Samstag, August 09, 2014

Ich bin ein Tollpatsch – was für eine Art Trottel bist Du? Hier geht’s zum Test.

Dafür geben Firmen Unsummen aus: zu wissen, was man uns wie verkaufen kann. Denn Daten sind Geld, und meine Daten sind mein Geld. Wer mich kennt, weiß, wie er mich ansprechen muss. Und wer das weiß, kommt leichter an mein Geld und an meine Stimme. Soweit die Theorie.
Leider stimmt die in diesem Fall mit der Praxis überein: Ich bin zwar oft dumm, aber so dumm, zu glauben, ich sei nicht manipulierbar, bin ich denn doch nicht. Die Gefahr besteht. (Viele Menschen glauben zwar, sie seien gegen Werbung und andere Manipulation immun, doch das ist schon der erste Irrtum, dem sie aufgesessen sind und ein Erfolg der Werbung.)

Im Internet bieten sich den Werbenden ganz neue Möglichkeiten: man kann einzelne Personen gezielt ansprechen. Das geht über die Auswahl der Produkte hinaus: der eine will forsch angesprochen sein, der andere eher zurückhaltend. Der eine liebt den gesellschaftlichen Kontext, der andere ist Einzelgänger. Sehnt man sich nach Erfolg, Geld oder Ruhe? Legt man mehr Gewicht auf Gesundheit oder auf den Kitzel des Risikos? Bitte, lieber Internetuser, gib uns deine Daten, und zwar so, dass wir sie gleich nach unseren elektronischen Schablonen auswerten können. Am besten, du füllst uns gleich ein paar Fragebögen aus, die deinen Typ auswertbar beschreiben.
Wie kann die Werbebranche herausfinden, wie ich ticke, und zugleich ganz harmlos daher kommen? Der derzeitige Trick ist einfach. Man postet die Typenfragen, die man gerne beantwortet haben möchte, und hängt als Bonbon eine kleine Auswertung dran: was für ein Unwetter bist Du, was für eine Person aus der Geschichte, was für ein Hund, welche Farbe oder wer aus Downton Abbey. Dazu verraten wir dir noch deinen vermeintlichen IQ, dein geistiges Alter und deine Lebenserwartung. Und weil wir uns mit der IP nie ganz sicher sind, wer da gerade am Rechner sitzt, kannst du deine Ergebnisse auf Facebook posten. Jetzt wirst Du Werbung bekommen, die zu dir passt und die du daher gar nicht als aufdringlich empfinden wirst.

Blöd, wie ich bin, habe ich selbst ein paar dieser Tests mitgemacht, bis mir auffiel, dass die eigentlich gar nicht lustig sind, außer natürlich für die Auswerter. Wer da mittut, braucht sich über Datenklau bei Google nicht mehr aufzuregen, denn er liefert die Daten freiwillig: ein nettes kleine Persönlichkeitsprofil samt Facebokkidentität und damit faktisch samt Namen und Adresse.

Hier also mein selbst geschriebenes(!) Trottel-Testergebnis:
„Du bist im Umgang mit Deiner Person zu sorglos. Dass du trotzdem nur ein mittelschwerer Trottel bist, liegt daran, dass du noch eine gewisse Lernfähigkeit beweist. Du bist wie jemand, der aus Versehen Dinge umwirft, um sie hinterher etwas unbeholfen wieder gerade zu rücken: ein Tollpatsch.“

Auf Facebook habe ich begonnen, so ziemlich jeder Werbung mit „passt nicht zu mir“ zurück zu weisen. Seitdem bekomme ich in erster Linie Einladungen zu Seniorentreffs – damit kann ich leben. Und die wiederholte Google-Suche nach Urlaubsorten und der Natur in Norwegen beschert mir immer wieder schöne Landschaftsaufnahmen, wo mir früher Freude am Fahren nahe gelegt wurde. Eindeutig eine Verbesserung. Und zugleich der Beweis, dass man genau weiß, wer ich bin…

4 Kommentare:

  1. "Werbung zurückweisen" in Verbindung mit dem Facebookprofil läßt sich natürlich auch auswerten und Schlüsse daraus ziehen;
    "Werbung nicht zurückweisen" in Verbindung mit dem Facebookprofil läßt sich natürlich auch auswerten und Schlüsse daraus ziehen;
    "Werbung als gefällt markieren" in Verbindung mit dem Facebookprofil läßt sich natürlich auch auswerten und Schlüsse daraus ziehen;

    Wie man es macht, macht man es falsch… das ist ähnlich wie beim heiraten.

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  2. ... und das ist genau der Grund, warum ich bei der Umfrage bezüglich der katholischen Blogoezese nicht mitgemacht habe.
    Kapazitäten nutzen oder so ähnlich stand da als Begründung ...
    Ohne mich ...

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  3. Was konkret ist an Werbung so schlimm, dazu noch für Sachen, die auf mich zugeschnitten sind? Ist es wirklich eine so große Katastrophe, Werbung für Dinge zu bekommen, die man tatsächlich kaufen würde?

    Ich möchte mit den Fragen nicht alles kleinreden. Aber ich muß sagen, daß ich bspw auf youtube und amazon sehr dankbar für die auf mich zugeschnittenen Empfehlungen bin.

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    1. Leider wissen die Unternehmen trotz der ganzen Datensammelwut nicht immer, was einen interessiert.

      Da bloggt z.B. irgendwer über ein absonderliches Schmudde-Angebot bei amazon. Man klickt amüsiert und neugierig den dargebotenen Link an… und rumms… hat man am nächsten Tag eine E-Mail im Postfach: „Sie haben sich gestern XYZ angesehen, wäre nicht auch dies bunt beleuchtete Gummipuppe etwas für sie?“
      *Ächz!*
      Nein!

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