[Von Bastian]
„Wie kann ich einem Gott vertrauen, der die menschliche Natur mit so vielen Fehlern schuf und so viel Leid zulässt?“
Lieber Atheist, so bringt das nichts. Das Gespräch ist sinnlos, denn das kann niemand erklären. Warum? Weil Gott das nicht getan hat. Nicht Gott hat Falsches erschaffen. Nicht er ist für meine Fehler verantwortlich, sondern ich. Und nicht er ist für Deine Fehler verantwortlich, sondern Du.
Wenn Du Dich mit dem Christentum auseinandersetzen willst, bringt es nichts, abwegige Voraussetzungen zu postulieren und von ihnen aus zu urteilen.
Die Idee eines Gottes, der für jeden Zustand seiner Schöpfung verantwortlich zeichnet, ist nicht christlich. Sie ist stattdessen ziemlich genau das Gegenteil des Christentums, in dem nicht Gott eine unvollkommene Schöpfung ins Leben rief, sondern eine vollkommene, die sich selbst von ihm abwandte und die nun von ihm sozusagen zurückerobert wird.
Es ist das Wesen des Christentums, dass es etwas zu korrigieren gibt: die Sünde. Dass es jemanden zu korrigieren gibt: Dich und mich. Wenn Du von Christentum redest, beachte seine innere Logik: die der perfekten Schöpfung, des Abfalls und der Rettung. Beachtest Du sie nicht, redest Du von etwas anderem.
Wenn Du jetzt die Frage stellst, wie denn eine Schöpfung perfekt sein kann, die sich selbst derart zu pervertieren in der Lage ist, verstehst Du nicht, wie hoch Gott Dich einschätzt und wie groß er Dich geschaffen hat. Undenkbar für ihn, Dich so zu erschaffen, dass Du automatisch gut bist, ihn automatisch liebst. Es wäre überhaupt keine Liebe, nicht einmal Dressur. Es wäre nett, aber inhaltslos. Deine Liebe zu ihm würde sich gut anfühlen, aber sie wäre nicht echt, denn Du hättest gar keine Wahl. Wärst Du mit einer ewigen Selbsttäuschung glücklich?
Nein, der christliche Gott erschafft freie und verantwortliche Menschen. Menschen, die aufgrund ihrer Freiheit liebesfähig sind. Menschen, die er in ihrer Freiheit so ernst nimmt, dass er sie laufen lässt, auch wenn sie irren. Und die er so sehr liebt, dass er ihnen nachläuft, bis ins Leid hinein.
Lieber Atheist, das Christentum ist ein Drama, keine Happy Hour, und es geht einher mit Freiheit und Verantwortlichkeit. Der Mensch ist groß vor Gott, keine Marionette. Der Mensch kann verloren gehen: im Christentum geht es um nicht weniger als um Leben und Tod. Um das ewige Leben und den ewigen Tod. Darunter tut Gott es nicht. Wer die heile Welt sucht, in der der Mensch nicht bös sein kann, sucht nicht Gott, sondern ein privates Idealbild, das nett und bequem ist und den vermeintlichen Vorteil hat, dass man unschuldig ist. Zum Christentum gehört Mut: anzuerkennen, dass man schuldig ist. Wer bereit ist, sich dieser Tatsache zu stellen und sie nicht verzweifelt wegzudiskutieren versucht, dem beginnt sich zu erschließen, was Gott auf Golgota tat. Ohne dass Du begreifst, dass Du Sünder bist, wird Dir das Christentum fremd bleiben.
Du hast die Wahl: Erlösung light, die darin besteht, dass es keine Schuld gibt und ein netter Gott alles schön macht, oder Erlösung pur, die vor nichts die Augen verschließt, schon gar nicht vor Deinen Fehlern.
Erlösung light ist das Gottesbild, das sich die meisten Atheisten wünschen. Es hat im Christentum nichts verloren sondern ist eher etwas für Menschen, die den Blick in den Spiegel im Lichte Gottes nicht aushalten wollen, die eigene Schuld lieber wegdiskutieren und Gott leugnen, weil er nicht ist, wie sie ihn gern hätten.
