Freitag, November 11, 2005

Immobilie Kirche

Die Kirche von Aachen hat ein Problem … mit den Immobilien. (Lustig, daß Kirchegebäude als Immobilien bezeichnet werden. Ich meine, daß sie es sind, davon kann mancher Kirchenvorstand ein Lied singen. Aber daß mir keiner auf die Idee kommt, daraus den Schluß zu ziehen, die Kirche an sich sei unbeweglich.)

Sei’s drum. Immobilien halt. Man kann sie nicht wegrücken, sie stehen da, mitten im Dorf oder in der Stadt. So eine Kirche wie die neugotische Liebfrauenkirche in Krefeld bildet sogar den Mittelpunkt eines sehr malerischen Viertels.

Und doch ist sie gefährdet; eine überalterte, ständig schrumpfende Gemeinde, ein dringend sanierungsbedürftiger Innenraum. Keine Zukunftsperspektive.

Was tun? Abreißen? Umwidmen? Wohnetagen einziehen? Eventhalle draus machen? Vielleicht eine Ausstellungshalle mit lebensgroßen Figuren: So lebten Christen im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert? Ein Dilemma, wie es scheint.

Ein Bekannter, der sich auskennen muß, meint: Stehenlassen. Verfallen lassen. Angeblich könnten andere Europäer – er nannte die Italiener – kaum verstehen, wie schnell wir in Deutschland die Abrißbirne oder die Umnutzung (Vermarktung, wie es in einem Bericht der Rheinischen Post über die Kirchenbaunutzung in Krefeld heißt) als vermeintliche Lösung sehen.

So wie der Turm unserer Hauptkirche. Nahezu ein Jahrhundert lang trug er eine wilhelminische Dachhaube, bis Ende 2003 ein Sturm eine kupferne Fiale abriß und auf den Vorplatz schleuderte. Die Haube mußte weg, der digitus dei über Krefeld ist gekappt. Oups!



Ich lese weiter in der Rheinischen Post. Offen ist die Fortexistenz von Gemeinden wie St. Hubertus. Das trifft mich. Unsere Pfarre – und zwar eine Pfarre, die das Prädikat »lebendig« zu recht trägt. – Nicht wie Gemeinden, in denen einfach »viel los« ist. Sondern eine Pfarre, in der verkündet, gebetet, und gelebt wird. Ach ja … und in der die Versöhnung gefeiert wird. In den fünfziger Jahren als Behelfskirche gebaut, damit man sie bei einem möglichen Ausbau der benachbarten Ausfallstraße leicht wieder abbauen und woanders aufbauen könne – Eine »Zeltkirche«.

Ich lege die Zeitung zur Seite und frage mich, nach welchen Kriterien eigentlich dieser »Rückbau« geschieht?

5 Kommentare:

  1. Peter, ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Deine Stimme zu vernehmen, ohne in die Untiefen irgendeines Forums eintauchen zu müssen. Mach bloß weiter so!

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  2. Erinnert mich an eine Kirche in der belgischen Stadt Tournai, auf deren Tür eine von Wind und Wetter offenbar schon ziemlich zerfressene (und somit wohl sehr alte) Tafel angebracht war: "Accès interdit - Danger d'écroulement" (Zutritt verboten - Einsturzgefahr)

    Dies fand ich traurig (die - sowieso nicht grad reiche - Stadt hat kein Geld für den Erhalt), aber fand ich auch gleichzeitig irgendwie gut: niemand hat das Gebäude umgewidmet/abgerissen. (Außerdem stand das Gebäude wohl auch unter Denkmalschutz, da aus dem 15. Jh. oder so.)

    Mit den letzteren beiden Kategorien war ich nämlich in Brüssel bzw. in flämischen Städten andauernd konfrontiert: etwa gleich in meiner Nähe, wo an der Stelle einer (auf vielen Karten noch eingezeichneten Kirche) ein Spielplatz stand...

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  3. Aber stehen und verfallen lassen widerspricht ganz eindeutig dem deutschen Nationalcharakter: Entweder 100%ig oder gar nicht. "Wir können doch nicht zeigen, daß wir die Kirche nicht mehr unterhalten können."

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  4. Es gab heute übrigens in der Messe eine »Gegendarstellung«. Die Rheinische Post hatte von einer fertigen Streichliste geschrieben. Davon, so der Pfarrer einer auf der Liste als »offen« klassifizierten Pfarrkirche, könne keine Rede sein. Da sei ein Mitbruder mit einer inoffiziellen Liste vorgeprescht.

    Ich ahne, daß der Mitbruder vielleicht auch auf die dringende Bitte des Redakteurs hineingefallen sein könnte, »Butter bei die Fische « zu geben. Mit der Zeitung umzugehen will schließlich auch gelernt sein.

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