[Von Bastian]
Vorab:
- Mit „Rechtgläubigkeit“ meine ich hier keine bestimmte Lehre, sondern den Versuch (denn mehr kann es niemals sein) eines Glaubenslebens, das sich nicht im Eigensinn des privaten Horizonts erschöpft, sondern vielmehr die Erkenntnis einer Lehre akzeptiert und sich daran ausrichtet.
- Mit „Kritisch“ meine ich nicht die Neigung, allein aus der Existenz einer eigenen Meinung zu schließen, jede Form einer Lehre sei eine Bevormundung und jedes Ablehnen einer Meinung sei eine Einschränkung der Ganzheit der Wahrheiten, sondern eine fragende und hinterfragende Haltung, die bereit ist, die persönlichen Grenzen, Zweifel und auch Ablehnungen der Glaubenslehre gegenüberzustellen und den Widerspruch auszuhalten.
Kann also ein Glaube, der einer Lehre folgt, kritisch sein? Wäre das nicht ein Widerspruch, da die Lehre eben doch nicht einfach akzeptiert wird, sondern an den eigenen Fragen und damit an eigenen Maßstäben gemessen wird? Für diese Frage brauche ich gar nicht die Katholische Kirche und ihren Katechismus zu bemühen – der Versuch, der Schrift gemäß zu leben, reicht. Immer wieder stoße ich an Grenzen und Zweifel, und ich bin überzeugt, dass das jedem so geht. Es liegt in der Natur der Sache, denn wenn ich glauben will, schaue ich nicht auf ein Lehramt oder ein heiliges Buch, sondern durch beides hindurch auf Gott. Damit aber begegnet meine Begrenztheit der Unendlichkeit, und das führt zu Reibungen.
Meine Begrenztheit ist eine Tatsache. Oft habe ich nicht mehr als sie, was ich Gott geben kann. Das Interessante: Gott will genau das. Gott nimmt mich ernst. Die Evangelien sind voll von Berichten von Menschen, die mit Fragen zu Christus kamen. Er hat diese Fragen beantwortet. Niemals hat er gesagt, man solle mit der Fragerei aufhören und einfach glauben, sondern stets hat er genau an diesen Fragen angeknüpft, um sein Reich zu verkünden. Und stets wurde genau das zur heilenden Begegnung.
Wenn ich Gott begegnen will, wie er es wünscht, muss ich ihm genau das sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Freunden begegnet man ehrlich. Es ist keine Tugend, so zu tun, als habe man keine Fragen und zweifele nicht. Unkritischer Glaube ist kein Glaube, sondern bestenfalls Naivität, schlechtesten Falls schlicht Selbstverdummung und Heuchelei, die entweder die eigenen Grenzen leugnet oder versucht, Gott auf ein handliches Format einzudampfen, damit er in das eigene Konzept passt.
Glaube ist für mich nicht das Leugnen meiner Fragen, sondern die Bereitschaft, sie mir von Gott beantworten zu lassen.
Entschuldige, Peter, aber wie deutest Du dann Markus 1,21b – 28?
AntwortenLöschenWas mit Lk 4, 31 ff?
Natürlich verbietet sich Jesus dort Kritik, oder nicht?
Wie werden die, die nicht glauben (können oder wollen), in dr Bibel verdammt und verrissen? Wie oft wird einfach nur Glaubensgehorsam gefordert?
Nein, Zweifel ist nun alles, nur keine biblische Tugend...
Liebe Anonyma, lies beides noch einmal.
LöschenDen Blogbeitrag, bis du weißt, wer der Absender, deine Bibelstellen, bis du weißt, wer der Adressat ist … :-)
Peter
Wir sollen kritisch sein, aber auch wie die Kinder. Wie passt das zusammen? Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht:
AntwortenLöschenhttp://www.kath-info.de/kritik.html
P. Engelbert Recktenwald
Es paßt nicht zusammen, anonym. Wie viele andere Dinge auch nicht passen.
