Freitag, Februar 25, 2011

Macht Rom uns den Dialog vor?

[SV] Während sich hier vieles darum dreht, wie man in einen Dialog eintreten kann (und darum, wie man von vorneherein klar macht, dass man Recht hat!), wird ein Dialog, der derzeit geführt wird und Vorbildcharakter haben könnte, in diesem Zusammenhang gar nicht beachtet, es sei denn als Gegenargument. Mir imponieren die Leute in Rom, die das Gespräch mit der Piusbruderschaft führen.

Wie soll man sich mit jemandem unterhalten, der einerseits die Autorität der Kirche einfordert, aber andererseits jede Aktion dieser Autorität missbilligt?
Ständig fordert die Bruderschaft, die Kirche müsse gegen diejenigen vorgehen, die meinen, dem Papst nicht gehorchen zu müssen, wenn da angeblich ihr Gewissen nicht mitspielt. Sie selbst tut genau das: erst gehorchen, wenn der Papst ihren eigenen Vorstellungen entspricht.
Klar sind das nicht ihre eigenen Vorstellungen, sondern nur die Wahrheit, die sich ergibt, wenn man nur wirklich treu zur Kirche stehe. Allerdings ist das nur auf den ersten Blick ein Unterschied: indem sie nämlich erklären, die von Ihnen erkannte Wahrheit sei der Rahmen, in dem sich die Autorität der Kirche abspiele, sind sie wieder am Ausgangspunkt. Wieder sind sie es, die dem Papst die Autorität verleihen. Wieder leben sie nicht die Unterordnung, die sie fordern.
Ein logisches Dilemma.

Wie kommen sie da heraus?
Es gibt Möglichkeiten, diesen Zirkelschluss aufzubrechen.
Die eine ist: der Papst hat derzeit gar keine Autorität - er muss sie erst durch entsprechende Umkehr wiedergewinnen. Das ist dann faktisch Sedisvakantismus, denn gerade nach der Definition der Piusbrüder gibt es einen Papst ohne Autorität überhaupt nicht. Dann wären auch alle Gespräche überflüssig, vielmehr müsste man die Amtsanmaßung Joseph Ratzingers anklagen. Das wäre das Ende des Dialogs.
Die andere Möglichkeit: Die Piusbrüder erklären, dass sie das Wesen der Kirche bis ins letzte voll verstanden haben und im Vollbesitz des Heiligen Geistes sind. Dass sie also nur Gott verkörpern, der Seine unvollkommene Kirche durch sie leiten will. Das aber würde nicht zur Demut passen, die sie berechtigterweise einfordern. Auch das Kirchenbild, das sie vertreten, wäre im selben Moment obsolet. (Dass diese Variante meiner Meinung nach definitiv auch nicht zu Gott passen würde, ist ein anderes Thema.) Auch das wäre das Ende des Dialogs.

Es gäbe eine dritte Möglichkeit: sich hinsetzen, gemeinsam beten und einmal klar und ehrlich nachdenken. Ich vermute, die Leute in Rom streben diesen Weg an. Sie tun dies ohne Beschwerden, ohne anzuprangern und in aller Diskretion, selbst wenn sie dafür angegangen werden.
Ich kann nur wiederholen: sie imponieren mir!

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