Dienstag, März 26, 2013
Montag, März 25, 2013
Komplementäre Kontinuität
[Peter Esser] Katholische Los Wochos liegen hinter uns. Mitten in den Karneval – ich befand mich sogar im Brennpunkt des Düsseldorfer Straßenkarnevals – platzte die Nachricht vom Rücktritt des Heiligen Vaters, Benedikt XVI. Seit den ersten Tagen seines Pontifikats war Josef Ratzinger irgendwie mein Papst, denn zufälligerweise las ich während des Sterbens Johannes Pauls’ II, der anschließenden Trauerzeit und des Konklaves die »Einführung in das Christentum«.
Dieser Mann, mit dessen Gedankenwelt ich vertraut war, stand auf einmal der universalen Kirche als Vicarius Christi vor. Und dann einen Papst auf der Benediktionsloggia zu sehen, der nicht »Paul« oder »Johannes Paul« hieß, war eine neue Erfahrung. Eine völlig neue Erfahrung des christlichen Lebens war dieses unbefangene Schöpfen aus der geistlichen Tradition der Kirche. Ich begann, die Kirchenväter zu lesen, das Gebet wurde bereichert durch das konsequentere Mitbeten des Tagzeitengebetes. Ja, die Kirche in der Kontinuität ihres Lehrens und Betens war vertrauenswürdig. Das war eine geistliche Erfahrung, die mich innerlich stärkte und seither in meinem Denken und hoffentlich auch in meinem Tun leitete.
Aber ich wußte noch nicht alles von Josef Ratzinger, hatte seine Schriften und Gedanken zur Liturgie noch nicht zur Kenntnis genommen. Alles »Vorkonziliare« war noch ausgeblendet – und wie so vielen Katholiken schien es mir sogar etwas verdächtig. War die Wiederentdeckung des liturgischen Formalismus, des »recte et rite« nicht ein Rückfall in eine alte Gesetzlichkeit? In eine klerikale Arroganz, die notwendig in Widerspruch zu meiner in einer geistlichen Bewegung, der Charismatischen Erneuerung erworbenen christlichen Freiheit, des »du-zu-du« der Gottesbegegnung treten mußte? Im Jahre 2007 kam es zu diesen zungenbrecherischen Akt, dem Motu Proprio »Summorum Pontificum« … und prompt hatte ich mich zu fragen: Gab der Papst den »Gestrigen« mit ihrer alten lateinischen Messe recht?
Doch andererseits hatte ich nie einen Grund gehabt, Josef Ratzingers / Benedikts theologische Linie anzuzweifeln oder gar anzufeinden. Ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen und wenigstens einmal eine solche Messe in der Außerordentlichen Form zu besuchen.
Mit dem Erfolg, daß ich meine neue Pfarrei gefunden hatte. Von diesem Weg habe ich ja bereits hier berichtet. Der neue Ritus bleib ja meine Heimat, aber die alte Liturgie wurde eine Gebetsschule; mir mehr und mehr vertraut.
Nun war der Papst also plötzlich nicht mehr … jedenfalls nicht mehr Papst, Statthalter Christi, Diener der Diener Gottes. Wenn man von der Trauer um einen plötzlichen Verlust die Trauer abzieht, bleibt der Schock. Trauer verbot sich von selbst, denn der Heilige Vater war ja nicht tot; er ließ seinen Gläubigen noch zwei viel zu kurze Wochen, sich mit den Gegebenheiten abzufinden.
Jeder geht mit einem schockierenden Erlebnis anders um. Ich wurde still; mein Alltag stellte mich ohnehin vor Herausforderungen, die schwer zu bewältigen schienen. Ich hatte Schwierigkeiten, die immer neuen Letztmaligkeiten anzunehmen: Die letzte Eucharistiefeier im Petersdom, die letzte Audienz, das letzte dies und das letzte jenes. Sogar das tägliche Gebet für den Papst wurde mir fast unaussprechlich: »Wir bitten Dich für unseren Papst Benedikt. Erhalte ihn deiner Kirche und gib, daß sie wachse im Glauben und in der Liebe« – das ging mir nicht mehr so leicht über die Lippen.
Und dann der Mittwoch vor zwei Wochen. Ich hatte die Abendmesse mit einem Freund besucht und das Smartphone mit der Pope-App auf der Bank liegen. Ausnahmsweise einmal. In das Schlußlied hinein auf einmal die Gewißheit: Weißer Rauch. Habemus Papam.
Nichts wie nach Hause; am TV verfolgten wir gebannt, wie sich die roten Samtvorhänge am Balkon bewegten. Bergoglio! – Ja, ich hatte mir bereits während der Sedisvakanz seinen Wikipedia-Eintrag herausgesucht, aber das war es auch – und dann: Qui sibi nomen imposuit Franciscum!
Ein Unbekannter stand auf einmal auf dem Balkon – ich war so verblüfft, daß mir nicht einmal auffiel, wie ungewöhnlich weiß die Gestalt des neugewählten Papstes aussah. Der lange Blick auf die Menschenmenge auf dem Petersplatz, als sei dies die erste Weise des Kennenlernens, das Betrachten. Der fast schüchterne Gruß mit einer Hand (»Hi!« würde ihm später eine Bildunterschrift in den Mund legen), die Augen, die zu fragen schienen: »Wißt ihr, was ich für euch zu tun im Begriff bin?«
Und der Name Franziskus. »Leo« wurde gemutmaßt, könnte ein neues Pontifikat charakterisieren. Einige hatten ja schon auf einen Piuspapst gehofft. Das Neue dieser Wahl und des Auftretens fiel auch einem bekennenden Nichtvatikanisten wie mir sofort auf. Auf die fehlende Mozzetta –ich gestehe es – hat man mich erst bringen müssen.
Aber wie konnte diesem Mann der einfachen Worte nicht meine Sympathie zufliegen? Wie können seine Predigten, die eher Exerzitienimpulsen gleichen, nicht das Herz für die Gegenwart Christi aufschließen? Benedikt und Franziskus, was für eine Regie des Himmels: Zwei Heilige, die für den Aufbau und die innere Reform der Kirche stehen, die mit den Charismen ihrer Gründungen für das Gesamte der Kirche stehen, für eine komplementäre Kontinuität!
