Sonntag, Mai 12, 2013

ET IN ECCLESIA EGO



Nicolas Poussin, Die Hirten von Arkadien II. (1638–1640)


[Peter Esser] »In der Catholica bin auch ich« – manche Momente des Bloggertreffens in Bonn ließen die Assoziation mit diesem barocken Bildtypus zu. Vielleicht im Sinne eines saloppen »Hey, ich bin (doch) auch katholisch!« von Seiten der Blogger und von Seiten der oft gescholtenen (»gegrillten«) Medienverantwortlichen.

Vom Freitag bis zum Samstagabend trafen sich Blogger und Vertreter der kirchlichen Medienarbeit im Tagungshaus auf dem Venusberg. Vielleicht ist »Wahrnehmung« das Schlüsselwort dieser Tage. Es waren zwar nicht arkadische Faune, Schäferinnen und Gottheiten, die sich dort auf dem Venusberg begegneten, aber die Atmosphäre einer gespannten Erwartung war schier greifbar.

So tat es gut, daß wir die Praxis des ersten Bloggertreffens in Freiburg aufgriffen, den Tag durch das gemeinsame Gebet gliederten und so immer wieder auch zur Wahrnehmung des in unserer Mitte gegenwärtigen Gottes kamen.

Neben den offensichtlichen Wirken des Heiligen Geistes war es meiner Ansicht nach der umsichtigen Vorbereitung und Moderation durch Dr. Norbert Kebekus vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt in Freiburg zu verdanken, daß alle Teilnehmer, die Blogger und Bloggerinnen selber, sowie die Vertreter von katholisch.de, der Geschäftsführer Dr. David Hober, die Redaktionsmitglieder Steffen Zimmermann und Christoph Meurer, der Politikwissenschaftler und Publizist Dr. Andreas Püttmann, sowie der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf dem Venusberg zu einem guten und für alle Seiten sichtlich bereichernden Miteinander fanden.

Dabei liefen die Wahrnehmungsprozesse keinesfalls konfliktfrei ab. Einige Blogger gestanden zu, daß sie das Portal katholisch.de kaum je rezipiert hatten, aber auch die Wahrnehmung der sogenannten Blogözese, also der nichtorganisierten katholischen Bloggerschaft als einer Gruppe von »Überzeugungstätern« schien für die Vertreter von katholisch.de eine neue Entdeckung zu sein. Mitunter gab es kurze Anfragen und Auseinandersetzungen, die besonders von Seiten der Blogger mit Nachdruck vorgetragen und geführt wurden. Aber auch der Auftrag des Internetportals katholisch.de, einen Fundus an spirituellen Angeboten, Hintergründen und verdaulichen Informationen über den christlichen Glauben bereitzustellen – und dabei Stimmen aus dem ganzen kirchlichen Spektrum bereitzustellen, wurde deutlicher. Anhand der Themen »Betreuungsgeld«, des »katholisch.de-Blogs« mit streitbaren Einzelthemen und des Kurzlexikons »Kirche von A-Z« wurde die Problematik der Themenfindung, aber auch der Kommentierung aktueller Entwicklungen in der Kirche diskutiert.

In diesem Zusammenhang war mir die Frage wichtig, wie man den Anspruch, »kein Missionsportal« zu sein, vor dem Hintergrund des Auftrags Jesu, »alle Menschen zu meinen Jüngern« zu machen, durchführen könne. Wir stehen in der Spannung zwischen der Rolle des distanzierten Beobachters und dem Verkündigungsauftrag der Kirche. Daß es nicht um die Rolle des Volksmissionars auf der Bretterkiste gehen kann, der auf das Volk herabpredigt, ist vorausgesetzt. Von Christus und seiner Kirche kann man jedoch nicht anders als mit Herzblut sprechen. Die ET-IN-ECCLESIA-EGO-Erkenntnis für mich war hier in erster Linie, daß wir mit katholisch.de ein empfehlenswertes Portal der Kirche haben. Die starke Präsenz der Redaktion von katholisch.de auf dem Bloggertreffen ist für mich eine deutliche Ermutigung, daß die Zeiten des Fremdelns zwischen professioneller katholischer Medienarbeit und frommer Freibeuterei der Blogger der Vergangenheit angehören.

Einen weiteren Themenschwerpunkt bildete die Begegnung mit Dr. Andreas Püttmann und Matthias Kopp. Dr. Püttmann skizzierte die Situation der katholischen Medienlandschaft in Deutschland – unter anderem nach dem Wegbrechen des katholischen »Flaggschiffs« des »Rheinischen Merkurs«. Seine Ausführungen fanden in vielem den Beifall der Blogger. Im internen Gespräch mit ihm und Matthias Kopp konnte die Problematik thematisiert werden, daß die gerühmte »Augenhöhe« im Dialogprozeß der Deutschen Bischofskonferenz oft nur zu erneuten Ausgrenzungen führt. Besonders da, wo Verbände wie das ZdK für sich beanspruchen, für katholische Laien zu sprechen, schien es mir wichtig, darauf hinzuweisen, daß sich katholische, »konservative«, also am Lehramt orientierte Christen oft mit ihren Anliegen marginalisiert fühlten. Auch hier gewann ich den Eindruck (»ET EGO IN…«), daß Blogger und Pressesprecher gegenseitig Verstehensbarrieren abbauen konnten.

Mein persönliches Fazit: Nicht nur die Freude am Glauben, sondern die auch Freude am Bloggen wurden während des Bloggertreffens gestärkt. Ein großes Dankeschön auch an den Stadtdechanten von Bonn, Msgr Wilfried Schumacher, der mit uns die Heilige Messe am Samstag feierte. Befreiend fand ich, daß die neuen Medien auch zu kurzen Wegen – nicht in einem ideellen Arkadien, sondern in der sehr konkreten ECCLESIA führen. Dabei ist für mich die Leitschnur das Gebet. Mir ist deutlicher geworden, wie oft Blogger und hauptberufliche Medienverantwortliche doch an einem Strang ziehen. Für mich ein Impuls, in die Bitte um den Heiligen Geist, die die Tage vor dem Pfingstfest liturgisch bestimmen, die Bitte um den Heiligen Geist für die kirchliche Medien einzuflechten. Komm herab, o Heiliger Geist!

Zum Weiterlesen:
Peter Winnemöller, Das Bloggertreffen war …
Pulchra ut luna: Gaudium verum res severa
St. Dymphnas Gedankenwelt
Religionspädagogik: Unterkomplex
Kalliopevorleserin: Bloggertreffen in Bonn
Beiboot Petri: Ein Wochenende in Bonn
Thomas sein Abendland: Wer recht spät kommt …
Non Draco sit mihi dux: Bloggertreffen 2013
Kathermometer: Bloggendentreffen auf dem Venusberg
Kreuzknappe: … reden miteinander
St. Christinas Ofenbank: #kbt13
Das Hörende Herz: Bloggertreffen, Review
Frischer Wind: Wir vom Seelsorgeamt
Bethanien bloggt: Teil I
Bethanien bloggt: Teil II
Pro Spe Salutis: Warum da nix bei rauskommen konnte

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