Freitag, Mai 17, 2013

Ein Aspekt meiner Glaubenentwicklung


[Von Bastian]

In facebook von einem netten atheistischen Menschen auf die ewige Verdammnis angesprochen, habe ich spontan dies geschrieben.


Die Angst vor der Verdammnis ist eine schwierige Sache. Das stimmt - diese Schwierigkeiten kenne ich selbst.

Was mir dabei allerdings wichtig war, als ich damit kämpfte (und der Kampf war lang und hart!): es war mir klar, dass es nicht darum geht, ob mir dieser Gedanke gefällt, sondern ausschließlich darum, ob er stimmt. Wenn es die Verdammnis gibt, will ich nicht hinein geraten, weil ich den Gedanken an sie doof fand und deshalb nicht zu Ende dachte.
Die Frage, der ich nachging, war nicht: pass das Christentum zu meiner Philosophie oder gefallen mir seine Konsequenzen, sondern: ist es wahr?
Diese Frage war die einzige, die mich interessierte. Denn wenn ich das Christentum auch blöd fand - und das tat ich! - war mir doch klar, dass Gott, wenn es ihn denn gibt, am längeren Hebel sitzt. Ich fand das unerträglich, aber kam nicht um diesen Fakt herum: Wenn es Gott gibt, tue ich gut daran, auf ihn zu hören.
Gott sei Dank sagte ich mir dann allerdings auch, dass es in diesem Fall wohl mein eigener Fehler ist, wenn ich ihn blöd finde, obwohl er über sich etwas anderes aussagt.

Als ich an dieser Stelle angekommen war, brauchte ich geistige Disziplin. Ich durfte auf keinen Fall in eine Art religiöses positives Denken abrutschen, dass wie eine selbsterfüllende Prophetie funktioniert: wenn ich zu allem ja sage und meine Kritikfähigkeit aufgebe, fühle ich mich im Glauben sehr wohl. Das kann und darf es nicht sein, denn Gott spricht von Freiheit. Ich musste mir meine Zweifel immer wieder bewusst machen, um glauben zu lernen. Ich musste ergebnisoffen sein, um Gott zu finden. Denn wenn er wirklich der ist, der er zu sein vorgibt, muss er zu finden sein, ohne dass man sich vergewaltigt. Ein dauerhafter religiöser Wahn wäre keine Alternative zur Hölle – das wäre die Hölle.

Die Frage, wie ich also Gott finden kann, ohne mich selbst zu manipulieren, hat mich lange umgetrieben, und das war gut so. Denn im Laufe der Zeit habe ich begriffen, dass ich falsch an die Sache heranging. Der Glaube war nicht durch Nachdenken allein erreichbar, ohne ihn selbst zu konstruieren. Den Glauben, begriff ich, gibt es nur im Zusammenspiel mit Gott selbst oder gar nicht. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich ein sehr selektives Verhältnis zu Gott hatte: ich hatte versucht, ihn zu erreichen, ohne mir etwas einzubilden (was sich als unmöglich entpuppt hatte), aber ich hatte ihm keine Gelegenheit gegeben, mich zu erreichen. Ich hatte ihn als Prinzip verstanden, aber nicht als Person. Ich hatte Erkenntnis gesucht, aber nicht Begegnung. Ich hatte nicht gebetet.

Also habe ich gebetet, aber mit der bekannten geistigen Disziplin: ich habe versucht, dadurch aufrichtig zu sein, dass ich keinen Zweifel verschwiegen und kein falsches Versprechen gegeben habe. Denn so viel war mir klar geworden: entweder nimmt er mich, wie ich bin, oder er ist keine Alternative zur Verdammnis. Allerdings wusste ich zu unterscheiden zwischen mir und meinem halben Wissen: ich hatte lange genug in Zweifeln gelernt, dass ich mich selbst nicht zum Masstab machen kann. Gott durfte zu mir kommen und mich korrigieren, aber er musste das auch tun. Ich wollte keinen Widerstand leisten, aber auch nichts beschönigen.

