Dienstag, Februar 28, 2012

Die politische Aussage des Katholikentagssymbols



[Von Bastian]

Hier das Symbol des Katholikentags: der Rucksack. Es ist geschickt ausgewählt und gestaltet.

Der Rucksack verkörpert leicht verständlich biblische Wahrheiten wie „Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd – nur den Rucksack“, Lk 9,3, und „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Mein Rucksack ist leicht!“, Mt 11,28ff.



Zusätzlich zu dieser symbolkräftigen Unterstreichung grundchristlicher Fundamente nimmt der Rucksack jedoch auch subtil und leise politisch Stellung und offenbart dabei einen erstaunlichen Konservativismus in positivem Sinne.


In der Farbgebung dominiert das rot als Farbe des sogenannten progressiven Lagers, also derer, die sich als fortschrittlich und offen für Neuerungen verstehen. Rot ist der ganze Rucksack selbst wie auch seine Tragegurte. Wir dürfen dabei den Sack als Behälter und damit als Möglichkeit für Inhalt ansehen, die Tragegurte hingegen als Möglichkeit, den Inhalt zu schultern und zu bewegen. Rot macht es demnach möglich, ausgerüstet mit Kapazität bequem voranzuschreiten.

Dem eingehenden Betrachter kommen jedoch bald Zweifel an dieser etwas plakativ inszenierten Aussage, setzt doch das Design mit schwarz einige kleine, doch markante Akzente, die den ersten Eindruck wieder zunichtemachen. Das schwarz, politisch die Farbe für Wertbeständigkeit und Traditionsbewusstsein, ist geschickt eingesetzt als Antagonist zum plakativen rot. Diese Akzente erst offenbaren dem, der diesen vortrefflich gestalteten Rucksack meditiert, seine wahre Symbolik. Schauen wir genauer.

Da fällt zunächst auf, dass der Rucksack seinen Inhalt vollständig verdeckt. Jede Transparenz, die im heutigen politischen Geschehen zu den Grundvoraussetzungen gehört, fehlt. Will man den Inhalt sichten, gibt es nur einen Weg: man muss ihn mithilfe des schwarzen Verschlusses öffnen. Erst das schwarz, stehend für Tradition und Werte, eröffnet den Blick für das, was sich im Sack der Neuerungen angesammelt hat. Erst das Bewusstsein für Beständigkeit schließt den Bereich auf, den man mit sich herum schleppt, für neu hält und doch nicht erkennen kann. Dieses Design wird dabei konsequent angewandt: auf den Rucksack selbst wie auch auf seine Seitentaschen. Das Ziel ist klar: es soll deutlich gemacht werden, dass es sich hier um eine allgemeingültige Aussage handelt.

Unterstrichen wird dies noch einmal durch den einzigen Teil des Rucksacks, der im besten Sinne transparent und einsehbar ist: das Netz. Es ist schwarz. Das, was man an Tradition und Werten fixiert, bleibt erkennbar und steht jederzeit zur Verfügung, ohne dass es man erst erschließen müsste. Das Netz hat Zeugnischarakter, indem es nichts hinter plakativen politischen Farben verbirgt, sondern offen zeigt, womit ich mich ausrüste und wodurch es gehalten wird. Mit diesem Netz werden Menschen gefangen für Christus.

Auch der Griff des Rucksacks ist schwarz. Während man mir an den roten Tragegurten die Last überhängt und sie mich dann fortwähren von hinten verfolgt, wird sie durch den schwarzen Griff sozusagen handhabbar. Ich kann sie mir am schwarz vor Augen führen, öffnen, sichten, kann sie abgeben und loslassen.


Was ich im vermeintlich Fortschrittlichen zusammengepfercht mit mir herum schleppe, wird durch die Werte erst sichtbar, nutzbar. In diesem Licht will der Rucksack verstanden sein. Er ist ein gelungenes Symbol für vieles, was man auf dem Katholikentag vermutlich vermissen wird, und darum wichtig.

Montag, Februar 27, 2012

Aufbruch, Aufbruch! Überall Aufbruch!




Eigentlich hatte sich Eberhard den neuen Aufbruch anders vorgestellt.

Ornithologisches Frühlingstagebuch 1

[Von Bastian]

Nachdem es bereits vor dem Kälteeinbruch einiges an Vogelgesang gab, der aber nicht ernst zu nehmen war, geht es inzwischen richtig los. Ich werde hier ab und zu in Stichworten berichten, was sich bei uns so tut.

