[Von Bastian]
Die Tür ist zu. Und jetzt? Warten. Erwarten. Aber was?
Wenn ich im Internet die Kommentarspalten lese, scheinen da zwei unterschiedliche Strömungen zu herrschen, die sich für sachlich halten, mir jedoch wie Befindlichkeitsäußerungen vorkommen.
Die eine Strömung hofft vom neuen Papst, er möge bitte all das erlauben, was bisher verboten war, was man aber gern hätte. Dann wäre die Kirche in Bewegung und freier.
Nur geht das von einem falschen Kirchenbild aus, denn die Kirche verbietet im eigentlichen Sinne nichts. Sie macht etwas, das viel mehr als Verbote schmerzt: sie sagt, wo die Wahrheit liegt und überlässt es jedem selbst, sich danach zu richten oder nicht. Verbote kann man ändern oder ignorieren. Doch der Wahrheitsanspruch steckt wie ein Stachel im Fleisch. Und man selbst ist es, der ihn dort hinein stößt: den nagenden Zweifel, dass die katholische Lehre, die das eigene Leben radikal infrage stellt, wahr sein könnte, den hat man selbst zugelassen. Es ist das Aufbäumen der eigenen Seele, die sich meldet, wenn sie die Wahrheit hört. Es ist das schmerzhafte Zeichen, dass Hoffnung ist. Vielen Menschen ist dieser Schmerz inzwischen so unerträglich, dass sie die Kirche am liebsten zum Schweigen bringen würden. In der Hoffnung, dass die Seele dann Ruhe gibt.
Hinter der Strömung „Weg mit den Regeln!“ meine ich, den inneren Konflikt herauszuhören, der eigentlich meint: „Es tut weh!“ In diesem Licht sind solche Konflikte keine berechtigte kritische Anfrage an die katholische Lehre, sondern ihre Bekräftigung.
Die zweite Strömung hofft, ein neuer Papst möge all das sanktionieren, was man selbst gerne aus der Welt hätte. Dann wäre alles besser.
Wenn es auch stets viele theologische Gründe dafür gibt: mir bleibt immer wieder der Eindruck, dass hier der eigene Zorn zum Leiter gemacht werden soll. Viele Äußerungen lassen vermuten, dass die Hoffnung auf Strafe gesetzt wird, sei es die Strafe für Sünden oder seien es Sanktionen gegen bestimmte Personen. Nur dass Strafe die Übertretung eines Verbotes voraussetzt, die Kirche jedoch nichts verbietet, sondern die Wahrheit verkündet.
Wenn der eigene Frust, dass sich diese Wahrheit nicht besser durchsetzt, zur Annahme führt, dann müsse man halt durchgreifen, entsteht ein Irrtum, der zum gleichen falschen Kirchenbild führt wie die erste Strömung: die Kirche, die politisch agiert und nicht verkündet.
Und ich? Wie komme ich dazu, das hier so anzuprangern?
Ich komme dazu, weil ich beides in mir selbst entdecke. Weil ich mir eben auch Sorgen mache, ob ich denn wieder einen Papst bekomme, bei dem mir das Gehorchen derart leicht fällt. Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
Doch wenn ich in letzter Zeit stets geschrieben und gesagt habe, dass ich die Treue zu Rom und zum Lehramt für eine wichtige Sache halte, muss ich jetzt auch dazu stehen. Die Zeit des Wartens ist für mich eine Zeit der inneren Prüfung: bin ich bereit, auch weiterhin zu folgen? Letztlich: vertraue ich auf Gott oder meine Vorstellungen? Meine Vorstellungen nehmen weiten Raum ein! Schaffe ich es, sie Gott anzuvertrauen?
Ich erhoffe einen Papst, der fest in Gottes Wahrheit steht. Einen betenden, Gott liebenden Papst, der den Heiligen Geist durch sich wirken lässt. Dann ist der Rest Nebensache.
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