Montag, Februar 07, 2011

Die Rede, die nie gehalten wurde...

[SV] Meine Damen und Herren, sehr verehrte katholische Christen,
es ist unsere Aufgabe, das Evangelium zu verkünden. Seit Jahren tun wir dies mit mäßigem Erfolg. Wie sollte er auch größer sein, wenn uns neben unseren ganzen organisatorischen und strukturellen Aufgaben kaum noch Zeit für Evangelisation bleibt? Wie sollte der Erfolg größer sein, wenn viele unserer Gemeinden und Gläubigen vor allem damit beschäftigt sind, sich selbst zu verwalten? Die Misere ist da, und wir stehen in schlechtem Licht. Da gibt es nichts schönzureden.

Ich will jedoch nicht die Krise zementieren – nein, es gibt eine Lösung! Eine Lösung, die die Zahl der Gläubigen in die Höhe schnellen lässt und zudem uns zu Helden macht! Vorbei die Zeiten, in denen man uns anfeindete. Bis in die Spitzen der Kirche wird man uns nacheifern. Die Talk-Shows werden sich um uns reißen! Lassen Sie mich erklären.
Wenn nicht mehr katholisch geglaubt wird, liegt das daran, dass sich nur noch wenige Menschen unter dem Begriff „katholisch“ wiederfinden. Es ist uns nicht gelungen, den Menschen die Wahrheit, die sich hinter diesem Begriff verbirgt, nahe zu bringen. Wenn aber nicht mehr Menschen unter diesen Begriff kommen, dann müssen wir eben den Begriff auf mehr Menschen erweitern. Definieren wir „katholisch“ um, bis wieder mehr Leute darunter fallen. Sie sagen, das geht nicht? Ich sage, es geht! Mit der Toleranz und der persönlichen Freiheit haben wir zwei positiv besetzte Begriffe, durch die wir eine viel größere Zahl an Menschen erreichen. Wir machen uns diese Begriffe zur Maxime. Nicht mehr die Nachfolge zählt, sondern einzelne Aspekte, die man ohne ihren Zusammenhang viel besser ausschlachten kann. Darauf bauen wir unsere Logik auf.
Das ist natürlich ein radikaler Bruch mit dem, was uns offenbart wurde, doch hier kommt der entscheidende Trick: Niemandem wird das auffallen, denn wir drehen den Spieß einfach um. Wir geben nicht zu, die Lehre zu verwischen und zu verändern, sondern wir werfen den Gläubigen vor, ihre Brüder auszuschließen. Wir sind offensiv. Die Gläubigen werden die Falschen sein. Wir verändern die Wahrheit nicht, sondern machen uns zu ihrer Speerspitze! Sollen sich die Gläubigen doch verteidigen, wenn sie wollen – sie werden nur verkrampft und konservativ wirken. Es wird reichen, zu antworten: „Ihr wollt also einen Glauben ohne Toleranz?“ und jeder wird begreifen, dass wir die konsequenteren sind. So übernehmen wir die Inhaltsbestimmung für „katholisch“. Wir übernehmen sie, indem wir uns demütig als Lernende, Hörende und Suchende zu erkennen geben. Als Menschen, die nicht bevormunden, sondern sich einbringen. Als Menschen, die nicht verkündigen, sondern sich zurechtweisen lassen. Im Namen von Liebe und Demut verzichten wir auf den Wahrheitsanspruch, denn demütig, wie wir sind, wissen wir natürlich nicht mehr als alle anderen. Demut, Liebe, Freiheit, Toleranz – alles das definieren wir neu. Wir definieren den Glauben neu! Den wahren, neuen, menschlichen, offenen Glauben. So sind wir besonders christlich, wenn wir den Menschen nach dem Munde reden. Unsere Lehre wird das sein, was die Menschen hören wollen, offen und kritisch zugleich. Nur eben kritisch gegenüber den richtigen, und wir sind im Zentrum der Beliebtheit.
So, meine Damen und Herren, werden Wahlen gewonnen, und so werden wir es auch machen. Prüfet alles, und das Gute behaltet. Wir wären ungehorsam, würden wir nicht die Kraft der Manipulation nutzen.
Ich danke Ihnen.

2 Kommentare:

  1. Klingt schwer nach "Dienstanweisung an einen Unterteufel" und leider auch schwer realistisch, da es bereits seit langem voll am laufen ist. Nennen wir doch einen Müllhaufen einfach einen "Entsorgungspark", klingt viel besser, stinkt aber genauso.

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  2. Apropo Dienstanweisung an einen Unterteufel:
    "Macht den Menschen glauben, daß es den Teufel nicht gibt! und sie werden uns gehören!"

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