Mittwoch, Juli 31, 2013
Montag, Juli 29, 2013
Offener Brief an einen Atheisten.
[Von Bastian]
„Wie kann ich einem Gott vertrauen, der die menschliche Natur mit so vielen Fehlern schuf und so viel Leid zulässt?“
Lieber Atheist, so bringt das nichts. Das Gespräch ist sinnlos, denn das kann niemand erklären. Warum? Weil Gott das nicht getan hat. Nicht Gott hat Falsches erschaffen. Nicht er ist für meine Fehler verantwortlich, sondern ich. Und nicht er ist für Deine Fehler verantwortlich, sondern Du.
Wenn Du Dich mit dem Christentum auseinandersetzen willst, bringt es nichts, abwegige Voraussetzungen zu postulieren und von ihnen aus zu urteilen.
Die Idee eines Gottes, der für jeden Zustand seiner Schöpfung verantwortlich zeichnet, ist nicht christlich. Sie ist stattdessen ziemlich genau das Gegenteil des Christentums, in dem nicht Gott eine unvollkommene Schöpfung ins Leben rief, sondern eine vollkommene, die sich selbst von ihm abwandte und die nun von ihm sozusagen zurückerobert wird.
Es ist das Wesen des Christentums, dass es etwas zu korrigieren gibt: die Sünde. Dass es jemanden zu korrigieren gibt: Dich und mich. Wenn Du von Christentum redest, beachte seine innere Logik: die der perfekten Schöpfung, des Abfalls und der Rettung. Beachtest Du sie nicht, redest Du von etwas anderem.
Wenn Du jetzt die Frage stellst, wie denn eine Schöpfung perfekt sein kann, die sich selbst derart zu pervertieren in der Lage ist, verstehst Du nicht, wie hoch Gott Dich einschätzt und wie groß er Dich geschaffen hat. Undenkbar für ihn, Dich so zu erschaffen, dass Du automatisch gut bist, ihn automatisch liebst. Es wäre überhaupt keine Liebe, nicht einmal Dressur. Es wäre nett, aber inhaltslos. Deine Liebe zu ihm würde sich gut anfühlen, aber sie wäre nicht echt, denn Du hättest gar keine Wahl. Wärst Du mit einer ewigen Selbsttäuschung glücklich?
Nein, der christliche Gott erschafft freie und verantwortliche Menschen. Menschen, die aufgrund ihrer Freiheit liebesfähig sind. Menschen, die er in ihrer Freiheit so ernst nimmt, dass er sie laufen lässt, auch wenn sie irren. Und die er so sehr liebt, dass er ihnen nachläuft, bis ins Leid hinein.
Lieber Atheist, das Christentum ist ein Drama, keine Happy Hour, und es geht einher mit Freiheit und Verantwortlichkeit. Der Mensch ist groß vor Gott, keine Marionette. Der Mensch kann verloren gehen: im Christentum geht es um nicht weniger als um Leben und Tod. Um das ewige Leben und den ewigen Tod. Darunter tut Gott es nicht. Wer die heile Welt sucht, in der der Mensch nicht bös sein kann, sucht nicht Gott, sondern ein privates Idealbild, das nett und bequem ist und den vermeintlichen Vorteil hat, dass man unschuldig ist. Zum Christentum gehört Mut: anzuerkennen, dass man schuldig ist. Wer bereit ist, sich dieser Tatsache zu stellen und sie nicht verzweifelt wegzudiskutieren versucht, dem beginnt sich zu erschließen, was Gott auf Golgota tat. Ohne dass Du begreifst, dass Du Sünder bist, wird Dir das Christentum fremd bleiben.
Du hast die Wahl: Erlösung light, die darin besteht, dass es keine Schuld gibt und ein netter Gott alles schön macht, oder Erlösung pur, die vor nichts die Augen verschließt, schon gar nicht vor Deinen Fehlern.
Erlösung light ist das Gottesbild, das sich die meisten Atheisten wünschen. Es hat im Christentum nichts verloren sondern ist eher etwas für Menschen, die den Blick in den Spiegel im Lichte Gottes nicht aushalten wollen, die eigene Schuld lieber wegdiskutieren und Gott leugnen, weil er nicht ist, wie sie ihn gern hätten.
Erlösung pur ist etwas für Mutige, die es wagen, die Seele zu öffnen für den, vor dem sie zugeben müssen, nicht zu sein, wie er sie will. Und die bereit sind, sich das schenken zu lassen, was ihnen fehlt. Das kann weh tun.
