Montag, September 29, 2014

Regierung streicht diskriminierende Epochen aus der Geschichte

[Von Bastian]
Berlin. Der Bundestag erwägt, diskriminierende Epochen aus der deutschen Geschichte zu streichen. „Unsere Schüler sind Kinder. Wir können es nicht länger verantworten, dass sie im Geschichtsunterricht durch schlimme Schilderungen der Vergangenheit beleidigt und verstört werden. Diese Schilderungen entsprechen nicht mehr unseren heutigen Werten“ - so ein Sprecher des Anti-Diskriminierungs-Ausschusses. Die Opposition ist im Grundsatz mit der Entwicklung einverstanden. Aus den Parteispitzen hieß es, man könne auf diese Weise viele Probleme zugleich lösen. Wenn beispielsweise das Dritte Reich oder die großen Christenver-folgungen nicht mehr existierten, müsse niemand mehr unter den Folgen leiden. Kirchenbeschmierungen oder Judenhass könnten so entkriminalisiert werden, da sie keine negativen Erinnerungen mehr wach riefen. Sie würden, sobald sie nicht mehr in der Vergangenheit verhaftet seien, einfach als moderner und zeitgemäßer Ausdruck des gesellschaftlichen Konsenses verstanden. Vorbild der seit längerem laufenden Diskussionen ist das schwedische Unternehmen Saltkrokan. Dort wurden in den Werken Astrid Lindgrens kritische Stellen umgeschrieben oder entfernt. (LINK)

(Bei diesem Beitrag handelt es sich um Satire)

Sonntag, September 28, 2014

Wenn Martin auf den Zug aufspringt...

[Von Bastian]
Aha. Die Polizei wird in NRW bei Martinszügen und Ähnlichem nicht mehr aufpassen. Das kostet zu viel. Spätestens hier wird klar, was unserer Rot-Grünen Landesregierung wichtig ist: Geld. Denn dass ausfallende Martinszüge auch etwas kosten, z.B. Freude und Brauchtum, wird offensichtlich nicht bedacht. Sie sollen halt privat organisiert und gesichert werden. Seitdem im NRW-Landtag kein Kaffee mehr serviert wird (Kostenfaktor!), fehlt es dort offenbar an Denkfähigkeit und Konzentration. (Vielleicht wäre Kaffee eben doch eine gute Investition in funktionierende Politikerhirne!)

Ich denke allerdings, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Polizei eben doch wieder vor Ort ist. Spätestens wenn die Linke anlässlich der Laternenzüge zu Gegendemos aufruft, wird man die vor aggressiven Kindern schützten wollen - schließlich werden die armen Demonstranten mit brennenden Laternen bedroht!

Uns bleibt, zu überlegen, wie man in der Zwischenzeit damit umgeht. Eigentlich braucht das Kind nur einen anderen Namen. Wir müssen auf den Zug der Zeit aufspringen. Denn was wird noch vernünftig geschützt? Immer die Aktionen, von denen die Regierung glaubt, dass man dort gar keine Polizei haben will. Das macht nämlich misstrauisch.
Die nächste Fronleichnahmsdemo könnte daher Glück haben, wenn man es schafft, die Behörden zu überzeugen, dass es sich bei Ministranten und Geistlichen um Vermummte handelt. Dann sind Beamte zur Stelle. Martinszüge könnte man offiziell absagen und als Flashmob übers Internet organisieren. Irgendjemand muss dann noch dafür sorgen, dass die Polizei einen Tipp bekommt.

Die Art des Auftritts ist alles. Denn wenn die Polizei uns nicht schützen will, muss sie eben da sein, um andere vor uns zu schützen. Es muss doch irgendeinen Weg geben, die Ordnungshüter zur Stelle zu haben.