Hatten einige Leute gehofft, der Papst würde irgendwann wieder einmal die Tiara, die dreistufige Papstkrone als Zeichen für die Königsherrschaft Christi anlegen, so bleibt jetzt die nüchterne Feststellung: So wenig monarchisch haben wir keinen Heiligen Vater gesehen. In das Lob der Demut und Bescheidenheit vermag ich nicht einzustimmen; denn der Papst ist meines Erachtens nicht bescheiden oder demütig. Er hat nämlich Romano Guardini gelesen, der in seinem Buch »Der Herr« feststellte, daß Demut im eigentlichen Sinne nur Gott selber zukommt. Der Mensch kann dieser Demut gegenüber nur »wahr« sein. In sehr energischen Entscheidungen hat Franziskus deutlich gemacht, daß er vorhat, »wahr« zu sein.
Das Ablegen päpstlicher Insignien steht in einer Tradition der letzten fünfzig Jahre. Das ist nichts radikal Neues, wie einige jetzt glauben. Ich bin sehr gespalten in der Frage, ob hier Wesensmerkmale des Papsttums zu Schaden kommen, aber ich vertraue dem Heiligen Vater. Und überhaupt: Sollte sich die Binde- und Lösegewalt des Papstes sich auf alles beziehen, aber nicht auf die eigenen Schnürsenkel?
»Und unter euch, im Kardinalskollegium, ist auch der zukünftige Papst, dem ich schon heute meine bedingungslose Ehrerbietung und meinen bedingungslosen Gehorsam verspreche.« Diesen Worten »meines Papstes« schließe ich mich aus ganzem Herzen an.
Samstag, März 23, 2013
Ergebnis religiöser Erziehung
Ich sitze vor dem Computer und betrachte das Bild von Franziskus und Benedikt gemeinsam auf der Kniebank. Ein Sohn kommt vorbei, sieht das Bild, stutzt und bleibt stehen. Er weiß, dass Bildbearbeitung bei mir zum Job gehört.
Sohn: "Was ist das denn? Wie haben die das denn gemacht?"
Papa: "Das ist echt. Die treffen sich gerade."
Sohn: "Und die beten."
Papa: "Ja."
Sohn: "Oh, geil!"
Und weg ist er.
Ich glaube, ich kann zufrieden sein.
Sohn: "Was ist das denn? Wie haben die das denn gemacht?"
Papa: "Das ist echt. Die treffen sich gerade."
Sohn: "Und die beten."
Papa: "Ja."
Sohn: "Oh, geil!"
Und weg ist er.
Ich glaube, ich kann zufrieden sein.
Donnerstag, März 21, 2013
Montag, März 18, 2013
Sonntag, März 17, 2013
Kleines Zeugnis
[Von Bastian]
Mein "dienstältester Freund" (wie wir das immer nennen) kam heute vorbei. Er hat mit der Kirche nichts am Hut (gelinde gesagt!).
Er meinte: "Du weißt, dass ich mit der Kirche nichts zu tun habe. Aber als ich den Namen vom neuen Papst gehört habe, hatte ich plötzlich ein ganz starkes Gefühl von Hoffnung!"
Ich sagte nur, der Name sei wirklich cool. Dann redeten wir über anderes. Ich gebe seit langem sehr viel auf seine Meinung!
Mein "dienstältester Freund" (wie wir das immer nennen) kam heute vorbei. Er hat mit der Kirche nichts am Hut (gelinde gesagt!).
Er meinte: "Du weißt, dass ich mit der Kirche nichts zu tun habe. Aber als ich den Namen vom neuen Papst gehört habe, hatte ich plötzlich ein ganz starkes Gefühl von Hoffnung!"
Ich sagte nur, der Name sei wirklich cool. Dann redeten wir über anderes. Ich gebe seit langem sehr viel auf seine Meinung!
Samstag, März 16, 2013
Arme Kirche!
[Von Bastian]
Wir tragen viel von Benedikt im Herzen. Wir haben es geliebt, wie er sich demütig in sein Amt einfügte. Er mag als Privatmann weder übermäßige Zurschaustellung seiner Person noch Pomp, doch beides nahm er mit seinem Amt auf sich. Mehr noch: er füllte all die Zeichen, die es in der Liturgie und im Protokoll des Vatikans gibt, derart mit Leben, dass man zu begreifen begann, wie großartig sie sind und welche Tiefe und Weisheit in ihnen steckt. Er erweiterte die Liturgie um den Alten Ritus. Er öffnete die große Kammer kirchlicher Schätze und holte, ganz biblisch, Altes und Neues daraus hervor. Benedikt machte die Kirche groß und reich.
Manches an den ersten Auftritten von Franziskus hingegen irritiert uns. Er betritt den Balkon nur in Weiß. Er setzt sich über viele Sitten und Erwartungen, die einen neuen Papst betreffen, hinweg. Er verwendet in seiner ersten Messe einen einfachen Volksaltar. Es kommt bei vielen nicht nur demütig und einfach, sondern fast schon wie eine Missachtung des Amtes an. Wie eine Geringschätzung dessen, was Benedikt erreichte.
Es wäre falsch, diese Irritation einfach als Engstirnigkeit oder geistliche Unbeweglichkeit abzutun. Wenn wir Benedikt ernst nehmen - und das tun wir! – ist es klar, dass wir Dinge vermissen, deren Wichtigkeit uns gerade durch seine Anleitung in den letzten Jahren immer klarer geworden ist. Kommt jetzt der Bruch?
Nein, es kommt kein Bruch. Was hier kommt, ist die Betonung eines Aspektes, den Benedikt längst eingeführt hat, der aber viel zu wenig in unser Bewusstsein gedrungen ist. Als Benedikt von Entweltlichung sprach, war das erste, was unsere Kirche in Deutschland klarstellte: dabei gehe es nicht um die Kirchensteuer, nicht ums Geld! Unser Wohlstand bleibe unangezweifelt. Es gehe eher um abstrakte Dinge wie eine innere Haltung oder geistliche Prioritäten. Die Perspektive materieller Armut der Kirche wurde zum Luxusgut, meditiert auf dem Berggipfel eines sicheren Steueraufkommens. Selten wurde eine praktische Aufforderung derart schnell in eine Theorie verwandelt. Selten sind einem Tiger derart schnell seine Zähne gezogen worden.
Wir sitzen am Fernseher oder Computerbildschirm und machen uns Gedanken. Das Prinzip geistlicher Armut haben wir oft diskutiert. Über Hartz IV und den Niedriglohnsektor auch – uns ist klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.
