Mittwoch, November 09, 2016

Trump und Chesterton

Anlässlich der Wahl in den Staaten ein paar Gedanken von Chesterton zum Konservativismus:
Wer das Alte, das er für wertig erkannt hat, erhalten will, darf nicht konservativ, sondern muss progressiv sein. Zum Erhalt braucht es immer wieder eine Revolution. Wer seinen weißen Gartenzaun erhalten will, darf ihn nicht sich selbst überlassen, sondern muss ihn regelmäßig neu streichen, sonst wird er schwarz. Bewahren geschieht durch regelmäßige Erneuerung. Erneuert man es nicht, wird man von dem, was man zu bewahren versucht, letztendlich tyrannisiert. Soweit Chesterton.
Was in den USA geschehen ist, war der Versuch einer derartigen Erneuerung: die Revolution mit dem Ziel des alten großen Traumes. Abgestraft wurde hingegen die Kandidatin, die das Establishment in seiner Entwicklung belassen und nichts ändern wollte. Es ist ein Sieg des Progressivismus über den Konservativismus.
Kein Mensch weiß, was daraus werden wird. Der Wahlkampf legt Übles nahe. Jeder Moderator und Schreiber versucht derzeit, sich mittels analytischer Gedanken als Prophet zu erweisen. Keinem gelingt es und das meiste wirkt peinlich. Vor allem deshalb, weil die Schablone, die angelegt wird, lautet: Clinton = progressiv, Trump = konservativ. Diese Schablone ist falsch; sie beruht darauf, bestimmte Positionen als beweglich anzusehen und andere als unbeweglich, was Unsinn ist. Und so haben weltweit Progressive Angst vor Veränderungen, die sie als Stillstand kennzeichnen, und viele Konservative freuen sich darüber, dass nichts beim Alten bleiben wird. Schlechte Voraussetzungen für eine politische Zusammenarbeit.
Was in den USA geschieht, ist ein Aufbruch. Weiß der Kuckuck wohin.

1 Kommentar:

  1. Jorge Sensenbrenner11:53 PM

    Dass Clinton "progressiv" sein soll, hab ich noch nie gehört. Das kann glaube ich nur ein Erzkonservativer denken. Progressiv war vielleicht dieser Sanders. Auch Trump ist nicht "konservativ". Gegen einen fähigen, verantwortungsvollen, vertrauenschaffenden konservativen Präsidenten hat doch niemand was.
    Professionell und konfus beschriebe es schon eher, oder Profi und Klamauk.
    Dass manchem der lustige Clown sympathischer ist als der kalte Profi, kann man ja auch verstehen. Allerdings erinnerte Trump ja nun eher an einen dieser Horrorclowns vom diesjährigen Halloweenfest. Jedenfalls hat er eine destruktive Ausstrahlung, genau wie seine Wähler, die mir persönlich eigtl. mehr Angst machen als Trump selbst. Sie machen einen bösartigen, missgünstigen, auftrumpfenden, gewaltgeschwängerten Eindruck. Es gefällt ihnen, wertvolles Porzellan zu zerschlagen und andere leiden zu sehen, weil das ihrer Blindwütigkeit Erleichterung verschafft und für einen Moment vom Hadern mit dem eigenen Geschick ablenkt. Von "konservativ" im Sinne von Werte erhaltend, wertschätzend, Wertebewusstsein ist in dieser Destruktivität nichts zu spüren. Diese ganze männlich-aggressiv, aufgeheizte Stimmung, die die so genannten "Rechtspopulisten" hüben wie drüben verbreiten und genießen, erinnert an die Stimmung einer Menschenmenge, die Opfer fordert, die Blut sehen will. Zum Bsp. die Szene im Prätorium. Leute, die "Barrabas" rufen oder "immer feste druff". Konservativ ist das echt nicht. Bei konservativ denke ich an Gestalten wie Cicero oder Symmachus, traditionsbewusste, disziplinierte, einsatzbereite, seelisch sehr reife Männer. Davon hat Trump und seine Umgebung gar nichts.

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