AntwortenLöschenDu mußt es eben hinnehmen oder lassen.
Wenn ich etwas nicht übereinander bekomme, heißt das nicht, dass es deshalb nicht passt. Es heißt erst einmal, dass ich es nicht verstehe. Anderenfalls wäre meine Aussage: was nicht in meinen Kopf passt, gibt es nicht. So anmaßend wird wohl niemand sein.
AntwortenLöschenBingo... *lach
AntwortenLöschenNur: was ist mit den Dingen, die Christen seit 2000 Jahren nicht übereinander kriegen? Muß man nach 2000 Jahren und einigen Millionen Versuchen nicht auch sagen können: da paßt wirklich was nicht?
Kritisch sein, d.h. Fragen stellen, versuchen, Gott zu verstehen,
AntwortenLöschenund, auch wenn das nicht immer gelingt und Er mir nicht alle Fragen beantwortet, im Zweifelsfall trotzdem einfach vertrauen, dass Er es schon richtig machen wird... das scheint mir zwar schwer, aber doch vereinbar zu sein. Vielleicht denken wir da zu "eindimensional", zu ausschließlich.
Für mich immer wieder ermutigend: die Geschichte von Nathanael, der ehrlich seine Zweifel ausdrückt und dafür ausdrücklich gelobt wird.
Liebe Julia,
AntwortenLöschenich werde mich bald einer OP unterziehen müssen, die für Leute in meinem Alter (Anfang 40) völlig normal ist, wegen eines Leidens, welches sehr viele haben (mit Anfang 40) und was bei Nichtbehandlung in 10% der Fälle zu Krebs und zum Tod führt. Mit Mitte 40 dann. Das Leiden ist nicht auf irgendwelche Eigenverschuldung zurückzuführen. Es passiert einfach ganz normal.
Bitte erkläre mir, wieso Gott die menschliche Natur mit so vielen Fehlern schuf, und wie ich da vertrauen kann...
Es ist schwer, mit sovielen Anonymen zu diskutieren. Ist jeder Anonymer ein Einzelner? Ist es ein Einziger, der sich hinter dem gemeinsamen »Anonym« versteckt?
LöschenWer auch immer du bist, es ist ganz sicher, daß du sterben wirst. Wenn du dir wünschst, solange wie möglich zu leben, steht am Ende vieleicht ein langes Siechtum, und du würdest dir wünschen, früher gestorben zu sein.
Ich kann zudem nicht ausschließen, daß unsere Diskussion (sofern sie mehr ist als ein In-den-Raum-Stellen von Worten, die man für Argumente hält) von Menschen verfolgt wird, die gerade jetzt das Leid einer wirklich todesgefährlichen Erkrankung tragen.
Das Leid, heißt es, sei der Felsen des Atheismus. Andererseits ist Golgota der Felsen des Glaubens, in einem sehr direkten Sinn. Wenn das Letzte, das uns begegnet, Krankheit und Tod sind, und das für jedes Lebewesen gilt, dann ist derjenige, der den Glauben aufgrund des Leides ablehnt, verpflichtet, zu erklären, warum er das Leid überhaupt als etwas dem Menschsein unangemessenes hält. Unser Tod müßte uns so vertraut sein wie dem Fisch das Wasser.
Meiner Ansicht nach kann jeder mensch nur sein eigenes Leiden deuten. Alles andere ist geliehenes Leid. Die Deutung, die Gott dem menschlichen Leiden gegeben hat, ist die Verurteilung, der Tod und die Auferstehung Jesu. Das ist mein Vertrauen.