Papst Franziskus jedoch kommt aus Argentinien, wo er lange Jahre Bischof war und täglich Dinge erlebte, sah und hörte, die es bei uns auch im Zeitalter von Hartz VI (fast) nicht gibt: wirkliche, lebensbedrohende Armut. Man sagt ihm ein großes Herz für die Notleidenden nach. „Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen“ verkündet er bei seinem ersten Treffen mit den Medienvertretern, also genau vor dem Publikum, das für eine Verbreitung dieser Aussage Sorge tragen wird. Es ist ihm ernst. Es ist ihm so ernst, dass er es vorzieht, diesem Aspekt herauszustellen, als sich sofort in das Amt einzufügen, wie man es von ihm erwartet. In päpstlicher Vollmacht hat er dem Entweltlichungstiger als erstes neue Zähne verliehen – mehr und schärfere als er jemals hatte. Und die werden manches bei uns beißen, was uns lieb geworden ist.
Es geht nun nicht darum, dass wir ab jetzt die Freude an einer feierlichen Messe gering schätzen oder den kirchlichen liturgischen Reichtum für unwichtig halten sollen. Papst Franziskus möchte auf dem Glauben und der Freude daran aufbauen, die seit Benedikt auch daher kommt, dass wir unsere katholische Fülle kennen und schätzen. Es geht nicht darum, wichtige Dinge zu vermissen, sondern darum, andere wichtige Dinge zu lernen. Letztlich geht es um die Umsetzung dessen, was Benedikt lehrte.
Der neue Papst hat der europäischen Kirche ein großes Geschenk mitgebracht, das sie dringend braucht: die Armut.
Wir tragen viel von Benedikt im Herzen. Wir haben es geliebt, wie er sich demütig in sein Amt einfügte. Er mag als Privatmann weder übermäßige Zurschaustellung seiner Person noch Pomp, doch beides nahm er mit seinem Amt auf sich. Mehr noch: er füllte all die Zeichen, die es in der Liturgie und im Protokoll des Vatikans gibt, derart mit Leben, dass man zu begreifen begann, wie großartig sie sind und welche Tiefe und Weisheit in ihnen steckt. Er erweiterte die Liturgie um den Alten Ritus. Er öffnete die große Kammer kirchlicher Schätze und holte, ganz biblisch, Altes und Neues daraus hervor. Benedikt machte die Kirche groß und reich.
Manches an den ersten Auftritten von Franziskus hingegen irritiert uns. Er betritt den Balkon nur in Weiß. Er setzt sich über viele Sitten und Erwartungen, die einen neuen Papst betreffen, hinweg. Er verwendet in seiner ersten Messe einen einfachen Volksaltar. Es kommt bei vielen nicht nur demütig und einfach, sondern fast schon wie eine Missachtung des Amtes an. Wie eine Geringschätzung dessen, was Benedikt erreichte.
Es wäre falsch, diese Irritation einfach als Engstirnigkeit oder geistliche Unbeweglichkeit abzutun. Wenn wir Benedikt ernst nehmen - und das tun wir! – ist es klar, dass wir Dinge vermissen, deren Wichtigkeit uns gerade durch seine Anleitung in den letzten Jahren immer klarer geworden ist. Kommt jetzt der Bruch?
Nein, es kommt kein Bruch. Was hier kommt, ist die Betonung eines Aspektes, den Benedikt längst eingeführt hat, der aber viel zu wenig in unser Bewusstsein gedrungen ist. Als Benedikt von Entweltlichung sprach, war das erste, was unsere Kirche in Deutschland klarstellte: dabei gehe es nicht um die Kirchensteuer, nicht ums Geld! Unser Wohlstand bleibe unangezweifelt. Es gehe eher um abstrakte Dinge wie eine innere Haltung oder geistliche Prioritäten. Die Perspektive materieller Armut der Kirche wurde zum Luxusgut, meditiert auf dem Berggipfel eines sicheren Steueraufkommens. Selten wurde eine praktische Aufforderung derart schnell in eine Theorie verwandelt. Selten sind einem Tiger derart schnell seine Zähne gezogen worden.
Wir sitzen am Fernseher oder Computerbildschirm und machen uns Gedanken. Das Prinzip geistlicher Armut haben wir oft diskutiert. Über Hartz IV und den Niedriglohnsektor auch – uns ist klar, dass hier Handlungsbedarf besteht.
Papst Franziskus jedoch kommt aus Argentinien, wo er lange Jahre Bischof war und täglich Dinge erlebte, sah und hörte, die es bei uns auch im Zeitalter von Hartz VI (fast) nicht gibt: wirkliche, lebensbedrohende Armut. Man sagt ihm ein großes Herz für die Notleidenden nach. „Ich möchte eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen“ verkündet er bei seinem ersten Treffen mit den Medienvertretern, also genau vor dem Publikum, das für eine Verbreitung dieser Aussage Sorge tragen wird. Es ist ihm ernst. Es ist ihm so ernst, dass er es vorzieht, diesem Aspekt herauszustellen, als sich sofort in das Amt einzufügen, wie man es von ihm erwartet. In päpstlicher Vollmacht hat er dem Entweltlichungstiger als erstes neue Zähne verliehen – mehr und schärfere als er jemals hatte. Und die werden manches bei uns beißen, was uns lieb geworden ist.
Es geht nun nicht darum, dass wir ab jetzt die Freude an einer feierlichen Messe gering schätzen oder den kirchlichen liturgischen Reichtum für unwichtig halten sollen. Papst Franziskus möchte auf dem Glauben und der Freude daran aufbauen, die seit Benedikt auch daher kommt, dass wir unsere katholische Fülle kennen und schätzen. Es geht nicht darum, wichtige Dinge zu vermissen, sondern darum, andere wichtige Dinge zu lernen. Letztlich geht es um die Umsetzung dessen, was Benedikt lehrte.
Der neue Papst hat der europäischen Kirche ein großes Geschenk mitgebracht, das sie dringend braucht: die Armut.
Gedankensplitter
[Von Bastian]
Teilweise sind es Begriffe, vor denen wir erschrecken. Franziskus versteht die Kirche als etwas, das ständig voranschreiten muss. Die, die ständig Fortschritt wollen, haben in unseren Gemeinden jedoch schlimmen Schaden angerichtet. Wir werden lernen müssen, dass Voranschreiten und Fortschrittlichkeit im Sinne eines Memorandums nicht miteinander zu tun haben. Wir werden einiges lernen müssen.
Teilweise sind es Begriffe, vor denen wir erschrecken. Franziskus versteht die Kirche als etwas, das ständig voranschreiten muss. Die, die ständig Fortschritt wollen, haben in unseren Gemeinden jedoch schlimmen Schaden angerichtet. Wir werden lernen müssen, dass Voranschreiten und Fortschrittlichkeit im Sinne eines Memorandums nicht miteinander zu tun haben. Wir werden einiges lernen müssen.
Freitag, März 15, 2013
Ich frage mich, was denkt ein Papst…
… über Armutsprobleme in einem Land, dessen Sozialhilfe für viele in seiner Heimat großen Reichtum bedeuten würde?