Erlösung pur ist etwas für Mutige, die es wagen, die Seele zu öffnen für den, vor dem sie zugeben müssen, nicht zu sein, wie er sie will. Und die bereit sind, sich das schenken zu lassen, was ihnen fehlt. Das kann weh tun.
Ja, das Christentum hat mit Leid zu tun – nicht weil es das Leiden fördert, sondern weil es das Leiden bei seiner Wurzel packt. Es geht niemals darum, das Leid zur Tugend an sich zu machen. Es kann aber durchaus sein, dass man die Ursache des Leids erkennt, die Sünde, und Gott dabei hilft, diese Ursache auszuräumen. Ein Blick nach Golgota reicht, um zu wissen, dass das Leid bedeuten kann. Doch nicht, weil es gut ist, zu leiden, sondern weil es besser ist, zu leiden und zu lieben als nicht zu leiden, aber auch nicht zu lieben. Ein Christ kann Leid eher akzeptieren, weil er weiß, dass es endlich ist, die Liebe aber unendlich.
Letztlich bekommt der Christ genau das, wovon Du träumst, lieber Atheist: die heile Welt. Doch nicht eine automatisch heile kleine Erdkugel, die man ein knappes Jahrhundert bestaunen darf, um danach im Nichts zu verschwinden, sondern das wahrhaft heile Sein, das ehrliche und aufrichtige und herrliche Sein, dass die eigene Heilung einschließt und mit dem Tod nicht endet.
Wenn Du, lieber Atheist, also mit Deinem Katalog an Forderungen kommst, die nicht zu Gott passen, mit Deinen Fragen, die eigentlich schon ablehnende Antworten sind, mit Deinem Gottesbild, das das Resultat will, ohne den Weg zurückzulegen, dann mache Dir bitte klar, dass Du über alles Mögliche redest, aber nicht über das Christentum. Du musst meinen Glauben nicht teilen. Nur begreife, dass Du nicht die Christen verantwortlich machen kannst, wenn sie Dir nicht die Fragen beantworten, die Du aufgrund einer nichtchristlichen Logik stellst. Würdest Du Dich bei BMW beschweren, wenn Dein selbsterdachter Motor nicht läuft? Mache Dir den Unterschied klar. Das macht Gespräche leichter. Und zudem: soviel Logik solltest Du Dir wert sein.
Das ist dann ja doch eher ein Brief an einen unzufriedenen Theisten, oder?
AntwortenLöschenLieber Bastian,
AntwortenLöschen"der Atheist" freut sich sehr über Deine Antwort...:-)
Das ganze ist eine sehr schöne Herausforderung.
Ich muß gleich am Anfang sagen, daß ich mitnichten MEIN Gottesbild und MEIN Verständnis vom Christentum zugrunde lege, wenn ich darüber spreche und Fragen stelle. Das Bild, was ich habe, entspringt den beiden urchristlichen Quellen des gemeinen Katholiken: der Bibel und dem Katechismus der Katholischen Kirche. Ich setze mich mit dem auseinander, was mir da geboten wird, und mitnichten mit einem eigenen Strohmann, auf den es sich grad gut einschlägt.
Um dies zu verdeutlichen: Du schreibst davon, daß die Schöpfung nicht perfekt sei, und verweist auf das Konzept perfekte Schöpfung - Abfall - Rettung. Das Konzept beinhaltet, daß ein ominöser "der Mensch" Gottes perfekte Schöpfung zu Fall brachte - und zwar mit einer einzigen Sünde. Und daß daraufhin alle Millionen und Milliarden Nachkommen der ersten Sünder in Leid und Tod fielen. So sagt es die Bibel und der Katechismus, richtig?
Nun frage ich Dich: wer hat dies denn so eingerichtet? Wer außer Gott, der Schöpfer von allem und jedem auf dieser Welt konnte sagen: "meine komplette Schöpfung fällt in Leid und Tod, weil ich so sauer über diese eine Sünde bin!" ? Wer sonst konnte diese Folge für diese eine erste Sünde konstruieren, wenn nicht Gott selbst? Wer wenn nicht der Schöpfer brachte dann alles, was wohl unter "Abfall und seine Folgen" fiel, auf diese Welt? Wer schuf Viren, Bakterien, Alterungsprozesse, Krankheiten, Behinderungen usw usf? Wer schuf "den Teufel" und alle Konzepte des Bösen und des Leides, wenn nicht der, der ALLES schuf?