Inzwischen singen Rotkehlchen (die haben nie wirklich aufgehört), Heckenbraunellen, Misteldrosseln und Amseln. Ab und zu auch Zaunkönig, Grünling und Buchfink. Taube und Kleiber rufen, zwischendurch auch der Grünspecht. Die Kohlmeisen stellen vom Winterruf (leiser, hoch und 2x tief) auf den Revierruf um (variabel mit Betonung des hohen Tons). Die Schwanzmeisen haben ihre Schwärme aufgelöst, Blaumeisen fliegen den Nistkasten an. Elstern suchen nach Nistmaterial.
Wenn es wärmer wird, rechne ich in den nächsten Tagen mit den Singdrosseln als ersten Heimkehrern. Bleibt es kühl, wird es noch ca. 2 Wochen dauern.

Sonntag, Februar 26, 2012

Dualität der Geschlechter

[Von Bastian]
Wieder ein interessantes Gespräch mit meinem Bloggervater, von dem ich grüßen soll.
Thema: Geschlechtlichkeit.
Unsere Überlegung: die beiden Geschlechter sind keine Kriterien, zu denen man weitere hinzufügen könnte – sie sind eine Polarität. Wie Heiß – Kalt. Eine dritte Temperatur ist nicht denkbar, sondern würde sich immer aus diesen beiden heraus definieren.
Dennoch werden munter weitere Geschlechter propagiert. Warm beispielsweise. Oder nach Gender die, die sich zwar heiß anfühlen, selbst aber frieren. Oder umgekehrt.
Man kann da auch Rechte draus erwachsen lassen. Zum Beispiel dass auf Wunsch Spiegeleier auf Kühlakkus zubereitet werden, wenn die Akkus sich heiß fühlen. Oder dass Herdplatten in Kühlschränken montiert werden und sich dort frei ausleben, wenn sie sich dazu selbst entscheiden. Ja aus Gründen der "Cesliusgerechtigkeit" sollen sogar nur noch Kühlschränke mit Ceranfeld erlaubt sein, damit die Temperatur stets frei wählbar ist.

Der Brei, der inzwischen aus dem ehemals gut gefüllten Kühlschrank fließt, ist unappetitlich und wahrscheinlich bereits verdorben. Auch die Eier sind hin.
Mir wird schlecht von dem Zeug. Es ist irritierend – wobei die „Aufgeklärten“ über meine Übelkeit irritiert sind.

Guten Appetit.

Samstag, Februar 25, 2012

Existiert ein drittes Geschlecht?

[Von Bastian]

Ich formuliere einmal spontan meine Position: es gibt faktisch kein drittes Geschlecht. Es gibt nur zwei. In der gesamten Natur übrigens.

Genauer gesagt gibt es folgende Fälle:

- Ungeschlechtlichkeit, Vermehrung durch Zellteilung. Beispiel: Bakterien, Einzeller wie das Pantoffeltierchen.

- Zwei Geschlechter in einem Organismus. Ein Individuum produziert beide Arten von Geschlechtszellen. Beispiel: viele Pflanzen (Selbstbestäuber).

- Zwei Geschlechter in getrennten Organismen, nicht fixiert. Das Geschlecht prägt sich je nach Situation aus. Beispiel: Anemonenfische, bei denen stets das größte Tier der Gruppe zum Weibchen wird. Es kann vorher durchaus ein zeugungsfähiges Männchen gewesen sein.

- Zwei Geschlechter nur zu Paarungszwecken. Beispiel: Bienen. Alle Tiere sind weiblich. Nur zum Paaren entstehen Männchen. Sie entstehen aus unbefruchteten Eiern, d.h. sie haben keinen Vater (Parthenogenese).

- Zwei Geschlechter, doch auch andere Vermehrung. Beispiel: Korallen, die sich sowohl durch die Teilung von Polypen oder die Sprossung von neuen Polypen aus dem Gewebe vermehren können als auch durch die Abgabe von Ei- und Samenzellen. Anderes Beispiel: viele Quallen. Sie leben als festsitzende Polypen und vermehren sich durch Ableger. Plötzlich schnüren die Polypen Larven ab, die zu Quallen werden. Die Quallen bilden Geschlechtszellen, die wie üblich miteinander verschmelzen und sich als Polyp festsetzen (Generationswechsel).

- Zwei Geschlechter in zwei Organismen, von denen nur einer Lebensfähig ist. Beipiel: Tiefseeangler (Fische), bei denen die Männchen winzig bleiben, sich an einem Weibchen festsetzen, dort bis auf ihre Geschlechtszellen verkümmern und schließlich quasi ein Teil des Weibchens werden wie ein Organ. Sogar die Blutkreisläufe verschmelzen.

-Zwei Geschlechter in zwei Organismen, dauerhaft getrennt. Beispiel: Mensch.

Ich hoffe, die Liste ist einigermaßen vollständig.

Es gibt also die Ungeschlechtlichkeit (die ausschließlich bei sehr niederen Wesen vorkommt) sowie die Getrenntgeschlechtlichkeit in 2 Geschlechtern. Mehr gibt es nicht.

