Freitag, November 29, 2013
Unrhein! Unrhein!
[Peter Esser] Die Stärke des Rheinländers an sich ist doch gerade, daß unsereiner sogar mit OBERSCHWABEN klarkommen KÖNNTE. Der WAHRE Rheinlandversteher ist der, der das Rheinland nicht versteht und so die rheinische Tugend des Gewährenlassenkönnens erst zur Entfaltung bringt. Ich finde die Vorgehensweise der Kölner Protestler EXTREM unrheinisch. Dem Rheinen ist alles Rhein.
Mittwoch, November 27, 2013
Sprungbereite Diskussionsfreudigkeit
[Von Bastian] Der Papst hat geschrieben. Bevor ich davon aber auch nur ein einziges Wort gelesen habe, weiß ich auch schon, was ich lesen werde und wie es zu verstehen ist. Das nervt, und darüber muss ich meinen Ärger einmal loswerden.
In Portalen und auf Facebook häufen sich die Anmerkungen der schnellen Leser. Nahezu alles, was ich dort lesen durfte, dreht sich allerdings nicht um das Schreiben selbst. Stattdessen wird ausgiebig versucht, es mit vorher feststehenden Meinungen zu vergleichen und zu deren Bestätigung auszuschlachten. Von allen Seiten wird munter aufgezählt, was der Papst bitte zu verkünden hätte, wird interpretiert, was er eigentlich meint.
Trifft der Heilige Vater nicht exakt die eigene Wortwahl, redet er schwammig. Schlägt er nicht um sich, ist er wahlweise zu lasch oder ein Freiheitsrevolutionär (wobei auch die zu revolutionierende Freiheit genau definiert ist). Was Romtreue ist, wird bekanntlich in Deutschland festgelegt.
Nicht mehr lange, und es wird in vielen Diskussionen nur noch um einige wenige Aussagen des Schreibens geben. Diese Diskussionen werden zu stereotypen Wiederholungen bekannter Positionen, bis sich die Beteiligten ermüdet in ihre traurige Gewissheit zurückziehen, dass die Welt schlecht ist und der Papst schwach. Es ist ein trauriges Aggiornamento: Glaube wird zum Hadern an Kirche und Zeit. Wie man mit dieser Aussage missionieren will, ist mir schleierhaft.
Mich nervt das. Daher mache ich jetzt etwas, das man eigentlich nicht tun sollte: Du-Botschaften senden.
Hört auf damit! Mit Eurem Gezänk seid Ihr in der Lage, anderen den Zugang zu Gott und zur Kirche zu verbauen. Ihr habt beklagt, Deutschland habe die Chance verpasst, auf Benedikt zu hören, oder Ihr seid froh, dass er weg ist. Nun, gerade seid Ihr dabei, auch den nächsten Papst zu verpassen.
In Portalen und auf Facebook häufen sich die Anmerkungen der schnellen Leser. Nahezu alles, was ich dort lesen durfte, dreht sich allerdings nicht um das Schreiben selbst. Stattdessen wird ausgiebig versucht, es mit vorher feststehenden Meinungen zu vergleichen und zu deren Bestätigung auszuschlachten. Von allen Seiten wird munter aufgezählt, was der Papst bitte zu verkünden hätte, wird interpretiert, was er eigentlich meint.
Trifft der Heilige Vater nicht exakt die eigene Wortwahl, redet er schwammig. Schlägt er nicht um sich, ist er wahlweise zu lasch oder ein Freiheitsrevolutionär (wobei auch die zu revolutionierende Freiheit genau definiert ist). Was Romtreue ist, wird bekanntlich in Deutschland festgelegt.
Nicht mehr lange, und es wird in vielen Diskussionen nur noch um einige wenige Aussagen des Schreibens geben. Diese Diskussionen werden zu stereotypen Wiederholungen bekannter Positionen, bis sich die Beteiligten ermüdet in ihre traurige Gewissheit zurückziehen, dass die Welt schlecht ist und der Papst schwach. Es ist ein trauriges Aggiornamento: Glaube wird zum Hadern an Kirche und Zeit. Wie man mit dieser Aussage missionieren will, ist mir schleierhaft.
Mich nervt das. Daher mache ich jetzt etwas, das man eigentlich nicht tun sollte: Du-Botschaften senden.
Hört auf damit! Mit Eurem Gezänk seid Ihr in der Lage, anderen den Zugang zu Gott und zur Kirche zu verbauen. Ihr habt beklagt, Deutschland habe die Chance verpasst, auf Benedikt zu hören, oder Ihr seid froh, dass er weg ist. Nun, gerade seid Ihr dabei, auch den nächsten Papst zu verpassen.
Dienstag, November 26, 2013
Schlechterstellung
[Von Bastian] Man geht „davon aus, dass das Karlsruher Gericht ohnehin die Schlechterstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspaare auch bei Adoptionen kippen wird.“ (LINK)
Mir graust es!
Nicht, weil da Schwule oder Lesben ein Kind erziehen wollen, sondern weil es in unserem Land überhaupt möglich ist, dieses Thema so zu behandeln.
Ich halte es für einen Fakt, dass es bei Fragen der Adoption ausschließlich um die Frage gehen darf, was für die Kinder das Beste ist. Nicht aus Rührseligkeit, sondern aus dem praktischen Grund, dass jeder, der in irgendeiner Form ein Recht auf eine Adoptionsmöglichkeit postuliert, faktisch damit ein Recht an anderen Menschen fordert.
Adoption auch nur ansatzweise so zu verstehen, dass die Kinder dafür da sind, anderen ihr Recht auf sie zu erfüllen, ist letztlich dieselbe Haltung, mit dem man als Kunde auf einen Sklavenmarkt geht: meine Wünsche werden durch das Schicksal eines anderen Menschen erfüllt, der sich das nicht aussucht.
Ein Recht auf Menschen oder an Menschen gibt es nicht. Doch bei uns werden sie künstlich gemacht, wenn sie fehlen, oder abgetrieben, wenn sie fehl am Platze sind. Und mit Überzähligen werden Wünsche erfüllt.
Es ist eine Frage der Zeit, bis die Zugehörigkeit von Kindern zu ihrer Familie auf der Ebene diskutiert wird, wer mehr Rechte an ihnen hat: die Eltern oder die Gesellschaft. Irgendeine Schlechterrstellung, die das begründet, wir sich finden.
Wie gesagt: mir graust es!
Mir graust es!
Nicht, weil da Schwule oder Lesben ein Kind erziehen wollen, sondern weil es in unserem Land überhaupt möglich ist, dieses Thema so zu behandeln.
Ich halte es für einen Fakt, dass es bei Fragen der Adoption ausschließlich um die Frage gehen darf, was für die Kinder das Beste ist. Nicht aus Rührseligkeit, sondern aus dem praktischen Grund, dass jeder, der in irgendeiner Form ein Recht auf eine Adoptionsmöglichkeit postuliert, faktisch damit ein Recht an anderen Menschen fordert.
Adoption auch nur ansatzweise so zu verstehen, dass die Kinder dafür da sind, anderen ihr Recht auf sie zu erfüllen, ist letztlich dieselbe Haltung, mit dem man als Kunde auf einen Sklavenmarkt geht: meine Wünsche werden durch das Schicksal eines anderen Menschen erfüllt, der sich das nicht aussucht.
Ein Recht auf Menschen oder an Menschen gibt es nicht. Doch bei uns werden sie künstlich gemacht, wenn sie fehlen, oder abgetrieben, wenn sie fehl am Platze sind. Und mit Überzähligen werden Wünsche erfüllt.
Es ist eine Frage der Zeit, bis die Zugehörigkeit von Kindern zu ihrer Familie auf der Ebene diskutiert wird, wer mehr Rechte an ihnen hat: die Eltern oder die Gesellschaft. Irgendeine Schlechterrstellung, die das begründet, wir sich finden.
Wie gesagt: mir graust es!
Der Kampf der Abtreibungslobby geht weiter.
[Von Bastian]
Der Kampf der Abtreibungslobby geht weiter. Wie Familienschutz berichtet, soll kurzfristigst erneut soll über den "Estrela-Bericht" abgestimmt werden (LINK). Änderungen wurden nicht vorgenommen.
Ich habe meine Gedanken, was man einem anders denkenden Parlamentarier sagen sollte, einmal als Aufruf zusammengefasst. Kritik herzlich willkommen!
EDIT: Ich sehen gerade, dass der Beitrag wohl zu spät kommt. Ich lasse ihn trotzdem stehen.
Der Kampf der Abtreibungslobby geht weiter. Wie Familienschutz berichtet, soll kurzfristigst erneut soll über den "Estrela-Bericht" abgestimmt werden (LINK). Änderungen wurden nicht vorgenommen.
Ich habe meine Gedanken, was man einem anders denkenden Parlamentarier sagen sollte, einmal als Aufruf zusammengefasst. Kritik herzlich willkommen!
EDIT: Ich sehen gerade, dass der Beitrag wohl zu spät kommt. Ich lasse ihn trotzdem stehen.
Sehr geehrte/r XYZ,
Ich möchte Sie als
Vertreter unseres demokratisch gewählten Europäischen Parlaments aufrufen, der
Position, in die Sie gewählt wurden, aufrichtig und im Sinne dieser Wahl
gerecht zu werden.
Anlass dieses Aufrufs ist
die erneute Abstimmung über den „Estrela-Bericht“ zur „sexuellen und
reproduktiven Gesundheit“.
Dieser Bericht ist am
22.10.2013 vom Europäischen Parlament an den Frauenausschuß zur Neuberatung
zurückverwiesen worden, weil die Mehrheit der Abgeordneten über diesen politisch
hoch brisanten Bericht in der vorliegenden Form nicht hatte abstimmen wollen.
Dennoch soll der Bericht nun unverändert wieder vorgelegt werden.
Es soll offensichtlich,
dass hier versucht werden soll, politisch ungewollte Folgen des Bürgerbegehrens
„One of us“ im Voraus zu verhindern – daher dieser Zeitdruck.
Der Respekt vor dem anders
Denkenden ist eines unserer höchsten demokratischen Güter. Die Verfahren, die
zu Entscheidungen führen, sollen dieses Gut schützen. Sie als Parlamentarier
sind aufgerufen, diesen Schutz zu gewährleisten. Daher sollte Ihnen bewusst
sein, dass die erneute Vorlage diesen Schutz gezielt umgehen will. Änderungsanträge
wurden nicht zugelassen, Gesprächsangebote an die Berichterstatterin Edite
Estrela wurden nicht angenommen. Stattdessen wird versucht, dasselbe so lange
vorzulegen, bis das Ergebnis stimmt. Das ist undemokratisch und verstößt gegen
alle Gepflogenheiten des Europäischen Parlaments.
Auch wenn Sie
weltanschaulich anderer Meinung sein sollten, bitte ich sie dringend, sich an
diesem Prozedere nicht zu beteiligen und die erneute Vorlage abzulehnen. Denn
auch wenn wir in einigen Dingen uneins sein sollten (z.B. Zuständigkeit: Abtreibung und Sexualerziehung fallen unter
nationale Entscheidungskompetenz), eint uns mit Sicherheit eines: in der Sorge
um wirkliche Demokratie in unserem Europa.
Ich wende mich daher
gerade an Sie als möglicherweise anders denkenden Manschen: schützen Sie bitte
mein Recht. Bewahren Sie die Aufrichtigkeit des Parlaments, in das Sie gewählt
wurden. Werden Sie Ihrer Rolle als demokratischer Vertreter der Bevölkerung
gerecht und verhindern Sie eine Entscheidung, die die Bezeichnung
„demokratisch“ nicht verdient.
Dazu rufe ich Sie dringend
und nachdrücklich auf!
Mit freundlichen Grüßen
Sonntag, November 24, 2013
Gewissensfreiheit und Gott – wo steht Franziskus?
[Von Bastian] Eine der päpstlichen Aussagen, an denen sich die Geister scheiden, ist die, auch ein Nichtglaubender müsse auf sein Gewissen hören und «sich dafür entscheiden, dem Guten zu folgen und das Böse zu bekämpfen, so wie er es versteht». Dazu gab es auf Facebook eine kleine Diskussion über das Gewissen, über die ich mir Gedanken mache.
Ich begegne bei diesem Thema zwei Argumentationslinien, die beide schlüssig sind.
Einmal scheint die Sache klar: selbstverständlich soll man seinem Gewissen folgen. Die alternative Forderung, im Zweifelsfall stattdessen der göttlichen Lehre zu folgen, ist ein doppelter Widerspruch in sich. Einmal ist Gottes Lehre die Lehre der Liebe. Gegen mein Gewissen lieben kann ich nicht. Zudem: erfüllte jemand tatsächlich gegen alles innere Bestreben Gottes Gebote – was wäre seine Motivation? Woraus schöpfte er den Willen und die Kraft, das zu tun? Wenn ich massiven Druck von außen ausschließe, wäre das, worauf er hört, genau das, was wir Gewissen nennen. Doch ein Appell an das Gewissen, sich gegen das Gewissen zu entscheiden, ist logischerweise ebenfalls Unsinn. Am Gewissen komme ich nicht vorbei: ich kann das Gute überhaupt nur in den Grenzen meines Gewissens tun – alles andere ist in sich absurd. Das Problem dieser Argumentation: es gibt in ihr außer der Gewissenlosigkeit keine Schuld.
Nun wurde in der folgerichtig Diskussion das Argument gebracht, dann seien auch Hitler und Stalin gerechtfertigt, wenn sie denn auf ihr Gewissen gehört hätten. Ich halte das in diesem Zusammenhang nicht für ein Totschlagargument mit Klischees, sondern für einen sehr guten Einwand: die zweite Argumentationslinie. Wenn ich nämlich nur dem Gewissen verpflichtet bin, gerate ich in den nächsten Selbst-Widerspruch. Hitler und Stalin stehen synonym für Verbrechen und Schuld. Irgendwo muss diese Schuld angesiedelt sein, ganz gleich, was die beiden dachten. Es muss eine Art objektiver Schuld geben, sonst empört sich gerade das geforderte Gewissen. Das Gewissen kann offensichtlich nicht autark sein. Es braucht eine Richtschnur, an der es sich ausrichtet. Das ist logisch: eine moralische Instanz, die alles für moralisch erklären kann, hat sich im selben Moment selbst abgeschafft, denn es gibt nichts mehr, dass sie klären müsste.
Nun baut sich ein Dilemma auf. Ich kann nur innerhalb meines Gewissens handeln, und brauche doch den übergeordneten Maßstab. Auf dieses Dilemma stoße ich allenthalben. Viele Ungläubige finden die Idee einer Lehre, nach der sich das Gewissen richten soll, absurd; sie lehnen den Glauben aus Gewissensgründen ab. Viele Christen hingegen lehnen ein Gewissen ohne Lehre ab. Die Diskussionen sind schwierig, denn beide haben mit ihren Gründen Recht, wenn sie auch beide, so denke ich, oft die falschen Schlüsse daraus ziehen. Denn weder das Ablehnen jeder Lehre als Bevormundung ist die Lösung, noch ihre Verkündigung ohne Rücksicht auf das Gewissen anderer. In beiden Fällen hat man, so meine ich, Gott vergessen.
Blickt man auf Gott, ist man nicht mehr selbst-bezogen. Die ganzen Widersprüche fallen in sich zusammen, wenn Er selbst ins Spiel kommt. Kenne ich Gott, so hat er selbstverständlich in meinem Gewissen einen Platz. Im selben Moment ist der übergeordnete Maßstab, den ich brauche, Teil meines Gewissens. Das Gewissen ist aus sich selbst heraus nicht mehr auf sich selbst fixiert. Gott erweitert es. Er schafft die Voraussetzung dafür, dass die Lehre als sein Wille erkannt und umgesetzt wird.
Dazu jedoch brauche ich Gott als Gegenüber. Gott Abstraktum, das ich in mir selbst finde, ist keine Hilfe. Der Blick ginge wieder nur auf mich selbst und das Gewissen wird letztlich haltlos. Zu erleben ist das im New-Age, wo viele Ideen erst einmal idealistisch und positiv erscheinen, sich letztlich aber als gegen Christus gerichtet entpuppen. Sie müssen den bekämpfen, der ihnen sagt: Ihr seid nicht euer eigener Herr, sondern Ich bin es. Doch auch die Vorstellung, die Lehre sei alles, kann Gottes ermangeln. Auch sie kann zum Kreisen um eigene Ideen werden, die man anderen wie eigenen Ideen verkaufen will und sich wundert, warum sie nicht angenommen werden, wo sie doch so wichtig sind. Vor meinem selbst-bezogenen Gewissen wird der andere schuldig, weil er nicht auf mich hört. Er soll jedoch auf Gott hören.