Du magst einwenden, es sei eine logische Folge des Sündenfalls. Nun, "logisch" ist das allemal nicht, denn wenn ich sündige, fällt hier auch nicht alles zusammen... *g
Aber wie dem auch sei: das ganze ist NUR deswegen so passiert, WEIL Gott es so wollte. Gott hat gestraft, und zwar nicht nur die beiden ersten gefallenen Sünder, sondern gleich alle Milliarden Nachkommen. Jedes Baby, welches geboren wird, muß diese Folge tragen, weil Gott dies so wollte - nach eurer Lehre.
Diesen Gott, der Millionen Nachkommen, die noch gar nichts dafür können, sündig, leidend und tot sehen will, nennt ihr "gerecht". Ihr nennt jemanden gerecht, der Strafen konzipiert, die nicht die Sünder treffen, sondern Milliarden Unschuldige.
Das IST das christliche Konzept, oder nicht?
Nun meine Frage: würdest Du jemanden "gerecht" nennen, der nicht nur DICH für DEINE Fehler bestraft, sondern auch Deine Kinder, Enkel, Urenkel, Urur...enkel... und sie wegen DIR leiden und sterben müssen? Nach allen bekannten Maßstäben ist das alles andere als fair. Aber es ist christliche Lehre, und es ist Gottes Wille.
Daß Gott seine einzelnen Menschen so schwach schafft, ihnen dann aber Aufgaben aufbrummt, unter denen er zerbrechen muß (okay, nicht jeder, aber die übergroße Mehrheit), ist das nächste Thema. Ich bin nicht in der Lage, als Einzelner gegen Windmühlen zu kämpfen. Ich kann dies in meinem direkten Umfeld tun, kann dies mitgestalten, so positiv es eben geht. Das war es dann aber schon.
LöschenFür meine FEHLER muß ich selbst gerade stehen, das sehe ich auch so. "Fehler" KANN sich aber nur auf meine Handlungen beziehen. Ich kann nicht dafür gerade stehen, mit und unter welchen Bedingungen ich geboren wurde. Ich für mich kann für mein Leben wirklich nicht klagen. Aber soll jemand, der behindert geboren wurde, dafür selbst verantwortlich sein? Jemand, der schwul ist und keine Toleranz erfährt, weil er in einem religiösen Umfeld lebt? Das zweijährige krebskranke Kind, für welches sich George Bush aus Solidarität eine Glatze rasieren ließ, ist das selbst verantwortlich? Ist Angelina Jolie, abgesehen von allem Hype um ihre Brust-OP, für ihr Krebs-Gen sebst verantwortlich? Sind die armen ausgezehrten afrikanischen Hungerkinder selbst verantwortlich für sich und ihr Leiden?
Nein, Bastian, das ist Dein Gott. Über sein Sündenkonzept. Ganz direkt. ER selbst.
Wieso ist es eigentlich undenkbar, daß Gott mich nicht so schafft, daß ich glauben kann, daß ich nach ihm suche, ihn liebe, so leben möchte wie es die Bibel sagt?
LöschenEinerseits schätzt er angeblich den Freien Willen (biblisch, soweit ich weiß, nicht begründbar. Aber date mich gern up...:-)!. Andererseits belegt er die Mißgriffe seiner Schöpfung mit Auflagen, Verachtung, Strafen und Erpressung, daß die Schwarte kracht.
Wenn ich also nicht glauben kann, und also nicht getauft werde, werde ich verdammt (mk 16,16). Was er sonst so von Ungläubigen/Gottlosen hält, ist gut bekannt. Was soll ich also tun? Ich KANN nicht einfach glauben. Wie ein Schwuler nicht einfach hetero fühlen kann, ein unmusiklaischer Mensch kein Violinenvirtuose wird und ein körperlich Behinderter keinen 100m-Weltrekord bricht.