Die Fälle, von denen beim „Dritten Geschlecht“ die Rede ist, sind Personen, die keinem Geschlecht zuweisbar sind. Es handelt sich dabei keinesfalls um eine weitere funktionelle Variante, sondern um nicht vollständig ausgeprägte oder auf unterschiedliche Arten vermischte Fälle der beiden üblichen Geschlechter männlich und weiblich.

Diese Fälle sind selbstverständlich für die Betroffenen ein Problem. Nur lässt sich das nicht dadurch lösen, dass man aus der uneindeutigen Ausbildung von Männlich oder Weiblich eine neue Norm definiert.

Wenn man die Stellungnahmen in Foren so liest, stellt man fest, dass viele Menschen diese Fälle für eine Art von Transsexualität halten und die Ablehnung eines dritten Geschlechtes für eine Art Homophobie. Das hat jedoch miteinander nichts zu tun – diese Verwechselung zeugt von fehlendem Wissen. Und da sehe ich ein weiteres Problem: die öffentliche Meinung bildet sich zumindest teilweise ohne Voraussetzung und wird ideologisch überfrachtet.

Eine einfache Lösung wäre vielleicht, wenn betroffen Personen die Möglichkeit hätten, die Frage nach dem Geschlecht unbeantwortet zu lassen. Dieser Weg wäre logisch, denn es gibt schließlich auch keine richtige Antwort.

Donnerstag, Februar 23, 2012

Los Wochos Fraktale

[Von Bastian]
Habe es selbst einmal versucht - oder besser: dreimal.
Programm: Fragmentarium.






Gnade

[Von Bastian]

In einem Gespräch ging es um die Aussage, Gnade sei nicht gleich Gnade.

Hier ein kurzer Versuch, den Gedanken zu beleuchten.

Meine Erlösung ist etwas anderes als ein fröhliches Herz, ein günstiger Parkplatz, gute Freunde oder die Bewahrung vor Schnupfen. Zugleich hängt das alles zusammen.

Die größte Gnade ist für mich die Tatsache, dass Gott mich liebt. Das ist sozusagen die Sonne. In mein Leben strahlt dieses Licht hinein. Wie es mich bescheint, ändert sich im Laufe der Zeit. Wo genau es hinfällt, ist jeden Tag und jeden Moment anders. Jeder Lichtstrahl ist eine Gnade für sich und zugleich Teil der ganz großen Gnade.

Gäbe es die Sonne nicht, säße ich im Dunkel. Gäbe es sie, doch ich würde die Strahlen, die sie sendet, nicht wahrnehmen, säße ich genauso im Dunkel. Beides muss sein und den Mechanismus muss ich kennen. Sonst halte ich irgendwann ein sonnenbeschienenes Fleckchen Erde für die Sonne selbst, oder ich glaube an die Sonne, kann sie aber nicht sehen.

Dienstag, Februar 21, 2012

Los Wochos: Kunst oder Wulst?

[Von Bastian]
Einer meiner Lieblingskünstler ist die Mathematik.
Kaum etwas ist freier, reicher und zugleich disziplinierter als Fraktale.
Stöbern auf der Seite lohnt!

Montag, Februar 20, 2012

Pfarrerinitiative nicht mehr zu toppen!

[Von Bastian]

Eine Umfrage spiegelt die Stimmung der österreichischen Bevölkerung bezüglich der Pfarrerinitiative wider. Was weniger bekannt ist: bei den Ergebnissen handelt es sich um Zusammenfassungen. Ein Teil der zugrunde liegenden Fragen, die tatsächlich gestellt wurden, wurde uns samt den Ergebnissen zugespielt. Wir fühlen uns der Wahrheit verpflichtet und veröffentlichen sie.

-

Sind Sie der Ansicht, die Kirche solle auf den Wunsch, den Gehorsam abzuschaffen, hören?

Ja: 82%

Nein: 12%

Unentschlossen: 6%

-

Halten Sie es für sinnvoll, dass nur Priester Priester sein dürfen?

Ja: 12%

Nein: 85%

Unentschlossen: 3%

-

Sind Sie für die Zusammenlegung von Priestern?

Ja: 73%

Nein: 6%

Unentschlossen: 21%

-

Halten Sie es für sinnvoll, in der Überlieferung Jesus eine Frau an die Seite zu stellen?

Ja: 92%

Nein: 2%

Unentschlossen:6%

-

Halten Sie Nein-Sagen für wichtig?

Ja: 96%

Nein: -

Unentschlossen: 4%

-

Sollte die Kirchenführung Mehrheitsentscheiden folgen?

Ja: 156%

Nein: 8%

Unentschlossen: 18%

-

Möchten Sie, dass sich die Katholische Kirche ändert?