@anonym
LöschenIch weiß da auch keine Antwort. Im Gegenteil, ich habe, so scheint es mir, eher immer mehr Fragen. Ja, der Tod müsste uns vertraut sein. Aber warum muss er mit so viel Leid verbunden sein? Ich denke immer, das hätte Gott anders einrichten können. Denn wenn wir seine Geschöpfe sind, folgt doch unser Leben udn Sterben SEINER Logik, oder? Und da muss ich sagen, ich verstehe diese Logik nicht. Warum muss der Tod so schmerzhaft, ja für manche so grausam sein? Denn nur deshalb war ja Jesu "Mitleiden" überhaupt nötig, oder? Das ist, wie gesagt, ein sich "im Kreis drehen".
Ich hab da keine Antwort, ganz im Gegenteil, ich hab große Zweifel, ob ich im Leid Gott vertrauen könnte. Aber ich kenne auch sehr gläubige Menschen, die haben da auch keine letztgültige Antwort, und sie vertrauen trotzdem...
Theoretisch, d.h. ohne im Moment gerade selbst von schwerem Leid betroffen zu sein, kann ich mir höchstens denken, dass Gott uns in Jesus Christus zeigen wollte, dass das Leid eben zunächst furchtbar ist, aber in Gottes "Logik" dann zu etwas Gutem führt. Auch Er hätte ja dieses Leid nicht durchmachen müssen, wenn er den Menschen anders konzipiert hätte...ob das ein Trost sein kann, weiß ich aber nicht. Vielleicht hätte Er uns ja auch einfach mehr Erkenntnis und Verständnis für seine Pläne schenken können...
Also, zumindest sind es zwei Anonyme...
AntwortenLöschenSicher bin ich, daß ich sterben muß. Absolut nicht sicher, daß dem eine Phase langen Siechtums vorausgeht. Wir haben einige Verwandte nach langem Krebsleiden verloren, andere jung oder "in den besten Jahren" bei einem Autounfall. Sterben muß jeder, siechen vorher nicht.
Du scheinst das Leben als langen Leidensweg zu sehen, wo man entweder wenig leidet und dann lange und stirbt, oder eben von Anfang an viel. Im Prinzip ist es auch nicht wirklich anders, denn Leiden zieht sich durch das gesamte Leben: los geht es mit dem Schock der Geburt, dicht gefolgt von den Dreimonatskoliken, dann folgt das Zahnen, die schmerzhafte Phase der Selbstfindung. Hernach gehen die ersten Zähne - schmerzhaft natürlich - wieder verloren. In diesen Jahren trainiert sich auch das Immunsystem, was bedeutet: viele und oft lange Krankheitsphasen.... to be continued... und das ist nur die normale Entwicklung, kein Wort von Behinderungen, schweren Krankheiten usw.
Schon für Babies und Kleinkinder bedeutet Leben AUCH Leiden. Wie verträgt sich das mit einem liebenden Gott? Babies/Kleinkinder und Sünden kann man ja wohl nicht ernsthaft in einem Atemzug nennen wollen... ist es da ein Wunder, daß Leid der Fels des Atheismus ist?
Was meinst Du übrigens mit Golgata? Bitte erkläre es mir.
Ich möchte übrigens gern meiner Verpflichtung nachgehen und Dir erklären, wieso Leid und liebender Gott nicht zusammen paßt. Das heißt: eigentlich muß man genauer sein. Nicht "das Leid" per se ist für Menschen unzumutbar, sondern das Ausmaß, die Umstände, die ungerechte Verteilung, die Grausamkeiten, die flächendeckende, nicht abreißen wollende Verbreitung... und der Umstand, daß nicht Gott, sondern Menschen erfolgreich etwas gegen diese Leiden unternehmen. Gott hat die Menschen jahrtausendelang damit völlig allein gelassen, erst der menschliche Fortschritt brachte Linderung. Wem danken die Gläubigen? Nicht etwa der modernen Medizin, nein - Gott!
Irgendwie unangemessen, oder?
Übrigens möchte ich Dir vehement widersprechen: jedes Leiden (okay, fast jedes) ist nicht nur das Leid des Einzelnen, der betroffen ist. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, leiden alle mit. Es ist nicht dasselbe Leiden, kein körperlicher Schmerz vielleicht, aber die Seele leidet immens. Wir leiden mit, das ist dann "MIt-Leid". Auch das ist Bestandteil des göttlichen Programms.