Bringe den Menschen die Lehre, rede ihnen ins Gewissen, und sie finden Gott – das mag immer wieder funktionieren. Doch ich vermute, viel häufiger muss es heißen: bringe den Menschen Gott, und in ihrem Gewissen wird Platz für die Lehre sein. Und so groß, wie unsere Lehre ist, braucht sie viel Platz!
Wie ich Papst Franziskus verstehe, will er dazu anregen, anderen Menschen diese Begegnung mit Gott zu vermitteln, die alles ändert. Dazu ruft er auf. Er respektiert den Ungläubigen, aber nicht, damit er es bleiben soll. Er tut es, damit dessen Gewissen, mit dem er Gott folgen soll, dafür intakt bleibt. Mir scheint, dass oft die Lehre dadurch verfälscht wird, dass sie wie eine Sammlung von Fakten vertreten wird, durch die nicht mehr hindurchscheint, dass es die Lehre der Liebe ist.
Für mich ist das Anliegen des Papstes Mission aus Liebe, und ich muss sagen, es spricht mich sehr an.
Ich begegne bei diesem Thema zwei Argumentationslinien, die beide schlüssig sind.
Einmal scheint die Sache klar: selbstverständlich soll man seinem Gewissen folgen. Die alternative Forderung, im Zweifelsfall stattdessen der göttlichen Lehre zu folgen, ist ein doppelter Widerspruch in sich. Einmal ist Gottes Lehre die Lehre der Liebe. Gegen mein Gewissen lieben kann ich nicht. Zudem: erfüllte jemand tatsächlich gegen alles innere Bestreben Gottes Gebote – was wäre seine Motivation? Woraus schöpfte er den Willen und die Kraft, das zu tun? Wenn ich massiven Druck von außen ausschließe, wäre das, worauf er hört, genau das, was wir Gewissen nennen. Doch ein Appell an das Gewissen, sich gegen das Gewissen zu entscheiden, ist logischerweise ebenfalls Unsinn. Am Gewissen komme ich nicht vorbei: ich kann das Gute überhaupt nur in den Grenzen meines Gewissens tun – alles andere ist in sich absurd. Das Problem dieser Argumentation: es gibt in ihr außer der Gewissenlosigkeit keine Schuld.
Nun wurde in der folgerichtig Diskussion das Argument gebracht, dann seien auch Hitler und Stalin gerechtfertigt, wenn sie denn auf ihr Gewissen gehört hätten. Ich halte das in diesem Zusammenhang nicht für ein Totschlagargument mit Klischees, sondern für einen sehr guten Einwand: die zweite Argumentationslinie. Wenn ich nämlich nur dem Gewissen verpflichtet bin, gerate ich in den nächsten Selbst-Widerspruch. Hitler und Stalin stehen synonym für Verbrechen und Schuld. Irgendwo muss diese Schuld angesiedelt sein, ganz gleich, was die beiden dachten. Es muss eine Art objektiver Schuld geben, sonst empört sich gerade das geforderte Gewissen. Das Gewissen kann offensichtlich nicht autark sein. Es braucht eine Richtschnur, an der es sich ausrichtet. Das ist logisch: eine moralische Instanz, die alles für moralisch erklären kann, hat sich im selben Moment selbst abgeschafft, denn es gibt nichts mehr, dass sie klären müsste.
Nun baut sich ein Dilemma auf. Ich kann nur innerhalb meines Gewissens handeln, und brauche doch den übergeordneten Maßstab. Auf dieses Dilemma stoße ich allenthalben. Viele Ungläubige finden die Idee einer Lehre, nach der sich das Gewissen richten soll, absurd; sie lehnen den Glauben aus Gewissensgründen ab. Viele Christen hingegen lehnen ein Gewissen ohne Lehre ab. Die Diskussionen sind schwierig, denn beide haben mit ihren Gründen Recht, wenn sie auch beide, so denke ich, oft die falschen Schlüsse daraus ziehen. Denn weder das Ablehnen jeder Lehre als Bevormundung ist die Lösung, noch ihre Verkündigung ohne Rücksicht auf das Gewissen anderer. In beiden Fällen hat man, so meine ich, Gott vergessen.
Blickt man auf Gott, ist man nicht mehr selbst-bezogen. Die ganzen Widersprüche fallen in sich zusammen, wenn Er selbst ins Spiel kommt. Kenne ich Gott, so hat er selbstverständlich in meinem Gewissen einen Platz. Im selben Moment ist der übergeordnete Maßstab, den ich brauche, Teil meines Gewissens. Das Gewissen ist aus sich selbst heraus nicht mehr auf sich selbst fixiert. Gott erweitert es. Er schafft die Voraussetzung dafür, dass die Lehre als sein Wille erkannt und umgesetzt wird.
Dazu jedoch brauche ich Gott als Gegenüber. Gott Abstraktum, das ich in mir selbst finde, ist keine Hilfe. Der Blick ginge wieder nur auf mich selbst und das Gewissen wird letztlich haltlos. Zu erleben ist das im New-Age, wo viele Ideen erst einmal idealistisch und positiv erscheinen, sich letztlich aber als gegen Christus gerichtet entpuppen. Sie müssen den bekämpfen, der ihnen sagt: Ihr seid nicht euer eigener Herr, sondern Ich bin es. Doch auch die Vorstellung, die Lehre sei alles, kann Gottes ermangeln. Auch sie kann zum Kreisen um eigene Ideen werden, die man anderen wie eigenen Ideen verkaufen will und sich wundert, warum sie nicht angenommen werden, wo sie doch so wichtig sind. Vor meinem selbst-bezogenen Gewissen wird der andere schuldig, weil er nicht auf mich hört. Er soll jedoch auf Gott hören.
Bringe den Menschen die Lehre, rede ihnen ins Gewissen, und sie finden Gott – das mag immer wieder funktionieren. Doch ich vermute, viel häufiger muss es heißen: bringe den Menschen Gott, und in ihrem Gewissen wird Platz für die Lehre sein. Und so groß, wie unsere Lehre ist, braucht sie viel Platz!
Wie ich Papst Franziskus verstehe, will er dazu anregen, anderen Menschen diese Begegnung mit Gott zu vermitteln, die alles ändert. Dazu ruft er auf. Er respektiert den Ungläubigen, aber nicht, damit er es bleiben soll. Er tut es, damit dessen Gewissen, mit dem er Gott folgen soll, dafür intakt bleibt. Mir scheint, dass oft die Lehre dadurch verfälscht wird, dass sie wie eine Sammlung von Fakten vertreten wird, durch die nicht mehr hindurchscheint, dass es die Lehre der Liebe ist.
Für mich ist das Anliegen des Papstes Mission aus Liebe, und ich muss sagen, es spricht mich sehr an.
Samstag, November 23, 2013
Bemerkungen zum Ehebegriff
[Von Bastian]
Aus aktuellem Anlass wieder hochgeholt: In Kroatien wird über den Begriff der Ehe diskutiert (LINK) und in Deutschland wird diese Diskussion in den Bereich des Extremismus verwiesen. Ein paar eigene Gedanken dazu.
Wenn es Gesetz würde, den Begriff „Würfel“ auf alles auszuweiten, das einem Quader ähnlich sieht – was wären die Folgen? Das Wort „Würfel“ umfasst in seiner neuen Bedeutung nach wie vor das, was es vorher beschrieb, denn jeder Würfel ist auch ein Quader. Zusätzlich umfasst es jetzt auch alle anderen Quader. Positiv beschönigend ausgedrückt ist seine Bedeutung umfassender geworden. Tatsächlich ist seine Bedeutung verschwommen und unpräzise geworden. Und was dazu kommt: für richtige Würfel gibt es kein Wort mehr. Dabei hat sich an den Tatsachen nichts geändert: natürlich ist der Würfel hinterher noch ein Würfel und ein Quader ein Quader. Die Sprache wäre absichtlich ungenauer geworden – undenkbar.
Undenkbar? Nun, derzeit wird allgemein versucht, mit dem Begriff der Ehe genauso umzugehen: er soll auf alle anderen Formen der Lebens(abschnitts)partnerschaften ausgeweitet werden. Das erklärte Ziel ist, keinen Unterschied mehr zwischen den einzelnen Formen der Partnerschaft zu machen. Gleich dem Würfel im Beispiel ändert sich dabei an den Tatsachen nichts – es gibt die vor Gott geschlossene endgültig bindende Partnerschaft zwischen Mann und Frau nach wie vor, nur hat sie keinen Namen mehr. Die Sprache ist unpräziser geworden, denn die Gesellschaft beraubt sich der Möglichkeit, einen Inhalt zu formulieren. So macht sie sich selbst dümmer und ist stolz darauf. Das undenkbare ist eingetroffen.
Aber warum? Dass es dabei um das Ziel geht, die christliche Ehe auszuhöhlen, weil man selbst, triebgesteuert, wie man ist, nicht mit ihr klar kommt, liegt auf der Hand. Doch woher stammt die (abstruse) Idee, man könne durch Änderung der Begrifflichkeiten die dahinterstehenden Tatsachen mitändern? Literarisch gibt es dazu eine große Vorlage: „1984“ von George Orwell. Die dort beschriebene Gesellschaft beruht auf dem Prinzip, dass wahr ist, was ich wahrnehme, und dass ich wahrnehme, was politisch korrekt ist.
Das Werkzeug dazu ist „Newspeak“. Dabei handelt es sich um eine vorgeschriebene Sprache, in der die Bedeutung von Worten so verändert wird, dass für unangenehme (hier: dem Regime gefährliche) Dinge keine Begriffe mehr existieren. Ziel ist, bestimmte Dinge unmöglich zu machen, weil man an sie mangels Begriff nicht einmal denken kann. Damit sollen so genannte „Gedankenverbrechen“ unmöglich werden. Womit wir wieder beim Stichwort „undenkbar“ wären.
Dass wir selbst derzeit (ich behaupte: nicht mehr lange!) in einer Gesellschaft leben, die ihre eigene politisch und mainstreamtechnisch korrekte Wahrnehmung zur Wahrheit für alle machen will, ist evident. (LINK, LINK) Doch sind wir tatsächlich bei der Idee von „Gedankenverbrechen“ angelangt? Ich denke, der Begriff der (natürlich abzulehnenden und schwerst zu bekämpfenden) „Homophobie“ ist die Antwort. Eine Phobie ist keine Tätigkeit, die man unter Strafe stellen könnte, sondern eine Haltung, eine persönliche Eigenschaft, eine Angst. Sie entzieht sich damit jeder Rechtsprechung: die Gedanken sind frei. Sollten sie zumindest sein. Der offene Versuch, eine Haltung notfalls (nur notfalls?) auch mit gesetzlichen Mitteln zu bekämpfen, zeigt, dass es bei uns inzwischen Gedankenverbrechen gibt, die zu begehen gefährlich ist. Eine wie auch immer geartete Ablehnung homosexuellen Verhaltens darf man nicht haben. Es kann den Job kosten, was, wenn es nach den Wortführern der Wortänderer geht, nur der Anfang ist. Und so werden schon kleine Kinder in neuen Schulbüchern darauf vorbereitet, dass es keine besondere Ehe, sondern nur Partnerschaften gibt, die vor dem Gesetz zufällig „Ehe“ heißen.
Da wird gesellschaftlich und politisch auf vielen Ebenen zugleich am selben Thema gearbeitet. Es erscheint koordiniert und zielgerichtet. Es steckt jemand dahinter, der weiß, was er will und was er tut. Und der zugleich so verblendet ist, nicht zu merken, dass das nur daneben gehen kann. Denn: Nichts verschwindet, weil ich seinen Namen verwische. Wenn ich mir an einem Mauervorsprung das Schienbein stoße, hilft es einfach nichts, das Licht auszumachen, damit ich den Vorsprung nicht mehr sehe: ich werde mich weiter daran stoßen, einfach weil es ihn gibt.
Oder biblisch gesprochen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Stein des Anstoßes geworden. Einfach weil es wahr ist.
Aus aktuellem Anlass wieder hochgeholt: In Kroatien wird über den Begriff der Ehe diskutiert (LINK) und in Deutschland wird diese Diskussion in den Bereich des Extremismus verwiesen. Ein paar eigene Gedanken dazu.
Wenn es Gesetz würde, den Begriff „Würfel“ auf alles auszuweiten, das einem Quader ähnlich sieht – was wären die Folgen? Das Wort „Würfel“ umfasst in seiner neuen Bedeutung nach wie vor das, was es vorher beschrieb, denn jeder Würfel ist auch ein Quader. Zusätzlich umfasst es jetzt auch alle anderen Quader. Positiv beschönigend ausgedrückt ist seine Bedeutung umfassender geworden. Tatsächlich ist seine Bedeutung verschwommen und unpräzise geworden. Und was dazu kommt: für richtige Würfel gibt es kein Wort mehr. Dabei hat sich an den Tatsachen nichts geändert: natürlich ist der Würfel hinterher noch ein Würfel und ein Quader ein Quader. Die Sprache wäre absichtlich ungenauer geworden – undenkbar.
Undenkbar? Nun, derzeit wird allgemein versucht, mit dem Begriff der Ehe genauso umzugehen: er soll auf alle anderen Formen der Lebens(abschnitts)partnerschaften ausgeweitet werden. Das erklärte Ziel ist, keinen Unterschied mehr zwischen den einzelnen Formen der Partnerschaft zu machen. Gleich dem Würfel im Beispiel ändert sich dabei an den Tatsachen nichts – es gibt die vor Gott geschlossene endgültig bindende Partnerschaft zwischen Mann und Frau nach wie vor, nur hat sie keinen Namen mehr. Die Sprache ist unpräziser geworden, denn die Gesellschaft beraubt sich der Möglichkeit, einen Inhalt zu formulieren. So macht sie sich selbst dümmer und ist stolz darauf. Das undenkbare ist eingetroffen.
Aber warum? Dass es dabei um das Ziel geht, die christliche Ehe auszuhöhlen, weil man selbst, triebgesteuert, wie man ist, nicht mit ihr klar kommt, liegt auf der Hand. Doch woher stammt die (abstruse) Idee, man könne durch Änderung der Begrifflichkeiten die dahinterstehenden Tatsachen mitändern? Literarisch gibt es dazu eine große Vorlage: „1984“ von George Orwell. Die dort beschriebene Gesellschaft beruht auf dem Prinzip, dass wahr ist, was ich wahrnehme, und dass ich wahrnehme, was politisch korrekt ist.
Das Werkzeug dazu ist „Newspeak“. Dabei handelt es sich um eine vorgeschriebene Sprache, in der die Bedeutung von Worten so verändert wird, dass für unangenehme (hier: dem Regime gefährliche) Dinge keine Begriffe mehr existieren. Ziel ist, bestimmte Dinge unmöglich zu machen, weil man an sie mangels Begriff nicht einmal denken kann. Damit sollen so genannte „Gedankenverbrechen“ unmöglich werden. Womit wir wieder beim Stichwort „undenkbar“ wären.
Dass wir selbst derzeit (ich behaupte: nicht mehr lange!) in einer Gesellschaft leben, die ihre eigene politisch und mainstreamtechnisch korrekte Wahrnehmung zur Wahrheit für alle machen will, ist evident. (LINK, LINK) Doch sind wir tatsächlich bei der Idee von „Gedankenverbrechen“ angelangt? Ich denke, der Begriff der (natürlich abzulehnenden und schwerst zu bekämpfenden) „Homophobie“ ist die Antwort. Eine Phobie ist keine Tätigkeit, die man unter Strafe stellen könnte, sondern eine Haltung, eine persönliche Eigenschaft, eine Angst. Sie entzieht sich damit jeder Rechtsprechung: die Gedanken sind frei. Sollten sie zumindest sein. Der offene Versuch, eine Haltung notfalls (nur notfalls?) auch mit gesetzlichen Mitteln zu bekämpfen, zeigt, dass es bei uns inzwischen Gedankenverbrechen gibt, die zu begehen gefährlich ist. Eine wie auch immer geartete Ablehnung homosexuellen Verhaltens darf man nicht haben. Es kann den Job kosten, was, wenn es nach den Wortführern der Wortänderer geht, nur der Anfang ist. Und so werden schon kleine Kinder in neuen Schulbüchern darauf vorbereitet, dass es keine besondere Ehe, sondern nur Partnerschaften gibt, die vor dem Gesetz zufällig „Ehe“ heißen.