… der in seiner Heimat gegen Korruption und unsittlichen Lebensstil kämpfte, über eine Kirche, die es nicht schafft, sich wirklich von einem Verlag zu trennen, in dessen Bereich Pornographie hergestellt wurde und die daran verdiente?
… der auf die Straße gehen will, um Menschen in die Kirche zu holen, wenn Christen sich stattdessen streiten, in welchem Ritus die Messe dann gefeiert werden soll?
… der ein besonderes Herz für die Armen hat, über ein Land, in dem mittels einer Kirchensteuer Gremien finanziert werden?
… der im Heiligen Geist gewählt wurde, der Fels der Kirche zu sein, wenn ihm andere erklären wollen, was Tradition und das Messopfer wirklich sind?
… der Menschen vor einem Terrorregime versteckt hat, von Priesterinitiativen und Laiengruppen, die Rebellion gegen die Kirche predigen?
… der in seiner Heimat Menschen auf der Straße verrecken sah, von einem Land, das ihm erzählen will, die hiesigen Probleme seien die wichtigsten der Weltkirche und ohne Kondome gehe gar nichts?
… der in seiner Heimat gegen Korruption und unsittlichen Lebensstil kämpfte, über eine Kirche, die es nicht schafft, sich wirklich von einem Verlag zu trennen, in dessen Bereich Pornographie hergestellt wurde und die daran verdiente?
… der auf die Straße gehen will, um Menschen in die Kirche zu holen, wenn Christen sich stattdessen streiten, in welchem Ritus die Messe dann gefeiert werden soll?
… der ein besonderes Herz für die Armen hat, über ein Land, in dem mittels einer Kirchensteuer Gremien finanziert werden?
… der im Heiligen Geist gewählt wurde, der Fels der Kirche zu sein, wenn ihm andere erklären wollen, was Tradition und das Messopfer wirklich sind?
… der Menschen vor einem Terrorregime versteckt hat, von Priesterinitiativen und Laiengruppen, die Rebellion gegen die Kirche predigen?
… der in seiner Heimat Menschen auf der Straße verrecken sah, von einem Land, das ihm erzählen will, die hiesigen Probleme seien die wichtigsten der Weltkirche und ohne Kondome gehe gar nichts?
Donnerstag, März 14, 2013
WiSiKi spricht - Echo Romeo kommentiert.
Aus gegebenem Anlass (LINK) holen wir einen alten Cartoon wieder hoch:
Enthüllungen und kein Ende. Wie ich soeben erfahre, hat die allseits beliebte Massenkirchenfolkbewegung »Wir sind Kirche« jetzt eine Tochtergruppierung in der Ewigkeit gegründet.
(Idee von Sebastian (Sierra Victor), Umsetzung Peter Esser.)
Enthüllungen und kein Ende. Wie ich soeben erfahre, hat die allseits beliebte Massenkirchenfolkbewegung »Wir sind Kirche« jetzt eine Tochtergruppierung in der Ewigkeit gegründet.
(Idee von Sebastian (Sierra Victor), Umsetzung Peter Esser.)
Offen für neue Kriterien?
[Von Bastian]
"Wenn wir rausgehen auf die Straße, dann können Unfälle passieren...aber wenn sich die Kirche nicht öffnet, nicht rausgeht, und sich nur um sich selbst schert, wird sie alt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Kirche, die sich beim Rausgehen auf die Straße Verletzungen zuzieht und einer Kirche, die erkrankt, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftigt, dann habe ich keine Zweifel: Ich würde die erste Option wählen."
(Papst Franziskus)
Der neue Papst ist da. Jetzt ist es an mir, ihm zu folgen.
Es ist noch zu früh, irgendetwas über das neue Pontifikat zu sagen. So früh, dass es schon dümmlich wirkt, auf diese Unmöglichkeit überhaupt hinzuweisen. Es sei entschuldigt angesichts vieler selbstsicher klingender Analysen, geschrieben von Leuten, die keine Ahnung haben, in Zeitungen, die dagegen sind.
Worüber ich schreiben könnte, wäre mein erster Eindruck. Das lasse ich lieber. Denn Benedikt XVI mochte ich anfangs gar nicht…
Was ich fortführen möchte, sind Gedanken zum Thema „Treue zu Rom“. Und da stelle ich fest, dass der Heilige Vater Franziskus mir allein durch seine Existenz bereits Fragen stellt. Denn gerade indem ich nichts über ihn und die Zukunft weiß, weiß ich auch nicht, ob meine Gedanken und Probleme überhaupt noch relevant sein werden. Natürlich weiterhin für mich, doch haben sie den Stellenwert, den ich ihnen zugewiesen habe, oder wird die Situation der Kirche künftig anhand von ganz anderen Kriterien bewertet? Die Presse macht es uns täglich vor: man kann nicht nur an bestimmten Lösungen hängen – man kann auch in Bezug auf die zu stellenden Fragen festgefahren sein. Bin ich es?
Was muss sich an der Kirche ändern? Ich, hält Mutter Teresa mir mit Recht vor Augen.
Benedikt hat mich gelehrt, wie wichtig die Kirche ist. Dass ich Gott folge, indem ich ihr folge. Jetzt zeigt sich, ob ich damit letztlich doch mich selbst und meine Erkenntnis gemeint habe. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden muss, ob ich Papst Franziskus „kritisch begleite“, um mich von seiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen zu lassen, oder ob ich ihm von Anfang an offen folge, im Glauben, dass Gott die Kirche führt.
Bei Benedikt XVI war es mir leicht, das nachzuvollziehen. Vielleicht wird es wieder einfach. Vielleicht aber muss ich auch das erlernte Vertrauen jetzt anwenden. Doch das kann ich nicht alleine – ich brauche Gottes Hilfe.
Was ich jetzt tun muss, ist beten. Allerdings nicht gleich für den Papst, dass er die Kirche richtig führen möge, auch wenn das wichtig ist. Solange ich noch „richtig“ gleichsetze mit „wie ich es für richtig erkenne“ - und das tue ich sicher zu einem guten Teil - laufe ich Gefahr, nicht im Willen Gottes, sondern im eigenen Willen zu sein. Erst brauche ich das Gebet zum Heiligen Geist, dass er mir all die Offenheit, Bereitschaft und Liebe schenkt, die es braucht, um segensreich Mitglied unserer Kirche sein zu können.
Was mir auf dem Herzen liegt, wäre:
Komm, Heiliger Geist, und schenke mir ein Herz, das Dich ersehnt.
Schenke mir einen freien Geist, der Dir folgt.