Gott schafft nicht nur freie und verantwortliche Menschen. Er schafft AUCH welche, die seine Forderungen nicht erfüllen KÖNNEN. Und dafür werden sie dann bestraft. Und das nennt ihr "gerecht"?
Jahrhundertelang hatten die Menschen übrigens die Wahl nicht, von der Du sprichst. Sie mußten sich dem fügen, was die Kirche und ihre Lehnsherren sagten. Glaube das, was Du vorgeschrieben kriegst, oder stirb. Die (relativ) freie Wahl ist ein neuzeitliches, nach wie vor räumlich begrenztes Phänomen. Ein elitäres, denn wer die Wahl haben will, braucht Bildung und bewußte Entscheidungsfreiheit.
Viele haben das heute nach wie vor nicht. Manche ganz nachvollziehbar nicht, aber auch im relativ freien Deutschland wird ein Kind streng religiöser Eltern auch stark geprägt, so daß es NICHT frei entscheiden kann. Ich kenne einige solcher Menschen. Sie KÖNNEN sich nicht gegen Gott entscheiden, sie haben schlicht Angst davor, wegen entsprechender Prägung.
*Freiheit* ist in dieser Beziehung Augenwischerei und das Privileg nur weniger Leute.
Aber wenn wir gerade von Liebe sprechen: wieso ist es unter Menschen so, daß man Liebe von Leidvermeidung nicht trennen kann, bei Gott aber schon? Kein Vater käme auf die Idee, seine Kinder ins Unglück rennen zu sehen und einfach zuzuschauen. Oder gar sterben zu sehen. Du als Vater weißt das, und ich unterstelle Dir, daß Du alles tun würdest, um Deine Kinder vor grobem Unglück oder dem Tod zu retten. Alles, was Du kannst.
Wieso gelten für Gott andere Maßstäbe? Wieso darf er milliardenfach Leid und Tod verursachen (siehe Teil 1 meiner Antwort), und zuschauen, wie Menschen leiden und sterben, und obwohl er allmächtig ist und nichts tut, wird er *liebend* genannt? Das ist eine Umdeutung des Begriffes Liebe.
Zum Konzept des sündigen Menschen bzw "keine Happy-Hour", wie Du schreibst: ich habe glaube ich schonmal geschrieben, daß ich das Menschenbild des Christentums (abgesehen von Gott) nach wie vor für das realistischste halte. Im Prinzip sagt es "der Mensch ist von Natur aus v.a. sündig, aber zum Guten hin beeinflußbar". Das ist reeller als "der Mensch ist von Natur aus gut und wird unter immer besseren Bedingungen immer besser handeln" (so etwa: Humanismus). Ich bin da näher am Christentum. Nur eben ohne Gott und ohne die Sünden, die keine schädigenden Folgen für meine Mitmenschen haben.
Das ist kein Brief an Atheisten, da das niemand von uns akzeptieren wird. Zum einen setzt es viel voraus, beispielsweise, dass Gott exakt das ist, was der Christ sich denkt. Sobald ein Ungläubiger eine Bemerkung zu des Schöpfers Eigenschaften macht - und wenn die aus der Bibel stammt - heißt es augenblicklich, dass der Glaubenslose IHN nicht verstanden hat.
AntwortenLöschenWarum? Weil der Gläubige sich Gott ausgedacht hat und nur er weiß, wie diese Gedanken aussehen.
Das resultierende Bild ist nicht in sich konsistent. Gott ist das perfekte Rollenmodell: Jemand, der die Ursache für alles ist, aber für keine negativen Ergebnisse verantwortlich. Dass die Schöpfung gefallen ist, ist zum einen faktisch falsch, zum anderen ist die Frage: Wer hat sie fallen gelassen? Wir sind evolviert, es gab nie einen Zustand, der einem Sündenfall entspricht. Wenn wir die Tatsachen beiseitelassen oder ignorieren, dann hat Gott aufgrund des »freien Willens« die Welt in Umstände gebracht, in der Elend als ihre Grundtatsache besteht. Bevor wir existierten.