Da wird gesellschaftlich und politisch auf vielen Ebenen zugleich am selben Thema gearbeitet. Es erscheint koordiniert und zielgerichtet. Es steckt jemand dahinter, der weiß, was er will und was er tut. Und der zugleich so verblendet ist, nicht zu merken, dass das nur daneben gehen kann. Denn: Nichts verschwindet, weil ich seinen Namen verwische. Wenn ich mir an einem Mauervorsprung das Schienbein stoße, hilft es einfach nichts, das Licht auszumachen, damit ich den Vorsprung nicht mehr sehe: ich werde mich weiter daran stoßen, einfach weil es ihn gibt.
Oder biblisch gesprochen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Stein des Anstoßes geworden. Einfach weil es wahr ist.
Freitag, November 15, 2013
...hat wenig von seiner Aktualität eingebüßt...
[von Bastian]
Vor ziemlich genau einem Jahr gab es diesen Beitrag schon einmal: den Speiseplan für eine kirchlich angehauchte Tagung.
Das Tagungsthema diesmal: "Was kann die Kirche vom Mainstream lernen?"
Das Menu ist aufgrund des Erfolgs nahezu dasselbe geblieben.
Das Tagungsthema diesmal: "Was kann die Kirche vom Mainstream lernen?"
Das Menu ist aufgrund des Erfolgs nahezu dasselbe geblieben.
Als Vorspeise:
- Carpaccio vom Schein an einer leichten Selbstverwirklichungs-Sauce mit kleinen Stückchen von verbranntem Hirn.
Als Hauptgerichte:
- Liturgisches Frikassee an gequirltem Mainstream mit hausgemachter Wahrheit.
- WiSiKi-Eintopf mit armen Würstchen.
- Langendörfer Klopse mit Beschwichtigungs-Sauce.
- Aachener Allerlei mit weichgekochten Liturgie-Splittern.
Für Weltbild-Freunde:
- Pasta al porno an Sauce-Esoterique und geschriebenem Käse.
Für den kleinen Hunger:
- Eulenspiegelei auf Toast.
- 2 Scheibchen geballte Medienkompetenz. Dazu reichen wir Saure Gurken aus der Presse.
Als Nachtisch:
- Einheitsbrei mit Süßholz-Raspeln.
- Mousse „Inghoff“ au chocolate.
- Ein Stückchen Limburger, Halbfettstufe.
Dazu kalter Kaffee.
Tischweine:
- Wigratzbader Priesterrücken. Ein lang gelagerter dunkelroter Tropfen, edel, mit etwas staubigem, strengem Aroma. Nicht für jeden Geschmack.
- Mannheimer Kreisstuhl. Ein leichter, süffiger eher farbloser Wein mit vollmundigem Aroma und etwas bitterem Nachgeschmack. Ein Wein für lockere Gespräche mit jedermann.
- Schüllerer Zeitgeist. Ein wohlfeiler Wein, der leicht zu Kopfe steigt.
- Schönborner Kardinal. Eine Nachlese, die geschmacklich zwischen dem Zeitgeist und dem Priesterrücken zu vermitteln versucht.
Zur Entspannung gibt nach der Mahlzeit die Pfarrerinitiative ein kurzes Gastspiel.
Wir weisen darauf hin, dass das Abend-Mahl gemeinsam eingenommen wird, egal, was es gibt!
Endlich beantwortet!
[Von Bastian]
Die drei großen Fragen der Philosophie – wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich – waren jahrhundertelang der Anstoß zu tiefen Überlegungen. Doch wenn diese Überlegungen auch zu großen Erkenntnissen führten, wurden die Fragen niemals abschließend beantwortet. Mehr noch, es kristallisierte sich immer weiter heraus, dass sie nicht zu beantworten sind. Es schien lange Zeit, als seien es weiniger Fragen, als Beschreibungen des Mysteriums menschlicher Existenz. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellte.
Im Gegensatz zu früher wird heute ein anderer Lösungsansatz gewählt. Nicht einzelne Denker oder Gruppen von ihnen suchen die Antwort, sondern alle. Die „Schwarmintelligenz“, diese lange gesuchte intellektuelle Rechtfertigung des Zeitgeistes, fand heraus, dass die Antworten nicht in der Tiefe des Dankens liegen, sondern im Gegenteil ganz banal erscheinen. Der vereinigte Intellekt unserer Gesellschaft war in der Lage, sie herauszukristallisieren.
Und so lauten die klaren Antworten:
Danke, Schwarmintelligenz!
Die drei großen Fragen der Philosophie – wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich – waren jahrhundertelang der Anstoß zu tiefen Überlegungen. Doch wenn diese Überlegungen auch zu großen Erkenntnissen führten, wurden die Fragen niemals abschließend beantwortet. Mehr noch, es kristallisierte sich immer weiter heraus, dass sie nicht zu beantworten sind. Es schien lange Zeit, als seien es weiniger Fragen, als Beschreibungen des Mysteriums menschlicher Existenz. Ein Irrtum, wie sich nun herausstellte.
Im Gegensatz zu früher wird heute ein anderer Lösungsansatz gewählt. Nicht einzelne Denker oder Gruppen von ihnen suchen die Antwort, sondern alle. Die „Schwarmintelligenz“, diese lange gesuchte intellektuelle Rechtfertigung des Zeitgeistes, fand heraus, dass die Antworten nicht in der Tiefe des Dankens liegen, sondern im Gegenteil ganz banal erscheinen. Der vereinigte Intellekt unserer Gesellschaft war in der Lage, sie herauszukristallisieren.
Und so lauten die klaren Antworten:
- Wer bin ich? – Such’s dir selbst aus!
- Woher komme ich? – Wen interessiert das?!
- Wohin gehe ich? – Das weiß kein Mensch, aber wenn du keine Lust mehr hast, mach halt Schluss.
Danke, Schwarmintelligenz!
Donnerstag, November 14, 2013
Mittwoch, November 13, 2013
Die Handreichung und eine Geschichte
[Von Bastian]
In meiner Kindheit habe ich einmal eine Geschichte gehört, die mich bis heute immer wieder verfolgt hat.
Ein Mann trifft nachts einen anderen, der unter einer Straßenlaterne den Boden absucht. „Was suchen Sie? Kann ich Ihnen helfen?“ fragt er. „Ich habe meinen Haustürschlüssel verloren!“ sagt der andere. Beide suchen eine Weile intensiv. Dann meint der Helfer: „Hier ist er nicht. Sind Sie sicher, dass Sie ihn hier verloren haben?“ „Nein!“ entgegnet der andere. „Ich habe ihn dort drüben am Gebüsch verloren.“ – „Warum um Gottes Willen suchen Sie denn dann hier?“ fragt der Helfer. Darauf der andere: „Weil hier Licht ist!“
Tiefe Symbolik und hehre Moral sollten das sein – so kam mir das immer vor. Unser Lehrer fand es rührend und menschlich. Wir sehnen uns nach Licht und so weiter. Doch die einzige Lebensweisheit, die ich daraus entnehmen konnte, war, dass der Sucher komplett blöd ist. Selten habe ich mich als Kind so geärgert – es ist mir noch lebhaft in Erinnerung.
Heute allerdings fiel mir diese Geschichte zum ersten Mal als passend ein. In einer Flut von Informationen, Belastungen, Hektik und Unsicherheit, umgeben von der Realität tausender scheiternder Ehen und Beziehungen und verzweifelter Neuanfänge haben viele den Schlüssel zum katholischen Glauben verloren. Viele in der Kirche versuchen, ihnen beim Suchen zu helfen. Die Freiburger Handreichung ist für mich ein Beispiel dafür, wie man dort suchen kann, wo die Lösung nicht ist, wo es aber ein wenig heller aussieht. Mit so einer Handreichung ist alles nicht mehr so bedrückend – da strömen die Menschen hin. Es scheint tatsächlich menschlich zu sein. Und dort wird weiter gesucht, auch wenn es heißt: „Hier liegt der Schlüssel nicht, geht und sucht an der richtigen Stelle.“ (LINK)
Und nun? Ich kann, wie als Kind, feststellen, dass die alle blöd sind. Ich bin nämlich überzeugt vom katholischen Lehramt. Das wäre nicht im Sinne Jesu: „Geht und lehret alle Völker“ beinhaltet zwar ganz klar eine Lehre, ist aber trotzdem mit „Geht und schimpfet über alle Irrenden“ unzureichend übersetzt. Im Sinne Jesu ist wohl eher, dass ich mich frage, warum es dort, wo ich den Schlüssel vermute, so dunkel erscheint. Wirklich nur, weil die alle zu doof (ungläubig, liberal, konservativ, verstockt, unkatholisch, romfixiert) sind, das wahre Licht zu erkennen? Gleichwie: mein Job scheint es zu sein, dass es dort, wo ich Gott erkenne, auch für andere heller wird. Und dazu reicht es nicht, mich zu vergewissern, dass ich Recht habe und die anderen nicht.
Oft will mir scheinen, mit dem Argument der Lehramtsuntreue soll den Menschen nicht nur klar gemacht werden, dass sie an der falschen Stelle suchen, sondern auch gleich, dass sie erst gar nicht suchen sollen. Das kann schnell so verstanden werden, dass sie in der Kirche nichts zu suchen haben – verhängnisvoll. Sollte das bei meinem Versuch herauskommen, alle Völker zu lehren, wäre der ziemlich kläglich gescheitert.
Mir stellt sich die Frage, ob ich denn eine Antwort habe auf all die Scheidungen und Beziehungskrisen, auf zwischen den Eltern zerrissene Kinder und sexuelle Orientierungslosigkeit, die ich immer wieder hautnah und schmerzhaft miterlebe, gleich mehrfach derzeit in meinem Umfeld. Offenbar habe ich eine, denn ich bin glücklich verheiratet, und das nicht, weil immer alles leicht ist oder ich ein besonders liebenswerter Mensch wäre.
Doch was genau hält mich da? Und was kann ich tun, damit das als Licht leuchtet? Damit auch hier gesucht werden kann? Das hat Christus doch gemeint, als er sagte, wir sollten unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern es allen leuchten lassen.
Ich muss darüber unbedingt nachdenken.
In meiner Kindheit habe ich einmal eine Geschichte gehört, die mich bis heute immer wieder verfolgt hat.
Ein Mann trifft nachts einen anderen, der unter einer Straßenlaterne den Boden absucht. „Was suchen Sie? Kann ich Ihnen helfen?“ fragt er. „Ich habe meinen Haustürschlüssel verloren!“ sagt der andere. Beide suchen eine Weile intensiv. Dann meint der Helfer: „Hier ist er nicht. Sind Sie sicher, dass Sie ihn hier verloren haben?“ „Nein!“ entgegnet der andere. „Ich habe ihn dort drüben am Gebüsch verloren.“ – „Warum um Gottes Willen suchen Sie denn dann hier?“ fragt der Helfer. Darauf der andere: „Weil hier Licht ist!“
Tiefe Symbolik und hehre Moral sollten das sein – so kam mir das immer vor. Unser Lehrer fand es rührend und menschlich. Wir sehnen uns nach Licht und so weiter. Doch die einzige Lebensweisheit, die ich daraus entnehmen konnte, war, dass der Sucher komplett blöd ist. Selten habe ich mich als Kind so geärgert – es ist mir noch lebhaft in Erinnerung.
Heute allerdings fiel mir diese Geschichte zum ersten Mal als passend ein. In einer Flut von Informationen, Belastungen, Hektik und Unsicherheit, umgeben von der Realität tausender scheiternder Ehen und Beziehungen und verzweifelter Neuanfänge haben viele den Schlüssel zum katholischen Glauben verloren. Viele in der Kirche versuchen, ihnen beim Suchen zu helfen. Die Freiburger Handreichung ist für mich ein Beispiel dafür, wie man dort suchen kann, wo die Lösung nicht ist, wo es aber ein wenig heller aussieht. Mit so einer Handreichung ist alles nicht mehr so bedrückend – da strömen die Menschen hin. Es scheint tatsächlich menschlich zu sein. Und dort wird weiter gesucht, auch wenn es heißt: „Hier liegt der Schlüssel nicht, geht und sucht an der richtigen Stelle.“ (LINK)
Und nun? Ich kann, wie als Kind, feststellen, dass die alle blöd sind. Ich bin nämlich überzeugt vom katholischen Lehramt. Das wäre nicht im Sinne Jesu: „Geht und lehret alle Völker“ beinhaltet zwar ganz klar eine Lehre, ist aber trotzdem mit „Geht und schimpfet über alle Irrenden“ unzureichend übersetzt. Im Sinne Jesu ist wohl eher, dass ich mich frage, warum es dort, wo ich den Schlüssel vermute, so dunkel erscheint. Wirklich nur, weil die alle zu doof (ungläubig, liberal, konservativ, verstockt, unkatholisch, romfixiert) sind, das wahre Licht zu erkennen? Gleichwie: mein Job scheint es zu sein, dass es dort, wo ich Gott erkenne, auch für andere heller wird. Und dazu reicht es nicht, mich zu vergewissern, dass ich Recht habe und die anderen nicht.
Oft will mir scheinen, mit dem Argument der Lehramtsuntreue soll den Menschen nicht nur klar gemacht werden, dass sie an der falschen Stelle suchen, sondern auch gleich, dass sie erst gar nicht suchen sollen. Das kann schnell so verstanden werden, dass sie in der Kirche nichts zu suchen haben – verhängnisvoll. Sollte das bei meinem Versuch herauskommen, alle Völker zu lehren, wäre der ziemlich kläglich gescheitert.
Mir stellt sich die Frage, ob ich denn eine Antwort habe auf all die Scheidungen und Beziehungskrisen, auf zwischen den Eltern zerrissene Kinder und sexuelle Orientierungslosigkeit, die ich immer wieder hautnah und schmerzhaft miterlebe, gleich mehrfach derzeit in meinem Umfeld. Offenbar habe ich eine, denn ich bin glücklich verheiratet, und das nicht, weil immer alles leicht ist oder ich ein besonders liebenswerter Mensch wäre.
Doch was genau hält mich da? Und was kann ich tun, damit das als Licht leuchtet? Damit auch hier gesucht werden kann? Das hat Christus doch gemeint, als er sagte, wir sollten unser Licht nicht unter den Scheffel stellen, sondern es allen leuchten lassen.
Ich muss darüber unbedingt nachdenken.
Dienstag, November 12, 2013
Begriffe, die mich nerven 3: Augenhöhe
[Von Bastian]
„Augenhöhe“ ist derzeit ein gern und viel gebrauchter Begriff. Er stellt für viele die Grundlage für Dialog schlechthin dar, für andere scheint er eine große Provokation gegen notwendige Hierarchien zu sein. Spontan habe ich auf diesen Begriff ablehnend reagiert. Ich habe mich oft gefragt, was mir daran Kopfschmerzen bereitet. Heraus kam: es ist nicht der Begriff selbst, sondern die Art, wie er eingesetzt wird.
„Auf Augenhöhe“ kann einmal bedeuten: mit gleichem gegenseitigem Respekt und gleicher gegenseitiger Wertschätzung. Da bin ich sofort dabei. „Auf Augenhöhe“ wird jedoch auch oft im Sinne einer Gleichheit in Autorität und Kompetenz verwendet, die vor einem Dialog herzustellen sei, damit es wirklich ein Dialog wird und kein Diktat. Das halte ich für Unsinn, denn Unterschiede existieren. Sie zu nivellieren bedeutet Augenwischerei, nicht Augenhöhe.
Wer Kinder hat, kennt es ganz genau: bei Kompetenz und Autorität gibt es ein Gefälle, das man nicht wegdiskutiert bekommt. Dennoch liebt man sie definitiv auf Augenhöhe und keinesfalls herablassend – das bekäme man gar nicht hin! Diese Gleichwertigkeit in der Eltern-Kind-Beziehung macht es möglich, dass die Kinder vom Vorsprung der Eltern in vielem profitieren können, ohne sich zu verbiegen. Umgekehrt ermöglicht sie es den Eltern, von ihren Kindern all das zu lernen, was die nun einmal besser können. Diese „Augenhöhe“, die Gleichwertigkeit in der Unterschiedlichkeit, macht die Beziehung fruchtbar. Eine vermeintliche Kompetenz- und Autoritätsgleichheit hingegen könnte nur mit viel dummem Geschwätz herbeigeredet bzw. wider alle Tatsachen behauptet werden. Es wäre eine Illusion und würde die Familie zerstören. Die Leidtragenden wären alle.