Samstag, September 27, 2014

Falsche Frage

[Von Bastian]
Gestern bin ich im Gespräch wieder einmal über die Frage gestolpert, ob Jesus wohl die Kirche gewollt hätte. Meist eine rhetorische Frage: natürlich nicht, oder zumindest nicht so. Und dann kann man schön zwischen dem differenzieren, was ist, und was Jesus wollte, ohne zu merken, dass man tatsächlich differenziert zwischen dem, was einen stört und dem, was man selbst will. Grundlage für endlose Diskussionen, wenn man denn will.
Fruchtlose Diskussionen, denn, so meine ich: die Frage ist falsch gestellt. Christus wollte nicht die Kirche - er will sie. Wir leben nicht die Umsetzung eines 2000 Jahre alten Befehls, sondern aus einer Gemeinschaft heraus, die jetzt besteht.
Ginge es um einen alten Wunsch, wäre die Kirche, wie sie ist, mit Sicherheit nicht, wie Gott sie wollte. Geht es um Christi Wunsch genau heute, ist sie allerdings auch nicht, wie er sie will. Der kleine Unterschied: Wäre die Basis ein alter Wunsch, könnte sich die Kirche im Laufe der Zeit nur immer weiter davon entfernen. Da es aber Gottes heutiger Wille ist, der sie leitet, ist sie auf dem Weg hin zu ihm.
Wer die Frage stellt, hat eigentlich schon begonnen, eine der Grundlagen zu verlassen, auf der jedes Christentum stehen muss: das Vertrauen darauf, dass Gott da ist und uns führt.

Donnerstag, September 25, 2014

Zitate

[Von Bastian]
Am letzten Wochenende fand der zweite Teil eines 4-Tägigen Seminars mit Prof. em. Dr. phil. Jörg Splett in Düsseldorf statt. Das Thema war Freiheit - Wahrheit - Person.
Es ist mir nicht möglich, die Fülle der Gedanken hier wiederzugeben. Es war unglaublich bereichernd. Mitgeschrieben habe ich allerdings ein paar Zitate, die mir gefielen.
Vielleicht gefallen sie ja nicht nur mir...

  • Wahrheit ist Wirklichkeit, die sich zeigt.
  • Das theoretisch richtige ist wahr. Das praktisch richtige ist gut.
  • Warum ist nach 2000 Jahren Christentum die Welt nicht besser? Weil jeder von vorn anfangen muss. Man kann eben nicht sagen: "Mein Vater war schon ein halber Heiliger und - hurra! - ich mache jetzt die andere Hälfte!".
  • Wer liebt, um glücklich zu sein, liebt nicht.
  • Wissen: sagen können, dass ich sagen kann, wie es ist.
  • Gott ist nicht das höchste Gut, sondern die höchste Güte. Ein höchstes Gut kann ich ergreifen und besitzen. Versuche ich aber, die höchste Güte zu ergreifen, dreht sie mich sofort um und schickt mich zum Nächsten. Die höchste Güte kann ich nur ergreifen, indem ich mich von ihr ergreifen lasse.
  • Ich bin frei, ein Versprechen zu geben, aber nicht frei, es gegeben zu haben.
  • Beweis: einen uneinsichtigen Satz auf einsichtige Weise auf etwas einsichtiges zurückführen.
  • Wer nicht sollen will, muss müssen.


Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem …

[Peter Esser]

…daher hier ein Diskussionsbeitrag zum leidigen Thema »Wiederheirat« und Kommunionempfang.

»N., vor Gottes Angesicht
nehme ich dich an als meine Frau.
Ich verspreche dir die Treue
in guten und bösen Tagen,
in Gesundheit und Krankheit
bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren
alle Tage meines Lebens.«
(Aus der Trauliturgie)

Es läuft letztlich auf die Frage hinaus: Ist das tiefster, radikaler Ernst – oder Folklore?

Auch Jesus gibt sich in der Kommunion nicht widerrufsweise. Nachfolge Christi ist unerbittlich, weil die Liebe unerbittlich ist. Wo die Kommunion in erster Linie als Dokument der Zugehörigkeit gesehen wird, kann sie nicht empfangen werden. Das entspricht nicht ihrem Wesen, das ja gerade die Einigung mit Christus ist. Sie ist der Weg der Zugehörigkeit, Heilung und Heiligung.

Die Kirche versperrt dem zivilrechtlich Verheirateten nicht den Weg zur Kommunion. Jeder, der in dieser Situation ist, kann selbstverständlich in eine Kirche gehen und die Heilige Kommunion empfangen. Aber sie weist darauf hin, daß in der Lebensführung ein Widerspruch zum Sakrament besteht, das einen fruchtbaren Empfang verhindert – einfach weil nur eines wahr sein kann. Entweder ist Christus in der bestehenden Ehe gegenwärtig oder nicht. Ich kann nicht selektiv Christus in dem einen leugnen – der Ehe, und in dem anderen annehmen – der Kommunion. Das ist kein disziplinäres Problem, sondern ein Lebenswiderspruch.

Ich kenne Menschen, die diesen Lebenswiderspruch erkannt und darin unterschiedliche Lösungen gefunden haben.