Schenke mir Augen, die Dich auch dort erkennen, wo es mir unbekannt ist.
Lass meinen Willen, meine Wünsche und Vorstellungen, meine Gewohnheiten aufgehen in Dir.
Mache mich frei von mir selbst und lass mich Dir in Deiner Kirche folgen, durch die Du uns führen und leiten willst.
Amen
"Wenn wir rausgehen auf die Straße, dann können Unfälle passieren...aber wenn sich die Kirche nicht öffnet, nicht rausgeht, und sich nur um sich selbst schert, wird sie alt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Kirche, die sich beim Rausgehen auf die Straße Verletzungen zuzieht und einer Kirche, die erkrankt, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftigt, dann habe ich keine Zweifel: Ich würde die erste Option wählen."
(Papst Franziskus)
Der neue Papst ist da. Jetzt ist es an mir, ihm zu folgen.
Es ist noch zu früh, irgendetwas über das neue Pontifikat zu sagen. So früh, dass es schon dümmlich wirkt, auf diese Unmöglichkeit überhaupt hinzuweisen. Es sei entschuldigt angesichts vieler selbstsicher klingender Analysen, geschrieben von Leuten, die keine Ahnung haben, in Zeitungen, die dagegen sind.
Worüber ich schreiben könnte, wäre mein erster Eindruck. Das lasse ich lieber. Denn Benedikt XVI mochte ich anfangs gar nicht…
Was ich fortführen möchte, sind Gedanken zum Thema „Treue zu Rom“. Und da stelle ich fest, dass der Heilige Vater Franziskus mir allein durch seine Existenz bereits Fragen stellt. Denn gerade indem ich nichts über ihn und die Zukunft weiß, weiß ich auch nicht, ob meine Gedanken und Probleme überhaupt noch relevant sein werden. Natürlich weiterhin für mich, doch haben sie den Stellenwert, den ich ihnen zugewiesen habe, oder wird die Situation der Kirche künftig anhand von ganz anderen Kriterien bewertet? Die Presse macht es uns täglich vor: man kann nicht nur an bestimmten Lösungen hängen – man kann auch in Bezug auf die zu stellenden Fragen festgefahren sein. Bin ich es?
Was muss sich an der Kirche ändern? Ich, hält Mutter Teresa mir mit Recht vor Augen.
Benedikt hat mich gelehrt, wie wichtig die Kirche ist. Dass ich Gott folge, indem ich ihr folge. Jetzt zeigt sich, ob ich damit letztlich doch mich selbst und meine Erkenntnis gemeint habe. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden muss, ob ich Papst Franziskus „kritisch begleite“, um mich von seiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen zu lassen, oder ob ich ihm von Anfang an offen folge, im Glauben, dass Gott die Kirche führt.
Bei Benedikt XVI war es mir leicht, das nachzuvollziehen. Vielleicht wird es wieder einfach. Vielleicht aber muss ich auch das erlernte Vertrauen jetzt anwenden. Doch das kann ich nicht alleine – ich brauche Gottes Hilfe.
Was ich jetzt tun muss, ist beten. Allerdings nicht gleich für den Papst, dass er die Kirche richtig führen möge, auch wenn das wichtig ist. Solange ich noch „richtig“ gleichsetze mit „wie ich es für richtig erkenne“ - und das tue ich sicher zu einem guten Teil - laufe ich Gefahr, nicht im Willen Gottes, sondern im eigenen Willen zu sein. Erst brauche ich das Gebet zum Heiligen Geist, dass er mir all die Offenheit, Bereitschaft und Liebe schenkt, die es braucht, um segensreich Mitglied unserer Kirche sein zu können.
Was mir auf dem Herzen liegt, wäre:
Komm, Heiliger Geist, und schenke mir ein Herz, das Dich ersehnt.
Schenke mir einen freien Geist, der Dir folgt.
Schenke mir Augen, die Dich auch dort erkennen, wo es mir unbekannt ist.
Lass meinen Willen, meine Wünsche und Vorstellungen, meine Gewohnheiten aufgehen in Dir.
Mache mich frei von mir selbst und lass mich Dir in Deiner Kirche folgen, durch die Du uns führen und leiten willst.
Amen
Dienstag, März 12, 2013
Mit den eigenen Wünschen allein…
[Von Bastian]
Die Tür ist zu. Und jetzt? Warten. Erwarten. Aber was?
Wenn ich im Internet die Kommentarspalten lese, scheinen da zwei unterschiedliche Strömungen zu herrschen, die sich für sachlich halten, mir jedoch wie Befindlichkeitsäußerungen vorkommen.
Die eine Strömung hofft vom neuen Papst, er möge bitte all das erlauben, was bisher verboten war, was man aber gern hätte. Dann wäre die Kirche in Bewegung und freier.
Nur geht das von einem falschen Kirchenbild aus, denn die Kirche verbietet im eigentlichen Sinne nichts. Sie macht etwas, das viel mehr als Verbote schmerzt: sie sagt, wo die Wahrheit liegt und überlässt es jedem selbst, sich danach zu richten oder nicht. Verbote kann man ändern oder ignorieren. Doch der Wahrheitsanspruch steckt wie ein Stachel im Fleisch. Und man selbst ist es, der ihn dort hinein stößt: den nagenden Zweifel, dass die katholische Lehre, die das eigene Leben radikal infrage stellt, wahr sein könnte, den hat man selbst zugelassen. Es ist das Aufbäumen der eigenen Seele, die sich meldet, wenn sie die Wahrheit hört. Es ist das schmerzhafte Zeichen, dass Hoffnung ist. Vielen Menschen ist dieser Schmerz inzwischen so unerträglich, dass sie die Kirche am liebsten zum Schweigen bringen würden. In der Hoffnung, dass die Seele dann Ruhe gibt.
Hinter der Strömung „Weg mit den Regeln!“ meine ich, den inneren Konflikt herauszuhören, der eigentlich meint: „Es tut weh!“ In diesem Licht sind solche Konflikte keine berechtigte kritische Anfrage an die katholische Lehre, sondern ihre Bekräftigung.
Die zweite Strömung hofft, ein neuer Papst möge all das sanktionieren, was man selbst gerne aus der Welt hätte. Dann wäre alles besser.
Wenn es auch stets viele theologische Gründe dafür gibt: mir bleibt immer wieder der Eindruck, dass hier der eigene Zorn zum Leiter gemacht werden soll. Viele Äußerungen lassen vermuten, dass die Hoffnung auf Strafe gesetzt wird, sei es die Strafe für Sünden oder seien es Sanktionen gegen bestimmte Personen. Nur dass Strafe die Übertretung eines Verbotes voraussetzt, die Kirche jedoch nichts verbietet, sondern die Wahrheit verkündet.
