Mittwoch, Januar 22, 2014

Skandal der Spaltung

[Von Bastian]
Der Heilige Vater nennt die Spaltung der Christen einen Skandal (LINK). Es ist auch schwer, es anders zu bezeichnen, wenn man bedenkt, dass die Einheit einer der großen Wünsche Jesu ist. Und Jesus hat nun wirklich weniger von uns gewünscht, als er uns geschenkt hat.

Nun bin ich Katholik. In diese Kirche bin ich nicht irgendwie hineingerutscht, sondern Mitglied aus Überzeugung. Aus der Überzeugung nämlich, dass der katholische Glaube wahr ist. Nicht weil mir der Glaube viel bringen würde oder weil ich die Gemeinschaft der Kirche so genieße. Auch nicht, weil ich so erzogen wurde und alles meinen Gewohnheiten entspricht. Der Punkt ist für mich ganz einfach, dass ich frei, aber fest davon überzeugt bin, dass der Glaube dieser meiner Kirche wahr ist und dass Gott diesen Glauben will.

Und jetzt? Was kann ich noch mehr gegen die Spaltung tun, als zu hoffen, dass alle anderen das auch kapieren? Wenn ich jetzt „Schritte auf die anderen zu mache“ oder „Gemeinsam nach dem Weg suche“, verrate ich dann nicht das, was ich erkannt habe? Verstoße ich damit nicht gegen einen anderen Wunsch Jesu, nämlich dass man alle Völker lehren soll? Gott kann man nicht in Kompromissen lehren, sondern nur in der Wahrheit. Wie kann ein Katholik ökumenisch und zugleich treu zum Glauben sein? Und logischerweise gilt das natürlich auch umgekehrt: wie kann ein Protestant auf mich zugehen, ohne unwahrhaftig zu sein?

Der Irrweg ist nahe liegend, zu glauben, die Einheit erreiche man, indem man anderen klar macht, wo sie falsch liegen. Diskussionen dieser Art hatten und haben wir genug. Doch Papst Benedikt XVI. lehrte einen anderen Weg, mit den Unterschieden umzugehen: „Wir müssen Achtung vor dem haben, was dem anderen heilig ist!“
Die Grundlage ist offenbar nicht die Überwindung der Unterschiede, sondern die Achtung der Heiligkeit. Die Heiligkeit, die der andere kennt, zu achten, heißt, ihn als Betenden wahrzunehmen. Und es heißt zugleich, dass ich dem anderen die Möglichkeit geben muss, zu begreifen, was mir heilig ist und wie ich bete. Da habe ich mit der Heiligkeit, die mir als Katholik geschenkt ist, viel zu tun. Wenn ich mich also daran begeben will, Irrtümer auszuräumen, geht das dergestalt, dass ich dafür sorge, dass man in meinem Leben das Wirken Gottes erkennen kann.
Wenn ich für den Katholizismus eintrete, dann sollte das sein, weil ich ihn für wahr halte, aber nicht, weil ich denke, dass andere irren. Oder, um im Bild zu sprechen: Wir müssen Licht sein für die Welt. Das ist man, indem man selbst leuchtet. Interessanter Weise ist man es nicht, indem man anderen vorwirft, sie leuchteten falsch.

Der Dialog hat zwei Grenzen. Einmal die, an der ich beginne, unwahrhaftig zu werden. Und auf der anderen Seite die, an der ich beginne, andere nicht mehr zu achten, egal für wie falsch ich ihre Ansichten halte. Die beste Voraussetzung für Einheit ist, wenn sich gläubige Christen aller Denominationen mit Liebe und Achtung begegnen. Wenn jeder die Wahrhaftigkeit des anderen respektiert. Daraus kann sich viel ergeben, kann sich alles ergeben. Denn mit Gott ist alles möglich: Lahme gehen, Blinde sehen, Taube hören und Getrennte finden sich. Dort, wo für mich nur der Kompromiss bliebe, der sich verbietet, wird Gott die Einheit schenken, davon bin ich überzeugt. Wenn wir eins sind, wird Gott nicht sagen: „Toll diskutiert!“, sondern: „Euer Glaube hat Euch geholfen.“

5 Kommentare:

  1. "Die beste Voraussetzung für Einheit ist, wenn sich gläubige Christen aller Denominationen mit Liebe und Achtung begegnen."

    Sehr schön ausgedrückt, wie auch der ganze Artikel. Dankeschön dafür.

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  2. Guardini10:23 AM

    Ein sehr schöner und noch wahrerer Beitrag! Man wünschte sich, mehr solcher Stimmen in der Blogozese zu lesen. Denn die dort üblichen Dauerabkanzelungen der protestantischen "Häretiker" mögen dem überzeugten Katho zwar gut tun, tragen aber in der Sache ja nichts bei.

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  3. @Guardini
    Ich lese in einigen katholischen Blogs regelmäßig mit. Dass dort Dauerabkanzelungen für protestantischen Häretiker üblich sind, ist eine ziemlich gewagte Behauptung, die sie sicher belegen können.

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  4. Bitte hier keinen Streit darüber. Sonst müsste hier eine Sünderliste gepostet werden, was doch recht merkwürdig wäre gerade bei diesem Thema.
    Ich empfinde die Blogozese durchaus nicht als abkanzelnd. Es ist ja gerade der Sinn, in den Blogs die eigenen Gedanken zu schreiben. Die können durchaus kritisch sein. Im Gegenteil: ein cooler Aspekt der Blogozese ist ja gerade, dass hier doch einiges von der Einheit in Vielfalt verwirklicht ist, vom Ziehen am gleichen Strang, doch jeder auf seine Art.
    Es sind meine Gedanken gewesen, kein Urteil über andere.

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  5. Ich zumindest bin weit davon entfernt Streit zu suchen. Es geht in ihrem Posting ja um den Skandal der Spaltung. Die entsteht auch oder meistens in einem Klima der Lüge und Verbissenheit. Dass in der Blogoszene üblicherweise protestantische Häretiker abgekanzelt werden, halte ich, wenn nicht anders belegt, erst einmal für eine Lüge und die führt meistens in eine Spaltung.

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