Es gab kein gewaltiges Erlebnis oder so, aber es kam eine Entwicklung in Gang, die anhält. Langsam habe ich Gottes Art, die Dinge zu sehen, kennengelernt, und dabei mich selbst. Gott ist ein guter Erzieher mit viel Humor, aber er kann auch sehr deutlich und hart sein. Die meisten wichtigen Dinge bekam ich von Menschen gesagt, die ich nicht mochte. Und je mehr ich mit mir selbst konfrontiert wurde, desto einleuchtender wurde mir seine Logik: wenn ich nicht aus der Enge in mir selbst heraus komme in eine wirklich freie Begegnung mit ihm, mir selbst und den anderen, dann ist die Hölle keine Frage. So wie ich für mich bin, bin ich nicht ewigkeitstauglich. So wie Gott mich liebt, bin ich es wohl. Gottes Liebe zu mir ist das, was mich erst wirklich zu mir macht, wo es nicht eng ist und jeder Gedanke zu Ende gedacht werden kann.

Die Kunst der Manipulation aus Freiburg



[Peter Esser] Ich empfehle, diesen Vortrag von Professor Dr. Magnus Striet aufmerksam zu hören. Natürlich kann man dem Referenten dahin folgen, wenn er fordert, theologisch gelte es zu begreifen, »daß der Freiheitswille in der Moderne der frohen Botschaft vom menschenwilligen und unbedingt menschenfeundlichen Gott gerade nicht entgegensteht.« (04:30)

Aber was meint Striet eigentlich? – Das wird während des dreizehnminütigen Impulses nicht ausgesprochen. Er hätte die Sache ruhig verkürzen und sein Anliegen auf diesen Punkt eindicken können:

In der Moderne lernt nicht mehr die Welt von der Kirche; die Kirche bekehrt sich zur Welt. Nicht mehr der Bekehrungsweg des einzelnen ist gefordert, sondern die Bekehrung des Lehramtes.

Das sagt er natürlich nicht – und damit fängt die an sich belanglose Sache an, für mich interessant zu werden. Interessant ist für mich nämlich Striets codierte Sprache. Könnte ich wieder und wieder anhören. Theologie als Kunst der Manipulation. Nahezu dreizehn Minuten lang gelingt es ihm, seine Zuhörerschaft zum Zuhören, mitunter sogar zum Beifall zu bewegen, ohne die »hard facts«, die ich nur in den Bereichen »Kommunion für Wiederverheiratete, Segen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Frauenpriester, und (ganz wichtig!) Dezentralisierung des kirchlichen Lehramts« vermuten kann, auch nur ansatzweise beim Namen zu nennen. Die Codes werden verstanden. Am Ende hat er (natürlich ohne es so zu sagen), die (natürlich angstbesetzte) konservative Position als »Sünde« bezeichnet. – Und damit im letzten Halbsatz zum ersten Mal einen tradierten religiösen Begriff in seinen Impuls eingeflochten.

So gelingt es den Wölfen, sich in Gegenwart der Hirten die Wollocken zu fönen, während die Schafe applaudieren.

Donnerstag, Mai 16, 2013

Die YOURS im Mai 2013


Mal was ganz anderes

[Von Bastian]

Ich bin Aquarianer, seit ich denken kann. Aquarien sind für mich eine Möglichkeit, sozusagen die Schöpfung zu meditieren. Die Beobachtungen sind für mich reine Erholung und Erkenntnis. Schon Konrad Lorenz schrieb: "Würfe ich alle Erkenntnis, die ich vor dem Aquarium  erlangte, in eine Waagschale, und in die andere das, was ich aus Büchern lernte - wie sehr schnellte diese empor!"  Ich verstehe ihn voll.

Vorgestern hatte ich die Gelegenheit, ein besonders schönes Meerwasserbecken zu fotografieren. Es steht im MegaZoo Düsseldorf und hat, wie ich finde, außergewöhnliche Farben.

Faszinierend, dass es sich bei allem Gezeigten um Tiere handelt. Pflanzen sind nicht im Bild.
Vielleicht gibt es ja außer mir noch einen Leser hier, dem bei diesen Bildern das Herz aufgeht.







Montag, Mai 13, 2013

Nachtrag zu Himmelfahrt


[Von Bastian]

Lange Zeit konnte ich mit Christi Himmelfahrt nichts anfangen. Bestenfalls war es ein Abschied, den ich eigentlich blöd fand.

Inzwischen ist mir die Himmelfahrt lieb und wichtig geworden, als Vollendung von Weihnachten.
Weihnachten kam Gott als Mensch auf die Erde - Christi Himmelfahrt stieg dieser Mensch als Gott in den Himmel auf.
An diesem Fest wird die Würde des Menschseins vollendet: einer von uns Menschen ist zugleich Gott im Himmel!
Das wurde selbst den Engeln und Cherubim nicht zuteil.
Unglaublich, was wir glauben dürfen.