Was hier geschieht, ist der Versuch, ein knallhartes Flutlicht auf die Situation der Paare zu richten. Damit wird kein Problem gelöst, im Gegenteil: Die Pastoral der Diskretion wird in Zukunft sehr erschwert werden.

Durch die Einforderung der Kommunion, wie das zur Zeit durch pressure groups massiv geschieht, wird zudem die Haltung gegenüber der Gnade des Sakramentes pervertiert. Das Sakrament ist etwas, auf das ich dann ein Anrecht habe wie auf die Ausstellung eines Mitgliedsausweises, wenn ich ADAC-Mitglied bin.

In der Kölner Kirchenzeitung fand ich im Mai letzten Jahres WÖRTLICH und zustimmend den Satz:

»Niemand verzichtet auf eine weitere Partnerschaft, nur um zur Kommunion gehen zu können.«

Das bedeutet: Hier ist gar nicht mehr verstanden, wer Jesus Christus ist. Und was er für einen Menschen sein will, der nach einer »gescheiterten« Ehe Seine Nähe sucht.

Ich schlage vor, kluge Seelsorger zu beauftragen, mit Betroffenen einen Weg zu gehen. Da fehlt es zur Zeit an echter, lebensbegleitender Hilfe. Keine Tipps vom Hohen Roß eigener moralischer Selbstgewißheit einerseits, keine billige Gnade andererseits.

Um den Begriff der »Barmherzigkeit« gibt es viel Verwirrung. Barmherzigkeit ist jedoch nichts, was sich einfordern ließe. Hätte man Barmherzigkeit institutionalisiert, wäre sie keine Barmherzigkeit mehr, sondern Recht. Barmherzigkeit ist, was ich aus dem je eigenen dem anderen ungeschuldet geben kann.

Selbst wenn die Kirche wollte, könnte sie die sakramentale Ordnung für jemanden nicht wiederherstellen, der sie nicht akzeptiert. Das wäre ein Widerspruch, keine Barmherzigkeit. Äußerste Kaltblütigkeit wäre es hingegen, wenn die Bischöfe in dieser Situation einem Druck nachgäben, statt sich auf ihr Amt der Leitung und Heiligung zu besinnen.

Mittwoch, September 24, 2014

Bloggertagung im Fokus (Teil 3)

[Peter Esser] Den Abschluß der Bloggertagung bildete eine – aus dem Vatikanmagazin bereits bekannte – kleine katholische Typenlehre.  Wenn man schon für sich entscheidet, welche Art von Naturkatastrophe ist, warum dann nicht auch herausfinden, welches besondere Gewächs im Garten Gottes und der Kirche man darstellt. Aus Copyrightgründen verweise ich auf den vollständigen (und lohnenden) Artikel.

Während Norbert und Andrea die einzelnen Typen vorstellten, nutzte ich die Gelegenheit, mein Zeichentablett zu testen. Das kam (in Echtzeit) dabei heraus. Für jeden Typ nahm ich mir exakt die Zeit, die es dauerte, die Typenbeschreibung vorzulesen.

12 Apostel. Eine kleine Katholische Typenlehre. ©Peter Esser

Eucharistie für „Geschiedene Wiederveheiratete“?

[Von Bastian]
Die Ehe ist untrennbar. Das könnte nur einer ändern – Gott. Aber der macht keine Anstalten dazu.
Sakramente beinhalten ein Handeln Gottes, sonst wären es keine Sakramente. Auch deren Wesen und Struktur ließe sich nur zusammen mit Gott ändern. Auch hier jedoch zeigt Er bisher nichts dergleichen.
Also: kein Komunionempfang bei „Widerverheirateten Geschiedenen“. Soweit logisch.
Die Idee, diese Haltung als unbarmherzig zu bezeichnen, liegt für viele Menschen nahe. Doch wer wäre denn da unbarmherzig? Der Mensch kann schließlich nicht das eine Handeln Gottes gegen ein anderes Handeln Gottes ausspielen – damit machte er Gott zum Komplizen bei einer Sünde. Das wird der begreiflicherweise nicht mögen. Also ist Gott unbarmherzig? Wer das glaubt, kann ja gehen, denn warum sollte man sich einem unbarmherzigen Gott unterordnen, der überdies lügt, indem er von sich sagt, er sei barmherzig?
Die Idee einer Zweitehe zu Lebzeiten des ersten Ehepartners kann nur ein Irrtum sein, wenn man diese Logik beherzigt.