Wenn der eigene Frust, dass sich diese Wahrheit nicht besser durchsetzt, zur Annahme führt, dann müsse man halt durchgreifen, entsteht ein Irrtum, der zum gleichen falschen Kirchenbild führt wie die erste Strömung: die Kirche, die politisch agiert und nicht verkündet.
Und ich? Wie komme ich dazu, das hier so anzuprangern?
Ich komme dazu, weil ich beides in mir selbst entdecke. Weil ich mir eben auch Sorgen mache, ob ich denn wieder einen Papst bekomme, bei dem mir das Gehorchen derart leicht fällt. Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
Doch wenn ich in letzter Zeit stets geschrieben und gesagt habe, dass ich die Treue zu Rom und zum Lehramt für eine wichtige Sache halte, muss ich jetzt auch dazu stehen. Die Zeit des Wartens ist für mich eine Zeit der inneren Prüfung: bin ich bereit, auch weiterhin zu folgen? Letztlich: vertraue ich auf Gott oder meine Vorstellungen? Meine Vorstellungen nehmen weiten Raum ein! Schaffe ich es, sie Gott anzuvertrauen?
Ich erhoffe einen Papst, der fest in Gottes Wahrheit steht. Einen betenden, Gott liebenden Papst, der den Heiligen Geist durch sich wirken lässt. Dann ist der Rest Nebensache.
Die Tür ist zu. Und jetzt? Warten. Erwarten. Aber was?
Wenn ich im Internet die Kommentarspalten lese, scheinen da zwei unterschiedliche Strömungen zu herrschen, die sich für sachlich halten, mir jedoch wie Befindlichkeitsäußerungen vorkommen.
Die eine Strömung hofft vom neuen Papst, er möge bitte all das erlauben, was bisher verboten war, was man aber gern hätte. Dann wäre die Kirche in Bewegung und freier.
Nur geht das von einem falschen Kirchenbild aus, denn die Kirche verbietet im eigentlichen Sinne nichts. Sie macht etwas, das viel mehr als Verbote schmerzt: sie sagt, wo die Wahrheit liegt und überlässt es jedem selbst, sich danach zu richten oder nicht. Verbote kann man ändern oder ignorieren. Doch der Wahrheitsanspruch steckt wie ein Stachel im Fleisch. Und man selbst ist es, der ihn dort hinein stößt: den nagenden Zweifel, dass die katholische Lehre, die das eigene Leben radikal infrage stellt, wahr sein könnte, den hat man selbst zugelassen. Es ist das Aufbäumen der eigenen Seele, die sich meldet, wenn sie die Wahrheit hört. Es ist das schmerzhafte Zeichen, dass Hoffnung ist. Vielen Menschen ist dieser Schmerz inzwischen so unerträglich, dass sie die Kirche am liebsten zum Schweigen bringen würden. In der Hoffnung, dass die Seele dann Ruhe gibt.
Hinter der Strömung „Weg mit den Regeln!“ meine ich, den inneren Konflikt herauszuhören, der eigentlich meint: „Es tut weh!“ In diesem Licht sind solche Konflikte keine berechtigte kritische Anfrage an die katholische Lehre, sondern ihre Bekräftigung.
Die zweite Strömung hofft, ein neuer Papst möge all das sanktionieren, was man selbst gerne aus der Welt hätte. Dann wäre alles besser.
Wenn es auch stets viele theologische Gründe dafür gibt: mir bleibt immer wieder der Eindruck, dass hier der eigene Zorn zum Leiter gemacht werden soll. Viele Äußerungen lassen vermuten, dass die Hoffnung auf Strafe gesetzt wird, sei es die Strafe für Sünden oder seien es Sanktionen gegen bestimmte Personen. Nur dass Strafe die Übertretung eines Verbotes voraussetzt, die Kirche jedoch nichts verbietet, sondern die Wahrheit verkündet.
Wenn der eigene Frust, dass sich diese Wahrheit nicht besser durchsetzt, zur Annahme führt, dann müsse man halt durchgreifen, entsteht ein Irrtum, der zum gleichen falschen Kirchenbild führt wie die erste Strömung: die Kirche, die politisch agiert und nicht verkündet.
Und ich? Wie komme ich dazu, das hier so anzuprangern?
Ich komme dazu, weil ich beides in mir selbst entdecke. Weil ich mir eben auch Sorgen mache, ob ich denn wieder einen Papst bekomme, bei dem mir das Gehorchen derart leicht fällt. Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
Doch wenn ich in letzter Zeit stets geschrieben und gesagt habe, dass ich die Treue zu Rom und zum Lehramt für eine wichtige Sache halte, muss ich jetzt auch dazu stehen. Die Zeit des Wartens ist für mich eine Zeit der inneren Prüfung: bin ich bereit, auch weiterhin zu folgen? Letztlich: vertraue ich auf Gott oder meine Vorstellungen? Meine Vorstellungen nehmen weiten Raum ein! Schaffe ich es, sie Gott anzuvertrauen?
Ich erhoffe einen Papst, der fest in Gottes Wahrheit steht. Einen betenden, Gott liebenden Papst, der den Heiligen Geist durch sich wirken lässt. Dann ist der Rest Nebensache.
Ein Versuch, auf Einwände gegen Benedikt XVI zu antworten.
[Ein Gastbeitrag von Wolf]
Soweit ich es übersehe, unvollständig selbstverständlich, wird Papst Benedikt vorgeworfen, er habe die Kirche nicht "reformiert" im Sinne eines Umsetzens der o.g. Anliegen.
In der Tat, natürlich kann dies als Mangel seines Pontifikats kritisiert werden. Er hat es unterlassen, die Kirche zu verweltlichen, den Wünschen der Gesellschaft, oder auch deren Vorgaben, anzupassen. Im Gegenteil: er forderte die Entweltlichung der Kirche.
Diese Kritik ist in meiner Sicht nicht überzeugend. Ich teile sie nicht.
Die Größe seines Pontifikates liegt für mich gerade darin, auch darin, daß er diesen Forderungen der Gesellschaft anderes entgegengehalten hat. Nicht Zustimmung der Akzeptanz wegen, nicht so betriebene Sicherung der (Macht-)Position der Kirche, nicht leichtere "Verteidigung" der Zugehörigkeit zur Kirche durch Modernisierung. Sondern Zumutung des Aushaltens der Distanz zur Gesellschaft, und dem Angebot seiner Begründung der Richtigkeit in seinen Werken und Handlungen.