Beantworte mir doch bitte eine Frage, Echo Romeo: da es ja zwingend ist, daß Gott diese Welt so schuf und das alles so wollte - wie kannst Du aus diesem Gott Hoffnung schöpfen? Wieso dort Hoffnung suchen, wo der Ursprung des massenhaften, grausamen, unerträglichen, uns alle mehr oder minder täglich begleitenden Leides ist?
Das verstehe ich nicht. Bitte erklär´s mir.
Hi Anonym!
AntwortenLöschenWas mit den Dingen ist, die die Christen seit 2000 Jahren nicht übereinander kriegen?
Ich biete Dir 2 Möglichkeiten.
- Die Christen sind absolut hirnverbrannt und kriegen das nicht gepeilt.
- Es gibt so viel, was am Christentum passt, dass der, der Gott kennt, sich keinen Kopp darüber macht.
Ein Christ begreift: Gott ist größer als ich.
Hi Bastian,
Löschenich würde in etwa sagen: 10% vom ersten und 90% vom zweiten... wobei ich nicht hirnverbrannt sagen würde. Echt nicht. Sondern eher "auf etwas hin erzogen", was ein Umdenken vom Gefühl her für viele unmöglich macht. So wie für Demokraten eine Diktatur auch außer Reichweite im Denken und Fühlen ist. Also nicht negativ, sondern wertneutral gesprochen.
Natürlich kann man Gott alles verzeihen, indem man postuliert, es sei eh größer als alles und man selbst klein und dumm. Das enthebt einen dann auch von der eigenen Verantwortung zu denken und kritisch zu hinterfragen. Gott ist ja eh größer und was er will geschieht, egal ob wir das verstehen oder nicht. Aber wir ordnen uns unter, ein bißchen maulend vielleicht, aber ganz brav und gottesfürchtig. Und egal was es für Probleme es gibt, egal wie die Zweifel aussehen, egal wie viele Glaubenskrisen man durchmacht: Gott ist groß und wir vertrauen ihm... es KANN gar nichts anderes dabei herauskommen. Das Ergebnis steht fest, egal wie die Fragestellung und die Umstände sind.
Ist das ein Bild eines kritisch denkenden Menschen (Link zur Fragestellung)?
Julia, Du sprichst gleich mehrere wunde Punkte an. Ich sehe dieses alles auch ganz genauso. Und genau deswegen verstehe ich nicht, wieso man so einem Gott vertraut. Vielleicht erklärt es uns Echo Romeo.
AntwortenLöschenPS: Schade, daß ich Dir nicht privat schreiben kann... :(
Ich würde dem gern etwas Persönliches hinzufügen, aber eben nicht offen.
Ich werde jetzt nicht mehr viel zu dem Thema kommentieren. Wenn unser anonymer Gast der anonyme Gast ist, an den ich mich erinnert fühlte, tut es mir sehr leid: Wir haben solche Fragen in einer Dauerschleife durchdebattiert. Und ich kann aus reinen Zeitgründen nicht auf Rückfragen eingehen.
AntwortenLöschenDu weißt, daß es keine Zeitfrage ist, und daß Du wohl jedem anderen antworten würdest... man kann mit Fragen so oder so umgehen. Jeder findet seinen Weg...
AntwortenLöschenEs wäre nur nett, wenn Du vielleicht anderen die Möglichkeit gibst, mir zu antworten. Denn die Fragen stehen im Raum und sie verschwinden nicht, auch wenn Du das gern hättest.
Sei lieb gegrüßt, trotz allem.
Es wäre nett, wenn du mir nichts unterstelltest. Ich möchte so etwas auf diesem Blog nicht.
LöschenEntschuldige bitte.