Die Augenhöhe, die Unterschiede nicht leugnet, sondern fruchtbar machen kann, ist also Ausdruck einer gelungenen Beziehung. Sie hilft Chefs und Untergebenen, Jung und Alt, Lehrern und Schülern, Düsseldorfern und Kölnern. Sie ist der Ausdruck für etwas sehr positives. Doch wie erreicht man sie? Ist sie überhaupt immer zu erreichen? Und: ist sie immer anzustreben?
Augenhöhe wird regelmäßig eingefordert. Einmal fordert man sie von Menschen, von denen man nicht möchte, dass sie eine Richtung vorgeben können. Dies wäre das die künstliche Nivellierung vorab. Sie wird aus Misstrauen heraus gefordert, weil man vor falschen Ergebnissen Angst hat und mitentscheiden möchte. Doch das ist problematisch: sollte so eine tatsächliche Autorität nivelliert werden, fehlte den getroffenen Entscheidungen die Basis. Sollte es jedoch sich bei dem, von dem man die Augenhöhe fordert, nicht um eine wirkliche Autorität handeln – warum will man dann gerade seine Entscheidung?
Zum anderen wird Augenhöhe aber auch als Anspruch an sich/uns selbst formuliert: wir sollen anderen gleichwertig begegnen. Auch hier wird wieder kräftig Gleichwertigkeit mit Gleichheit vermischt. Wenn von einem christlichen Missionar gefordert wird, er dürfe anderen nicht einfach von Christus erzählen, sondern müsse sich zusammen mit ihnen auf die Suche nach Gott machen, ist das Unsinn. Dazu müsste der Missionar entweder seinen Glauben vergessen (unwahrscheinlich, wenn er deswegen seine Berufswahl traf), oder er müsste seine Gesprächspartnern vorgaukeln, man sei gleich, um das Gespräch langsam in die richtige Richtung zu lenken - das wäre bewusst vorgespielte, aber keine wahre Augenhöhe. Selbst wenn das ein gangbarer Weg wäre – im Lichte einer geforderten Augenhöhe wandelte er sich in Falschheit. Der Lehrer, der mit seinem Mathe-Kurs die Lösung für eine Gleichung sucht, kann das nur, weil er menschlich, aber nicht fachlich mit seinen Schülern auf Augenhöhe ist. Wäre er es auch fachlich, würden seine Schüler auf ihn herab schauen – mit Recht.
Es läuft immer wieder darauf hinaus: Gleichwertigkeit ist gut und fruchtbar, doch das Leugnen faktischer Unterschiede schafft Verwirrung und verhindert Wachstum.
Zudem gibt es Bereiche, da ist Augenhöhe ein unnötiges Abstraktum, und es ist egal, ob sie erreicht wird. Es ist – beispielsweise - in unserem Land niemandem, nicht einmal einem Hartz4-Empfänger, dem die Leistungen gekürzt wurden, möglich, einem Inder aus den Slums von Kalkutta auf Augenhöhe eine Spende zu geben. Nahezu jeder, der hier unter der Armutsgrenze lebt, ist für diese Menschen unermesslich reich. Wenn wir da von Augenhöhe reden, ist das Kosmetik für unser Gewissen. Den Verhungernden ist es völlig egal. (Ich vermute übrigens, mit Martins Bettler war das ähnlich.) Als ich in diesen Ländern war, habe ich es erlebt: solange es ums Geld geht, ist Augenhöhe unerwünscht. Im Gegenteil: ich sollte ja gerade als überlegener Reicher möglichst spendabel sein. Sobald es aber zu Gesprächen kam, war es natürlich so, dass wir gleichwertig waren, und das war hochinteressant. Augenhöhe: gegeben. Hätte ich jedoch versucht, auf Augenhöhe zu spenden – es wäre danebengegangen. Hätte ich nichts gegeben, weil ich es für entwürdigend gehalten hätte, wäre man mit allem Grund sauer auf mich gewesen.
Eigentlich ist es einfach: schafft das, was man Augenhöhe nennt, menschliche Gleichwertigkeit über alle Unterschiede hinweg, ist es gut. Es ist sogar ein Teil der Wahrheit, denn Menschen sind gleichwertig. Sollen jedoch bestehende Unterschiede künstlich nivelliert werden, verfälscht man Ergebnisse und belügt sich selbst.
Leider wird diese Differenzierung in der Öffentlichkeit oft gezielt unterschlagen: jedem, der auf seine faktische Autorität pocht, wird vorgeworfen, er gestehe seinen Gesprächspartnern nicht ihre Würde zu. Jeder, der nicht in meinem Sinne entscheidet, ist ein Dialogverweigerer. Den Begriff der „Augenhöhe“ nehme ich daher derzeit wie eine Frucht wahr, die zur Hälfte lebenswichtige Vitamine enthält und zur anderen Hälfte giftig ist.
„Augenhöhe“ ist derzeit ein gern und viel gebrauchter Begriff. Er stellt für viele die Grundlage für Dialog schlechthin dar, für andere scheint er eine große Provokation gegen notwendige Hierarchien zu sein. Spontan habe ich auf diesen Begriff ablehnend reagiert. Ich habe mich oft gefragt, was mir daran Kopfschmerzen bereitet. Heraus kam: es ist nicht der Begriff selbst, sondern die Art, wie er eingesetzt wird.
„Auf Augenhöhe“ kann einmal bedeuten: mit gleichem gegenseitigem Respekt und gleicher gegenseitiger Wertschätzung. Da bin ich sofort dabei. „Auf Augenhöhe“ wird jedoch auch oft im Sinne einer Gleichheit in Autorität und Kompetenz verwendet, die vor einem Dialog herzustellen sei, damit es wirklich ein Dialog wird und kein Diktat. Das halte ich für Unsinn, denn Unterschiede existieren. Sie zu nivellieren bedeutet Augenwischerei, nicht Augenhöhe.
Wer Kinder hat, kennt es ganz genau: bei Kompetenz und Autorität gibt es ein Gefälle, das man nicht wegdiskutiert bekommt. Dennoch liebt man sie definitiv auf Augenhöhe und keinesfalls herablassend – das bekäme man gar nicht hin! Diese Gleichwertigkeit in der Eltern-Kind-Beziehung macht es möglich, dass die Kinder vom Vorsprung der Eltern in vielem profitieren können, ohne sich zu verbiegen. Umgekehrt ermöglicht sie es den Eltern, von ihren Kindern all das zu lernen, was die nun einmal besser können. Diese „Augenhöhe“, die Gleichwertigkeit in der Unterschiedlichkeit, macht die Beziehung fruchtbar. Eine vermeintliche Kompetenz- und Autoritätsgleichheit hingegen könnte nur mit viel dummem Geschwätz herbeigeredet bzw. wider alle Tatsachen behauptet werden. Es wäre eine Illusion und würde die Familie zerstören. Die Leidtragenden wären alle.
Die Augenhöhe, die Unterschiede nicht leugnet, sondern fruchtbar machen kann, ist also Ausdruck einer gelungenen Beziehung. Sie hilft Chefs und Untergebenen, Jung und Alt, Lehrern und Schülern, Düsseldorfern und Kölnern. Sie ist der Ausdruck für etwas sehr positives. Doch wie erreicht man sie? Ist sie überhaupt immer zu erreichen? Und: ist sie immer anzustreben?
Augenhöhe wird regelmäßig eingefordert. Einmal fordert man sie von Menschen, von denen man nicht möchte, dass sie eine Richtung vorgeben können. Dies wäre das die künstliche Nivellierung vorab. Sie wird aus Misstrauen heraus gefordert, weil man vor falschen Ergebnissen Angst hat und mitentscheiden möchte. Doch das ist problematisch: sollte so eine tatsächliche Autorität nivelliert werden, fehlte den getroffenen Entscheidungen die Basis. Sollte es jedoch sich bei dem, von dem man die Augenhöhe fordert, nicht um eine wirkliche Autorität handeln – warum will man dann gerade seine Entscheidung?
Zum anderen wird Augenhöhe aber auch als Anspruch an sich/uns selbst formuliert: wir sollen anderen gleichwertig begegnen. Auch hier wird wieder kräftig Gleichwertigkeit mit Gleichheit vermischt. Wenn von einem christlichen Missionar gefordert wird, er dürfe anderen nicht einfach von Christus erzählen, sondern müsse sich zusammen mit ihnen auf die Suche nach Gott machen, ist das Unsinn. Dazu müsste der Missionar entweder seinen Glauben vergessen (unwahrscheinlich, wenn er deswegen seine Berufswahl traf), oder er müsste seine Gesprächspartnern vorgaukeln, man sei gleich, um das Gespräch langsam in die richtige Richtung zu lenken - das wäre bewusst vorgespielte, aber keine wahre Augenhöhe. Selbst wenn das ein gangbarer Weg wäre – im Lichte einer geforderten Augenhöhe wandelte er sich in Falschheit. Der Lehrer, der mit seinem Mathe-Kurs die Lösung für eine Gleichung sucht, kann das nur, weil er menschlich, aber nicht fachlich mit seinen Schülern auf Augenhöhe ist. Wäre er es auch fachlich, würden seine Schüler auf ihn herab schauen – mit Recht.
Es läuft immer wieder darauf hinaus: Gleichwertigkeit ist gut und fruchtbar, doch das Leugnen faktischer Unterschiede schafft Verwirrung und verhindert Wachstum.
Zudem gibt es Bereiche, da ist Augenhöhe ein unnötiges Abstraktum, und es ist egal, ob sie erreicht wird. Es ist – beispielsweise - in unserem Land niemandem, nicht einmal einem Hartz4-Empfänger, dem die Leistungen gekürzt wurden, möglich, einem Inder aus den Slums von Kalkutta auf Augenhöhe eine Spende zu geben. Nahezu jeder, der hier unter der Armutsgrenze lebt, ist für diese Menschen unermesslich reich. Wenn wir da von Augenhöhe reden, ist das Kosmetik für unser Gewissen. Den Verhungernden ist es völlig egal. (Ich vermute übrigens, mit Martins Bettler war das ähnlich.) Als ich in diesen Ländern war, habe ich es erlebt: solange es ums Geld geht, ist Augenhöhe unerwünscht. Im Gegenteil: ich sollte ja gerade als überlegener Reicher möglichst spendabel sein. Sobald es aber zu Gesprächen kam, war es natürlich so, dass wir gleichwertig waren, und das war hochinteressant. Augenhöhe: gegeben. Hätte ich jedoch versucht, auf Augenhöhe zu spenden – es wäre danebengegangen. Hätte ich nichts gegeben, weil ich es für entwürdigend gehalten hätte, wäre man mit allem Grund sauer auf mich gewesen.
Eigentlich ist es einfach: schafft das, was man Augenhöhe nennt, menschliche Gleichwertigkeit über alle Unterschiede hinweg, ist es gut. Es ist sogar ein Teil der Wahrheit, denn Menschen sind gleichwertig. Sollen jedoch bestehende Unterschiede künstlich nivelliert werden, verfälscht man Ergebnisse und belügt sich selbst.
Leider wird diese Differenzierung in der Öffentlichkeit oft gezielt unterschlagen: jedem, der auf seine faktische Autorität pocht, wird vorgeworfen, er gestehe seinen Gesprächspartnern nicht ihre Würde zu. Jeder, der nicht in meinem Sinne entscheidet, ist ein Dialogverweigerer. Den Begriff der „Augenhöhe“ nehme ich daher derzeit wie eine Frucht wahr, die zur Hälfte lebenswichtige Vitamine enthält und zur anderen Hälfte giftig ist.
Montag, November 11, 2013
Kinderrechte
[Von Bastian]
Irgendwie kommt mir dieses Thema in der letzten Zeit immer wieder in den Sinn – ich schreibe es einmal auf.
Gemeint sind mit diesem Begriff hier die elementaren Grundrechte, die Kinder haben. Nicht gemeint ist damit das vermeintliche Recht auf Kinder, wie es manche für gleichgeschlechtliche Paare fordern, oder an Kindern, wie z.B. bei Scheidungsstreitigkeiten. Dergleichen Rechte gibt es nicht, wie ich meine. Unsere Kultur hat die Idee, dass es Rechte an anderen Menschen gibt, seit langem abgelegt und es ist erschütternd, solche Ideen heutzutage wieder in das Bewusstsein einsickern zu sehen.
Wenn ich an Kinderrechte denke, stellt sich mir als erstes die Frage, was diese Rechte denn von anderen Menschenrechten unterscheiden soll. Kinder sind schließlich Menschen. Dennoch haben sie einen Sonderstatus: sie sind schutzbedürftig, lange Zeit unmündig und müssen, nein: wollen erzogen werden. Ihre Rechte formen sich daran.
Was jetzt folgt, ist keine Charta. Es sind halt meine spontanen Gedanken dazu. Ergänzungen oder Korrekturen wären hoch willkommen!
Wer aber garantiert die Rechte von Kindern? Ein Staat, der sie verwaltet? Eine Gesellschaft, die sie ausformuliert?
Der Punkt ist: Kinder wollen keine Rechte. Sie wollen geliebt sein und sich entwickeln. Kinderrechte sind nichts anderes als die passive Formulierung der Verpflichtungen, die ich habe, die wir haben.
Am Zug sind wir, nicht die Kinder.
Irgendwie kommt mir dieses Thema in der letzten Zeit immer wieder in den Sinn – ich schreibe es einmal auf.
Gemeint sind mit diesem Begriff hier die elementaren Grundrechte, die Kinder haben. Nicht gemeint ist damit das vermeintliche Recht auf Kinder, wie es manche für gleichgeschlechtliche Paare fordern, oder an Kindern, wie z.B. bei Scheidungsstreitigkeiten. Dergleichen Rechte gibt es nicht, wie ich meine. Unsere Kultur hat die Idee, dass es Rechte an anderen Menschen gibt, seit langem abgelegt und es ist erschütternd, solche Ideen heutzutage wieder in das Bewusstsein einsickern zu sehen.
Wenn ich an Kinderrechte denke, stellt sich mir als erstes die Frage, was diese Rechte denn von anderen Menschenrechten unterscheiden soll. Kinder sind schließlich Menschen. Dennoch haben sie einen Sonderstatus: sie sind schutzbedürftig, lange Zeit unmündig und müssen, nein: wollen erzogen werden. Ihre Rechte formen sich daran.
Was jetzt folgt, ist keine Charta. Es sind halt meine spontanen Gedanken dazu. Ergänzungen oder Korrekturen wären hoch willkommen!
- Das Recht auf Leben und Existenz. Das erste Grundrecht eines jeden Menschen.
- Das Recht auf Liebe. Geliebt zu werden ist das größte Grundbedürfnis von Kindern. Es muss alles getan werden, um dieses Bedürfnis zu stillen. Eine Liebe nach Dienstplan erfüllt dieses Bedürfnis nicht.
- Das Recht auf Kenntnis der eigenen Herkunft. Diese Herkunft prägt die Identität. Sie ist eine Tatsache, die man nur künstlich verbergen kann, wenn man andere Interessen über den Anspruch des Kindes stellt, die Wahrheit über sich selbst zu erfahren. Anonyme künstliche Zeugungen verletzen die Menschenwürde auf das Schwerste.
- Das Recht auf die eigenen Eltern. Ein Kind hat sich weder seine Eltern noch seine Existenz ausgesucht. Sie sind Fakt und es muss mit beidem leben. Im Gegenzug ist es entwürdigend, wenn diese Fakten von anderen geändert werden, wenn also die Gesellschaft in den existentiellen Bereich eingreift.
- Das Recht, Kind zu sein, also seine spezifischen Eigenschaften leben zu dürfen. Es ist entwürdigend, als Rohstoff behandelt zu werden, und sei es als Rohstoff für Bildung und Lebensstandard.
- Das Recht, unfertig zu sein. Kinder müssen die Freiheit haben, auszuprobieren, Fehler zu machen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Die Idee, man müsse alles in der Kindheit pädagogisch lenken, ist falsch.
- Das Recht auf eigene Zeit. Kinder brauchen viel Zeit, Dinge zu verarbeiten, im Spiel oder auf andere Weise. Kinder brauchen Zeit, sich und ihre Stärken in Ruhe zu durchdenken und kennen zu lernen. Kinder brauchen Zeit, als Kind das Leben zu genießen. Die Idee, das gehe unter ständiger Betreuung und Anleitung besonders gut, ist falsch.
