Dienstag, November 22, 2011

Das Ergebnis ist eine Ankündigung

[von Bastian]
Ich hoffe inständig, dass es überflüssig ist, noch ein Wort zu Weltbild zu verlieren. Und zugleich fürchte ich, dass ein wenig Wind nötig sein wird, die Fahne auch weiterhin flattern zu lassen, auf die die Verantwortlichen sich ihre Absichten schrieben. Weltbild soll also verkauft werden. Soll. Was ist davon zu halten? Abgesehen davon, dass das eine sehr erfreuliche Nachricht ist, bleiben mir beim Blick auf das, was man erfuhr, doch noch ein paar verzerrende Fragen.

Die Arbeitsteilung der beiden Erklärungen ist interessant: hier die entschlossenen Bischöfe, die ihre Vertreter per Lob in ihre Makellosigkeit holen, dort Weltbild selbst, das jetzt mit Problemen dasteht.
Jedoch, ohne auf Einzelheiten einzugehen: steht da zwischen den Zeilen nicht mehr? Warum spricht man dem Aufsichtsrat das Vertrauen aus, nachdem man nur einen Abschnitt vorher feststellte, dass er es nicht schaffte, sich durchzusetzen? Ist das die verklausulierte goldene Brücke für einen Abschied in Ehren, bei deren Formulierung man zudem jede Schuld auf eine untere Ebene verlagert? Du hast nichts auf die Reihe gekriegt, aber das hast Du prima gemacht! In der freien Wirtschaft heißt das: Einmal noch stützen wir dich. Noch kannst Du freiwillig gehen.

Auffällig auch: nicht das Ergebnis wird honoriert, sondern der Wunsch.
Die VDD-Vollversammlung dankt ihnen für ihre Initiative, die Geschäftsführung zur Einhaltung der in der Unternehmenssatzung verankerten kirchlichen Werte anzuhalten.
Diese Initiative hat nichts gebracht, aber sie wird als Erfolg verbucht. Ist das das Prinzip des Handelns? Es wird darauf zu achten sein, dass sich die Gesellschafteram Ende nicht selbst für die Initiative „Verkaufsabsicht“ loben, die gleichfalls im Sande verläuft. Hier liegt die Meldung nicht ganz fern, man könne aus Verantwortung für das Geld der Kirchensteuerzahler und die Arbeitnehmer Weltbild leider doch nicht wie geplant verkaufen.
Wo die bischöfliche Stellungnahme vom Ton her in allgemeinen Dingen Klartext redet (soll…werden, spricht uneingeschränktes Vertrauen aus, hat…verlangt, entschlossen aufgenommen etc…), wirft die Erklärung von Weltbild Probleme auf, die als ungelöste Anforderungen erst einmal im Raum stehen:
Unabhängig davon sind alle Beteiligten in der Verpflichtung, zum Erhalt und der Sicherung des Unternehmenswertes beizutragen. Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung.
Das entschlossene „werden wir entsprechend handeln“ fehlt hier.

Nun ist es sicher nicht der Zeitpunkt, fertige Lösungen für eine Mammuttransaktion zu fordern, die gerade erst beschlossen wurde. Es ist jedoch legitim, Stolpersteine zu benennen, die der Prozess in sich birgt, damit darüber nichts kippt. Und daher nehme ich mir die Freiheit, den zitierten Abschnitt so zu übersetzen: Wir wollen natürlich keinen Verlust machen und müssen an die Arbeitnehmer denken. Mit dem zweiten Punkt bin ich einverstanden – er erscheint mir noch unterbetont. Die Verantwortung für die Arbeitnehmer besteht und ist wahrzunehmen. Doch der erste Punkt jedoch hat dort, denke ich, nichts verloren: ein Wertverlust ist gegenüber dem Werteverlust unwichtig. Wenn das Geld, das durch den Verkauf verdient wird, reicht, den Mitarbeitern verantwortlich zu begegnen, langt es.

Was schließlich die der Kirche nahe stehenden Medien angeht, die alles so falsch darstellten: wer ist da gemeint? Manchmal könnte man meinen, es seien die FAZ, die SÜDDEUTSCHE und weitere große Zeitungen. Eine derartige Medienschelte wäre mutig und angemessen.
Da aber zu vermuten ist, dass wir damit gemeint sind, wir Blogger und Internetportale, bleibt mir der Trost, dass mich die Bischofsversammlung öffentlich als der Kirche nahe stehend bezeichnet hat. Das ist doch was. Vielleicht bekomme ich sogar ein gut strukturiertes niederschwelliges Seelsorge-Angebot, das mich ohne Verpflichtung ganz hinein holt.

2 Kommentare:

  1. Ich meine fast, dass bei diesem in sich ungereimten und widersprüchlichen Text etwas recht deutlich durchschimmert: Jemand bekam per mail die Aufforderung, das Ergebnis der Sitzung vom soundsovielten zur Veröffentlichung vorzubereiten, und wieder jemand Anderes bekam das Ergebnis weitergereicht, mit dem Auftrag, es in einigermassen konziliante Worte zu fassen ("..bla bla etc. - Du weisst schon, wie üblich!"). Niemand aber von diesen Beteiligten wusste genau, um was es da im Einzelnen geht, und wirklich niemand hat die vorausgegangenen Texte richtig gelesen und zur Kenntnis genommen. (Unser flüchtiges Bildschirmlesen untergräbt ein echtes zur-Kenntnis-nehmen fast völlig.)

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  2. @ thysus: welchen Text meinst Du?
    Ich habe jedenfalls versucht, die entsprechenden Texte vorher zu lesen.

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