Ja: 89%

Nein: 11%

Unentschlossen: -

-

Interessiert Sie die Katholische Kirche?

Ja: 11%

Nein: 89%

Unentschlossen: -

Donnerstag, Februar 16, 2012

Einfach prima!

Wie bekommt man eigentlich angesichts von Vatileaks&Co die Kirche, die Christus ist, mit den äußeren Erscheinungsformen von Kirche zusammen?

Nun, ich bekomme das überhaupt nicht übereinander. Das passt meiner Meinung nach nie. Sogar der Papst hat als erstes gesagt, es beruhige ihn, dass Gott auch mit unzureichenden Werkzeugen zu arbeiten wisse. Der glaubt auch nicht an sich.
Mir gibt gerade diese Diskrepanz Hoffnung. Die Kirche ist wie ich: unvollkommen. In mir will der Heilige Geist wohnen - das passt eigentlich wirklich nicht. Das gute bei Gott: es muss auch nicht passen.
Gott hat mir 4 Kinder anvertraut. Eigentlich ein Wahnsinn! Gott hat sich selbst der Kirche anvertraut - das ist wohl noch verrückter. Aber mit Blick auf das Kreuz weiß ich, dass er das ernst meint und dass er alles, was fehlt, selber gibt, nämlich sich selbst. Die Kirche hat die Sakramente. Das ist für mich Beweis genug.
Weil ich glaube, dass die Katholische Kirche Seine Kirche ist, kann ich ihr vertrauen. So wie ich jemandem finanziell vertraue, der zwar nicht immer bei Kasse ist, aber einen reichen Papa hat, der für alles garantiert. Selbst wenn es nervig ist: er ist der Erbe und mein zugesagtes Geld kriege ich.

Gott ist eben genial!

Ich könnte heulen!

[Von Bastian]
Zwei Frauen bekommen miteinander ein Kind. Steht in der Zeitung.
Faktisch ist das erst einmal Unsinn. Irgendwo gibt es einen Vater, von dem aber nicht die Rede ist. Eine der beiden Frauen ist schwanger – die andere hat mit dem Kind nichts zu tun.
Nichts? Die beiden Frauen lieben sich, haben geheiratet. Sie haben bei uns ähnliche Rechte wie ein heterosexuelles Paar. Warum also kein Kind? Unsere Gesellschaft ist in der Lage, der Tatsache abzuhelfen, dass die beiden kein Kind zeugen können. Es hat geklappt. Also bekommen sie eben doch ein Kind – der Fortschrittlichkeit sei Dank. Und sie sind glücklich. Dem Kind werden sie offen alles erzählen. So stellt es sich dar.

Meine erste Stellungnahme muss sein, dass ich mich über jedes Kind freue, das zur Welt kommt. Auch über dieses, ohne Einschränkung! Und jetzt wird es schwierig. Wie verurteilt man aufs Schärfste die Einstellung, die dahinter steht, ohne das Kind zu treffen? Ohne ihm seine Mutter anzugreifen? Es ist fast unmöglich. Ich lasse daher die beiden Frauen, die sich als Eltern bezeichnen, persönlich außer Acht. Dieses Kind ist da und ich wünsche ihm von Herzen alles Gute!

Was also ist es für eine Gesellschaft, in der Menschen gemacht werden, wenn jemand sie haben will, und getötet werden, wenn man sie nicht braucht? In der man ein Recht auf ein Kind, also auf einen Menschen hat? In der das vermeintliche Recht auf ein Kind, das man faktisch nicht bekommen kann, höher steht, als das Recht des Kindes auf seine wahren Eltern, die es faktisch hat?
Was ist das für eine Gesellschaft, die die Einhaltung der Menschenrechte fordert und sich zugleich selbst die totale Verfügung über die eigenen Kinder herausnimmt? Der Verfügung bis hin zu sein oder nicht sein, Wegnahme der wahren Eltern, Verweigerung der Kenntnis der eigenen Herkunft?

Ich weiß, dass das alles schon tausendmal geschrieben wurde. Aber ich denke, ich darf es nicht riskieren, es nicht zu schreiben: Menschenrechte sind bei uns längst Rechte am Menschen geworden. Wohnrecht ist schließlich auch kein Recht der Wohnung, sondern eines an ihr.

Ich könnte heulen!

Dedicated to THE QUEEN

Warum nicht der Queen of Blogs ein kleines Nachmittagsständchen singen?

Mittwoch, Februar 15, 2012

Vorauseilend in die Irre.

