
Nach dem Gebet begrüßte uns Frère Han Yol (wie schön, seine altbekannte Stimme zu hören)mit der scherzhaften Frage, wie lange man wohl von Taizé nach Köln benötigt (sieben Stunden, überschlug ich im Stillen) – seine Antwort war: sechzehn Tage. So lange war er in Deutschland unterwegs; ein Bruder auf Tour in Sachen Mailand, denn dort findet das diesjährige Europäische Jugendtreffen statt. Aber Frère Han Yol kam nicht nur, um zu sammeln. Er teilte auch mit; von der neuen Situation, in die sich die Gemeinschaft so abrupt geworfen sah. Wie geht es nun weiter? Er gab darauf keine schnelle Antwort – nur soviel, daß das Leben in der Gemeinschaft seit dem Heimgang von Frère Roger »dynamischer« geworden sei. Das habe zunächst einen ganz praktischen Grund: Den Besuchern in Taizé fiel auf, daß die Brüder nach dem Gebet die Kirche viel schneller verließen. »Frère Alois ist natürlich schneller als Frère Roger«, meinte Han Yol.
Leicht sei es ihm nicht gefallen, zur Vergebung zu finden, die der Prior seiner Gemeinschaft so sehr ans Herz gelegt hat. Als aber bei der Beerdigungsmesse Frère Alois für die Attentäterin gebetet habe, konnte er letztlich doch jedes Wort innerlich mitsprechen.
Heute, vierzig Jahre nach Unitatis Redintegratio wünsche ich der Communauté, die, wie Frère Han Yol gestern noch einmal betonte, keine neue Bewegung in der Kirche gründen will, sondern ein »Gleichnis der Gemeinschaft« sein will, die Dynamik des Heiligen Geistes … in der Einen Kirche.
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