Und trotzdem – irgendetwas ist hier doch falsch. Es kann doch nicht sein, dass man Menschen, die ein trauriges Schicksal hinter sich haben, eine vermeintlich göttliche Logik um die Ohren haut, wie ich es oben getan habe: "Die Dinge liegen so und so – finde Dich damit ab oder sei ein schwerer Sünder". Doch genau das passiert derzeit immer wieder: im Namen der Romtreue und des wahren Katholizismus wird getan, als sei es der Willen Gottes für mich, die Sünden anderer zu verurteilen, und die Pflicht der Kirche, diese Verurteilung gutzuheißen. Doch das ist Wasser auf die Mühlen der Kirchengegner.
Dass auf diesem Feuerchen persönlicher Schicksale politische Süppchen gekocht werden, ist klar und wird immer wieder gut dargelegt (LINK): was gäben viele darum, zu erleben, dass sich die Kirche von Gott distanziert, um sich nach ihnen zu richten. Das ist natürlich indiskutabel. Doch für genauso indiskutabel hielte ich es, wenn ich irgendjemanden wegen der Sünde Ehebruch verurteilte, denn sündigen kann ich selber bestens. Ich versuche, auf die Kirche zu hören, und doch könnte man mir im Namen der Romtreue und Lehre sicher viel vorhalten. Ich vermute allerdings, ich bin nicht der einzige in dieser Situation: Christus ist zwar für mich gestorben, aber nicht nur für mich. Willkommen alle im Club der Sünder, die bekanntlich mit dem Maß gemessen werden, mit dem sie messen. Das Steine-werfen auf Ehebrecher ist uns verboten.
So richtig es ist, die Stimme zu erheben, wenn versucht wird, mit politischer Agitation den Blick der Kirche von der Wahrheit Gottes abzulenken, so wichtig ist es auch, dass nicht Sünder Sünder verurteilen. Genauso wenig, wie man ein Sakrament gegen das andere ausspielen kann, kann man Gottes Wahrheit gegen seine Vergebung ausspielen. Wenn der Papst Leute verheiratet, die bereits Kinder haben, ist das kein fahrlässiges Ankratzen der Wahrheit, sondern ein Grund zum Feiern: Schafe kehren zur Herde zurück. Wenn nach einer pastoralen Lösung für Geschiedene gesucht wird, gilt es, diese Suche zu unterstützen und sie nicht mit Argumenten zu torpedieren, die letztlich nach dem Schema laufen: verirrte Schafe gehören gebrandmarkt, nicht gesucht. Die Sorge um die Wahrheit können wir dabei getrost dem Heiligen Geist im Gebet anvertrauen. Dem Sünder nahe zu sein ist göttliches Prinzip, nicht katholische Prinzipienlosigkeit.

Dienstag, September 23, 2014

Warum Kirche den bestimmten Artikel braucht

[Peter Esser] Wie geht es mir so mit Kirche? Wo kann Kirche präsent sein? Haben wir schon gehört, Frage.

Haben wir waaas? … Entschuldigung: Die Frage natürlich. Meine 2Pence auf den fehlenden bestimmten Artikel und was er mit dem Druck der Verbände (daher auch der Begriff »Druckverband« auf die kirchliche Doktrin zu tun hat, hier:

Wir haben eine große kulturelle Nähe zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche. Sind sich doktrinell die Orthodoxen und die Katholiken näher, so gleichen sich vom Lebensstil – und den Denktraditionen evangelische und katholische Christen im Lamd der Reformation sehr viel mehr. Für mich ist kein Wunder, daß die ganze Wucht des gelenkten, katholischen Volkswillens zur Zeit auf der Protestantisierung liegt. Wobei natürlich »Protestantisierung« nicht viel mit Luther und den anderen Reformatoren zu tun hat. Denn immerhin scheinen die Probleme ja auf der evangelischen Seite größer zu sein als auf der katholischen. Vielleicht ist die Zielvorstellung des kirchlichen Mainstreams eher ein Kulturchristentum mit »Kirche« als Ereignis, nicht als wirklichem Subjekt.

Siehe dazu die Fülle der immerhin 1200 Ergebnisse auf die Phrasensuche »Kirche ereignet sich«:

Montag, September 22, 2014

Bloggertagung im Visier … äääh … Fokus. (Teil 1)

[Peter Esser] Zu Beginn läutete die Gloriosa; just an dem Tag, an dem sich Teile der Blogoezese zum mittlerweile dritten Bloggertreffen, diesmal in Erfurt, begegneten, wurde in Erfurt der neue Bischof vorgestellt, wurde in Köln Kardinal Woelki in sein Amt eingeführt, trafen sich (nach behutsamen Schätzungen) fünftausend Menschen in Berlin, um gegen die Tötung ungeborenen Lebens aufzutreten, bereitete der Papst seine Reise nach Albanien vor. Genug Catholic Stuff, um ein Bloggertreffen lediglich eine Randnotiz wert sein zu lassen.