LöschenIch denk einfach: unsere langen Debatten sind ja auch schon lange her, fast 10 Jahre. Dein Glaube hat sich weiter entwickelt, und viele meiner Fragen sind beantwortet. Aber es kommen immer neue hinzu... das mit Golgata weiß ich ehrlich nicht.
Kritisch glauben? JA!!! http://eugenieroth.blogspot.de/2013/07/kleine-messimpression-fortsetzung.html
AntwortenLöschenIch möchte jeden bitten, der sich das Leiden nicht selbst erklären kann, sich erst einmal mit der katholische Erklärung des Leidens zu beschäftigen, z.B. hier:
AntwortenLöschenhttp://hl-herz-jesu.blogspot.de/2012/03/nur-durch-geduldiges-leiden-den-himmel.html
Die Alternative zu einem gottergebenen Leiden ist nur ein Leben, das mit noch größerer Verzweiflung und Unsicherheit behaftet ist und vielleicht in ein niemals endendes Leiden in der Hölle mündet.
Sobald man sich fragt, wieso man so viel leiden muss, sollte man auf Christus schauen, der vollkommen sündenlose Gott, der den schmählichsten Tod am Kreuz für unsere Sünden auf sich genommen hat. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der keine Sünde begangen hätte und somit nicht dafür verantwortlich wäre.
Wer gut leidet, erstreitet sich eine strahlende Krone für den Himmel, wo es auf ewig kein Leiden mehr gibt.
Was für ein trauriges, grausliges Leben. Da bin ich wirklich froh, daß ich nicht gläubig bin.
LöschenLeiden, um zum liebenden Gott zu kommen...
Nach unserem Verständnis hier auf der Erde geht Liebe so weit wie möglich mit Leidvermeidung einher. Gott scheint das nach Deinem Ansatz anders zu sehen: je mehr Leid, desto besser.
Huh.
Kannst du so sehen, lieber Huh! Ich mag dich trotzdem leiden.
LöschenLeiden mögen ist besser als leiden sehen... :-)
AntwortenLöschenSchade, daß meine Fragen wieder unbeantwortet bleiben... :(
AntwortenLöschenLieber Anonym,
AntwortenLöschenich kenne den Hintergrund nicht dafür, dass man dir hier auf dem blog nicht antworten konnte bzw. wollte und will deswegen kein Urteil darüber abgeben.
Aber ich weiß auch nicht, ob dir irgend jemand jemals eine befriedigende Antwort auf diese und andere Fragen geben KANN. Und ich habe den Eindruck, diejenigen, die trotz allem glauben und vertrauen, die schöpfen ihr Vertrauen vor allem aus der direkten Beziehung zu Gott. Warum ich die vielleicht (noch) nicht so habe wie manche anderen, versuche ich zu ergründen. Zum Beispiel bemühe ich mich, viel mehr als früher, regelmäßig zu beten, manchmal einfach in eine Kirche zu gehen und mir vorzustellen, dass Gott da ist... Und ich denke, vielleicht bekommt auch irgendwann eine Antwort von Gott, wenn man es am wenigsten vermutet...ich weiß auch nicht. Aber allein dass mir die Suche nach ihm wichtig geworden ist, betrachte ich irgendwie auch als Geschenk.
Und noch etwas, das vielleicht jetzt eher "pragmatisch" klingt: wenn es wirklich alles Schwindel wäre mit Gott und so, welchen Sinn hat dann unser Leben? Und vor allem: unser Leiden? Das Leiden können wir dann nur auf Zufall zurückführen, aber vermeiden können wir es ja nicht. Wenn es Gott gibt, könnnen wir ja wenigstens noch hofffen, dass es doch einen uns jetzt noch verborgenen Sinn hat, oder?
Viele Grüße
Julia
Liebe Julia,
AntwortenLöschendas ist eine längere Geschichte. Ich vermute, daß ich Echo mit meinen nervigen Fragen, die leider keiner beantworten kann und wo auch nur sehr wenige eine persönliche zufriedenstellende Antwort drauf haben, zu weit gegangen bin. Es ist nirgendwo schön, wenn einer immer wieder in offenen Wunden bohrt.