Sonntag, Mai 12, 2013

ET IN ECCLESIA EGO



Nicolas Poussin, Die Hirten von Arkadien II. (1638–1640)


[Peter Esser] »In der Catholica bin auch ich« – manche Momente des Bloggertreffens in Bonn ließen die Assoziation mit diesem barocken Bildtypus zu. Vielleicht im Sinne eines saloppen »Hey, ich bin (doch) auch katholisch!« von Seiten der Blogger und von Seiten der oft gescholtenen (»gegrillten«) Medienverantwortlichen.

Vom Freitag bis zum Samstagabend trafen sich Blogger und Vertreter der kirchlichen Medienarbeit im Tagungshaus auf dem Venusberg. Vielleicht ist »Wahrnehmung« das Schlüsselwort dieser Tage. Es waren zwar nicht arkadische Faune, Schäferinnen und Gottheiten, die sich dort auf dem Venusberg begegneten, aber die Atmosphäre einer gespannten Erwartung war schier greifbar.

So tat es gut, daß wir die Praxis des ersten Bloggertreffens in Freiburg aufgriffen, den Tag durch das gemeinsame Gebet gliederten und so immer wieder auch zur Wahrnehmung des in unserer Mitte gegenwärtigen Gottes kamen.

Neben den offensichtlichen Wirken des Heiligen Geistes war es meiner Ansicht nach der umsichtigen Vorbereitung und Moderation durch Dr. Norbert Kebekus vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt in Freiburg zu verdanken, daß alle Teilnehmer, die Blogger und Bloggerinnen selber, sowie die Vertreter von katholisch.de, der Geschäftsführer Dr. David Hober, die Redaktionsmitglieder Steffen Zimmermann und Christoph Meurer, der Politikwissenschaftler und Publizist Dr. Andreas Püttmann, sowie der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf dem Venusberg zu einem guten und für alle Seiten sichtlich bereichernden Miteinander fanden.

Dabei liefen die Wahrnehmungsprozesse keinesfalls konfliktfrei ab. Einige Blogger gestanden zu, daß sie das Portal katholisch.de kaum je rezipiert hatten, aber auch die Wahrnehmung der sogenannten Blogözese, also der nichtorganisierten katholischen Bloggerschaft als einer Gruppe von »Überzeugungstätern« schien für die Vertreter von katholisch.de eine neue Entdeckung zu sein. Mitunter gab es kurze Anfragen und Auseinandersetzungen, die besonders von Seiten der Blogger mit Nachdruck vorgetragen und geführt wurden. Aber auch der Auftrag des Internetportals katholisch.de, einen Fundus an spirituellen Angeboten, Hintergründen und verdaulichen Informationen über den christlichen Glauben bereitzustellen – und dabei Stimmen aus dem ganzen kirchlichen Spektrum bereitzustellen, wurde deutlicher. Anhand der Themen »Betreuungsgeld«, des »katholisch.de-Blogs« mit streitbaren Einzelthemen und des Kurzlexikons »Kirche von A-Z« wurde die Problematik der Themenfindung, aber auch der Kommentierung aktueller Entwicklungen in der Kirche diskutiert.

In diesem Zusammenhang war mir die Frage wichtig, wie man den Anspruch, »kein Missionsportal« zu sein, vor dem Hintergrund des Auftrags Jesu, »alle Menschen zu meinen Jüngern« zu machen, durchführen könne. Wir stehen in der Spannung zwischen der Rolle des distanzierten Beobachters und dem Verkündigungsauftrag der Kirche. Daß es nicht um die Rolle des Volksmissionars auf der Bretterkiste gehen kann, der auf das Volk herabpredigt, ist vorausgesetzt. Von Christus und seiner Kirche kann man jedoch nicht anders als mit Herzblut sprechen. Die ET-IN-ECCLESIA-EGO-Erkenntnis für mich war hier in erster Linie, daß wir mit katholisch.de ein empfehlenswertes Portal der Kirche haben. Die starke Präsenz der Redaktion von katholisch.de auf dem Bloggertreffen ist für mich eine deutliche Ermutigung, daß die Zeiten des Fremdelns zwischen professioneller katholischer Medienarbeit und frommer Freibeuterei der Blogger der Vergangenheit angehören.