- Das Recht auf Erziehung. Der Mensch ist so geschaffen, dass er sich in die Gesellschaft hinein entwickeln kann. Er ist eine faszinierende Mischung aus Anlagen und Erlerntem. So konnten sich unterschiedliche Kulturen entwickeln, in denen doch Gut und Böse gleich sind. Ein Kind braucht die Möglichkeit, in der Gesellschaft heimisch zu werden und richtig von falsch zu unterscheiden. Dazu ist die Erziehung da.
- Das Recht auf Bildung. Kind sein bedeutet, sich zu entwickeln. Es braucht dazu die Möglichkeit, zu lernen.
- Das Recht auf Wertschätzung. Jeder Mensch hat eine ihm eigene Würde, die ihn allein dadurch wertvoll macht, dass er existiert. Dieser Wert muss Kindern vermittelt werden. Die Idee, es müsse Leistung zeigen, um wertvoll zu sein, ist falsch, ebenso falsch wie die Idee, die Kindheit diene nur dazu, sich auf das Erwachsensein vorzubereiten. Kinder müssen als Kinder angenommen werden, niemals nur im Licht ihres Potentials für später.
- Das Recht auf Religion. Kinder fragen besonders intensiv nach dem Warum. Die Dimension dieser Fragen, die das für Menschen beantwortbare verlässt, muss respektiert und zu geschützt werden.
Wer aber garantiert die Rechte von Kindern? Ein Staat, der sie verwaltet? Eine Gesellschaft, die sie ausformuliert?
Der Punkt ist: Kinder wollen keine Rechte. Sie wollen geliebt sein und sich entwickeln. Kinderrechte sind nichts anderes als die passive Formulierung der Verpflichtungen, die ich habe, die wir haben.
Am Zug sind wir, nicht die Kinder.
Das blöde Vieh ist an allem schuld!
[Von Bastian]
Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: den neuesten Beitrag in der Sendezeit (LINK) will ich nicht unkommentiert lassen, beinhaltet er doch für mich einige unfreiwillige Komik.
Ob es das Hohe Ross des Heiligen Martin ist, der Schlüssel des Petrus (Zeichen göttlicher Gewalt!), das Schwert des Paulus (Zeichen göttlicher Vollmacht!) oder der Adler des Johannes (fliegt der, ist jede Augenhöhe Makulatur!) – immer wieder scheint die Kirche bemüht, ihre Heiligen zu entrücken und auf ein Podest zu stellen, auf dem sie unerreichbar sind. Wir sollen sie als Vorbild nehmen und selbst doch demütig bleiben. Wir sollen sie zur Hilfe anrufen, doch wer will schon solche Hilfe?
Wenn Hilfe ankommen soll, muss sie passen. Sie muss das wirkliche Bedürfnis treffen, sonst ist sie nichts als ein Alibi derer, die sich selbst gern als Helfende sehen.
Betrachten wir daher die Situation mit den Augen des Bettlers. Er hatte sich nach echter Wärme gesehnt, nach Wärme des Herzens und nicht nach einem lieblos herabgeworfenen halben Mantel. Eine personale Begegnung auf Augenhöhe – das war es, was er brauchte. Gewiss – hätte Martin kein Pferd gehabt, er wäre zu langsam gewesen und zu spät gekommen. Und dennoch kommt es bei einem Mantel nicht nur darauf an, dass er wärmt, sondern auch maßgeblich auf den Winkel, in dem er überreicht wird.
Der Bettler, der bekanntlich Zeit seines Lebens unter der arroganten Behandlung durch Martin gelitten hat, wird hier zum Symbol derer, die trotz Hilfe leiden, trotz einer Hilfe, die vom hohen Ross und nicht von Herzen kommt.
Martin hingegen ist bis heute der Prototyp des arroganten Reichen, der den Kontakt zu den Herzen längst verloren hat. Der Grund dafür: das hohe Ross, auf dem er traditionell mantelteilenderweise sitzt.
Es ist das Pferd! Das blöde Vieh ist an allem schuld!
Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: den neuesten Beitrag in der Sendezeit (LINK) will ich nicht unkommentiert lassen, beinhaltet er doch für mich einige unfreiwillige Komik.
Ob es das Hohe Ross des Heiligen Martin ist, der Schlüssel des Petrus (Zeichen göttlicher Gewalt!), das Schwert des Paulus (Zeichen göttlicher Vollmacht!) oder der Adler des Johannes (fliegt der, ist jede Augenhöhe Makulatur!) – immer wieder scheint die Kirche bemüht, ihre Heiligen zu entrücken und auf ein Podest zu stellen, auf dem sie unerreichbar sind. Wir sollen sie als Vorbild nehmen und selbst doch demütig bleiben. Wir sollen sie zur Hilfe anrufen, doch wer will schon solche Hilfe?
Wenn Hilfe ankommen soll, muss sie passen. Sie muss das wirkliche Bedürfnis treffen, sonst ist sie nichts als ein Alibi derer, die sich selbst gern als Helfende sehen.
Betrachten wir daher die Situation mit den Augen des Bettlers. Er hatte sich nach echter Wärme gesehnt, nach Wärme des Herzens und nicht nach einem lieblos herabgeworfenen halben Mantel. Eine personale Begegnung auf Augenhöhe – das war es, was er brauchte. Gewiss – hätte Martin kein Pferd gehabt, er wäre zu langsam gewesen und zu spät gekommen. Und dennoch kommt es bei einem Mantel nicht nur darauf an, dass er wärmt, sondern auch maßgeblich auf den Winkel, in dem er überreicht wird.
Der Bettler, der bekanntlich Zeit seines Lebens unter der arroganten Behandlung durch Martin gelitten hat, wird hier zum Symbol derer, die trotz Hilfe leiden, trotz einer Hilfe, die vom hohen Ross und nicht von Herzen kommt.
Martin hingegen ist bis heute der Prototyp des arroganten Reichen, der den Kontakt zu den Herzen längst verloren hat. Der Grund dafür: das hohe Ross, auf dem er traditionell mantelteilenderweise sitzt.
Es ist das Pferd! Das blöde Vieh ist an allem schuld!
Rücksicht geht uns über alles!
[Von Bastian]
Langsam finden wir unseren Platz in der Welt. Es ist der Platz derer, die zuvorkommend sind. Der Platz derer, die andere vor Unbill bewahren, von der die gar nichts wissen. Rücksicht sei unser Name, Augenhöhe mit jedermann unsere Natur.
Wir diskutieren die Abschaffung von Festen (LINK) aus Rücksicht auf Leute, die gerne mitfeiern (LINK). Und wenn wir damit nicht durchkommen, geben wir uns kritisch und schlachten wenigstens Martins Pferd (LINK). Wir entfernen religiöse Symbole, um die Religiosität anderer zu schützen (LINK). Wir hängen in Galerien Bilder ab, weil wir vermuten, andere könnten, wenn sie es ernst nähmen, weil sie (wenn wir uns nicht irren) so gestrickt sein müssten, unter Umständen daran Anstoß nehmen (LINK). Gefragt haben wir sie nicht.
Niemals wären wir bereit, etwas wie eigene Kultur hochzuhalten, einfach weil es unseres ist und wir Freude daran haben – das sei uns fern! Denn nicht unsere Freude sei unser Leitziel, sondern die potentielle Nicht-Freude anderer. Aus der klaren Erkenntnis, dass, wenn alle aus Rücksicht auf ihre Freuden verzichten, die Welt ein wenig fröhlicher wird. Oder so.
Wir sind überzeugte Anhänger des Multi-Kulti, zu dem wir allerdings mangels eigener Identität kein Kulti beisteuern können. Umso lauter fordern wir Offenheit für das Multi. Das allerdings ohne zu begreifen, dass jemand, der die Vielfalt der Kulturen fordert, ohne selbst eine beizusteuern, sich als Kulturschmarotzer outet.
Wir sind der wandelnde Widerspruch-in-sich, der gerade mit seinem Hauptziel, nicht zu stören, anderen furchtbar auf die Nerven gehen kann. Doch da die Rücksicht für uns nicht verhandelbar ist, hilft nur eines: noch mehr Rücksicht, bis keiner mehr merkt, dass es uns gibt. Denn erst, wenn wir weg sind, haben wir wirklich guten Einfluss auf die Welt. Oder so.
Langsam finden wir unseren Platz in der Welt. Es ist der Platz derer, die zuvorkommend sind. Der Platz derer, die andere vor Unbill bewahren, von der die gar nichts wissen. Rücksicht sei unser Name, Augenhöhe mit jedermann unsere Natur.
Wir diskutieren die Abschaffung von Festen (LINK) aus Rücksicht auf Leute, die gerne mitfeiern (LINK). Und wenn wir damit nicht durchkommen, geben wir uns kritisch und schlachten wenigstens Martins Pferd (LINK). Wir entfernen religiöse Symbole, um die Religiosität anderer zu schützen (LINK). Wir hängen in Galerien Bilder ab, weil wir vermuten, andere könnten, wenn sie es ernst nähmen, weil sie (wenn wir uns nicht irren) so gestrickt sein müssten, unter Umständen daran Anstoß nehmen (LINK). Gefragt haben wir sie nicht.
Niemals wären wir bereit, etwas wie eigene Kultur hochzuhalten, einfach weil es unseres ist und wir Freude daran haben – das sei uns fern! Denn nicht unsere Freude sei unser Leitziel, sondern die potentielle Nicht-Freude anderer. Aus der klaren Erkenntnis, dass, wenn alle aus Rücksicht auf ihre Freuden verzichten, die Welt ein wenig fröhlicher wird. Oder so.
Wir sind überzeugte Anhänger des Multi-Kulti, zu dem wir allerdings mangels eigener Identität kein Kulti beisteuern können. Umso lauter fordern wir Offenheit für das Multi. Das allerdings ohne zu begreifen, dass jemand, der die Vielfalt der Kulturen fordert, ohne selbst eine beizusteuern, sich als Kulturschmarotzer outet.
Wir sind der wandelnde Widerspruch-in-sich, der gerade mit seinem Hauptziel, nicht zu stören, anderen furchtbar auf die Nerven gehen kann. Doch da die Rücksicht für uns nicht verhandelbar ist, hilft nur eines: noch mehr Rücksicht, bis keiner mehr merkt, dass es uns gibt. Denn erst, wenn wir weg sind, haben wir wirklich guten Einfluss auf die Welt. Oder so.
Sonntag, November 10, 2013
Das Gleichnis vom unbarmherzigen Zahnarzt
[Von Bastian]
In jener Zeit lebte in einem Ort namens Mundus ein Zahnarzt. Er hatte eine gut gehende Praxis, verstand sein Handwerk und behandelte jeden fachmännisch nach dem Zustand der Zähne.
Eines Tages kam ein Händler in den Ort, der große Mengen Süßigkeiten verkaufte. Der Zahnarzt warnte die Leute, zu viel davon zu essen, doch sie hörten nicht auf ihn. Als sie zur Inspektion in die Praxis kamen, stellte er beginnende Karies fest und musste bohren. Das missfiel den Leuten und sie murrten.
„Warum missgönnst du uns die Süßigkeiten?“ fragten sie. „Musst du uns mit dem Bohrer drohen und wehtun? Mach es wie früher und attestiere uns gesunde Zähne!“ Doch der Zahnarzt fuhr fort, zu bohren und zu überkronen.
Da wandten sich viele Leute von ihm ab und bekamen Zahnschmerzen. In ihrer Bestürzung fragten sie den Händler um Rat. „Was hat er gegen dich und deine Süßigkeiten?“ wollten sie wissen. Der entgegnete ihnen: „Nicht gegen mich arbeitet er, sondern gegen euch. Der Zahnarzt ist unbarmherzig und hält seine Lehren für wichtiger als euer Wohlbefinden! Fordert Barmherzigkeit!“
Die Leute gingen zum Zahnarzt und sagten zu ihm: „Jahrelang warst du gut zu uns, doch jetzt willst du uns Schmerzen bereiten. Es steht in deiner Macht! Sei barmherzig und verschreibe uns Schmerzmittel, doch höre auf, in unseren Zähnen zu bohren, denn die tun ohnehin schon weh!“
Er aber erwiderte: „Wenn ich euch nicht bohre und heile, könnt ihr gutes Essen nicht mehr genießen. Schmerzmittel helfen nicht lange, die verschreibe ich nur in Zusammenhang mit einer Behandlung.“
Da zerrissen die Leute ihre Kleider und riefen: „Ihr habt es gehört – jetzt will er uns jedes gute Essen streichen. Er gibt vor, uns heilen zu wollen, und tut uns doch nur schlechtes.“ Und sie trieben ihn zur Stadt hinaus.
Ihr aber seht zu, dass ihr lernt, was wahre Barmherzigkeit ist!
In jener Zeit lebte in einem Ort namens Mundus ein Zahnarzt. Er hatte eine gut gehende Praxis, verstand sein Handwerk und behandelte jeden fachmännisch nach dem Zustand der Zähne.
Eines Tages kam ein Händler in den Ort, der große Mengen Süßigkeiten verkaufte. Der Zahnarzt warnte die Leute, zu viel davon zu essen, doch sie hörten nicht auf ihn. Als sie zur Inspektion in die Praxis kamen, stellte er beginnende Karies fest und musste bohren. Das missfiel den Leuten und sie murrten.
„Warum missgönnst du uns die Süßigkeiten?“ fragten sie. „Musst du uns mit dem Bohrer drohen und wehtun? Mach es wie früher und attestiere uns gesunde Zähne!“ Doch der Zahnarzt fuhr fort, zu bohren und zu überkronen.
Da wandten sich viele Leute von ihm ab und bekamen Zahnschmerzen. In ihrer Bestürzung fragten sie den Händler um Rat. „Was hat er gegen dich und deine Süßigkeiten?“ wollten sie wissen. Der entgegnete ihnen: „Nicht gegen mich arbeitet er, sondern gegen euch. Der Zahnarzt ist unbarmherzig und hält seine Lehren für wichtiger als euer Wohlbefinden! Fordert Barmherzigkeit!“
Die Leute gingen zum Zahnarzt und sagten zu ihm: „Jahrelang warst du gut zu uns, doch jetzt willst du uns Schmerzen bereiten. Es steht in deiner Macht! Sei barmherzig und verschreibe uns Schmerzmittel, doch höre auf, in unseren Zähnen zu bohren, denn die tun ohnehin schon weh!“
Er aber erwiderte: „Wenn ich euch nicht bohre und heile, könnt ihr gutes Essen nicht mehr genießen. Schmerzmittel helfen nicht lange, die verschreibe ich nur in Zusammenhang mit einer Behandlung.“
Da zerrissen die Leute ihre Kleider und riefen: „Ihr habt es gehört – jetzt will er uns jedes gute Essen streichen. Er gibt vor, uns heilen zu wollen, und tut uns doch nur schlechtes.“ Und sie trieben ihn zur Stadt hinaus.
Ihr aber seht zu, dass ihr lernt, was wahre Barmherzigkeit ist!
Gedanken
[Von Bastian]
Vorhin las ich einen alten Blogbeitrag und hatte Lust, ihn zu überarbeiten. Das Ergebnis ist dies. (Vorsicht: lang!)
Ich glaube an Gott als den Schöpfer. Selbstverständlich ist nicht nur das Seine Natur – was wäre ich ohne meinen Erlöser. Den Gedanken des Schöpfers bzw. seine Folgen für mich möchte ich betrachten.
Eine Schöpfung könnte sich auf die unterschiedlichsten Arten vollziehen, die ich nicht bewerten möchte. Zwischen einem von Gott gegebenen Anstoß einer Entwicklung, die alles hervorbringt (Gott hat den Urknall knallen lassen.) und sozusagen Einzelanfertigungen von allen Individuen sind beliebig viele Zwischenstufen denkbar. Auf jeden Fall wäre das, was ist, gewollt, und es wäre da, weil es gewollt ist.
Wie aber vollzöge sich eine Nicht-Schöpfung? Steven Hawking erklärt logisch, dass das Universum keinen Anfang hat, weil im Urknall die Zeit erst beginnt und es daher kein „vor“ dem Universum gibt. Dasselbe gelte für ein theoretisches Ende – den erneuten Zusammensturz. Es gibt weder ein „vor“ oder „nach“, noch ein „außerhalb“ des Universums: es ist einfach da, samt seinen Naturgesetzen. Diese Gesetze ermöglichen Entwicklungen. Das Prinzip dieser Entwicklungen ist so simpel wie genial: das, was innerhalb der Naturgesetze am besten qualifiziert ist, bleibt bestehen auf Kosten des weniger qualifizierten. Man nennt dieses einleuchtende Prinzip Evolution, ein faszinierendes Gedankengebäude von eigentümlicher Schönheit. Es wohnt in ihm aber auch eine große Trostlosigkeit, denn schon das Grundlegendste, was es gibt, die eigene Existenz, ist kein Zeichen von Liebe, sondern von Durchsetzungsvermögen. Dass man existiert, ist nicht gewollt, sondern ein Zeichen von Erfolg.