Bis heute lässt er fortgesetzt noch jedes Leid zu, angeblich wegen des »freien Willens«. Und ist für nichts verantwortlich, während der Mensch, der weniger weiß, weniger kann, weniger Möglichkeiten hat, für alle negativen Folgen voll schuldtragend sein soll!
Wenn der Schöpfergott nicht anders kann oder will, dann gibt es kein Paradies. Wenn er es kann und will, wieso leiden wir dann JETZT? Wenn wir für alles Negative verantwortlich sind, und der Verursacher nicht, warum sollte sich das im Himmel ändern?
Wenn man Atheisten mit faktisch falschen Behauptungen kommt - Sündenfall - dann die Widersprüche ignoriert, was wird sie oder er dazu meinen? Dass es sich um Humbug handelt. Nur ein Gläubiger, der die nicht korrekten Voraussetzungen schluckt, weil man ihm das beigebracht hat, und der sich um logisches Denken herumdrückt, kann das akzeptieren. Bei Ungläubigen hinterlässt das einen schalen Geschmack: Hält mich der Autor für so dumm, dass ich das hinnehme und glaube, oder geht es darum, Mitgläubige propagandistisch zu bearbeiten?
Und wenn man dann darauf deutet, dass ein intelligenter Mensch das widersprüchlich findet, dann wird einem Arroganz vorgeworfen! Dabei sind das nur einige wenige Widersprüche, die ich herausgegriffen habe. Für Fehler ist der Verursacher verantwortlich, im Rahmen seiner Fähigkeiten, die Folgen vorherzusehen. Wenn das nicht für Gott, sondern nur für uns gilt, haben wir eine doppelte Moral und einen Gott, der als Vorbild nicht taugt. Das gilt dann auch für göttliche Gebote: Wer mit seiner angeblichen »Perfektion« die Lage so vermasselt, sollte mit Ratschlägen an andere, wie sie damit umgehen sollen, sehr, sehr vorsichtig sein.
Die einzige Entschuldigung, die ich für Gott gelten lasse, ist die, dass er nicht existiert. Im Vernichtungslager Ausschwitz hat ein Häftling an die Wand geschrieben: »Wenn Gott existiert, wird er mich um Verzeihung bitten müssen.«
Gott ist das Musterbild großer Macht plus absoluter Verantwortungslosigkeit für böse Konsequenzen. Kurz, er ist der ideale Manager (daher kennen wir das). Aber die guten Dinge, die werden einzig und alleine ihm zugerechnet.
Sorry, das kann ich nicht glauben und halte es für moralisch zutiefst verkorkst.
Das mit Golgatha habe ich immernoch nicht verstanden... vielleicht erklärst Du´s mir bitte...:-)?
AntwortenLöschenErlösung könnte ich nur wünschen, wenn ich glauben könnte, daß es DIESEN Gott wirklich gibt. DIESEN Gott mit seinem Konzept. Das kann ich nicht. Und zwar deswegen, weil es mit Unlogik und Widersprüchen behaftet ist, so daß es für mich keinen Sinn macht. Es ist, als wenn du mir einen sehr zwiespältigen (SEHR grausamen wie auch SEHR liebevollen) Menschen) vorstellst und dann sagst: der ist NUR anbetungswürdig. Das MUSS sich für mich falsch anfühlen.
Du hattest geschrieben, daß Du Dir Deinen Glauben hart erarbeitet hast. Ich hatte gemutmaßt, daß Du damit meinst, daß Du ihn gegen Widersprüche, Irrationales und andere Unwägbarkeiten (etwa das verbogene Liebes-Verständnis oder das in unseren Zeiten nicht haltbare Gerechtigkeitskonzept) verteidigst - ist das richtig? Darin steckt - für einen denkenden Menschen - unheimlich viel Arbeit, das glaube ich Dir gern. Für mich ist es unmöglich, weil ich dann nicht nur, wie Du und Peter, temporäre, sondern grundlegende und permanente Glaubenskrisen hätte. Ich KANN damit nicht klar kommen. Selbst wenn ich so erzogen wäre - die Themen, die wir hier besprechen, würden sich immerfort falsch anfühlen, so wie es sich eben falsch anfühlt, den Schöpfer und Konzpierer von endlosem Leid zu lieben und zu verehren.