[Von Bastian]
Interessantes Gespräch mit meinem Bloggervater. Thema: die immer wiederkehrende Forderung nach dem Priestertum der Frau. Wir besprachen jedoch nicht den Gesichtspunkt, dass das Thema längst entschieden ist, sondern die Ansicht vieler, die erwarten, dass sich die Haltung der Kirche auch zu Dingen, die sie endgültig entschieden hat, im Laufe der Zeit ändern wird. Diese Ansicht hat Konsequenzen.

Erst einmal sind es innere Konsequenzen. Ich betrachte die Kirche nicht mehr als das, was sie ist, sondern als das, was sie meiner Meinung nach einmal sein wird. Ich ersetze die Kirche, die ist, durch eine Fiktion, die nicht ist. Dieser Fiktion folge ich im vorauseilenden Gehorsam.
Der nächste Schritt sind auch äußere Folgen: wenn sich die Kirche nicht in die Richtung entwickelt, die meiner Fiktion entspricht, entfernt sie sich in meinen Augen von ihrem eigentlichen Weg. Es ist dann vermeintlich meine Verantwortung, sie in ihrem eigenen Namen zu korrigieren. Je nachdem, wo meine Fiktion liegt, kann ich WiSiKi gründen, die Pfarrerinitiative oder auch die Piusbruderschaft.
Ich lebe nicht mehr aus der Lehre, sondern aus meiner Erwartung. Diese Erwartung kann mich blind für das machen, was von Gott kommt, weil ich nur auf etwas ganz bestimmtes fixiert bin. Ich bin wie viele Zeitgenossen Jesu, die den Messias nicht erkannten, weil sie darauf warteten, dass endlich etwas offenbart würde, das sie schon lange wussten.

Ketzerische Überlegung

[Von Bastian]

Nach dem Konzil ist das katholische Christentum an vielen Stellen aus den Fugen geraten, zumindest in Europa und ganz zumindest im deutschen Sprachraum. Soviel ist klar.
Seitdem führen wir Diskussionen auf der Basis, dass das Konzil diese Änderungen verursacht hat. Aber hat es das?
Es ist inzwischen schwer, diesen Gedankengang zu verlassen. Zu offensichtlich ist das, was geschieht, eine Übertreibung dessen, was das Konzil wollte, und gedeiht auf dem Boden, den eben dieses Konzil bereitet hat. Die Gleichsetzung Konzil = Bodenbereiter ist nahezu allgegenwärtig.

Manchmal frage ich mich, ob das so richtig ist. Gerade die Zeitgleichheit lässt mich zweifeln. Die Veränderungen sind nicht nach dem Konzil erwachsen, sondern gleichsam aus ihm herausgeschossen. Als wenn das Konzil das Ventil eines Kochtopfes geöffnet hätte, in dem großer Druck herrschte. Der Druck ist das Problem, nicht das Ventil.

Mir ist klar, dass sich dieses Bild nicht beliebig ausschlachten lässt und ebenfalls nur einen Aspekt der Sache darstellt. Doch dieser Aspekt, dass möglicherweise in der Zeit vor dem Konzil ein großer Teil des Frusts entstanden ist, der sich so verhängnisvoll Bahn gebrochen und vermehrt hat, dieser Aspekt sollte nicht ganz vergessen werden.

Freitag, Februar 10, 2012

Dank an die Evangelikalen Christen!

[Von Bastian]
In den USA unterstützen evangelikale Christen die katholischen Bischöfe bei ihrem Einsatz gegen die Einschränkung der Religionsfreiheit. Sie haben keine Berührungsängste und sprechen von uns als ihren Brüdern und Schwestern. Link. Link.
Ich möchte mich dafür öffentlich bei ihnen bedanken.

Unseren eigenen Umgang mit ihnen sollten wir dagegen vielleicht noch einmal überdenken: Link.

Dienstag, Februar 07, 2012

Neu in der Blogroll

Neu in unserer Blogroll bedeutet nicht »Neu in der Blogozese«. Darum bitten wir um Nachsehen, wenn wir einige der alteingesessenen Blogözesanen erst nach und nach zur Blogroll hinzufügen. Und dabei staunen, wie vielfältig das Netzwerk geworden ist.

· deus lux est

· Gregorianischer Choral

· o crux ave spes unica

Mein Gewissen ist größer als ich.

[Von Bastian]


Eine Frage nach der Verbindlichkeit päpstlicher Aussagen wurde auf Facebook interessant und recht ausführlich beantwortet. Die Antwort endete mit dem Satz „Den eigentlichen Gehorsam des Glaubens schulden wir nur Gott allein, wie er sich vor allem in der Stimme des Gewissens kundtut.“ Dazu einige Gedanken.

