Montag, Februar 06, 2012

Eigentor

[Von Bastian] (Habe heute meinen PI-Tag)

Ein Traditionsverein spielt seit langem in der ersten Liga.
Eines Tages beschließt der Präsident, mehr und bessere Jugendarbeit zu leisten. Was man inzwischen an Sportpädagogik und Physiologie neu lernte, soll in die Aufbauarbeit einfließen. So wird es beschlossen.
Die Stadt ist begeistert. Neue Vereinsheime entstehen. Fußballevents werden veranstaltet. Die Jugend wird zum Probetraining eingeladen. Der Erfolg ist riesig. Man schafft eine interne Vereinsliga mit vielen Mannschaften. Große Euphorie.
Nach einiger Zeit verlassen einige den Verein wieder, das Training nach den Events war ihnen dann doch zu hart. Neue Events werden veranstaltet. Wieder bleiben einige, andere gehen. Zum dritten Event kommt kaum noch jemand. Erschrocken fragen die Trainer nach dem Grund für den Rückgang und erfahren, dass das Training zu hart sei.
Einige sagen, nur mit einer guten Mannschaft haben wir etwas, das überzeugen kann. Sie trainieren weiter, so gut sie können. Andere sagen, die neuen Erkenntnisse seien Quatsch. Sie schimpfen darauf, kehren zum alten Training zurück und lassen die Erkenntnisse ungenutzt. Viele andere aber versuchen, das Training zu entschärfen. Sie machen die Termine unverbindlich und gestalten das Training unterhaltsam statt effektiv. Sie haben anfangs Zulauf, dann aber versagen ihre Spieler im Turnier. Um den Frust nicht zu fördern, erklären die Trainer, es käme letztlich nicht auf das spielerische Können an, sondern auf die Gemeinschaft in der Mannschaft. Das Training wird eine Art Gruppenstunde.
In der Stadt nimmt inzwischen kaum noch einer den Verein ernst. Die schöne interne Liga mit ihren ganzen Mannschaften ist ausgeblutet. Kaum noch jemand schafft die Qualifikation zur Trainerprüfung. Viele Vereinsmannschaften haben keinen Trainer mehr und gehen ein.
Die Vereinsführung beschließt, das System zu straffen und empfiehlt dringend, das Training nicht zu vernachlässigen. Da begehren einige Trainer auf.
Das eigentliche Problem sei die FIFA, die nicht begreife, was junge Spieler heute bräuchten. Wenn kaum jemand die Trainerprüfung schaffe, sei sie offensichtlich falsch angelegt. Das antiquierte Trainerbild habe ausgedient. Um den Verein wieder voll zu kriegen, brauche man mehr Gruppenleiter. Ziel sei es doch, den Verein für junge Menschen zu öffnen und nicht, sie durch starre Regeln abzuschrecken. Auch dürfe man niemanden in eine Mannschaft zwingen. Sport sei schließlich keine Frage des Gehorsams, sondern jeder sei für seinen Körper selbst verantwortlich. Sport sei Privatsache und Fußball heute etwas völlig anderes als früher. Der Weg, Fußball auch weiterhin attraktiv zu halten, sei die Abschaffung verbindlicher Regeln und die Einstellung von Gruppenleitern.

Es ist mir unbegreiflich, aber die meinen tatsächlich, der Verein habe nur auf ihre Ideen gewartet und die Umsetzung scheitere an den Holzköpfen in der Vereinsleitung.

1 Kommentar: