7 Vorschläge für eine „würdige“ Messfeier werden präsentiert: Der amerikanische Blogger Pat Archbold macht sie (
LINK). Dabei schlägt er, so denke ich, einen zweifelhaften Weg ein. Viel von dem, was da vorgeschlagen wird, stünde mir im Wege bzw. wäre für mich nett, aber oft auch überflüssig. Bin ich wieder einmal unwürdig?
Ich denke, Unterscheidung ist angesagt. Es gibt zwei Bereiche, die man nicht verwechseln darf.
Einmal ist es die Messe selbst, die die innigste Gemeinschaft Gottes mit Seiner Kirche und damit mit mir auf Erden darstellt. Sie ist Sein Wirken unter uns, das wir mitfeiern dürfen. Sie ist heilig. Wer sie ändert, vergreift sich am Heiligtum. Gott tut in dieser Feier alles, um zu uns zu kommen: wir sollten alles tun, um zu ihm zu kommen. Er ist unser Ziel in der Messe, nicht wir selbst. Wer daher beginnt, die Messe zu verändern, um sie irgendwie gefälliger zu machen, lenkt den Blick in die falsche Richtung, denn er ersetzt das Heilige durch das Menschliche und stellt sich so meinem Blick auf meinen Erlöser in den Weg.
Und dann ist da der große Bereich dessen, was ich tun kann, um diese Messe angemessen mitzufeiern. Auch hier gilt: nicht den Blick in die falsche Richtung lenken. Weder Sprache und Zelebrationsrichtung noch der Einsatz von Weihrauch, die Lieder oder die Kleidung der Mitfeiernden machen die Messe mehr zu Messe, das Opfer heiliger oder die Eucharistie eucharistischer. Als Ausdruck der Liebe zu Christus in der Messe mag das alles en wunderbares Mittel sein – als Voraussetzung für eine angemessene Messfeier ist es ungeeignet.
Das ist auch dann so, wenn ich ihm mit dem Begriff „Würde“ eine hohe Bedeutung gebe, denn wie sollte ich eine Messe angemessen mitfeiern, wenn ich es unwürdig mache?
All diese Vorschläge zum Thema Würdigkeit führen zu einem mit Bedacht vorgenommenen, formvollendeten Ritus. Doch wer sagt eigentlich, dass „würdig“ gleichzusetzen ist mit formvollendet, bedächtig und getragen? Die Sache kann ins Gegenteil umschlagen: in Formalismus. Denn dann wird vergessen, dass es letztlich Christus ist, der die Messe würdig macht, weil er sie überhaupt erst zur Messe macht. Die Würde der Messe ist Christus.
Wenn ich aus Ehrfurcht vor Christus und Seinem Opfer für mich in der Messe einen Anzug trage, ist das eine sehr gute Sache. Wenn ich den Anzug von anderen fordere, habe ich etwas nicht kapiert. Wenn ich ein großes Hochamt voll Farben, Gesten, Musik und Weihrauch genieße, weil es ein (sicher immer noch klägliches) Abbild der Herrlichkeit ist, die Gott darstellt, ist es lobenswert. Wenn ich als Ästhet andere Messen gering schätze, suche ich das Falsche.
Glaube lässt sich nicht andressieren. Wie Benedikt XVI sagte: letztlich kommt es auf die Freundschaft mit Christus an. Freundschaft ist Liebe in Freiheit. Genauso, wie man eine Freundschaft verliert, wenn man über die ganze Freiheit den Freund vergisst, kann man sie unter einem Haufen Anforderungen ersticken.
Zwei Dinge sollten in der Messe sicher gestellt sein: dass die Messe „richtig“ gefeiert wird und dass jeder ihr angemessen folgen kann.
Für das erste ist der Priester zuständig: er soll all das tun, was rot geschrieben ist, und all das sagen, was schwarz geschrieben ist. Dann ist es, soweit ich weiß, korrekt.
Für das zweite bin ich zuständig: mein Benehmen und mein Äußeres sollen angemessen sein und niemanden ablenken oder peinlich berühren. Ich sollte ruhig sein, um niemanden zu stören. Kurz: ich sollte mich bemühen, die Messe mit zu tragen, und nicht zu behindern. Aber das war es dann auch.
Ich liebe in der Messe die Versammlung um den Altar und den Blick auf das Geschehen darauf, das in meiner Sprache gesprochene Hochgebet und viele Lieder, darunter etliche neue, und brauche nicht jedes Mal Weihrauch. Das ist in Ordnung und hindert mein Glaubensleben in keiner Weise: es sind meine Eigenheiten, die für niemanden verbindlich sind und für die ich niemandem Rechenschaft schulde, außer Gott.
Bin ich jetzt unwürdig? Ja, das bin ich, und ich weiß es. Ich bin wegen meiner Sünden unwürdig vor Gott. Das ist mein Kummer und meine Freude über meine Rettung zugleich. Unwürdigkeit in den Augen derer, die anderen erklären wollen, was wirklich würdig ist, ist hingegen unwichtig. Sie tut allerdings weh, denn sie reist unnötige Gräben auf und verletzt.
Die 7 Vorschläge sind daher für mich grenzwertig. Sie beschreiben eine schön gefeierte Messe, keine Frage, doch die Intention scheint darüber hinaus zu gehen. Doch auch sie beschreiben keine bessere Messe, machen Gott nicht göttlicher und daher auch Menschen nicht würdiger, denn Gott ist die Würde des Menschen.