Einen weiteren Themenschwerpunkt bildete die Begegnung mit Dr. Andreas Püttmann und Matthias Kopp. Dr. Püttmann skizzierte die Situation der katholischen Medienlandschaft in Deutschland – unter anderem nach dem Wegbrechen des katholischen »Flaggschiffs« des »Rheinischen Merkurs«. Seine Ausführungen fanden in vielem den Beifall der Blogger. Im internen Gespräch mit ihm und Matthias Kopp konnte die Problematik thematisiert werden, daß die gerühmte »Augenhöhe« im Dialogprozeß der Deutschen Bischofskonferenz oft nur zu erneuten Ausgrenzungen führt. Besonders da, wo Verbände wie das ZdK für sich beanspruchen, für katholische Laien zu sprechen, schien es mir wichtig, darauf hinzuweisen, daß sich katholische, »konservative«, also am Lehramt orientierte Christen oft mit ihren Anliegen marginalisiert fühlten. Auch hier gewann ich den Eindruck (»ET EGO IN…«), daß Blogger und Pressesprecher gegenseitig Verstehensbarrieren abbauen konnten.

Mein persönliches Fazit: Nicht nur die Freude am Glauben, sondern die auch Freude am Bloggen wurden während des Bloggertreffens gestärkt. Ein großes Dankeschön auch an den Stadtdechanten von Bonn, Msgr Wilfried Schumacher, der mit uns die Heilige Messe am Samstag feierte. Befreiend fand ich, daß die neuen Medien auch zu kurzen Wegen – nicht in einem ideellen Arkadien, sondern in der sehr konkreten ECCLESIA führen. Dabei ist für mich die Leitschnur das Gebet. Mir ist deutlicher geworden, wie oft Blogger und hauptberufliche Medienverantwortliche doch an einem Strang ziehen. Für mich ein Impuls, in die Bitte um den Heiligen Geist, die die Tage vor dem Pfingstfest liturgisch bestimmen, die Bitte um den Heiligen Geist für die kirchliche Medien einzuflechten. Komm herab, o Heiliger Geist!

Zum Weiterlesen:
Peter Winnemöller, Das Bloggertreffen war …
Pulchra ut luna: Gaudium verum res severa
St. Dymphnas Gedankenwelt
Religionspädagogik: Unterkomplex
Kalliopevorleserin: Bloggertreffen in Bonn
Beiboot Petri: Ein Wochenende in Bonn
Thomas sein Abendland: Wer recht spät kommt …
Non Draco sit mihi dux: Bloggertreffen 2013
Kathermometer: Bloggendentreffen auf dem Venusberg
Kreuzknappe: … reden miteinander
St. Christinas Ofenbank: #kbt13
Das Hörende Herz: Bloggertreffen, Review
Frischer Wind: Wir vom Seelsorgeamt
Bethanien bloggt: Teil I
Bethanien bloggt: Teil II
Pro Spe Salutis: Warum da nix bei rauskommen konnte

Donnerstag, Mai 02, 2013

Benedikt und Franziskus verstehen sich.

[Von Bastian]

Zum alten und zum neuen Papst:
Ich habe immer als Bild den Bau einer Kathedrale vor den inneren Augen.

Benedikt hat die Pläne gemacht und das Fundament gelegt. Das ist groß und kräftig geworden, sicher und fest verankert, und man konnte an ihm immer den Umriss des Bauwerks erkennen. Solide Wertarbeit.

Jetzt kommt Franziskus und baut auf den Fundamenten Pfeiler, Strebebögen, filigrane Säulen und große Fenster. Plötzlich ist der klare Umriss weg und alles wird zur Baustelle. Es ist beeindruckend, aber nicht mehr so einfach abzulesen. Es sieht viel zerbrechlicher aus, unfertiges muss noch von Gerüsten gestützt werden, Kunstwerke sind unfertig, Gewölben fehlt noch der Schlussstein.
Doch es ist der logische nächste Schritt - die logische Folge des soliden Fundaments. Kein Wunder, dass beide Päpste sich verstehen: sie bauen am selben Haus und wissen zu schätzen, was jeder tut.

Diskussionen, welcher Bauabschnitt der wichtigere ist, zeugen hingegen nur von mangelndem Sachverstand, genauso wie der Versuch, die Baustelle zur Ruine umzudeuten, weil man selbst zum Bauen zu faul ist und daher lieber klagt.