Das Gewissen ist immer wieder ein Schwachpunkt in Argumentationen. Oft wird es herangezogen.
Schwachpunkt nicht, weil es abzulehnen oder zu relativieren wäre – im Gegenteil. Oft wird die mögliche Begrenzung der Wirksamkeit kirchlicher Aussagen für den einzelnen durch das Gewissen ausführlich dargestellt. Der begrenzende Faktor – eben das Gewissen selbst – wird hingegen meist nicht genauer definiert. Damit ist jedoch auch die Begrenzung nicht wirklich fassbar. Was ist eine Gewissensüberzeugung? Ein Bauchgefühl? Der persönliche Eindruck, schuldig zu sein, wenn ich anders handele? Reicht das?

Wäre das Gewissen allein in mir begründet, wäre ich damit der letzte Maßstab. Beim Beurteilen von Dingen, die über mich hinausgehen, ist ein solcher Maßstab ungeeignet. Er ist zu klein, greift zu kurz. Das Gewissen selbst muss als Maßstab immer neu geeicht werden. Dazu gehört der Mut, Dinge hinzuzufügen, die meinen eigenen gefühlsmäßigen oder intellektuellen Rahmen sprengen. Es kann sein, dass ich Dinge bejahen oder verneinen muss, die ich selbst so nicht vollständig nachvollziehen kann. Anderenfalls könnte ich nur einem Gott glauben, der in meinen Kopf passt. Zu einer Bildung des Gewissens gehört es deshalb, die eigenen Grenzen zu erkennen und jenseits dieser Grenzen die Maßstäbe anzuwenden, die ich verantwortlich als richtig erkannt habe. Das kann auch die Lehre der Kirche sein. Als Katholik glaube ich der Offenbarung Gottes, die er mir in der Kirche schenkt. Durch die Kirche glaube ich ihm.

Man mag einwenden: Du gibst dein Gewissen an der Kirchentür ab. Du stiehlst dich aus der Verantwortung, indem du vorgegebene Lösungen einfach anwendest und gar nicht selbst dahinter stehst.
Das wäre so, wenn ich die Lehre der Kirche aus Bequemlichkeit anwenden würde. Wenn ich jedoch erkenne, dass mein Wesen zur Beurteilung von Glaubenssätzen gar nicht ausreicht, muss ich den Maßstab suchen, der ausreicht, wenn ich Gott nicht auf mich und meine Fähigkeiten zurechtstutzen will. Das wäre ein armer Gott. Deshalb ist ein gläubiges und katholisches Gewissen geprägt von dem, was der Mensch als Gewissensträger selbst nicht erreichen kann.

Aussagen der Kirche haben daher für mich erst einmal eine hohe Verbindlichkeit, weil sie nicht nur von meinem Gewissen beurteilt sein wollen, sondern erst einmal Eingang in das Gewissen selbst finden. Eine Gewissensfrage wird so zu einer Vertrauensfrage und damit Glaubensfrage. Meine Aufgabe ist, nach meinem Gewissen zu handeln. Dazu gehört auch, darauf zu achten, dass ich nicht meine Begrenztheit an die Stelle der Größe Gottes setze und das mit meinem Gewissen begründe.

Montag, Februar 06, 2012

Eigentor

[Von Bastian] (Habe heute meinen PI-Tag)

Ein Traditionsverein spielt seit langem in der ersten Liga.
Eines Tages beschließt der Präsident, mehr und bessere Jugendarbeit zu leisten. Was man inzwischen an Sportpädagogik und Physiologie neu lernte, soll in die Aufbauarbeit einfließen. So wird es beschlossen.
Die Stadt ist begeistert. Neue Vereinsheime entstehen. Fußballevents werden veranstaltet. Die Jugend wird zum Probetraining eingeladen. Der Erfolg ist riesig. Man schafft eine interne Vereinsliga mit vielen Mannschaften. Große Euphorie.
Nach einiger Zeit verlassen einige den Verein wieder, das Training nach den Events war ihnen dann doch zu hart. Neue Events werden veranstaltet. Wieder bleiben einige, andere gehen. Zum dritten Event kommt kaum noch jemand. Erschrocken fragen die Trainer nach dem Grund für den Rückgang und erfahren, dass das Training zu hart sei.
Einige sagen, nur mit einer guten Mannschaft haben wir etwas, das überzeugen kann. Sie trainieren weiter, so gut sie können. Andere sagen, die neuen Erkenntnisse seien Quatsch. Sie schimpfen darauf, kehren zum alten Training zurück und lassen die Erkenntnisse ungenutzt. Viele andere aber versuchen, das Training zu entschärfen. Sie machen die Termine unverbindlich und gestalten das Training unterhaltsam statt effektiv. Sie haben anfangs Zulauf, dann aber versagen ihre Spieler im Turnier. Um den Frust nicht zu fördern, erklären die Trainer, es käme letztlich nicht auf das spielerische Können an, sondern auf die Gemeinschaft in der Mannschaft. Das Training wird eine Art Gruppenstunde.
In der Stadt nimmt inzwischen kaum noch einer den Verein ernst. Die schöne interne Liga mit ihren ganzen Mannschaften ist ausgeblutet. Kaum noch jemand schafft die Qualifikation zur Trainerprüfung. Viele Vereinsmannschaften haben keinen Trainer mehr und gehen ein.
Die Vereinsführung beschließt, das System zu straffen und empfiehlt dringend, das Training nicht zu vernachlässigen. Da begehren einige Trainer auf.
Das eigentliche Problem sei die FIFA, die nicht begreife, was junge Spieler heute bräuchten. Wenn kaum jemand die Trainerprüfung schaffe, sei sie offensichtlich falsch angelegt. Das antiquierte Trainerbild habe ausgedient. Um den Verein wieder voll zu kriegen, brauche man mehr Gruppenleiter. Ziel sei es doch, den Verein für junge Menschen zu öffnen und nicht, sie durch starre Regeln abzuschrecken. Auch dürfe man niemanden in eine Mannschaft zwingen. Sport sei schließlich keine Frage des Gehorsams, sondern jeder sei für seinen Körper selbst verantwortlich. Sport sei Privatsache und Fußball heute etwas völlig anderes als früher. Der Weg, Fußball auch weiterhin attraktiv zu halten, sei die Abschaffung verbindlicher Regeln und die Einstellung von Gruppenleitern.