Die Kollision mit dem »Marsch für das Leben« in Berlin war eine Panne, die Begrüßung des neuen Erzbischofs in Kölner Dom in Hinsicht auf das Treffen der Blogözese Höhere Gewalt, die Vorfreude auf den neuen Erfurter Bischof jedoch ein sehr glücklicher Zufall, konnte sich doch unser investigativster Newsblogger gleich an Ort und Stelle akkreditieren und dem »Neuen« auf den Zahn fühlen.

Am späten Freitagabend trudelten dann auch die letzten ein. Freitagsverkehr ist, was einen mitnimmt, auch wenn es nicht vorwärts geht.

Halbwegs frisch konnten wir dann am Samstag dann erst einmal lauschen, was der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann in einem kurzen Impuls zur Diskussion stellte. Anschließend trug Anna Heiliger die Ergebnisse ihrer Arbeit »Das missionarische Potenzial der deutschsprachigen katholischen Bloggerszene« am Institut für Pastoralforschung der Ruhr-Uni Bochum vor. Für einen einzigen Vormittag war das gewaltig viel Stoff – und manche Wortmeldung habe ich mit Blick auf die Uhr doch wieder innerlich »in die Tasche gesteckt«. Ist auch viel wert, wenn man dann später ein Thema hat, über das gebloggt werden kann. (So wie gezz!)

Matthias Sellmann begann mit einem Zitat des ehemaligen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“

Mit Verweis auf Gaudium et Spes sprach er vom konzilsbedingten »Paradigmenwechsel« in der Verkündigung:

»Es ist jedoch Aufgabe des gesamten Gottesvolkes... , unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfaßt, besser verstanden und passender verkündet werden kann.« (GS 44)

Eine Botschaft ändert in der Weitergabe und Rezeption – und der Verkünder der Frohen Botschaft hat (ausgehend von Hemmerle) zwei Lernschritte zu vollziehen: Er muß neben der Botschaft, die er weitergibt, sich selber erlernen, aber er muß eben auch den anderen lernen. Die provokante Aufforderung an die Blogger im Hinblick auf das Missionspotenzial der Blogoezese: Weniger selbstreferentiell, weniger kirchenzentriert schreiben, neben der Frage nach der Erlösung das Hier und Jetzt der Menschen in den Blick nehmen.

Soweit meine Wiedergabe aus der Erinnerung. Ich hoffe zumindest die Leitfäden des Impulses wiedergegeben zu haben. Soweit stimme ich natürlich zu: Der Apfelkistenmissionar, der sich im Internet seine eigene Speaker’s Corner einrichtet, hat als Person wenig Ausstrahlung. Aber muß es nicht auch die Themenblogs geben, die bewußt nur interessierten Personen zugänglich sind? Sind Vertiefung und Austausch nur nachgeordnete Blogthemen?

Kann ich die Rede von Jesus Christus – theologisch vielleicht modern – auf ein »Christus-Ereignis« reduzieren? Und gehört zu Jesus Christus nicht ganz wesentlich die Kirche hinzu? Läßt sich »Kirche« wirklich als Geschehen begreifen, das sich dort ereignet, wo Menschen sich in irgendeiner Form vom Christus berühren lassen? »Die Kirche Jesu Christi ist nicht gleichzusetzen mit der Römisch-Katholischen Kirche« erhielt ich als Antwort auf diese Frage, aber diese Frage hatte ich nicht gestellt. Nein – ich hätte mir an dieser Stelle doch einen vertiefenden Dialog gewünscht. Einen Dialog, der es nicht erfordert hätte, daß mein Sitznachbar fieberhaft »Dominus Iesus« nach Hinweisen auf die Heilsuniversalität Jesu Christi und seiner Kirche durchforstete.