Ja, das Christentum hat mit Leid zu tun – nicht weil es das Leiden fördert, sondern weil es das Leiden bei seiner Wurzel packt. Es geht niemals darum, das Leid zur Tugend an sich zu machen. Es kann aber durchaus sein, dass man die Ursache des Leids erkennt, die Sünde, und Gott dabei hilft, diese Ursache auszuräumen. Ein Blick nach Golgota reicht, um zu wissen, dass das Leid bedeuten kann. Doch nicht, weil es gut ist, zu leiden, sondern weil es besser ist, zu leiden und zu lieben als nicht zu leiden, aber auch nicht zu lieben. Ein Christ kann Leid eher akzeptieren, weil er weiß, dass es endlich ist, die Liebe aber unendlich.
Letztlich bekommt der Christ genau das, wovon Du träumst, lieber Atheist: die heile Welt. Doch nicht eine automatisch heile kleine Erdkugel, die man ein knappes Jahrhundert bestaunen darf, um danach im Nichts zu verschwinden, sondern das wahrhaft heile Sein, das ehrliche und aufrichtige und herrliche Sein, dass die eigene Heilung einschließt und mit dem Tod nicht endet.
Wenn Du, lieber Atheist, also mit Deinem Katalog an Forderungen kommst, die nicht zu Gott passen, mit Deinen Fragen, die eigentlich schon ablehnende Antworten sind, mit Deinem Gottesbild, das das Resultat will, ohne den Weg zurückzulegen, dann mache Dir bitte klar, dass Du über alles Mögliche redest, aber nicht über das Christentum. Du musst meinen Glauben nicht teilen. Nur begreife, dass Du nicht die Christen verantwortlich machen kannst, wenn sie Dir nicht die Fragen beantworten, die Du aufgrund einer nichtchristlichen Logik stellst. Würdest Du Dich bei BMW beschweren, wenn Dein selbsterdachter Motor nicht läuft? Mache Dir den Unterschied klar. Das macht Gespräche leichter. Und zudem: soviel Logik solltest Du Dir wert sein.
„Wie kann ich einem Gott vertrauen, der die menschliche Natur mit so vielen Fehlern schuf und so viel Leid zulässt?“
Lieber Atheist, so bringt das nichts. Das Gespräch ist sinnlos, denn das kann niemand erklären. Warum? Weil Gott das nicht getan hat. Nicht Gott hat Falsches erschaffen. Nicht er ist für meine Fehler verantwortlich, sondern ich. Und nicht er ist für Deine Fehler verantwortlich, sondern Du.
Wenn Du Dich mit dem Christentum auseinandersetzen willst, bringt es nichts, abwegige Voraussetzungen zu postulieren und von ihnen aus zu urteilen.
Die Idee eines Gottes, der für jeden Zustand seiner Schöpfung verantwortlich zeichnet, ist nicht christlich. Sie ist stattdessen ziemlich genau das Gegenteil des Christentums, in dem nicht Gott eine unvollkommene Schöpfung ins Leben rief, sondern eine vollkommene, die sich selbst von ihm abwandte und die nun von ihm sozusagen zurückerobert wird.
Es ist das Wesen des Christentums, dass es etwas zu korrigieren gibt: die Sünde. Dass es jemanden zu korrigieren gibt: Dich und mich. Wenn Du von Christentum redest, beachte seine innere Logik: die der perfekten Schöpfung, des Abfalls und der Rettung. Beachtest Du sie nicht, redest Du von etwas anderem.
Wenn Du jetzt die Frage stellst, wie denn eine Schöpfung perfekt sein kann, die sich selbst derart zu pervertieren in der Lage ist, verstehst Du nicht, wie hoch Gott Dich einschätzt und wie groß er Dich geschaffen hat. Undenkbar für ihn, Dich so zu erschaffen, dass Du automatisch gut bist, ihn automatisch liebst. Es wäre überhaupt keine Liebe, nicht einmal Dressur. Es wäre nett, aber inhaltslos. Deine Liebe zu ihm würde sich gut anfühlen, aber sie wäre nicht echt, denn Du hättest gar keine Wahl. Wärst Du mit einer ewigen Selbsttäuschung glücklich?
Nein, der christliche Gott erschafft freie und verantwortliche Menschen. Menschen, die aufgrund ihrer Freiheit liebesfähig sind. Menschen, die er in ihrer Freiheit so ernst nimmt, dass er sie laufen lässt, auch wenn sie irren. Und die er so sehr liebt, dass er ihnen nachläuft, bis ins Leid hinein.