Gewollt oder erfolgreich – diese Alternative verändert das Weltbild grundlegend.
Bin ich gewollt, wäre jede Frage, die ich über mich selbst habe, am besten bei dem aufgehoben, der wollte, dass ich bin. Aus dieser Erkenntnis heraus wäre meine Wahrheitssuche für den Schöpfer offen, Ethik und Moral wären von ihm geprägt und führten zu ihm hin. Mich von ihm zu entfernen bedeutete, sich von mir selbst zu entfernen.
Ohne Schöpfer hingegen wäre ich selbst das Beste, was mir zugänglich ist: die derzeit am weitesten fortgeschrittene Entwicklung. Um recht zu leben, müsste ich mir selbst und meinem Leben folgen. Da ich aber endlich bin und eines Tages verschwinde, kann der Sinn meines Lebens allenfalls das Prinzip des Lebens selbst, wenn man das einen Sinn nennen will. Ethik wäre die Erkenntnis, wie sich das Leben weiter entfalten kann, Moral die Wegbeschreibung hin zu mir selbst. Wenn es etwas wie Sünde gäbe, wäre es die evolutionäre Sackgasse. Auszusterben macht aus dem Sieger den größtmöglichen Verlierer.
Dabei gibt es einen sehr wesentlichen Unterschied. Der Gläubige kann nämlich - ohne Widerspruch zu seinem Glauben - die Evolutionstheorie für überzeugend halten. Gott hat es so angestoßen und Er wusste, was Er tat. Er wollte mich und hat mich so geschaffen. Es ist für einen Christen nicht notwendig, aber durchaus möglich, die Evolution als Gottes Handschrift in der Schöpfung zu sehen. Er kann gelassen mit allen Lücken und Widersprüchen umgehen, da er um ein übergeordnetes System weiß, in dem sich alles abspielt.
Der Ungläubige hingegen muss entweder ein hieb- und stichfestes System wissenschaftlicher Erkenntnisse vorweisen können, oder aber die Lücken darin als Bedrohung zu erleben, die er dadurch erträglich macht, dass er gleichsam an die Evolution glaubt: uns fehlt halt noch der nötige Beweis, aber das ändert nichts an der Richtigkeit. Damit allerdings wird genau das gemacht, was man den Christen vorwirft: ein selbstgemachter Glaube dient als Lückenbüßer für das, was man wissenschaftlich nicht erklären kann. Das, was der Kirche seit jeher vorgehalten wird, nämlich dass sie die Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen wolle und entgegen sinnvoller Einwände ein ideologisches Weltbild gegen die Vernunft aufrecht erhalte – genau das kann man heute life in der Bevölkerung bewundern. Die Wissenschaft tut dabei etwas, was ihr selbst zutiefst zuwider läuft, da es völlig unwissenschaftlich ist: sie beobachtet nicht, um daraus Schlüsse zu ziehen, sondern sie sucht nach Beweisen für Schlüsse, die vorher feststehen. Gegenargumenten wird dementsprechend nicht sachlich, sondern ideologisch begegnet: man wolle wohl wieder ins Mittelalter zurück und eine flache Erde propagieren, sei ein Kreationist (incl. aller negativen Eigenschaften), sei homophob und dergleichen hochkarätige Einwände mehr. Die Evolutionsforschung wäre heute wahrscheinlich viel weiter, wenn sie nicht ständig das Ergebnis vorweg nehmen würde.
Interessant finde ich, dass von vielen Menschen die Folgen, die der Glaube für das Leben hat, als die größere Einschränkung empfunden wird, verglichen mit den Folgen des Unglaubens. Als Beispiel dafür werden u.a. die sogenannten „alternativen Lebensentwürfe“ genannt, die man als Christ bekanntlich nicht leben dürfe, ohne Angst vor schlimmen Strafen haben zu müssen, wohingegen der Ungläubige freier sei. Doch stimmt das?
Vor Gott ist Kinderlosigkeit durchaus eine Möglichkeit. Nicht das Leben selbst ist der Maßstab, sondern das rechte Leben gemäß dem Willen des Schöpfers. Eine Schöpfung hat Platz für individuelle Lebensentwürfe. Gott hat Interesse am Einzelnen. Man braucht keine Kinder, um geliebt zu sein: es gibt viele Wege.
Ohne Gott jedoch trägt jede Form der Kinderlosigkeit, gleich ob aus Überzeugung, sexueller Neigung, Karrieregründen oder warum auch immer, als Tatstrafe die totale Exkommunikation in sich: wer keine Nachkommen hat, stirbt nicht nur irgendwann - er stirbt aus. Die reine Evolution ist da gnadenlos: man ist raus. Etwas wie Vergebung gibt es nicht, denn Tatsachen lassen sich nicht nachträglich ändern. Es gibt dann nur einen erfolgreichen Weg: den der Fortpflanzung, denn er erhält das einzige, was in der Evolution Bestand haben kann: den Genpool, die Art. Der Einzelne ist bedeutungslos. Sein „Überleben“ besteht bestenfalls im Weiterbestehen seiner Art. Wenn er sich aus dem Genpool kegelt, erfährt er das Schicksal der totalen Bedeutungslosigkeit: nichts bleibt von ihm.
Doch wie gehen die Menschen damit um? Warum argumentieren die Menschen, die sich am stärksten für „individuelle Lebensentwürfe“ stark machen, dann nicht religiös? Warum berufen sie sich auf eine Logik, die viele von ihnen ausrottet? Der Grund ist einfach: die atheistische Logik lässt sie zu Lebzeiten in Ruhe. Die Evolution hat Zeit und begnügt sich mit dem natürlichen Wegsterben. In ihr regieren Arten und Genpools – das Individuum ist belanglos. Die Religion hingegen stellt den Menschen in eine Verantwortung, die das tägliche Leben betrifft. Man kann nicht tun und lassen, was man will. Oder besser: man kann schon. Nur dass man die Folgen selbst tragen muss. Der Glaube ist spontan erst einmal unbequem.
Man hat also drei Möglichkeiten. Man kann sich der Evolution entsprechend sinnvoll verhallten und sich vermehren, oder man kann machen, wozu man gerade Lust hat und sich als Verlierer, Sackgasse und Endpunkt der Entwicklung begreifen, oder man kann sich Gott unterwerfen und verantwortlich sein.
Viele Menschen aber wollen weder Verantwortlichkeit, die sie als lästige Abhängigkeit empfinden, noch wollen sie die Verlierer der Geschichte sein. Sie suchen „Selbstbestimmung“ und, wenn sie überhaupt weiter denken, dafür eine Rechtfertigung vor sich selbst. Endlose Diskussionen über letztlich nicht haltbare Dinge und Prämissen ohne Basis sind vorprogrammiert, jede Idee für Lebenssinn ohne Verantwortlichkeit wird gierig aufgesogen, jeder Weg zu mir selbst mit einer Akribie gegangen, die bei Christen sofort als Fundamentalismus bezeichnet würde.
Für mich ergibt sich aus diesen Gedanken folgendes.
Wenn man an den Schöpfer glaubt, tut man gut daran, den Glauben zu bewahren. Selbst wenn man dich irren sollte, ist Glaube derzeit die offenere, beweglichere und damit für die Wahrheit freiere Haltung.
Wenn man nicht glaubt, tue man das konsequent und mache sich nichts vor. Man gebe sich nicht damit zufrieden, dass andere erzählen, nicht zu glauben legalisiere, was der Glaube verbiete. Man halte sich nicht daran fest, alles sei gut, was gefällt. Der Unglaube, der den Grund für eine solche Lebensweise liefert, wird den Offenen auch auf die Folgen blicken lassen. Es ist der Blick in den Abgrund völliger persönlicher Bedeutungslosigkeit. Unglaube führt oft geradewegs auf das Abstellgleis der Evolution. Genau die Wissenschaftlichkeit, mir der man versuchte, den Glauben auszuhebeln, wird ohne ihn zur persönlichen Falle. Dass man, dort hineingeraten, offenbar tun und lassen kann, was man will, liegt nur daran, dass man die Notwendigkeiten nicht mehr erkennt. Die vermeintliche gesellschaftliche Reputation dort ist die Anerkennung durch Haltlose, die Belanglosigkeiten beklatschen. Nach Dir die Sintflut? Nein, nicht einmal das. Nach Dir gar nichts. Du bist ausgeschieden. Du bist so bedeutungslos, dass es für Dich nicht einmal eine Hölle gibt. Die Evolution hat Dich abgeschrieben – Gott nicht.
Vorhin las ich einen alten Blogbeitrag und hatte Lust, ihn zu überarbeiten. Das Ergebnis ist dies. (Vorsicht: lang!)
Ich glaube an Gott als den Schöpfer. Selbstverständlich ist nicht nur das Seine Natur – was wäre ich ohne meinen Erlöser. Den Gedanken des Schöpfers bzw. seine Folgen für mich möchte ich betrachten.
Eine Schöpfung könnte sich auf die unterschiedlichsten Arten vollziehen, die ich nicht bewerten möchte. Zwischen einem von Gott gegebenen Anstoß einer Entwicklung, die alles hervorbringt (Gott hat den Urknall knallen lassen.) und sozusagen Einzelanfertigungen von allen Individuen sind beliebig viele Zwischenstufen denkbar. Auf jeden Fall wäre das, was ist, gewollt, und es wäre da, weil es gewollt ist.
Wie aber vollzöge sich eine Nicht-Schöpfung? Steven Hawking erklärt logisch, dass das Universum keinen Anfang hat, weil im Urknall die Zeit erst beginnt und es daher kein „vor“ dem Universum gibt. Dasselbe gelte für ein theoretisches Ende – den erneuten Zusammensturz. Es gibt weder ein „vor“ oder „nach“, noch ein „außerhalb“ des Universums: es ist einfach da, samt seinen Naturgesetzen. Diese Gesetze ermöglichen Entwicklungen. Das Prinzip dieser Entwicklungen ist so simpel wie genial: das, was innerhalb der Naturgesetze am besten qualifiziert ist, bleibt bestehen auf Kosten des weniger qualifizierten. Man nennt dieses einleuchtende Prinzip Evolution, ein faszinierendes Gedankengebäude von eigentümlicher Schönheit. Es wohnt in ihm aber auch eine große Trostlosigkeit, denn schon das Grundlegendste, was es gibt, die eigene Existenz, ist kein Zeichen von Liebe, sondern von Durchsetzungsvermögen. Dass man existiert, ist nicht gewollt, sondern ein Zeichen von Erfolg.
Gewollt oder erfolgreich – diese Alternative verändert das Weltbild grundlegend.
Bin ich gewollt, wäre jede Frage, die ich über mich selbst habe, am besten bei dem aufgehoben, der wollte, dass ich bin. Aus dieser Erkenntnis heraus wäre meine Wahrheitssuche für den Schöpfer offen, Ethik und Moral wären von ihm geprägt und führten zu ihm hin. Mich von ihm zu entfernen bedeutete, sich von mir selbst zu entfernen.
Ohne Schöpfer hingegen wäre ich selbst das Beste, was mir zugänglich ist: die derzeit am weitesten fortgeschrittene Entwicklung. Um recht zu leben, müsste ich mir selbst und meinem Leben folgen. Da ich aber endlich bin und eines Tages verschwinde, kann der Sinn meines Lebens allenfalls das Prinzip des Lebens selbst, wenn man das einen Sinn nennen will. Ethik wäre die Erkenntnis, wie sich das Leben weiter entfalten kann, Moral die Wegbeschreibung hin zu mir selbst. Wenn es etwas wie Sünde gäbe, wäre es die evolutionäre Sackgasse. Auszusterben macht aus dem Sieger den größtmöglichen Verlierer.
Dabei gibt es einen sehr wesentlichen Unterschied. Der Gläubige kann nämlich - ohne Widerspruch zu seinem Glauben - die Evolutionstheorie für überzeugend halten. Gott hat es so angestoßen und Er wusste, was Er tat. Er wollte mich und hat mich so geschaffen. Es ist für einen Christen nicht notwendig, aber durchaus möglich, die Evolution als Gottes Handschrift in der Schöpfung zu sehen. Er kann gelassen mit allen Lücken und Widersprüchen umgehen, da er um ein übergeordnetes System weiß, in dem sich alles abspielt.
Der Ungläubige hingegen muss entweder ein hieb- und stichfestes System wissenschaftlicher Erkenntnisse vorweisen können, oder aber die Lücken darin als Bedrohung zu erleben, die er dadurch erträglich macht, dass er gleichsam an die Evolution glaubt: uns fehlt halt noch der nötige Beweis, aber das ändert nichts an der Richtigkeit. Damit allerdings wird genau das gemacht, was man den Christen vorwirft: ein selbstgemachter Glaube dient als Lückenbüßer für das, was man wissenschaftlich nicht erklären kann. Das, was der Kirche seit jeher vorgehalten wird, nämlich dass sie die Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen wolle und entgegen sinnvoller Einwände ein ideologisches Weltbild gegen die Vernunft aufrecht erhalte – genau das kann man heute life in der Bevölkerung bewundern. Die Wissenschaft tut dabei etwas, was ihr selbst zutiefst zuwider läuft, da es völlig unwissenschaftlich ist: sie beobachtet nicht, um daraus Schlüsse zu ziehen, sondern sie sucht nach Beweisen für Schlüsse, die vorher feststehen. Gegenargumenten wird dementsprechend nicht sachlich, sondern ideologisch begegnet: man wolle wohl wieder ins Mittelalter zurück und eine flache Erde propagieren, sei ein Kreationist (incl. aller negativen Eigenschaften), sei homophob und dergleichen hochkarätige Einwände mehr. Die Evolutionsforschung wäre heute wahrscheinlich viel weiter, wenn sie nicht ständig das Ergebnis vorweg nehmen würde.
Interessant finde ich, dass von vielen Menschen die Folgen, die der Glaube für das Leben hat, als die größere Einschränkung empfunden wird, verglichen mit den Folgen des Unglaubens. Als Beispiel dafür werden u.a. die sogenannten „alternativen Lebensentwürfe“ genannt, die man als Christ bekanntlich nicht leben dürfe, ohne Angst vor schlimmen Strafen haben zu müssen, wohingegen der Ungläubige freier sei. Doch stimmt das?
Vor Gott ist Kinderlosigkeit durchaus eine Möglichkeit. Nicht das Leben selbst ist der Maßstab, sondern das rechte Leben gemäß dem Willen des Schöpfers. Eine Schöpfung hat Platz für individuelle Lebensentwürfe. Gott hat Interesse am Einzelnen. Man braucht keine Kinder, um geliebt zu sein: es gibt viele Wege.
Ohne Gott jedoch trägt jede Form der Kinderlosigkeit, gleich ob aus Überzeugung, sexueller Neigung, Karrieregründen oder warum auch immer, als Tatstrafe die totale Exkommunikation in sich: wer keine Nachkommen hat, stirbt nicht nur irgendwann - er stirbt aus. Die reine Evolution ist da gnadenlos: man ist raus. Etwas wie Vergebung gibt es nicht, denn Tatsachen lassen sich nicht nachträglich ändern. Es gibt dann nur einen erfolgreichen Weg: den der Fortpflanzung, denn er erhält das einzige, was in der Evolution Bestand haben kann: den Genpool, die Art. Der Einzelne ist bedeutungslos. Sein „Überleben“ besteht bestenfalls im Weiterbestehen seiner Art. Wenn er sich aus dem Genpool kegelt, erfährt er das Schicksal der totalen Bedeutungslosigkeit: nichts bleibt von ihm.
Doch wie gehen die Menschen damit um? Warum argumentieren die Menschen, die sich am stärksten für „individuelle Lebensentwürfe“ stark machen, dann nicht religiös? Warum berufen sie sich auf eine Logik, die viele von ihnen ausrottet? Der Grund ist einfach: die atheistische Logik lässt sie zu Lebzeiten in Ruhe. Die Evolution hat Zeit und begnügt sich mit dem natürlichen Wegsterben. In ihr regieren Arten und Genpools – das Individuum ist belanglos. Die Religion hingegen stellt den Menschen in eine Verantwortung, die das tägliche Leben betrifft. Man kann nicht tun und lassen, was man will. Oder besser: man kann schon. Nur dass man die Folgen selbst tragen muss. Der Glaube ist spontan erst einmal unbequem.