Denn immerhin hat der Missionar nicht eine abstrakte, ideelle Botschaft; er steht mit seiner Verkündigung für eine Person. Das Dialogmodell der Rede über Gott als Austauschmodell zwischen Sender und Empfänger, das schon ganz gut gelaufen ist, wenn es beiden anschließend besser geht, genügt nicht. Denn es berücksichtigt nicht die »Rede des Heiligen Geistes durch uns«. Es berücksichtigt nicht ausreichend, daß ein Sprechen von Gott eigentlich gar nicht möglich ist, wenn es nicht ein Sprechen IN Gott ist. Der mutmaßliche Wandel im Missionsverständnis ist meines Erachtens kein Wandel. Ganz sicher hat es in den missionarischen Bemühungen vergangener Zeiten Irrwege und eine Form unbeleuchteter Mission gegeben. Aber daß die Kraft der Mission die Liebe Christi ist, die uns drängt (vgl 2 Kor 5,14), hat auch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil niemand bezweifeln können, dem an der Verbreitung des Evangeliums gelegen war.

Noch einmal: Kern der Verkündigung ist meiner Ansicht nach nicht ein Ereignis – auch kein »Christus-Ereignis«, sondern eine Person. In das Kennenlernen der Person gehört die Kirche als Begegnungsort des Auferstandenen ganz wesentlich mit hinein und kann nicht ausgespart werden. Für mich als Katholiken ist die sakramentale Begegnung mit dem auferstandenen Herrn wichtig: Also präzisiere ich: Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

Der Weg, auf dem das Wort zu den Menschen kommt, ist die Liebe. Wenn ich liebe, werde ich den anderen in seiner Andersheit kennenlernen wollen. Hier ist für mich der Platz für das Hemmerle-Zitat vom Erlernen des anderen, das ich methodisch für eine sehr große Aussage halte. Doch der eigentlich Handelnde in der Mission ist Jesus Christus selbst. Ja, es ist wichtig, den unter die Räuber Gefallenen zu versorgen. Aber das Ziel ist nicht die Herberge der Heilung, sondern das Leben in Fülle. Der Himmel und wie man dahin kommt, ist das zentrale Thema der Evangelisierung.

Wir sollten zudemr nicht vergessen, daß Gott – für uns mitunter lästig – nicht nur durch die Sympathischen, sondern auch durch die Unsympathen, die Dialogverweigerer wirkt. Paulus, der große Mann des Gebetes, wußte das noch zu schätzen: »Aber was liegt daran? Auf jede Weise, ob in unlauterer oder lauterer Absicht, wird Christus verkündigt und darüber freue ich mich.« (Phil 1,18)

Daher fehlte mir in der Beleuchtung des missionarischen Potenzials der Bloggerszene (neben der Barmherzigkeit den Sperrigen, den Unsympathischen gegenüber) der Hinweis auf die EINE Kraftquelle der Mission: Auf das Gebet.

Soweit erste Anmerkungen. Ich blogge sie so, wie sie mir aus der Feder geflossen sind. Wenn jemand es besser weiß und mich korrigieren kann, etwa, indem er sagt: Du hast Professor Sellmann nicht verstanden! bin ich dafür dankbar.

Der ist nämlich wichtig. (Neben entzückenden Hundefotos.)

Dienstag, September 16, 2014

Die Konservativen sind andere, und das ist schlimm!

[Von Bastian] Eine Trennungslinie, an die wir von Klein auf gewöhnt sind, trennt die Konservativen von den Progressiven. Das war nicht nur in der Politik so: spätestens seit dem 2. Vatikanischen Konzil lässt sich auch die Kirche so einteilen. Diese Trennungslinie wurde analysiert, zelebriert und für gesellschaftliche Entscheidungen extrapoliert. Langsam wurde sie an vielen Stellen zum Graben.
Auf beiden Seiten wurden Begriffe in Beschlag genommen, die heute so eng damit verknüpft sind, dass sie ohne entsprechende Assoziation kaum noch verwendbar sind. Frauenrechte z.B. werden nahezu immer mit dem linken politischen Lager verknüpft, Sicherheit dagegen fast automatisch mit konservativen Anschauungen. So hat sich im Laufe der Zeit ein sehr ausgefeiltes Gedankengebäude entwickelt, das seine Stärke darin hat, alles sofort einordnen und damit auch, je nach eigenem Standpunkt, sofort bewerten zu können. Auf dieser Welle schwimmt der größte Teil unserer Politik.
Doch dieses alte Gebäude ist marode geworden.

