Samstag, März 09, 2019

Gendern wir es an


Es ist eigentlich nicht zu verstehen, warum ein ausgeprägtes und differenziertes Geschlechterverständnis und -bewusstsein nur für Menschen gelten sollte. Als Primat inter pares nimmt der Mensch biologisch und verhaltensphysiologisch keine Sonderstellung ein. Was für ihn diskriminierend ist, gilt entsprechend im Tierreich und wird dort zu ähnlichen Frustrationserlebnissen mit nachfolgenden Verhaltensstörungen führen. Davor gilt es zu schützen!
Doch im Naturschutz steckt das Bewusstsein für diese Problemebene noch in den Kinderschuhen. Die Sprache nivelliert und diskriminiert unkorrigiert und unbeeindruckt selbst an den sensibelsten Stellen. Wo bleiben die weiblichen Tiere, wenn von 30.000 bis 40.000 gewilderten Elefanten die Rede ist? Die Getöteten Elefantinnen mussten das Geschlecht wechseln, um wenigstens statistisch erfasst zu werden? Wenn das Eis unter Pinguininnen wegschmilzt, ist es keine Pressenotiz wert. Hat es auf den Meeresspiegel keine Auswirkungen? Man liest jedenfalls nichts davon.
Bereits die Namen, die der Mensch den Tieren ungefragt überstülpte, lassen jede Sensibilität vermissen. Ist es so schwer, von Papageientauchenden, Vielfressenden und Blindschleichenden zu sprechen? Die Amerikaner sind da weiter – ihre Software „Word“ erkennt diese Tiernamen als richtig geschrieben an. Auch Goldregenpfeifende und Siebenschlafende, ja sogar Tiefseeangelnde werden als korrekt erkannt. Ein Anfang.
Geschlechtersensibilität im Naturschutz - ein Thema zum Profilieren, das die Parteien im Europawahlkampf nicht verpassen dürfen, wenn es ihnen ernst ist, ein aufgeklärtes Bewusstsein in der Bevölkerung wecken und unterstützen zu wollen. Wir hängen zurück – es gibt viel zu tun. Gendern wir es an.