Lieber Atheist, das Christentum ist ein Drama, keine Happy Hour, und es geht einher mit Freiheit und Verantwortlichkeit. Der Mensch ist groß vor Gott, keine Marionette. Der Mensch kann verloren gehen: im Christentum geht es um nicht weniger als um Leben und Tod. Um das ewige Leben und den ewigen Tod. Darunter tut Gott es nicht. Wer die heile Welt sucht, in der der Mensch nicht bös sein kann, sucht nicht Gott, sondern ein privates Idealbild, das nett und bequem ist und den vermeintlichen Vorteil hat, dass man unschuldig ist. Zum Christentum gehört Mut: anzuerkennen, dass man schuldig ist. Wer bereit ist, sich dieser Tatsache zu stellen und sie nicht verzweifelt wegzudiskutieren versucht, dem beginnt sich zu erschließen, was Gott auf Golgota tat. Ohne dass Du begreifst, dass Du Sünder bist, wird Dir das Christentum fremd bleiben.
Du hast die Wahl: Erlösung light, die darin besteht, dass es keine Schuld gibt und ein netter Gott alles schön macht, oder Erlösung pur, die vor nichts die Augen verschließt, schon gar nicht vor Deinen Fehlern.
Erlösung light ist das Gottesbild, das sich die meisten Atheisten wünschen. Es hat im Christentum nichts verloren sondern ist eher etwas für Menschen, die den Blick in den Spiegel im Lichte Gottes nicht aushalten wollen, die eigene Schuld lieber wegdiskutieren und Gott leugnen, weil er nicht ist, wie sie ihn gern hätten.
Erlösung pur ist etwas für Mutige, die es wagen, die Seele zu öffnen für den, vor dem sie zugeben müssen, nicht zu sein, wie er sie will. Und die bereit sind, sich das schenken zu lassen, was ihnen fehlt. Das kann weh tun.
Ja, das Christentum hat mit Leid zu tun – nicht weil es das Leiden fördert, sondern weil es das Leiden bei seiner Wurzel packt. Es geht niemals darum, das Leid zur Tugend an sich zu machen. Es kann aber durchaus sein, dass man die Ursache des Leids erkennt, die Sünde, und Gott dabei hilft, diese Ursache auszuräumen. Ein Blick nach Golgota reicht, um zu wissen, dass das Leid bedeuten kann. Doch nicht, weil es gut ist, zu leiden, sondern weil es besser ist, zu leiden und zu lieben als nicht zu leiden, aber auch nicht zu lieben. Ein Christ kann Leid eher akzeptieren, weil er weiß, dass es endlich ist, die Liebe aber unendlich.
Letztlich bekommt der Christ genau das, wovon Du träumst, lieber Atheist: die heile Welt. Doch nicht eine automatisch heile kleine Erdkugel, die man ein knappes Jahrhundert bestaunen darf, um danach im Nichts zu verschwinden, sondern das wahrhaft heile Sein, das ehrliche und aufrichtige und herrliche Sein, dass die eigene Heilung einschließt und mit dem Tod nicht endet.
Wenn Du, lieber Atheist, also mit Deinem Katalog an Forderungen kommst, die nicht zu Gott passen, mit Deinen Fragen, die eigentlich schon ablehnende Antworten sind, mit Deinem Gottesbild, das das Resultat will, ohne den Weg zurückzulegen, dann mache Dir bitte klar, dass Du über alles Mögliche redest, aber nicht über das Christentum. Du musst meinen Glauben nicht teilen. Nur begreife, dass Du nicht die Christen verantwortlich machen kannst, wenn sie Dir nicht die Fragen beantworten, die Du aufgrund einer nichtchristlichen Logik stellst. Würdest Du Dich bei BMW beschweren, wenn Dein selbsterdachter Motor nicht läuft? Mache Dir den Unterschied klar. Das macht Gespräche leichter. Und zudem: soviel Logik solltest Du Dir wert sein.
Mittwoch, Juli 24, 2013
Kritische Rechtgläubigkeit?
[Von Bastian]
Vorab:
- Mit „Rechtgläubigkeit“ meine ich hier keine bestimmte Lehre, sondern den Versuch (denn mehr kann es niemals sein) eines Glaubenslebens, das sich nicht im Eigensinn des privaten Horizonts erschöpft, sondern vielmehr die Erkenntnis einer Lehre akzeptiert und sich daran ausrichtet.
- Mit „Kritisch“ meine ich nicht die Neigung, allein aus der Existenz einer eigenen Meinung zu schließen, jede Form einer Lehre sei eine Bevormundung und jedes Ablehnen einer Meinung sei eine Einschränkung der Ganzheit der Wahrheiten, sondern eine fragende und hinterfragende Haltung, die bereit ist, die persönlichen Grenzen, Zweifel und auch Ablehnungen der Glaubenslehre gegenüberzustellen und den Widerspruch auszuhalten.