Man hat also drei Möglichkeiten. Man kann sich der Evolution entsprechend sinnvoll verhallten und sich vermehren, oder man kann machen, wozu man gerade Lust hat und sich als Verlierer, Sackgasse und Endpunkt der Entwicklung begreifen, oder man kann sich Gott unterwerfen und verantwortlich sein.
Viele Menschen aber wollen weder Verantwortlichkeit, die sie als lästige Abhängigkeit empfinden, noch wollen sie die Verlierer der Geschichte sein. Sie suchen „Selbstbestimmung“ und, wenn sie überhaupt weiter denken, dafür eine Rechtfertigung vor sich selbst. Endlose Diskussionen über letztlich nicht haltbare Dinge und Prämissen ohne Basis sind vorprogrammiert, jede Idee für Lebenssinn ohne Verantwortlichkeit wird gierig aufgesogen, jeder Weg zu mir selbst mit einer Akribie gegangen, die bei Christen sofort als Fundamentalismus bezeichnet würde.
Für mich ergibt sich aus diesen Gedanken folgendes.
Wenn man an den Schöpfer glaubt, tut man gut daran, den Glauben zu bewahren. Selbst wenn man dich irren sollte, ist Glaube derzeit die offenere, beweglichere und damit für die Wahrheit freiere Haltung.
Wenn man nicht glaubt, tue man das konsequent und mache sich nichts vor. Man gebe sich nicht damit zufrieden, dass andere erzählen, nicht zu glauben legalisiere, was der Glaube verbiete. Man halte sich nicht daran fest, alles sei gut, was gefällt. Der Unglaube, der den Grund für eine solche Lebensweise liefert, wird den Offenen auch auf die Folgen blicken lassen. Es ist der Blick in den Abgrund völliger persönlicher Bedeutungslosigkeit. Unglaube führt oft geradewegs auf das Abstellgleis der Evolution. Genau die Wissenschaftlichkeit, mir der man versuchte, den Glauben auszuhebeln, wird ohne ihn zur persönlichen Falle. Dass man, dort hineingeraten, offenbar tun und lassen kann, was man will, liegt nur daran, dass man die Notwendigkeiten nicht mehr erkennt. Die vermeintliche gesellschaftliche Reputation dort ist die Anerkennung durch Haltlose, die Belanglosigkeiten beklatschen. Nach Dir die Sintflut? Nein, nicht einmal das. Nach Dir gar nichts. Du bist ausgeschieden. Du bist so bedeutungslos, dass es für Dich nicht einmal eine Hölle gibt. Die Evolution hat Dich abgeschrieben – Gott nicht.
Freitag, November 08, 2013
Hmm...
[Von Bastian]
Gestern war im Nachbarstadtteil der Martinszug. Ich habe mehrere Kindergruppen beim Gripschen gesehen. Kleine nette Kinder, die ihre Mütter dabei hatten. Neu war mir, dass sich die Mütter inzwischen zu St. Martin verkleiden - jedenfalls trugen alle ein Kopftuch. Nein wirklich: in der Gruppe waren nur Moslems. Nur. Und die wirkten nicht ärgerlich oder diskriminiert, sondern waren voll bei der Sache.
Ich habe mich dann gefragt: war ich jetzt blöd, habe ich mich umsonst angestellt? Hätte ich nicht ruhig auf den Aufschrei in der Gesellschaft warten können, der absehbar war?
Und dann ging mir auf: nein. Denn ich war Teil dieser Empörung. Wer jetzt sagt: siehste, war alles halb so schlimm, vergisst, dass es eben deshalb halb so schlimm war, weil viele Menschen das nicht wollten und es auch formulierten. Hätte jeder souverän abgewartet, wäre der Unsinn unkommentiert geblieben.
Und so ziehe ich für mich den Schluss, dass ich zu meinen Beiträgen stehe und außerdem denke, dass wir das Thema leider noch nicht ganz los sind.
Gestern war im Nachbarstadtteil der Martinszug. Ich habe mehrere Kindergruppen beim Gripschen gesehen. Kleine nette Kinder, die ihre Mütter dabei hatten. Neu war mir, dass sich die Mütter inzwischen zu St. Martin verkleiden - jedenfalls trugen alle ein Kopftuch. Nein wirklich: in der Gruppe waren nur Moslems. Nur. Und die wirkten nicht ärgerlich oder diskriminiert, sondern waren voll bei der Sache.
Ich habe mich dann gefragt: war ich jetzt blöd, habe ich mich umsonst angestellt? Hätte ich nicht ruhig auf den Aufschrei in der Gesellschaft warten können, der absehbar war?
Und dann ging mir auf: nein. Denn ich war Teil dieser Empörung. Wer jetzt sagt: siehste, war alles halb so schlimm, vergisst, dass es eben deshalb halb so schlimm war, weil viele Menschen das nicht wollten und es auch formulierten. Hätte jeder souverän abgewartet, wäre der Unsinn unkommentiert geblieben.
Und so ziehe ich für mich den Schluss, dass ich zu meinen Beiträgen stehe und außerdem denke, dass wir das Thema leider noch nicht ganz los sind.
Dienstag, November 05, 2013
An die Koalitionsverhandler
[Von Bastian]
Anlässlich der Koalitionsverhandlungen wieder hochgeholt: Plakatvorschläge.
Zum Vergrößern ins Bild klicken.
Um eine hoch aufgelöste Version herunterzuladen, bitte HIER klicken.
Zum Vergrößern ins Bild klicken.
Um eine hoch aufgelöste Version herunterzuladen, bitte HIER klicken.
Zum Vergrößern ins Bild klicken.
Um eine hoch aufgelöste Version herunterzuladen, bitte HIER klicken.
Zum Vergrößern ins Bild klicken.
Um eine hoch aufgelöste Version herunterzuladen, bitte HIER klicken.
Zum Vergrößern ins Bild klicken.
Um eine hoch aufgelöste Version herunterzuladen, bitte HIER klicken.
Niemand hat die Absicht, einen Mantel zu teilen!
[Von Bastian]
"Die Einsicht, dass es richtig sei, "den Mantel zu teilen und den Armen zu helfen, ist eine überkonfessionelle Botschaft", betonte Sagel. "Ich finde es gut, wenn sich alle Kinder angesprochen fühlen und kein Kulturkreis diskriminiert wird"..."Dazu braucht man keinen Sankt Martin, der dem Lichterzug auf dem Pferd voranreitet", sagte der Chef der Linkspartei." (Quelle)
Dem können wir nur zustimmen! Die Linken brauchen Sankt Martin nicht - sie haben selbst viel Erfahrung im Teilen, das haben sie bewiesen.
So teilen sie beispielsweise von ganzem Herzen das Geld, das andere verdient haben. Auch die Privatsphäre anderer Menschen haben sie ausgiebig geteilt.
Selbst größte Teilungsprojekte waren kein Problem - sie haben Berlin und ein ganzes Land für lange Zeit konsequent und erfolgreich geteilt.
Ihre Macht haben sie allerdings nicht geteilt, aber man muss ja auch nicht alles teilen...
"Die Einsicht, dass es richtig sei, "den Mantel zu teilen und den Armen zu helfen, ist eine überkonfessionelle Botschaft", betonte Sagel. "Ich finde es gut, wenn sich alle Kinder angesprochen fühlen und kein Kulturkreis diskriminiert wird"..."Dazu braucht man keinen Sankt Martin, der dem Lichterzug auf dem Pferd voranreitet", sagte der Chef der Linkspartei." (Quelle)
Dem können wir nur zustimmen! Die Linken brauchen Sankt Martin nicht - sie haben selbst viel Erfahrung im Teilen, das haben sie bewiesen.
So teilen sie beispielsweise von ganzem Herzen das Geld, das andere verdient haben. Auch die Privatsphäre anderer Menschen haben sie ausgiebig geteilt.
Selbst größte Teilungsprojekte waren kein Problem - sie haben Berlin und ein ganzes Land für lange Zeit konsequent und erfolgreich geteilt.
Ihre Macht haben sie allerdings nicht geteilt, aber man muss ja auch nicht alles teilen...
Die Geschichte vom Tell el-Oreme
[Peter Esser] Über dem Gebiet der Heptapegon, auch Tabgha oder Siebenquell bekannt, erhebt sich der Bergrücken des Tell el-Oreme über dem Ufer des Sees von Gennesaret. Bis heute erzählen sich die Fischer dieser Gegend folgende Geschichte aus der Zeit, da Gott der Herr noch selber auf Erden wandelte.
Daselbst versammelte nämlich der Herr seine Jünger, blickte über das Ufer auf die Höhe hin und hub an zu sprechen: »Hättet ihr Glauben wie ein Senfkorn, so sprächet ihr zu dem Berg ›Hebe dich hinfort und wirf dich in den See, und er würde euch gehorchen.‹«
Die drei bevorzugten Jünger, Petrus, Jakobus und Johannes gingen daraufhin mit sich zu Rate, und als die Sonne untergegangen war, sammelten sie sich in der Ebene der Sieben Quellen, faßten den Berg scharf ins Auge und begannen zu glauben, und zu glauben, und zu glauben. Und so glaubten sie die ganze Nacht hindurch, doch als die Sonne über der Gaulanitis aufging, siehe, da stund der Berg unverrückt an seinem Ort.
Und Jesus trat zu ihnen und sagte: »Na?«
Sie aber waren betrübt und baten ihn: »Mach es doch mal selber?« – Er aber antwortete: »Hab ich doch nicht nötig.«
Und so steht der Tell el-Oreme bis auf den heutigen Tag unverrückt an seinem Ort.
Laterne, Laterne – Gysi, hab mich gerne!
[Von Bastian]
Die Linkspartei fordert das Aus für Sankt Martin (LINK). In den Kindertagesstätten von NRW sollen muslimischen Kindern nicht länger christliche Traditionen aufgedrängt werden.
Abgesehen davon, dass ich das Aus für die Linkspartei fordere – im öffentlichen Leben soll mir nicht länger so ein Unsinn aufgedrängt werden – macht mich das nachdenklich. Einen zusammenhängenden Gedanken kann ich da nicht fassen – zu widersprüchlich sind meine Impulse. Und persönliche Erinnerungen und Emotionen kommen hoch.
Spontan: Die spinnen! Das Rheinland ist ohne Sankt Martin nicht denkbar. Zudem ist es wichtig, Feste wie dieses zu erhalten, weil sie die Traditionen in den Orten an den Glauben koppeln. Dazu gehören vor allem Sankt Martin und Erntedank.
Doch zugleich denke ich: das Martinsfest ist längst sturmreif geschossen. Es kann vielleicht in seiner jetzigen oder ähnlichen Form erhalten bleiben, aber eben nur in einer Form, die keinen Inhalt mehr hat. Und an der Inhaltslosigkeit haben vor allem seine Befürworter mitgearbeitet, denn sie wollten zwar stets das Brauchtum bewahren, aber niemand hat es mehr als Glaubensverkündigung gesehen. Eine Entwicklung, die sich seit Jahren anbahnt, und gegen deren Ergebnisse jetzt kaum noch anzukommen ist.
So kam vor einiger Zeit ein neues Martinslied auf: „Abends, wenn es dunkel wird“. Es wurde ein Schlager, inzwischen wohl so oft gesungen wie „Sankt Martin“. Das Interessante: dieses Lied besingt ausschließlich die Stimmung. Es ließe sich für jeden beliebigen Fackelzug genauso verwenden. An diesem Lied hängen für mich einige Erinnerungen. Für mich war das damals ein Schock – der erste schwere Schlag gegen Sankt Martin. Es war schwer, gegen dieses Lied zu sein: alle fanden es so schön. Man kam sich vor wie ein Spielverderber, konnte aber den Mund nicht halten. Das war weder für mich angenehm, noch für meine Freunde: keiner wollte glauben, dass dieses Lied zeige, wie die Gesellschaft zu Sankt Martin stehe. Heute sehe ich das bestätigt: Sonne Mond und Sterne dürfen bleiben, Martin aber nicht.
(Und während ich dies schreibe, frage ich mich, ob ich nicht doch ein Spinner bin. Aber weil dies ein Blog ist, ohne Anspruch auf Richtigkeit, aber umso mehr auf Aufrichtigkeit, schreibe ich weiter.)
Was die Linkspartei hier ausreißen will, erscheint mir wie eine Pflanze, die welk ist und nur noch mühsam erahnen lässt, dass sie einmal essbar war. Es wird leicht sein, sie als Unkraut zu diffamieren und an ihre Stelle ein nettes, aber leicht giftiges Blümlein zu pflanzen. Vielleicht noch nicht in diesem Anlauf und vielleicht nicht überall, doch Sankt Martin als Volksheiliger könnte ausgedient haben.
Und doch: es gibt da noch etwas. Etwas, dass es für Christen zu erhalten und für die Linke zu bekämpfen lohnt. Wäre das Martinsfest harmlos, würde die Linke es nicht abschaffen, sondern nutzen wollen. Dieses Etwas ist Gott. Er hat diesem Fest sozusagen seinen Stempel aufgedrückt, und den wird man nicht los. Selbst inhaltsleer und welk ist er eine Provokation für die Gegner Gottes und Hoffnung für uns: Gott kann man nicht ausrotten. Man kann seinen Anhängern das Leben schwer machen, aber gewonnen hat er, und das wird jeder sehen.
Und als pathetischer Schlussatz: Wohl dem, der sich dann darüber freuen kann!
Die Linkspartei fordert das Aus für Sankt Martin (LINK). In den Kindertagesstätten von NRW sollen muslimischen Kindern nicht länger christliche Traditionen aufgedrängt werden.
Abgesehen davon, dass ich das Aus für die Linkspartei fordere – im öffentlichen Leben soll mir nicht länger so ein Unsinn aufgedrängt werden – macht mich das nachdenklich. Einen zusammenhängenden Gedanken kann ich da nicht fassen – zu widersprüchlich sind meine Impulse. Und persönliche Erinnerungen und Emotionen kommen hoch.
Spontan: Die spinnen! Das Rheinland ist ohne Sankt Martin nicht denkbar. Zudem ist es wichtig, Feste wie dieses zu erhalten, weil sie die Traditionen in den Orten an den Glauben koppeln. Dazu gehören vor allem Sankt Martin und Erntedank.
Doch zugleich denke ich: das Martinsfest ist längst sturmreif geschossen. Es kann vielleicht in seiner jetzigen oder ähnlichen Form erhalten bleiben, aber eben nur in einer Form, die keinen Inhalt mehr hat. Und an der Inhaltslosigkeit haben vor allem seine Befürworter mitgearbeitet, denn sie wollten zwar stets das Brauchtum bewahren, aber niemand hat es mehr als Glaubensverkündigung gesehen. Eine Entwicklung, die sich seit Jahren anbahnt, und gegen deren Ergebnisse jetzt kaum noch anzukommen ist.
So kam vor einiger Zeit ein neues Martinslied auf: „Abends, wenn es dunkel wird“. Es wurde ein Schlager, inzwischen wohl so oft gesungen wie „Sankt Martin“. Das Interessante: dieses Lied besingt ausschließlich die Stimmung. Es ließe sich für jeden beliebigen Fackelzug genauso verwenden. An diesem Lied hängen für mich einige Erinnerungen. Für mich war das damals ein Schock – der erste schwere Schlag gegen Sankt Martin. Es war schwer, gegen dieses Lied zu sein: alle fanden es so schön. Man kam sich vor wie ein Spielverderber, konnte aber den Mund nicht halten. Das war weder für mich angenehm, noch für meine Freunde: keiner wollte glauben, dass dieses Lied zeige, wie die Gesellschaft zu Sankt Martin stehe. Heute sehe ich das bestätigt: Sonne Mond und Sterne dürfen bleiben, Martin aber nicht.
(Und während ich dies schreibe, frage ich mich, ob ich nicht doch ein Spinner bin. Aber weil dies ein Blog ist, ohne Anspruch auf Richtigkeit, aber umso mehr auf Aufrichtigkeit, schreibe ich weiter.)
Was die Linkspartei hier ausreißen will, erscheint mir wie eine Pflanze, die welk ist und nur noch mühsam erahnen lässt, dass sie einmal essbar war. Es wird leicht sein, sie als Unkraut zu diffamieren und an ihre Stelle ein nettes, aber leicht giftiges Blümlein zu pflanzen. Vielleicht noch nicht in diesem Anlauf und vielleicht nicht überall, doch Sankt Martin als Volksheiliger könnte ausgedient haben.
