Mittwoch, Januar 05, 2011

Jona von Assisi




Interessant im Zusammenhang mit den aufkommenden Diskussionen um das sogenannte »Weltgebetstreffen« 2011 in Assisi finde ich Buch Jona. Da gerät der Prophet auf Abwege und die Seeleute seines Fluchtdampfers mit ihm in schwere Seenot. Das erste interreligiöse Gebet findet statt – jeder betet zu seinem Gott. Nur Jona pennt (vermutlich depressiv verstimmt und mit rabenschwarzem Gewissen).

Nun sind Seefahrer und Fahrgast leider Schicksalsgefährten. Das heißt, auch für Jona ist nicht die vorrangige Not, wie man diese götzenopfernden Heiden bekehren kann, sondern ob Schiff und Mannschaft die Fahrt bestehen.

In diesem Miteinander der Götzenanbeter und des Propheten wider Willen offenbart Gott allerdings auch das Eine und Wahre Opfer. Jona, der über Bord geht – ein Vorausbild auf Jesus Christus, der sein Leben für die Sünde der ganzen Welt gibt. Zum Schluß heißt es, daß der heidnischen Mannschaft der Arsch auf Grundeis geht und sie dem Gott Jonas mal ganz ordentlich was opfern. Viel hilft viel – und man weiß ja nie. Ob sie zu einem vollkommenen Glauben an den Einen Gott gekommen sind, bleibt am Ende fraglich.

Ich mag die Geschichte, denn sie hat mit unserer Weltgeschichte zu tun. Auf dem Weg zur ewigen Heimat gibt es vorläufige Ziele und Etappen. Sicherlich gilt es vorrangig, Ninive zu bekehren (Gott selbst wird dieses Ziel nie aus dem Blick verlieren) – doch erst einmal muß der Sturm bestanden werden. Sicherlich betet Jona nicht gemeinsam mit den Heiden – aber nicht aus Gehorsam, sondern aus Depression. Er schlummert ja im Bauch des Schiffes. Danach betet er nicht nur mit den Heiden, er bietet sich ihnen sogar als vollkommenes Opfer an! Und Gott akzeptiert das.

Mit keinem Wort relativiert Jona, was nicht zu relativieren ist. Er relativiert nicht seine Schuld; und er relativiert auch nicht die Einzigkeit des HERRN, dessen Name gepriesen ist.

So, denke ich, wird es auch mit dem Weltgebetstreffen gehen: Nur Böswillige können dem Papst unterstellen, hier werde etwas gleichgesetzt, relativiert oder verleugnet. In Wirklichkeit werden wohl sowohl die heidnischen Mannschaften als auch der römische Fischer keinen Zweifel daran lassen, daß es ihnen nicht um Vermischung geht, sondern um ein Zusammenstehen im Sturm heraufziehender Völkerkonflikte. Und sicher werden Leute zum Glauben an den wahren Gott kommen. Das zu bewirken ist aber Sache Gottes.

Vor vier Jahren wurde von einigen, die sich an die Interreligiosität gewöhnt hatten, beklagt, daß die zwanzigjährige Wiederkehr des Jahrestags des Weltgebetstreffens in Assisi keine besondere Würdigung bei Papst Benedikt fand. Der Papst, so schätze ich einmal, hatte erst einmal die Grundthemen seines Pontifikats zu legen. Assisi 2011 ist im Kontext des gesamten Wirkens dieses Papstes zu sehen.

(Foto Peter Esser; Wandmalerei in Wangen/Allgäu)

2 Kommentare:

  1. Bitte sag mir, dass Du das Photo nicht selbst geschossen hast. Schon gar nicht, während ich gerade auch in Wangen war.

    Unterhalb dieses Bildes, wenn ich mich nicht granatenmäßig täusche, ist übrigens das Café Walfisch - die Abbildung ist nicht in einer Kirche, sondern an einer Häuserfront, zwischen St.Martins-Kirche und Martinstor. :)

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  2. Doch, aber keine Angst, ich hätte diesmal vor einer Fahrt ins Allgäu Laut gegeben. Das Foto ist etwas über ein Jahr alt.

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