Ich formuliere einmal spontan meine Position: es gibt faktisch kein drittes Geschlecht. Es gibt nur zwei. In der gesamten Natur übrigens.
Genauer gesagt gibt es folgende Fälle:
- Ungeschlechtlichkeit, Vermehrung durch Zellteilung. Beispiel: Bakterien, Einzeller wie das Pantoffeltierchen.
- Zwei Geschlechter in einem Organismus. Ein Individuum produziert beide Arten von Geschlechtszellen. Beispiel: viele Pflanzen (Selbstbestäuber).
- Zwei Geschlechter in getrennten Organismen, nicht fixiert. Das Geschlecht prägt sich je nach Situation aus. Beispiel: Anemonenfische, bei denen stets das größte Tier der Gruppe zum Weibchen wird. Es kann vorher durchaus ein zeugungsfähiges Männchen gewesen sein.
- Zwei Geschlechter nur zu Paarungszwecken. Beispiel: Bienen. Alle Tiere sind weiblich. Nur zum Paaren entstehen Männchen. Sie entstehen aus unbefruchteten Eiern, d.h. sie haben keinen Vater (Parthenogenese).
- Zwei Geschlechter, doch auch andere Vermehrung. Beispiel: Korallen, die sich sowohl durch die Teilung von Polypen oder die Sprossung von neuen Polypen aus dem Gewebe vermehren können als auch durch die Abgabe von Ei- und Samenzellen. Anderes Beispiel: viele Quallen. Sie leben als festsitzende Polypen und vermehren sich durch Ableger. Plötzlich schnüren die Polypen Larven ab, die zu Quallen werden. Die Quallen bilden Geschlechtszellen, die wie üblich miteinander verschmelzen und sich als Polyp festsetzen (Generationswechsel).
- Zwei Geschlechter in zwei Organismen, von denen nur einer Lebensfähig ist. Beipiel: Tiefseeangler (Fische), bei denen die Männchen winzig bleiben, sich an einem Weibchen festsetzen, dort bis auf ihre Geschlechtszellen verkümmern und schließlich quasi ein Teil des Weibchens werden wie ein Organ. Sogar die Blutkreisläufe verschmelzen.
-Zwei Geschlechter in zwei Organismen, dauerhaft getrennt. Beispiel: Mensch.
Ich hoffe, die Liste ist einigermaßen vollständig.
Es gibt also die Ungeschlechtlichkeit (die ausschließlich bei sehr niederen Wesen vorkommt) sowie die Getrenntgeschlechtlichkeit in 2 Geschlechtern. Mehr gibt es nicht.
Die Fälle, von denen beim „Dritten Geschlecht“ die Rede ist, sind Personen, die keinem Geschlecht zuweisbar sind. Es handelt sich dabei keinesfalls um eine weitere funktionelle Variante, sondern um nicht vollständig ausgeprägte oder auf unterschiedliche Arten vermischte Fälle der beiden üblichen Geschlechter männlich und weiblich.
Diese Fälle sind selbstverständlich für die Betroffenen ein Problem. Nur lässt sich das nicht dadurch lösen, dass man aus der uneindeutigen Ausbildung von Männlich oder Weiblich eine neue Norm definiert.
Wenn man die Stellungnahmen in Foren so liest, stellt man fest, dass viele Menschen diese Fälle für eine Art von Transsexualität halten und die Ablehnung eines dritten Geschlechtes für eine Art Homophobie. Das hat jedoch miteinander nichts zu tun – diese Verwechselung zeugt von fehlendem Wissen. Und da sehe ich ein weiteres Problem: die öffentliche Meinung bildet sich zumindest teilweise ohne Voraussetzung und wird ideologisch überfrachtet.
Eine einfache Lösung wäre vielleicht, wenn betroffen Personen die Möglichkeit hätten, die Frage nach dem Geschlecht unbeantwortet zu lassen. Dieser Weg wäre logisch, denn es gibt schließlich auch keine richtige Antwort.
Der wissenschaftliche Ansatz des Beitrags ist MUMEN dahingehend anfällig, als daß es in der Tierwelt Lebensformen gibt, die ihr Geschlecht wechseln können, etwa Polypen.
AntwortenLöschenFische können das auch. Ich schrieb es oben bereits.
AntwortenLöschenAber sie haben auch dann immer eines der beiden Geschlechter und kein drittes.
Zudem fällt die Idee des Geschlechterwechsels eher in den Bereich Gender. Passen tut er allerdings auch da nicht, denn es handelt sich um einen Wechsel des biologischen Geschlechts, um das es beim Gender gar nicht geht.
Habe eben gelesen, dass beim Riffbarsch "Grünes Schwalbenschwänzchen" Chromis viridis Beobachtungen nahe legen, dass es sich um einen Simultanhermaphroditen handelt, also einen voll entwickelten Zwittter, der beide Arten Geschlechtszellen zugleich produzieren kann.
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