"Unmenschlich und weltfremd" sei die Kirche "unter" ihm "geblieben", hörte ich.
"Weltfremd": nun ja. Das mag so sein, ihm folgend. Und dies mag auch gut sein, für mich. (Soeben hörte und sah ich dieses Youtube-Video, zur Passion des HERRN, nichts Versöhnliches, keine Gesellschaftskonformität.) Unser Glauben ist nur selten ohne Distanz zur gegenwärtigen Gesellschaft zu leben, Anderssein-Aushalten, zumindest im Versuch, gehört dazu. (Meine eigenen Anpassungen, Lauheiten sprechen nicht dagegen, ich weiß darum und es grämt mich sehr; immer wieder.)
Anpassung an die Gesellschaft wurde von Benedikt verweigert, in der Praxis, in seinen Büchern: "... der Preis für die Verschmelzung von Glauben und politischer Macht besteht zuletzt immer darin, dass der Glaube in den Dienst der Macht tritt und sich ihren Maßstäben beugen muss." (Jesus von Nazareth, Bd. 1, S. 69) Das gilt für die Gesamtbeziehungen, und für einzelne Aspekte, m.E. Weltfremd? so gesehen, wiederholend: sehr gut so. (Differenzierungen hinsichtlich der Einzelanliegen können und sollen sein, ggf., aber für mich müssen sie vom Lehramt ausgehen, nicht als Reaktion auf Vorhaltungen dieser Gesellschaft.)
So gesehen ist auch die Überraschung über seinen Rücktritt verständlich: freiwilliger Machtverzicht ist dieser Gesellschaft fremd, bedroht sie in ihrem Suchtverhalten, wie auch die freiwillige sexuelle Enthaltsamkeit. (Deswegen muß in den Augen der Gesellschaft letzteres zu Verbrechen führen, ersteres kann nicht freiwillig sein, sondern muß Ausdruck von Verschwörungen sein; und so werden ja auch schon Theorien gestrickt.)
"Unmenschlich" - so nur verständlich, wenn "menschlich" als "Mensch bzw seine Bedürfnisse ist/sind Maß aller Dinge" verstanden wird, in Hinsicht auf solche Bedürfnisse, welche in der jeweiligen Gesellschaft vorgegeben werden. Hier: Beliebigkeit, Manipulierbarkeit ("Meinung", nicht Wissen, ist gefragt), Begierden ("Hol es Dir"), Macht und Geld und sexuelle Augenblicksbefriedigung, ... so gesehen kann ein Leben nach den Geboten des HERRN, nach der Bergpredigt, nach all den wirklich schönen und guten Werten, nicht "menschlich" sein. Und eine Kirche, die ebendiese Werte vertritt, ist "unmenschlich". Dann auch hier: richtig so, für mich.
Dies wurde eher spontan geschrieben - ich stelle es dennoch in den Raum, behalte mir bessere Erkenntnis vor und auch Ergänzungen. Für Fehler bitte ich um Nachsicht.
Soweit ich es übersehe, unvollständig selbstverständlich, wird Papst Benedikt vorgeworfen, er habe die Kirche nicht "reformiert" im Sinne eines Umsetzens der o.g. Anliegen.
In der Tat, natürlich kann dies als Mangel seines Pontifikats kritisiert werden. Er hat es unterlassen, die Kirche zu verweltlichen, den Wünschen der Gesellschaft, oder auch deren Vorgaben, anzupassen. Im Gegenteil: er forderte die Entweltlichung der Kirche.
Diese Kritik ist in meiner Sicht nicht überzeugend. Ich teile sie nicht.
Die Größe seines Pontifikates liegt für mich gerade darin, auch darin, daß er diesen Forderungen der Gesellschaft anderes entgegengehalten hat. Nicht Zustimmung der Akzeptanz wegen, nicht so betriebene Sicherung der (Macht-)Position der Kirche, nicht leichtere "Verteidigung" der Zugehörigkeit zur Kirche durch Modernisierung. Sondern Zumutung des Aushaltens der Distanz zur Gesellschaft, und dem Angebot seiner Begründung der Richtigkeit in seinen Werken und Handlungen.
"Unmenschlich und weltfremd" sei die Kirche "unter" ihm "geblieben", hörte ich.
"Weltfremd": nun ja. Das mag so sein, ihm folgend. Und dies mag auch gut sein, für mich. (Soeben hörte und sah ich dieses Youtube-Video, zur Passion des HERRN, nichts Versöhnliches, keine Gesellschaftskonformität.) Unser Glauben ist nur selten ohne Distanz zur gegenwärtigen Gesellschaft zu leben, Anderssein-Aushalten, zumindest im Versuch, gehört dazu. (Meine eigenen Anpassungen, Lauheiten sprechen nicht dagegen, ich weiß darum und es grämt mich sehr; immer wieder.)
Anpassung an die Gesellschaft wurde von Benedikt verweigert, in der Praxis, in seinen Büchern: "... der Preis für die Verschmelzung von Glauben und politischer Macht besteht zuletzt immer darin, dass der Glaube in den Dienst der Macht tritt und sich ihren Maßstäben beugen muss." (Jesus von Nazareth, Bd. 1, S. 69) Das gilt für die Gesamtbeziehungen, und für einzelne Aspekte, m.E. Weltfremd? so gesehen, wiederholend: sehr gut so. (Differenzierungen hinsichtlich der Einzelanliegen können und sollen sein, ggf., aber für mich müssen sie vom Lehramt ausgehen, nicht als Reaktion auf Vorhaltungen dieser Gesellschaft.)
So gesehen ist auch die Überraschung über seinen Rücktritt verständlich: freiwilliger Machtverzicht ist dieser Gesellschaft fremd, bedroht sie in ihrem Suchtverhalten, wie auch die freiwillige sexuelle Enthaltsamkeit. (Deswegen muß in den Augen der Gesellschaft letzteres zu Verbrechen führen, ersteres kann nicht freiwillig sein, sondern muß Ausdruck von Verschwörungen sein; und so werden ja auch schon Theorien gestrickt.)
"Unmenschlich" - so nur verständlich, wenn "menschlich" als "Mensch bzw seine Bedürfnisse ist/sind Maß aller Dinge" verstanden wird, in Hinsicht auf solche Bedürfnisse, welche in der jeweiligen Gesellschaft vorgegeben werden. Hier: Beliebigkeit, Manipulierbarkeit ("Meinung", nicht Wissen, ist gefragt), Begierden ("Hol es Dir"), Macht und Geld und sexuelle Augenblicksbefriedigung, ... so gesehen kann ein Leben nach den Geboten des HERRN, nach der Bergpredigt, nach all den wirklich schönen und guten Werten, nicht "menschlich" sein. Und eine Kirche, die ebendiese Werte vertritt, ist "unmenschlich". Dann auch hier: richtig so, für mich.