Und doch: es gibt da noch etwas. Etwas, dass es für Christen zu erhalten und für die Linke zu bekämpfen lohnt. Wäre das Martinsfest harmlos, würde die Linke es nicht abschaffen, sondern nutzen wollen. Dieses Etwas ist Gott. Er hat diesem Fest sozusagen seinen Stempel aufgedrückt, und den wird man nicht los. Selbst inhaltsleer und welk ist er eine Provokation für die Gegner Gottes und Hoffnung für uns: Gott kann man nicht ausrotten. Man kann seinen Anhängern das Leben schwer machen, aber gewonnen hat er, und das wird jeder sehen.
Und als pathetischer Schlussatz: Wohl dem, der sich dann darüber freuen kann!
Montag, November 04, 2013
Ich muss wohl in mich gehen...
[Von Bastian]
Auf Kath.net gibt es 2 Artikel, die sozusagen die beiden Pole unseres katholischen Glaubens beleuchten.
Einmal: Die Liebe – der tiefste, unbesiegbare Grund der christlichen Hoffnung - ein Thema, das glaubenstechnisch in medias res geht. Man kann darüber gar nicht genug nachdenken. Wenn es ein Thema gibt, über das sich auszutauschen lohnt, dann das.
Und dann gibt es noch (K)Ein Papst auf Knien?. Dort geht es darum, dass es viele Menschen gibt, die die Gebetshaltungen (die körperlichen) des Papstes kritisieren und dass das nervt.
Ich persönlich stimme beiden Artikeln zu und bin froh, dass es sie gibt. Welcher davon der wichtigere ist, ist einem jeden Christen wohl klar.
Und was passiert? Jetzt, wo ich dies schreibe, wurde der Artikel über die Liebe von drei (in Worten: drei) Personen empfohlen und es gibt keinen Leserkommentar. Der Artikel über Knien oder nicht wurde hingegen zweihundertundneun (in Ziffern: 209) mal empfohlen und 57 mal kommentiert. Auch ich habe dort kommentiert.
Klar schreibt man als Blogger auch über Dinge, die einen nerven. Besonders, wenn man den Eindruck hat, dass es dort etwas nachzuhaken oder nachzudenken gibt. Zumindest mir geht es so. Und trotzdem frage ich mich gerade: ticken wir noch richtig?
Auf Kath.net gibt es 2 Artikel, die sozusagen die beiden Pole unseres katholischen Glaubens beleuchten.
Einmal: Die Liebe – der tiefste, unbesiegbare Grund der christlichen Hoffnung - ein Thema, das glaubenstechnisch in medias res geht. Man kann darüber gar nicht genug nachdenken. Wenn es ein Thema gibt, über das sich auszutauschen lohnt, dann das.
Und dann gibt es noch (K)Ein Papst auf Knien?. Dort geht es darum, dass es viele Menschen gibt, die die Gebetshaltungen (die körperlichen) des Papstes kritisieren und dass das nervt.
Ich persönlich stimme beiden Artikeln zu und bin froh, dass es sie gibt. Welcher davon der wichtigere ist, ist einem jeden Christen wohl klar.
Und was passiert? Jetzt, wo ich dies schreibe, wurde der Artikel über die Liebe von drei (in Worten: drei) Personen empfohlen und es gibt keinen Leserkommentar. Der Artikel über Knien oder nicht wurde hingegen zweihundertundneun (in Ziffern: 209) mal empfohlen und 57 mal kommentiert. Auch ich habe dort kommentiert.
Klar schreibt man als Blogger auch über Dinge, die einen nerven. Besonders, wenn man den Eindruck hat, dass es dort etwas nachzuhaken oder nachzudenken gibt. Zumindest mir geht es so. Und trotzdem frage ich mich gerade: ticken wir noch richtig?
Sonntag, November 03, 2013
Focus outet sich mal wieder...
[Von Bastian]
Es kann schon manchmal erschütternd sein, wie sich die
Medien outen.
Focus online, bekanntlich Spezialist in kirchlichen Fragen,
offenbart, wie über Beziehungen gedacht wird: Sex ist Kick ist Qualität, und
die muss man sich nehmen.
In einer Rubrik „Die besten Tipps für ein glückliches
Familienleben“ finden sich 5 Überschriften:
- Die Technik des neuen Sex
- Die Wahrheit über den Orgasmus
- Die Entdeckung der sexuellen Langsamkeit
- Wenn Internetpornos die Beziehung belasten
- Wer zu lieb ist, riskiert die Beziehung
Nein, Focus, ich habe keine Fragen mehr.
Gedanken zur Rolle der Familie im Staat
[Von Bastian]
Gestern auf facebook gab es eine interessante Diskussion
um unser Gesundheitswesen, die ich hier ein wenig erweitere.
Der Sozialstaat erscheint nicht aufkündbar und zugleich nicht bezahlbar.
Wir scheinen in der Falle zu sitzen: die Wahl zwischen finanzieller
Überforderung und unversorgtem Elend.
Wie verzweifelt strampeln sich die Politiker ab, um
Lösungen zu finden, die nicht nur das Dilemma lösen, sondern zugleich in der
Bevölkerung mehrheitsfähig sind. In einer Bevölkerung, die es sich angewöhnt
hat, den zu wählen, der ihr am klarsten beweist, dass es das Beste für alle
ist, wenn sie es sich gut gehen lässt.
Die wirkliche Lösung scheint niemand hören zu wollen:
Dass Sozialleistungen des Staates nicht als Standard, sondern nur als Notnagel
funktionieren. Solange wir Erziehung, die Pflege und Behandlung Kranker, die
Versorgung Alter, die Unterstützung Bedürftiger und all diese Dinge quasi mit
einer Versicherung abdecken wollen, aus der entsprechende Profis bezahlt
werden, ist es nicht finanzierbar. Solange Eltern, die für ihre Kinder zuhause
bleiben, und Kinder, die ihre Eltern pflegen, dafür kaum Geld und Rente
bekommen, weil mit dem Geld Fachkräfte (samt Rente) finanziert werden müssen,
gelingt es nicht.
Die Familie ist nicht nur die Keimzelle des Lebens – sie ist auch das Fundament eines jeden Staates. Sie hat die Fürsorge zu gewährleisten, und wenn sie gesund ist, erledigt sie das. Nicht, weil sie dazu verpflichtet ist, sondern weil sie es will. Die Familie ist der Bereich, in dem Leistungen erbracht werden, weil der/die Leistende die Notwendigkeit sieht und handelt. Die Motivation ist eine Mischung aus Liebe und erkannter Zuständigkeit – kurz: Menschlichkeit. Diese Menschlichkeit ist das, was eine Gesellschaft trägt. Ohne sie bricht alles zusammen – da kann man gerechte Gesetze erlassen, so viele man möchte. Es ändert nichts mehr.
Die Familie ist nicht nur die Keimzelle des Lebens – sie ist auch das Fundament eines jeden Staates. Sie hat die Fürsorge zu gewährleisten, und wenn sie gesund ist, erledigt sie das. Nicht, weil sie dazu verpflichtet ist, sondern weil sie es will. Die Familie ist der Bereich, in dem Leistungen erbracht werden, weil der/die Leistende die Notwendigkeit sieht und handelt. Die Motivation ist eine Mischung aus Liebe und erkannter Zuständigkeit – kurz: Menschlichkeit. Diese Menschlichkeit ist das, was eine Gesellschaft trägt. Ohne sie bricht alles zusammen – da kann man gerechte Gesetze erlassen, so viele man möchte. Es ändert nichts mehr.
Interessant ist dabei die Definition der Familie: sie
kann sich selbst erweitern. Sie kann über sich hinauswachsen, indem sie weitere
Leute aufnimmt in ihren Liebes- und Zuständigkeitsbereich. Eine glückliche
Familie ist offen und entlastet den Staat, indem sie sich selbst erfreut. Ein besseres Rezept hin zu gesteigerter Lebensqualität gibt es nicht.
Im Umgang mit der Armut fordert Christus immer zu Liebe
und Barmherzigkeit auf, obwohl es bereits viele und ausgefeilte Regeln dafür
gab. Der aktuelle Papst tut es ihm nach. Er weiß, was funktioniert.
Unsere Gesellschaft aber versucht, den nicht gangbaren
Weg zu gehen. Statt Familien zu unterstützen, lässt sie sie verkümmern und
nimmt ihnen dann die Aufgaben ab, die nicht mehr erledigt werden. Und damit ersetzt
sie nicht nur Liebe durch Gesetze (welch ein Tausch!) – sie übernimmt sich damit restlos. Wir haben
sozusagen das Menschliche verstaatlicht und uns daran verschluckt.
Erst ein grundlegender gesellschaftlicher Wertewandel wird das Problem lösen, doch derzeit geht es mit Genderwahn, frühkindlicher Leistungsförderung, Vergötterung des Arbeitslebens etc. definitiv in die falsche Richtung. Die wenigsten haben kapiert, worum es beim Betreuungsgeld eigentlich geht und woher der Widerstand kommt: purer Konservativismus derer, die es sich im wertefreien Sozialstaat bequem gemacht haben.
Erst ein grundlegender gesellschaftlicher Wertewandel wird das Problem lösen, doch derzeit geht es mit Genderwahn, frühkindlicher Leistungsförderung, Vergötterung des Arbeitslebens etc. definitiv in die falsche Richtung. Die wenigsten haben kapiert, worum es beim Betreuungsgeld eigentlich geht und woher der Widerstand kommt: purer Konservativismus derer, die es sich im wertefreien Sozialstaat bequem gemacht haben.
Samstag, November 02, 2013
Abholen, wo sie gerade stehen
[Von Bastian]
Die Kirche will die Menschen abholen, wo sie gerade stehen. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Wo auch sonst sollte sie sie abholen? Da gibt es kein Problem.
Das Problem ist, dass die Menschen die Sünde leugnen und daher selbst nicht wissen, wo sie sind. Dass sie sauer werden, wenn die Kirche zu ihnen kommt, weil sie dann plötzlich sehen, wo sie stehen.
Und das Problem ist, dass die Menschen nicht abgeholt werden wollen, weil sie dann von da weg müssen, wo sie gerade sind. Doch da wollen sie bleiben, weil man von da aus die Sünde nicht sieht. Und so fordern sie "Barmherzigkeit" und "Liebe" und meinen damit: "Seid so nett und lasst mich mit meinen Sünden in Ruhe!"
Das aber kann die Kirche nicht, weil sie Gott selbst verpflichtet ist. Und der will jeden dort abholen, wo er gerade steht und ihn ganz politisch unkorrekt mit in Sein Reich nehmen. Dafür wurde er bereits gekreuzigt.
Wenn wir uns blutige Nasen holen, weil wir verkünden, ist das oft (meistens? fast immer?) nicht unser taktischer Fehler, den wir analysieren sollten, sondern es ist eine Miniaturausgabe der Wunden Christi am Kreuz, für die wir danken können. Nachzulesen in den Seligpreisungen.
Die Kirche will die Menschen abholen, wo sie gerade stehen. Das war schon immer so und wird auch immer so sein. Wo auch sonst sollte sie sie abholen? Da gibt es kein Problem.
Das Problem ist, dass die Menschen die Sünde leugnen und daher selbst nicht wissen, wo sie sind. Dass sie sauer werden, wenn die Kirche zu ihnen kommt, weil sie dann plötzlich sehen, wo sie stehen.
Und das Problem ist, dass die Menschen nicht abgeholt werden wollen, weil sie dann von da weg müssen, wo sie gerade sind. Doch da wollen sie bleiben, weil man von da aus die Sünde nicht sieht. Und so fordern sie "Barmherzigkeit" und "Liebe" und meinen damit: "Seid so nett und lasst mich mit meinen Sünden in Ruhe!"
Das aber kann die Kirche nicht, weil sie Gott selbst verpflichtet ist. Und der will jeden dort abholen, wo er gerade steht und ihn ganz politisch unkorrekt mit in Sein Reich nehmen. Dafür wurde er bereits gekreuzigt.
Wenn wir uns blutige Nasen holen, weil wir verkünden, ist das oft (meistens? fast immer?) nicht unser taktischer Fehler, den wir analysieren sollten, sondern es ist eine Miniaturausgabe der Wunden Christi am Kreuz, für die wir danken können. Nachzulesen in den Seligpreisungen.
Korrekt um jeden Preis
[Von Bastian]
Das Martinsfest wird zum Sonne-Mond-und-Sterne-Fest. (LINK)
Gute Sache – so laufen weniger Beleidigte Leberwürste bei uns herum. So wird uns die Begründung verkauft: Nicht-Christen würden so besser behandelt, in denen ihnen nichts aufgedrängt werde. Und das ist wichtig, schon um die Diskriminierung der Leberwurst an sich zu mindern.
Doch es gibt bei uns nicht nur Nicht-Christen, sondern auch Arbeitslose. Der 1. Mai spricht ihnen Hohn! „Tag der Arbeit“? Nie wieder! „Tag des Rechts auf bezahlte Teilnahme an der Wertschöpfungskette“ wäre korrekter und besser.
Auch der „Muttertag“ ist nicht zu halten. Was ist mit all denen, die verantwortungsvoll Familie leben, ohne eigene Kinder zu haben? Was mit denen, die genetisch Mütter sind, sich aber seelisch davon distanzieren? Der „Erziehungsberechtigtentag“ ist überfällig!
Der „Tag der Deutschen Einheit“ schmäht all jene, die bei uns als Ausländer leben und verdrängt die Tatsache aus dem Bewusstsein, dass die wahre Einheit noch lange nicht erreicht ist. Das Bestreben, den Sinn eines guten Zusammenlebens bewusst zu machen, wäre besser ausgedrückt mit einem „Piep-piep-piep-wir-ham-uns-alle-lieb-Tag“.
Das alles erinnert mich an einen legendären Richterspruch – ich weiß den Fall nur noch in groben Zügen. Ein CSU-Abgeordneter hatte von der SPD als von denen gesprochen, „die ausgezogen sind, Deutschland zu reformieren, und einen Saustall angerichtet haben.“ Er wurde verklagt, denn er habe die Bundesbürger als Schweine bezeichnet. Der Richter, ein weiser Mann, begründete die Ablehnung damit, „Saustall“ sei hier als lokaler Sprachgebrauch zu verstehen und nicht wörtlich zu nehmen. Wenn im Rheinland über jemanden gesagt werde, er „baue Scheiß“, unterstelle ihm auch niemand, Fäkalien zu stapeln.
Das Martinsfest wird zum Sonne-Mond-und-Sterne-Fest. (LINK)
Gute Sache – so laufen weniger Beleidigte Leberwürste bei uns herum. So wird uns die Begründung verkauft: Nicht-Christen würden so besser behandelt, in denen ihnen nichts aufgedrängt werde. Und das ist wichtig, schon um die Diskriminierung der Leberwurst an sich zu mindern.
Doch es gibt bei uns nicht nur Nicht-Christen, sondern auch Arbeitslose. Der 1. Mai spricht ihnen Hohn! „Tag der Arbeit“? Nie wieder! „Tag des Rechts auf bezahlte Teilnahme an der Wertschöpfungskette“ wäre korrekter und besser.
Auch der „Muttertag“ ist nicht zu halten. Was ist mit all denen, die verantwortungsvoll Familie leben, ohne eigene Kinder zu haben? Was mit denen, die genetisch Mütter sind, sich aber seelisch davon distanzieren? Der „Erziehungsberechtigtentag“ ist überfällig!
Der „Tag der Deutschen Einheit“ schmäht all jene, die bei uns als Ausländer leben und verdrängt die Tatsache aus dem Bewusstsein, dass die wahre Einheit noch lange nicht erreicht ist. Das Bestreben, den Sinn eines guten Zusammenlebens bewusst zu machen, wäre besser ausgedrückt mit einem „Piep-piep-piep-wir-ham-uns-alle-lieb-Tag“.
Das alles erinnert mich an einen legendären Richterspruch – ich weiß den Fall nur noch in groben Zügen. Ein CSU-Abgeordneter hatte von der SPD als von denen gesprochen, „die ausgezogen sind, Deutschland zu reformieren, und einen Saustall angerichtet haben.“ Er wurde verklagt, denn er habe die Bundesbürger als Schweine bezeichnet. Der Richter, ein weiser Mann, begründete die Ablehnung damit, „Saustall“ sei hier als lokaler Sprachgebrauch zu verstehen und nicht wörtlich zu nehmen. Wenn im Rheinland über jemanden gesagt werde, er „baue Scheiß“, unterstelle ihm auch niemand, Fäkalien zu stapeln.
Abonnieren
Posts (Atom)