es handele sich um eine geistliche Aktion. Um den Bedarf am Bußsakrament zu steigern, verkauft man einfach Anleitungen zum Ehebruch.
Auch wäre sicher die Frage zu behandeln, wie es beim Thema Erotik in den Bistümern zu derartigen Verhärtungen kommen kann, dass jahrelang nichts passiert.

Doch all das Launige, dass in der ersten Empörung geboren wurde, bleibt mir letztlich im Hals stecken. Am Ende stehen zwei Fragen im Raum, auf die ich keine Antwort weiß.
Einmal: wie, liebe Bischöfe, soll ich Euch wieder vertrauen, wenn Ihr so klar zeigt, dass Euch die öffentliche Meinung wichtiger ist als der Inhalt? Denn wie anders ist es erklärbar, dass trotz jahrelanger Kenntnis der Misstände nichts geschah, jetzt aber plötzlich gehandelt werden soll, da die Sache einem größeren Kreis publik wird?
Und zum anderen: warum habe auch ich beim Weltbild-Verlag gekauft, obwohl ich zumindest von dessen Esoterik-Angeboten wusste?
Liebe Bischöfe, ich kann Euch zwar nicht verstehen, aber ich muss mich zu Euch gesellen. Der Stein, den ich im ersten Absatz geworfen habe, trifft mich selbst genauso.

Mein Fazit: ich bin sauer auf uns. Stinksauer!

2 Kommentare:

  1. Die Formulierung "angesichts der bald wegfallenden Kirchensteuer" entbehrt doch jeder Grundlage?

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  2. Ja, jeder.
    Mit Ausnahme natürlich einer ironischen Zusammenfassung dessen, was der Papst mit seiner Forderung nach einer "Entweltlichung" der Kirche an Befürchtungen ausgelöst hat.

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