Plötzlich tauchen Gruppierungen auf, die nicht in diese Grenzen passen. Der Marsch für das Leben ist eine solche. Auch politisch wird es evident: eine neue Partei, die in kein Schema passt, hat mehr Erfolg, als erwartet. (Kein Wunder, dass sich die Demoskopen und Parteistrategen irren: auch sie extrapolieren anhand ihrer Umfragen das alte System.) Ich will dieser Partei in keiner Weise das Wort reden – sie ist für mich nur ein gut sichtbares Symptom dafür, was hier passiert: die alten Grenzen sind keine mehr.
Interessant ist: hier tut sich eine neue Trennungslinie auf, nämlich zwischen denen, die noch im alten Gedankenhaus leben, und denen, die inzwischen ausgezogen sind. Letztlich ist es wieder eine Trennung zwischen dem Gewohnten und dem Neuen. Und siehe da: all die „Progressiven“ des alten Systems finden sich jetzt auf der „konservativen“ Seite: den entsprechenden Politikern fällt kaum etwas anderes ein, als verzweifelt zu versuchen, ihre neuen Gegner mit Attributen des alten Systems zu belegen, sie irgendwie einzuordnen. Und da zitieren sie das herbei, was am besten zieht: Rechtsradikalismus. Lebensschützer und neue Parteien kommen angeblich alle aus demselben reaktionären Loch gekrochen. Medien und Politik sind geradezu geil auf jedes Zitat oder Satzbruchstück, das sich für die gewohnte und nach dem alten System korrekte Zuordnung verwenden lässt. Und niemand offenbart sich hier als konservativer im negativen Sinn als die Linken.
Doch warum hängt man so am alten System?

Einmal ist da die Gewohnheit. Die Gesellschaft, daran ist man einfach gewöhnt, bildet sich sofort selbst das gewünschte Urteil, sobald die notwendigen Schlüsselbegriffe fallen. Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus, umweltschädlich, reaktionär: etwas in dieser Art als Attribut war lange Zeit das gesellschaftliche und vor allem politische Aus.
Zusätzlich jedoch wurde dieses Weltbild zu Machtzwecken ausgenutzt. Unliebsames wurde einfach entsprechend eingeordnet und mit verworfen. Das Gewicht des „Faschistischen“ hat lange Zeit eine Menge anderes mit in den Abgrund gezogen. Doch dabei wurde vergessen, auf die Mischung zu achten: zwischen dem, was wirklich und reflektiert verwerfenswert war, stieg der Anteil des Gefaketen, der Anteil dessen, was nur damit in Verbindung gebracht wurde, weil es weg sollte. Und jetzt erleben wir, dass das Gewicht des wirklich Schlechten nicht mehr ausreicht, diese Machtstrukturen zu erhalten. Plötzlich schwimmt der ganze Dreck wieder hoch, und diesmal ist es umgekehrt: das kritische Denken, das mit dem Dreck versenkt wurde, verhilft ihm jetzt zum Schwimmen. Fein durchmischt mit persönlich reflektierter Kritik taucht Antisemitismus auf. Frauenverachtung wird als Fortschritt gepriesen und Umweltschädlichkeit als Verschwörungstheorie abgetan.
Das Pendel schwingt zurück. An ihm klebt der ganze Dreck, in dem man es verankern wollte, auf dass es nie wieder schwinge. Und es trägt den Dreck geradewegs ins Lager derer, die ihn früher so verdammten.
Wir müssen aufpassen, denn leider sind auch wir Christen dagegen nicht gefeit.

Samstag, September 13, 2014

Irgendwie nett!

[Von Bastian]
Wir haben uns entschlossen, in unserem Gebetskreis gemeinsam die Entzücklika Evangelii Gaudium zu lesen.

Also bin ich auf die Website der DBK gegangen und dort auf die „Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls“. Dort habe ich erst einmal bemerkt, dass die DBK dasselbe Shopsystem verwendet wie ich. Habe mich gleich zuhause gefühlt.

Der vierte Artikel von oben war dann auch „Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM von Papst Franziskus“. Kostenpunkt: 0,62€ pro Exemplar (wer macht solche Preise?!), incl. 7% MwSt., zzgl. Versand. Habe 6 davon in den Warenkorb gelegt und mich gleich dorthin geklickt.
Hier hieß es plötzlich: Einzelpreis: 0,00€, Gesamtpreis: 0,00€, zzgl. Versandkosten (anklickbar). Ein Klick auf die Versandkosten öffnete eine genaue Liste: es ist nach Gewicht gestaffelt. Da der Einkaufswagen hier weiterhalf („Gewicht: 1,818kg“) wusste ich: 5,06€.
Also zur Kasse. Dort wurde ich mit der Nachricht empfangen: Postversand innerhalb Deutschlands: 5,06€. OK, war zu erwarten.
Weiter zur Auftragsbestätigung. Kaufpreis 0, Versand 5,06€. „Die hier genannten Portogebühren geben Näherungswerte an und können nach unten abweichen.“ Spannend!
„Zahlungspflichtig bestellt“. Keine Zahlungsmöglichkeit, keine Möglichkeit, eine Rechnungs-adresse einzugeben. Der Auftrag wurde bestätigt.
36h später kommt ein Packet an: 6 wunderschöne Entzückliken. Keine Rechnung drin. Einfach so. Das nenne ich ein niederschwelliges Angebot!