Dies wurde eher spontan geschrieben - ich stelle es dennoch in den Raum, behalte mir bessere Erkenntnis vor und auch Ergänzungen. Für Fehler bitte ich um Nachsicht.
Freitag, März 08, 2013
»Gott braucht dich nicht« – Eine Buchbesprechung
»Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen;
kennt auch dich und hat dich lieb«
[Peter Esser] Braucht Gott mich? Kennt er mich? Die Frage löst möglicherweise betretenes Schweigen aus. Und vielleicht will ich das lieber gar nicht so genau wissen. Wenn ich nicht allzu viele Hoffnungen formuliere, kann ich nicht enttäuscht werden …
Esther Maria Magnis, Jahrgang 1980, berichtet in ihrer Lebensgeschichte von ihrer eigenen Glaubenserfahrung. Aus jeder Zeile ihres Buches spricht ein junger Mensch, für den die Frage nach Gott existentiell wird. »Gott braucht dich nicht« ist die Erfahrung einer Jugendlichen, die Anstoß an der Kirche nimmt, weil sie im Innersten die Hilflosigkeit und Betretenheit der Erwachsenen spürt, sobald die Rede auf Gott kommt. Oder auf die Erfahrung des Sterbens.
In einer sehr farbigen Sprache schildert sie die kindliche Erfahrung eines Gottes, der »gleichzeitig etwas sehr Wahnsinniges zu haben« schien »und etwas sehr Zartes«. Esther Magnis Beobachtungen sind lesenswerte literarische Miniaturen. Mit der Pubertät verliert sich das Interesse an Gott, und die Verkündigung eines Jesus auf vermeintlicher Augenhöhe ist nicht gerade dazu angetan, ihr Interesse neu zu entfachen:
»Ich hatte genug Freunde. Ich brauchte als Vierzehnjährige nicht noch einen Unsichtbaren und schon gar keinen orientalischen Pazifisten mit Schlappen und Vollbart, der sich für mich, wie ich dachte, eh nicht sonderlich interessiert hätte (…). Man konnte ihn neben Gandhi abhaken unter der Kategorie: ›Der Typ war okay.‹«
Mit fünfzehn Jahren bricht in Esthers Leben unvermittelt die Nachricht von der Krebserkrankung ihres Vaters ein. Der abgründige Ernst, der in Esthers Lebensbeschreibung schon auf den ersten Seiten nicht fehlt, tritt als Akteur hervor, übernimmt die Regie der Familie. Von nun an versucht jeder auf seine Weise, mit der plötzlichen Gegenwart von Krankheit, Furcht und Hoffnung fertig zu werden. Es ist berührend, wie die Kinder beginnen – fast wie bei einem geheimen Treffen – miteinander auf dem Dachboden zu beten. Das ersehnte Wunder bleibt aus. Esther beschreibt auf den Seiten ihres Buches, wie sie an der Banalität des eigenen Weiterlebens nach dem Tod des Vaters fast zerbricht.
Und doch bleibt die Suche … und fast spielerisch gibt die Wiederentdeckung einer Liedzeile, eines kindlichen »Zauberwortes« ihr den Hinweis auf den Gott, den sie in kindlicher Unbefangenheit erahnen durfte, der ihr jedoch jetzt neu, groß und unberechenbar begegnet.
Und doch wird dieser wachsende Glaube dann noch einmal durch die Erfahrung eines Karfreitags geprüft. Hier ist keine bequeme Bekehrungsgeschichte zu lesen, die nach einem Schema »früher war alles mies – heute ist alles gut« aufgebaut wird. Esther stellt uns die Frage, an welchen Gott wir glauben. Habe ich mich mit einem Lückenbüßer-Gott eingerichtet, der mir besinnliche Stunden ermöglicht, solange alles einigermaßen gut läuft, oder ist Gott der Gott, der Mensch für mich wird, der meine gesamte menschliche Ausweglosigkeit auf sich nimmt? Kann ich glauben, daß Jesus den gesamten Kelch der Lebensbitternis ausgetrunken hat, um mir zu zeigen: Ich kenne dich.
Esthers Buch ist ihre Antwort. Meine Empfehlung ist: Das Buch lesen, mit Esther weinen und – ja, auch lachen – und dann die eigene Antwort geben.
Mit fünfzehn Jahren bricht in Esthers Leben unvermittelt die Nachricht von der Krebserkrankung ihres Vaters ein. Der abgründige Ernst, der in Esthers Lebensbeschreibung schon auf den ersten Seiten nicht fehlt, tritt als Akteur hervor, übernimmt die Regie der Familie. Von nun an versucht jeder auf seine Weise, mit der plötzlichen Gegenwart von Krankheit, Furcht und Hoffnung fertig zu werden. Es ist berührend, wie die Kinder beginnen – fast wie bei einem geheimen Treffen – miteinander auf dem Dachboden zu beten. Das ersehnte Wunder bleibt aus. Esther beschreibt auf den Seiten ihres Buches, wie sie an der Banalität des eigenen Weiterlebens nach dem Tod des Vaters fast zerbricht.
Und doch bleibt die Suche … und fast spielerisch gibt die Wiederentdeckung einer Liedzeile, eines kindlichen »Zauberwortes« ihr den Hinweis auf den Gott, den sie in kindlicher Unbefangenheit erahnen durfte, der ihr jedoch jetzt neu, groß und unberechenbar begegnet.
Und doch wird dieser wachsende Glaube dann noch einmal durch die Erfahrung eines Karfreitags geprüft. Hier ist keine bequeme Bekehrungsgeschichte zu lesen, die nach einem Schema »früher war alles mies – heute ist alles gut« aufgebaut wird. Esther stellt uns die Frage, an welchen Gott wir glauben. Habe ich mich mit einem Lückenbüßer-Gott eingerichtet, der mir besinnliche Stunden ermöglicht, solange alles einigermaßen gut läuft, oder ist Gott der Gott, der Mensch für mich wird, der meine gesamte menschliche Ausweglosigkeit auf sich nimmt? Kann ich glauben, daß Jesus den gesamten Kelch der Lebensbitternis ausgetrunken hat, um mir zu zeigen: Ich kenne dich.
Esthers Buch ist ihre Antwort. Meine Empfehlung ist: Das Buch lesen, mit Esther weinen und – ja, auch lachen – und dann die eigene Antwort geben.
Esther Maria Magnis
Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung
Verlag Rowohlt
Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung
Verlag Rowohlt