Es ist mir unbegreiflich, aber die meinen tatsächlich, der Verein habe nur auf ihre Ideen gewartet und die Umsetzung scheitere an den Holzköpfen in der Vereinsleitung.

Der Antagonist

[Von Bastian]
Wenn wir einmal den Worst Case (kurz: WC) inszenieren, den die PI (lang: Pfarrerinitiative) sich vorstellen kann – was wäre das?
Um aktuell zu sein, betrachten wir am besten die 5 aktuellen Neins (Link).

Erstes Nein: Keine Sakramentenspendung ohne eigentliche Seelsorge. Nicht an vielen Orten flüchtig anwesend sein.
Was wäre der WC? Nur zur Sakramentenspendung auftauchen, sofort wieder weg zu sein, um heimatlos woanders flüchtig aufzuschlagen.

Zweites Nein: Keine Routine durch zu viele Eucharistiefeiern am Wochenende. Kein Vernachlässigen von Begegnung und Gespräch.
Was wäre der WC? Kurz vor der Messe anzukommen und gleich danach weiterzufahren.

Drittes Nein: Keine Groß- oder gar Riesenpfarreien. Lieber eine Änderung des Kirchenrechts.
Was wäre der WC? Pfarreien, groß wie Bistümer, in denen das Kirchenrecht hochgehalten wird.

Viertes Nein: Keine Überforderung der Pfarrer durch Pflichterfüllungsstress, keine Arbeit über das Pensionsalter hinaus.
Was wäre der WC? Arbeiten, dass es an die Gesundheit geht, sich einplanen lassen für den Einsatz ohne Einschränkungen.

Fünftes Nein: Kein Festhalten am Kirchenrecht, wenn es viel fordert.
Was wäre der WC? Die Verkündigung der reinen Lehre der Kirche ohne Einschränkung, angeboten zugleich mit der Beichte für die, die scheitern und Hilfe brauchen.

Was wäre also der SuperWC, der Gau für PI’ler schlechthin: Es wäre das Land, in dem es riesige Gebiete ohne Pfarreien oder sogar ohne jede Kirche gibt. Dazu Priester, die organisiert von Ort zu Ort reisen, um die Sakramente zu spenden, und alsbald wieder abreisen, um das anderenorts zu wiederholen. Priester, die dabei das Kirchenrecht erfüllen und bestrebt sind, dass alle es so halten. Priester, die dafür auf ihre Heimat verzichten .


Nun, es ist möglich, diese Horrorvorstellung von Gemeinde in der Realität zu betrachten: diesen 5fach abgelehnten Fehlversuch gab es bereits. Das Gespenst, in dem sich all das manifestiert, was die PI nicht will, hat einen Namen: Pater Werenfried van Straaten.
Er organisierte den Dienst von Priestern, die in großen Gebieten Vertriebenen, Heimatlosen und Versprengten die Sakramente brachten und sie so in die Weltkirche eingliederten. Priester, die nicht forderten, sondern sich selbst hingaben. Die sogar Autos zu Kapellen umbauten, um das, was nur sie geben konnten, in Übereinstimmung mit der Mutter Kirche zu tun. Pater Werenfried selbst hielt bis zu 90 Predigten in einem Monat, hatte trotz angeschlagener Gesundheit ein riesiges Arbeitsspektrum, arbeitete bis zum Lebensende und war ständig auf Achse. Er war der fleischgewordene Supergau der Pfarrerinitiative.
Auch heute gibt es ähnliche Ansätze: Link, Link, Link

Angesichts dieser Gegenüberstellung habe ich nur eine Frage: wäre Pater Werenfried nicht der ideale Fürsprecher für unsere deutschsprachige Kirche heute?