Ich glaube nicht, daß ich prinzipiell Probleme habe, für meine Fehler verantwortlich zu zeigen oder mich vor jemandem zu rechtfertigen, der wirklich liebend, gerecht und mächtig ist. Aber das ist der Christengott nicht - jedenfalls nicht alles zusammen - sonst wäre die Welt nicht so, wie sie ist, sonst gäbe es das Konzept *Abfall* so nicht.
Nochmal zum Leid und seiner Ursache... glaubst Du WIRKLICH, daß krebskranke Kinder leiden, WEIL die ersten Geschöpfe Gottes einen einzigen Ungehorsam begangen haben? Ist das für Dich die Ursache von Leiden? Nimmst Du diese Bibelstellen wörtlich?
Und wenn nicht: wie sonst sollte es vor sich gegangen sein?
Zudem: würde jemand das Leid zur Tugend machen und wirklich sehr gottgefällig leben - es lindert sein Leiden nicht. Er wird krank, siecht, stirbt, - wie jeder gemeine Atheist. Tugend kann also mitnichten Leiden lindern - das ganze ist eine ideelle Konstruktion und mit der übergroßen Mehrzahl der Leidensfälle hat dies wenig zu tun - Schmerzen, Krankheiten, Verlust, Behinderungen, Zwangsverzicht, Tod. Das wird nicht anders, wenn man gottgefällig lebt. Man kann es vielleicht nur besser ertragen - WENN man bereit ist, den Verursacher allen Leids trotz allem zu lieben.
Ich habe übrigens nirgends geschrieben, daß ich eine heile Welt wünsche. Ich habe nur gesagt: die Welt ist genau so, wie sie ohne einen Gott, wie ihr ihn euch vorstellt und wünscht, wäre. Sie ist ganz genau so wie ohne Gott. Da liegt der Schluß nahe: sie IST ohne Gott.
Zum letzten Absatz: ich hoffe, ich konnte darstellen, daß meine Fragen sehr gut auf der Basis eures Glaubens gestellt wurden. Sie beziehen sich auf das christlich-biblisch-katholischee Gottesbild und DESSEN Widersprüche. Nicht auf meine, etwa auf der Basis der Idee, Gott müßte ja die perfekte Welt und den perfekten Menschen geschaffen haben. Das hielte ich auch nicht für besonders spannend - Du?
Die christliche Logik wäre dann die "obwohl Gott selbst es ja so eingerichtet hat, daß wir alle wegen einer einzigen Sünde zweier Geschöpfe leiden und sterben, ist er liebend und gerecht." In der Tat, dem kann ich mich wirklich nicht anschließen. Aber ich glaube, das kann niemand, auch Du nicht, Bastian. Sonst wären da nicht immer wieder Zweifel, sonst wäre da nicht "der Fels des Atheismus", die Theodizee.
Und zum Schluß noch eine Frage: wo genau ist der Punkt, an dem meine Fragen vom katholischen Gottesbild abweichen? Es besagt, Gott sei der Schöpfer von ALLEM. Folgerichtig auch vom Konzept Leid, Tod, Abfall, Erlösung. Gott schuf also bewußt Leid, Tod, Grausamkeiten usw - wie eben auch Liebe, Schönheit, Hoffnung usw.
Aber WENN er eben auch alle Übel der Welt schuf - wo ist die Basis, ihm zu vertrauen, wo die Basis für Bittgebete, Hilfe, Hoffnung? GERADE im Leid bricht das doch alles zusammen? Und da wir alle damit leben...
AntwortenLöschenIch habe es immernoch nicht verstanden. Und da ich das christliche Gottesbild nicht verlassen habe...
Paradoxerweise habe ich dennoch sehr oft einen Hang zu traditionellen Werten - das ist für mich immer wieder so ein Thema: eure Lehre stimmt für mich absolut nicht, aber dennoch haben wir wertmäßig so viel gemein. Wie kommt das? Das finde ich auch total spannend. Ich vermute (!!!), daß es daher kommt, daß die Lehre nicht gelebt, sondern vom alltäglichen Leben getrennt wird... ist das jetzt zu frech...?