Du schreibst,"diejenigen, die trotz allem glauben und vertrauen, die schöpfen ihr Vertrauen vor allem aus der direkten Beziehung zu Gott."
Das ist ja schon die eine Frage, die ich habe, und was ich nicht verstehe: Gott schuf das Universum, Gott ist direkt verantwortlich dafür, daß Leiden einen immens großen Stellenwert im Leben jedes Menschen einnimmt. Er ist für die Ungerechtigkeit der Welt direkt verantwortlich, für die teils grausamen Bedingungen, und er tut NICHTS, um dies aktiv zu ändern.
Wie um alles in der Welt kann selbst eine gute persönliche Beziehung darüber hinweg helfen? Würdest Du einen Menschen lieben können, der Menschen beim Leiden zusieht und nichts tut, um zu helfen - obwohl er für das Leiden direkt verantwortlich ist? Wenn ja, wie könntest Du das? Und wenn nein, wieso sollten für Gott andere Maßstäbe gelten?
Daß Du Dir wünscht zu glauben und nach Gott suchst, liegt wohl in Deiner Persönlichkeit begründet. Irgendwie muß es in vielen Menschen verankert sein, einen Glauben zu brauchen oder zu wünschen (auch wenn ich das für mich nicht nachvollziehen kann).
Wenn Du es unbedingt möchtest, wirst Du auch Antworten bekommen. Jeder, der sucht, wird sich sein Leben und seine Überzeugungen so zurecht legen, daß sie ihm taugen (das gilt nicht nur für Gläubige).
Deswegen paßt auch das Bild, das die Leute von Gott haben, immer vor allem zu den einzelnen Menschen (und schon lange nicht mehr vordergründig zur Bibel, beispielsweise). Wir leben in einer Zeit, wo sich Christen von der Bibel immer mehr lösen und von dem Gott, der darin beschrieben wird. Beobachte es mal - mit einem zornigen, eifersüchtigen, herrschsüchtigen Gott will heute niemand mehr etwas zu tun haben. Gehorsam ist heute nicht mehr angesagt, aber die Bibel ist voll von Aufforderungen und Drohungen...
Ich würde Religion übrigens nicht als Schwindel betrachten. Ich weiß wohl, daß das in "meinen Kreisen" oft passiert, aber es wird dem Thema nicht gerecht.
Religion und Glauben sind vor allem Tradition und auch die Antwort auf menschliche Bedürfnisse, wie Du offenbar auch eines verspürst. MEHR Sinn im Leben als man selber zu schaffen vermag, und irgendwie doch eine Entschädigung für das viele erlittene Leid...
Wenn man unser Leben ohne Gott betrachtet, hat es nicht mehr oder weniger Sinn als den, den wir ihm selber geben. Da ist niemand, der unser Leben aufwertet. Wir sind eine Person von momentan etwa 7 Mrd. - woher sollte ein Sinn kommen? Hat das Leben anderer Wesen auch einen Sinn? Wieso sollte das so sein?
A-Theismus heißt vor allem, dies zu akzeptieren, auch wenn es definitiv oft hart ist. Wenn man damit groß wird, ist es aber ganz normal.
Mit dem Leiden, das ist eine andere Frage. Für mich ergäbe sich vor allem MIT Gott ein Problem mit dem Leiden. Ohne Gott ist jedes Leiden eine Folge seiner Ursachen. Werde ich krank, habe ich schlicht Pech gehabt. Aber wenn ich denke, daß jemand die Geschicke dieser Welt bewußt lenkt, wieso läßt er mich leiden? Und wieso sollte ich diesem Jemand dann vertrauen, wenn er mich (und viele Millionen und Milliarden neben mir) täglich leiden und sterben läßt? Das ist für mich ein Punkt, den ich absolut nicht verstehe.