Liebe DBK, Euren Shop könntet Ihr vielleicht bei Gelegenheit noch mal anschauen. Doch ansonsten: das ist wirklich Klasse! Wer kirchliche Texte lesen will, ist bei Euch gut aufgehoben: blitzschnell und günstig. Mehr Service kann man da nicht leisten - ich hoffe, dass viele Menschen das auch entdecken und bestellen! Vielen Dank!

Dienstag, September 09, 2014

Ich bin etwas geschockt.

[Ein Betroffenheitsbeitrag von Bastian]
Peter Winnemöller fragt in seinem Blog, wo man aus der ARD austreten könne (LINK). Grund: das Herumreiten auf den Reichtümern der Kirche, mit einem aus zwangsweise erhobenen Abgaben finanzierten Beitrag. Wieder einmal.
Und wie so oft möchte ich denen, die das alles durch ihre ganz spezielle Kirchenhasserbrille von außen betrachten, zurufen: schaut Euch das alles doch einmal von innen an! Riskiert es einmal, Eure Angst hinter Euch zu lassen, Eure Angst davor, dass die Welt anders sein könnte, als die Urteile, an die Ihr Euch klammert, Euch vormachen. Riskiert den Blick durch die Brille des Glaubens. Nicht, um ihn sofort anzunehmen, sondern erst einmal, um das zu verstehen, das Ihr glaubt bekämpfen zu müssen. Riskiert mal den Eintritt ins Innere der Kirche: dort findet Ihr eine ganz eigene Logik, die mit Weltfremdheit, spießiger Bürgerlichkeit oder gar Faschismus nichts zu tun hat.

Daher hat es mich schockiert, auf Facebook in einer explizit positiv katholischen Gruppe den Link zu einer faschistischen Website zu entdecken, die zu Gewalt gegen ausländische Mitbürger aufrief, sie als Feinde bezeichnete (und noch anders, was dem schlimmsten Vokabular der Nazizeit entfleucht schien und hier nicht wiederholt wird). Die (Gott sei Dank wenigen, aber zustimmenden!) Kommentare darunter hatten das Niveau von „Die sollen zurück zu ihren Kamelen“. Nun, ein paar Spinner gibt es immer. Ich habe daher den Beitrag an die Moderatoren gemeldet und kommentiert, dass ich das getan habe, weil da wohl jemand den Schuss nicht gehört hat. Und dass ich überlegte, Meldung an Facebook zu machen, wenn das so stehen bleibt. Die Reaktion kam zügig: ich wurde aus der Gruppe geworfen. Der Link jedoch wurde erst gelöscht, nachdem ein weiterer User sich zu Wort meldete.

Dass mich das auch wurmt, gebe ich unumwunden zu. Doch mehr noch schockiert es mich, dass hier alle Klischees über die ach so schlimme Kirche bedient werden: von der politischen Ansicht bis hin zum Versuch, das nicht wahrhaben zu wollen und lieber, mit Verlaub, das Naserümpfen verbieten anstatt die Scheiße zu entfernen, die den Gestank verursacht. Verlaub Ende.
Ich sehe wirklich großes Problem darin, dass so in all den heute nötigen Diskussionen die Glaubwürdigkeit fehlt. Der Islam wird für seine Extremisten kritisiert. Eine Diskussion darüber ist dringend nötig. Viele Diskussionen sind nötig. Und deshalb ist es schlimm, wenn zugleich Nazis in katholischen Gruppen gedeckt und Kritiker entfernt werden. Denn wer soll uns glauben, wenn wir genau das tun, was wir bei anderen kritisieren?

Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, dass ich hier ein persönliches Problem aufbausche und in ein Sachproblem umforme, um eine übertriebene Reaktion zu rechtfertigen. Hätte ich halt nicht so viel Wind gemacht. Oder ganz banal: der ist doch blos sauer. Ja, sauer bin ich. Und trotzdem ist es mir sehr ernst mit dem Problem der Glaubwürdigkeit.