Donnerstag, Februar 02, 2012

Frohbotschaft ohne "Drohbotschaft" = No Botschaft.

[Von Bastian]
Wieso? Wieso soll es nicht möglich sein, einfach etwas Gutes zuzusagen? Ist Gott nicht die Liebe, das Gute schlechthin, ohne Böse zu sein? Wessen Wahrheit wird mit Drohungen verkündet?
Das klingt in sich zumindest erst einmal logisch.

Ein Gleichnis.
Wenn jemand krank ist, kann ich ihn glücklich machen, indem ich ihn heile. Wenn der Patient jedoch behauptet, er sei nicht krank, wird es kompliziert. Irgendwie muss er das Medikament schlucken. Was tun?
Vielleich kann ich ihn durch Manipulation dazu zu bringen, das Medikament aus irgendwelchen anderen Gründen zu schlucken. Wenn er schon nicht kapiert, dass er es braucht, könnte er es ja schlucken, weil die Gesellschaft der anderen Patienten so nett ist und er auch dazu gehören will. Man könnte das Medikament auch schlucken, weil man dann zum kleinen Kreis derer gehört, die wirklich wissen, was Pillen sind. Oder weil der Apotheker so nett ist. Allerdings funktionieren all diese Dinge auch ohne das Medikament. Es wird nicht regelmäßig eingenommen oder durch Kuchen ersetzt.
Ich habe jetzt 2 Möglichkeiten, den Patienten froh zu machen. Die eine ist, dass ich ihn aufkläre und dann heile. Die andere ist, dass ich ihm erkläre, er sei gar nicht krank. In beiden Fällen ist das Thema Krankheit vom Tisch.
Um im Bild zu bleiben: warum kann ich ihm nicht einfach die Gesundheit zusagen? Ist es nicht Ziel der Pharmaindustrie Gesundheit, die nicht durch Leiden erkauft werden muss? Wer hat etwas davon, dem Patienten mit Siechtum zu drohen?
In diesem Zusammenhang klingen die Fragen außerordentlich dämlich. Es gäbe keine Heilung. Um geheilt zu werden, muss ich wissen, dass ich krank bin.

Kann ich das übertragen?
Ich weiß nicht, wie es anderen Menschen da geht, aber ich liefere mir meine Antwort selbst. In meinem Fall kann ich. Ich weiß, dass ich vor Gott krank bin. Ich kenne meine Sünden, oder zumindest einige davon. Ich weiß, dass ich Gottes Medizin brauche.
Im Inneren weiß das wohl jeder Mensch. Und für jeden Menschen ist es immer wieder schwer, dieser Tatsache ins Gesicht zu sehen. Aber da mein Arzt ein guter Arzt ist, kann er diagnostizieren. Das ist die Rolle der „Drohbotschaft“: die Diagnose. Sie zeigt mir, was mein Problem ist. Mein Arzt droht mir nicht, mich krank zu machen, sondern zeigt mir, warum ich seine Therapie brauche. Ihn dafür verantwortlich zu machen ist so sinnvoll, wie den Meteorologen für das Wetter anzuklagen. Die „Drohung“ ist gar keine. Sie ist das, was ich wissen muss, um die richtige Therapie zu wählen und zu verstehen.
Wenn die Verkündigung darauf verzichtet, die Situation beim Namen zu nennen, ist sie keine. Sie wäre fruchtlose Beschwichtigung. Wie ein Ärzteverband, der verlauten lässt, es sei nicht mehr zeitgemäß, von Krebs zu sprechen – „persönlich einzigartige Wachstumsformationen“ seien angemessener und zudem nicht ängstigend. Geschwätz. Eine Krankheit ohne Folgen ist keine. Eine Heilung von etwas Unerheblichem ist überflüssig. Ein Arzt, der nicht diagnostiziert, heilt nicht. Eine kranke Gesellschaft, die ihre Krankheit nicht kennt, ist noch kranker. Wer nicht alles sagt, hat nichts zu sagen.

Deshalb gehört die „Drohbotschaft“ untrennbar zur Verkündigung: sie ist Teil des Heilsplanes Gottes für uns, der aus Diagnose und Therapie besteht. Gott manipuliert nicht. Er spielt immer mit offenen Karten und wünscht, dass ich seine Therapie selbst wähle. Er entmündigt mich nicht, um mir dann die Erlösung freundlich unterzuschieben, sondern er sagt mir die Wahrheit. Die ganze Wahrheit.