Peter schrieb ja, daß Leid der Fels des Atheismus ist (und ich weiß echt immernoch nicht, was er mit Golgatha meint). Aber es ist nicht nur der Umstand, DASS Gott zwangsläufig auch alles Leid schuf, sondern der Knackpunkt für mich ist, daß ihm Millionen Menschen dieser Welt dennoch vertrauen und ihn anbeten. Wieso?? Wenn mir jemand etwas zuleide tut, oder vielen anderen, wo ist die Basis für Vertrauen??
PS:
AntwortenLöschenDaß alles einen verborgenen Sinn hat, erklärt dies auch nicht wirklich. Einerseits: wieso dürfen wir diesen Sinn nicht erfahren? Andererseits: wieso müssen wir dennoch leiden, wen "Liebe" eigentlich sonst von "Leidvermeidung" nicht zu trennen ist?
Und immernoch: wenn Gott uns wohl will, wieso verursacht er so viel Leiden?
Die Welt ist genau so, wie sie wäre, wenn es gar keinen Gott gäbe. Und Gläubige sind in meinen Augen Menschen, die nach Alternativen suchen - aber in Krisen und Zweifeln immer wieder feststellen müssen, daß es diese Alternativen nicht gibt ohne einen hohen Preis zu zahlen - den der Zweifel, Krisen und Unsicherheiten.
Atheistische Antworten mögen nicht immer gefallen (ehrlich: sie gefallen mir auch oft nicht), aber alles andere hat einfach zu viele Hänger.
Liebe Grüße und alles Gute auf Deinem Weg :-)
Lieber anonym,
Löschen(liebe Blogbetreiber, es ist das letzte Mal, dass ich zu dem von anonym angestoßenen Thema hier nerven werden - versprochen!)
ja, ich habe teilweise dieselben Fragen und wenig bis keine Antworten und fand den Austausch sehr interessant - nur eines glaube ich nicht ganz: dass du nicht auf der Suche nach Antworten bist, die über das hinaus gehen, was du bis jetzt erkannt zu haben glaubst. So wie ich übrigens auch. Oder warum legst du sonst so viel Wert darauf, Antworten gerade von diesem Blogbetreiber hier zu bekommen?
Liebe Grüße und auch alles Gute
Julia
Hallo Julia,
AntwortenLöschenmeine Fragen habe ich schon vielen Leuten an vielen verschiedenen Stellen gestellt. Für mich ist Religion und Glauben ein Faszinosum. Ich finde es ungeheuer spannend, auch wie Leute mit dem Thema umgehen.
Ob ich die Antworten hier bekomme oder anderswo, wäre mir letztendlich nicht so wichtig. Wenn mir das Thema in irgendeiner Form unterkommt, versuche ich halt immer mal wieder, meine Fragen loszuwerden. Und den ursprünglichen Artikel dieses Blogs habe ich halt in einem Netzwerk gesehen.
Ich will sicher keinen verärgern, weder im allgemeinen noch den Peter oder Bastian im besonderen... :-)
Liebe Grüße!
@ Anonym 3:15 h nachmittags (nachdem es 2 Anonyms gibt):
AntwortenLöschenLeiden. Gott hat die Welt perfekt erschaffen.
Mit der Ursünde (Stolz, Auflehnung gegen Gottes EINZIGES Gebot, von einem bestimmten Baum nicht zu essen) kam der Tod und auch das Leid in die Welt. Gott hat die Welt perfekt geschaffen, durch den Ungehorsam des Menschen ... Jesus hat durch sein furchtbares Leiden und seinen grausamsten Tod dafür gesorgt, dass der Himmel nicht verschlossen blieb und wir - bei entsprechendem Leben (REUE!) in den Himmel kommen können. Leid als eine Chance, die begangenen Sünden zu bereuen und wieder gut zu machen und so trotz begangener Sünden in den Himmel zu kommen. Daher auch das Fegefeuer.