Liebe Grüße, und Danke,
"der Atheist".
Claudia und Volker, ich möchte nicht, daß ihr auf diesem Weblog kommentiert.
AntwortenLöschenSorry, das wusste ich nicht, dass ein OFFENER Brief an Atheisten nicht von Atheisten kommentiert werden darf. Das ist dann allerdings mein letzter Kommentar, ich respektiere das.
LöschenIch habe erklärt, was ich meine und mit vertretbarem Zeitaufwand sagen kann.
AntwortenLöschenWer weitere Antworten will, dem empfehle ich persönlich Ratzinger, C.S. Lewis und Chesterton, meine Favoriten.
Ansonsten unterstütze ich Echo Romeo: er ist der Gründer dieses Blogs und sein Wunsch gilt hier. Wir sollten diese Diskussion daher hier beenden.
Entschuldige, Peter, aber dieser Blogeintrag war recht deutlich an mich gerichtet. Wieso darf ich darauf nicht antworten?
AntwortenLöschenSchade, daß alle kontroversen Debatten hier unterbunden werden und nur das zählt, was Du hören (ertragen) möchtest. Es ist schon sehr ärgerlich, auch wenn ich Deinen Wunsch natürlich respektieren muß.
Bastian: Monologe machen wenig Sinn. Deswegen habe ich Dir auch so ausführlich geantwortet, auch weil ich Dich und Deine Meinung achte und mich über den "Austausch" mit einem kritischen Christen freue. Leider sind wir bzw bin ich dann kein Stück weiter gekommen, da es eben kein Austausch wird...:-(
PS: atheistische Respektlosigkeiten möchte ich nicht mittragen.
Es gibt einen Rechtsgrundsatz, nach dem jemand ohne Schuldfähigkeit nicht für eine Tat verurteilt werden kann. Unterstellen wir einmal dass es Adam und Eva wirklich gab (wäre ein anderes Thema), dann waren die beiden VOR Genuss des "Apfels" -ohne Erkenntnis- !!! Erst als der "Apfel" verspeist war, -erkannten - sie ihre Schuld.
AntwortenLöschenUnd dann soll ein "liebender und gerechter Gott" nicht nur die beiden, sondern ALLE Nachkommen verdammt haben?
Das ist weder liebend, noch gerecht und logisch schon überhaupt nicht.
Die Story ist von vorne bis hinten unlogisch, schlecht erfunden.
Nebenbei bemerkt, dies hat zur Folge, dass die sich darauf aufbauende "Erlösungsgeschichte" als "Folgenotwendigkeit" nicht zutreffen kann.
Ich habe den dringenden Verdacht, dass daher auch die Kirche auf Grund eines "Irrtums" gegründet wurde, dabei bin ich noch zurückhaltend mit der Beschreibung dieses Gründungsmythos.
Als Christ, besonders als Katholik, frage ich nach dem Sinn einer solchen "Konstruktion".
Claudia, es ist ein Austausch geworden. Gar kein schlechter.
AntwortenLöschenEs ist kein Ausquetschen der Zitrone geworden, bis zum letzten Tropfen. Das macht aber nichts.
@ Anonym, Volker etc:
Dies ist ein katholisches Blog. Das zu akzeptieren und die Autoren in ihrem katholischen Glauben und ihrer Argumentation ernst zu nehmen, ist hier Voraussetzung für jeden Kommentar.
Wer sich hier als der aufspielt, der mit vermeintlichen Fakten den Diskussionsrahmen setzen will (kein Sündenfall) oder den Glauben als schlecht erfunden lächerlich macht, hat hier nichts verloren.
Abgesehen davon, dass dies intellektuell ein ziemliches Armutszeugnis ist, weil es die Unfähigkeit zeigt, den eigenen Horizont als solchen zu erkennen, ist das auch menschlich nicht unser angestrebtes Niveau. Ich akzeptiere, dass man sich eine solche Weltanschauung aussucht, aber hier ist nicht die Plattform, sie derart zu vertreten.
Kommentare dieser Art werde ich künftig kommentarlos löschen.