Kann also ein Glaube, der einer Lehre folgt, kritisch sein? Wäre das nicht ein Widerspruch, da die Lehre eben doch nicht einfach akzeptiert wird, sondern an den eigenen Fragen und damit an eigenen Maßstäben gemessen wird? Für diese Frage brauche ich gar nicht die Katholische Kirche und ihren Katechismus zu bemühen – der Versuch, der Schrift gemäß zu leben, reicht. Immer wieder stoße ich an Grenzen und Zweifel, und ich bin überzeugt, dass das jedem so geht. Es liegt in der Natur der Sache, denn wenn ich glauben will, schaue ich nicht auf ein Lehramt oder ein heiliges Buch, sondern durch beides hindurch auf Gott. Damit aber begegnet meine Begrenztheit der Unendlichkeit, und das führt zu Reibungen.
Meine Begrenztheit ist eine Tatsache. Oft habe ich nicht mehr als sie, was ich Gott geben kann. Das Interessante: Gott will genau das. Gott nimmt mich ernst. Die Evangelien sind voll von Berichten von Menschen, die mit Fragen zu Christus kamen. Er hat diese Fragen beantwortet. Niemals hat er gesagt, man solle mit der Fragerei aufhören und einfach glauben, sondern stets hat er genau an diesen Fragen angeknüpft, um sein Reich zu verkünden. Und stets wurde genau das zur heilenden Begegnung.
Wenn ich Gott begegnen will, wie er es wünscht, muss ich ihm genau das sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Freunden begegnet man ehrlich. Es ist keine Tugend, so zu tun, als habe man keine Fragen und zweifele nicht. Unkritischer Glaube ist kein Glaube, sondern bestenfalls Naivität, schlechtesten Falls schlicht Selbstverdummung und Heuchelei, die entweder die eigenen Grenzen leugnet oder versucht, Gott auf ein handliches Format einzudampfen, damit er in das eigene Konzept passt.
Glaube ist für mich nicht das Leugnen meiner Fragen, sondern die Bereitschaft, sie mir von Gott beantworten zu lassen.
Vorab:
- Mit „Rechtgläubigkeit“ meine ich hier keine bestimmte Lehre, sondern den Versuch (denn mehr kann es niemals sein) eines Glaubenslebens, das sich nicht im Eigensinn des privaten Horizonts erschöpft, sondern vielmehr die Erkenntnis einer Lehre akzeptiert und sich daran ausrichtet.
- Mit „Kritisch“ meine ich nicht die Neigung, allein aus der Existenz einer eigenen Meinung zu schließen, jede Form einer Lehre sei eine Bevormundung und jedes Ablehnen einer Meinung sei eine Einschränkung der Ganzheit der Wahrheiten, sondern eine fragende und hinterfragende Haltung, die bereit ist, die persönlichen Grenzen, Zweifel und auch Ablehnungen der Glaubenslehre gegenüberzustellen und den Widerspruch auszuhalten.
Kann also ein Glaube, der einer Lehre folgt, kritisch sein? Wäre das nicht ein Widerspruch, da die Lehre eben doch nicht einfach akzeptiert wird, sondern an den eigenen Fragen und damit an eigenen Maßstäben gemessen wird? Für diese Frage brauche ich gar nicht die Katholische Kirche und ihren Katechismus zu bemühen – der Versuch, der Schrift gemäß zu leben, reicht. Immer wieder stoße ich an Grenzen und Zweifel, und ich bin überzeugt, dass das jedem so geht. Es liegt in der Natur der Sache, denn wenn ich glauben will, schaue ich nicht auf ein Lehramt oder ein heiliges Buch, sondern durch beides hindurch auf Gott. Damit aber begegnet meine Begrenztheit der Unendlichkeit, und das führt zu Reibungen.
Meine Begrenztheit ist eine Tatsache. Oft habe ich nicht mehr als sie, was ich Gott geben kann. Das Interessante: Gott will genau das. Gott nimmt mich ernst. Die Evangelien sind voll von Berichten von Menschen, die mit Fragen zu Christus kamen. Er hat diese Fragen beantwortet. Niemals hat er gesagt, man solle mit der Fragerei aufhören und einfach glauben, sondern stets hat er genau an diesen Fragen angeknüpft, um sein Reich zu verkünden. Und stets wurde genau das zur heilenden Begegnung.
Wenn ich Gott begegnen will, wie er es wünscht, muss ich ihm genau das sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Freunden begegnet man ehrlich. Es ist keine Tugend, so zu tun, als habe man keine Fragen und zweifele nicht. Unkritischer Glaube ist kein Glaube, sondern bestenfalls Naivität, schlechtesten Falls schlicht Selbstverdummung und Heuchelei, die entweder die eigenen Grenzen leugnet oder versucht, Gott auf ein handliches Format einzudampfen, damit er in das eigene Konzept passt.
Glaube ist für mich nicht das Leugnen meiner Fragen, sondern die Bereitschaft, sie mir von Gott beantworten zu lassen.
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