Montag, Januar 24, 2011

FSSPX in neuem Licht?

Eine Dokumentation über die Piusbruderschaft hat in der letzten Woche manches traditionsliebende Herz höher schlagen lassen. Ausgerechnet das Erste lieferte ein als sehr sachlich empfundenes, geradezu freundliches Portrait der »rebellischen« Kongregation. Ich habe die Dokumentation gerne gesehen und empfehle sie auch weiter, um zu einer sachlichen Auseinandersetzung und zum zur Zeit vielbeschworenen »Dialog« zu finden. In dieser Dokumentation begleitete das Filmteam des Autors Günter P. Ginzel den Priesteramtskandidaten Elias Stolz auf seinem Weg zur Priesterweihe.

Aus meiner Sicht haben sich die Filmmacher vom frommen Flair ein wenig ablenken lassen. Die Konfliktpunkte hat allein Professor Schöttler, Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Fakultät der Universität Regensburg, der als Kommentator gegen die Piusbruderschaft befragt wurde, in einem Satz gestreift: Die »Zeitbomben des Konzils«, eine Synopse der Piusbruderschaft über die Konfliktpunkte gegenüber dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Schöttlers Einsatz wäre stark gewesen, wenn diese Punkte stärker herausgearbeitet worden wären. In der Zusammenschau hatte jedoch seine Argumentation viel Ungünstiges. Seine Sicht auf Liturgie fand ich höchst bestreitbar, seine vage Stellungnahme, daß Theologie nach Auschwitz anders sein müsse als vorher, hinterläßt auch bei Katholiken ohne größere Sympathie für die Piusbruderschaft ein ungutes Gefühl.

So aber entstand ein etwas konserviert wirkendes Lebens- und Sittengemälde. Mitunter wurde auch nur das schlicht Katholische als Proprium der FSSPX herausgestellt – zum Beispiel die Tischlesung im Seminar in einer »altertümlichen« Melodieführung, die Liturgie, das Schweigen, das unterschiedliche Kirchenverständnis der Reformation und der Katholischen Kirche. Zusammen mit dem Gespür für ästhetische Bilder wurde es der Piusbruderschaft möglicherweise unverdient leicht gemacht, zu punkten.

Wären mal die sogenannten Zeitbomben oder das Traditionsverständnis des französischen, nachrevolutionären Traditionalismus, inklusive Monarchismus, die paranoiden Verschwörungstheorien zur Sprache gekommen! Damit ist ein eher emotional gefärbter Bericht fürs Massenpublikum natürlich überfordert.

5 Kommentare:

  1. Theologie nach Auschwitz? Kenn ich, den Spruch. 67/68 ff. wurde alles im Hinblick auf Auschwitz problematisiert. Wogende Kornfelder nach Auschwitz, Speiseeis nach Auschwitz, Erdbeertörtchen nach Auschwitz. Als ich mich eines Tages für Erdbeertörtchen entschied, endete dies mit der Exkommunikation.
    Der Herr Professor meint offenbar, die "Theologie vor Auschwitz" habe Auschwitz nicht verhindert, womöglich verursacht. Nun wußte aber ein - nehmen wir das mal als Beispiel - Max Horkheimer, daß die "katholische Theologie vor Auschwitz" hunderttausenden Juden das Leben gerettet hat. Max war also mit der "Theologie vor Auschwitz" recht zufrieden. Die "Theologie nach Auschwitz" - gemeint ist wohl eher die nach DEM KONZIL - hat er zu seinem Glück nicht mehr kennengelernt. Sie hätte wohl seinen Seelenfrieden arg beeinträchtigt.
    Ich frage mich oft, ob die nachkonziliaren Liberalen, deren Gedankenwelt sich ja vorwiegend um Sex dreht, den Mut und die Stärke aufgebracht hätten, einen verfolgten Juden zu verstecken. Ich halte das für ausgeschlossen.
    Die Frau, die Charlotte Knobloch versteckte, hoffte auf Gottes Lohn, den ihr zu Lebzeiten auch noch zuteil wurde. Ein für die moderne Theologie "nach Auschwitz" absurde Vorstellung von Gottes Güte und Barmherzigkeit.

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  2. Stimmt, der französische Traditionalismus ist im Vergleich zum deutschen deutlich gefestigter, den Monarchismus finde ich ja noch halbwegs sympathisch (auch wenn ich für die Legitimität von Louis XX keine Argumente finde - diese Linie hat auf die Thronfolge verzichtet, sein "Kollege" aber ist wiederverheiratet geschieden.
    Die Freimaurer sind ein merkwürdiges Thema, momentan bewirbt die FSSPX auf ihrer dt. Website ein Video, das in diese Bresche schlägt, das Problem ist, dass man das Thema überstrapaziert hat, sodass man darüber nicht einmal mehr diskutieren kann, was dran ist.
    Ich persönlich finde einen gewissen Antimodernismus ja nicht unsympathisch, auch eine Distanz zur Frz. Revolution finde ich legitim und ich habe einige Zeit lang permanent Chouans- und Vendéen-Musikstücke angehört.
    Demokratie kann deutlich unkatholischer sein als eine Monarchie (vgl. Spanien), aber eben auch völlig schiefgehen.
    Der (mehr als latente) Antisemitismus der frz. Tradis ist für mich schwer zu ertragen, die meinen das ernst. Mit der Aussage, Theologie nach Ausschwitz müsse zwingend anders sein, gehe ich nicht konform, wie kann ein Verbrechen, und auch eins der schwersten, göttliche Wahrheiten ändern?
    Die FSSPX liegt mit einigem richtig, einen traditionellen Katholizismus würde ich mir ebenfalls wünschen, in vielen Punkten meint die Mehrheit ihrer Mitglieder schlicht und ergreifend Nonsens.

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  5. Um noch eine Sache klar zu stellen: Ich bin mir der Singularität des himmelschreienden Verbrechens der Shoa voll und ganz bewusst und verurteile es mit ganzer Kraft. Es erfüllt mich mit großer Trauer. Jegliche Sypmathie zu Nationalsozialismus oder Nationalismus liegt mir fern. Antisemitismus lehne ich strikt ab.

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