Dienstag, November 18, 2014

Keine Kinder – keine Rente!

[Eine Provokation von Bastian]
Keine Kinder – keine Rente!
Wird das die Kurzfassung künftiger Rentenbescheide für Kinderlose? Gefordert wird es: seit langem kann man z.B. auf Facebook Aussagen dieser Art lesen. Auch öffentlich wird das inzwischen angesprochen (LINK).
Natürlich ist das Blödsinn. Es gibt viele Menschen, die gerne Kinder gehabt hätten. Es gibt Menschen, die eine kinderlose Berufung haben. Rentenlos, weil man Pech hatte oder seiner Berufung folgte? Keine weiteren Fragen an den Zeugen.

Aber trotzdem – diese These hat großen Charme!
Denn: sie kehrt endlich die Denkweise um! Sie macht klar, wer mit wem solidarisch ist: die Kinderreichen mit den Kinderlosen. Hält sich auch bisher das Bewusstsein fest verankert, die reicheren Doppelverdiener und Singles seien über höhere Steuern den Kindern gegenüber spendabel – hier wird dieser Unsinn entlarvt.
Tatsache ist: die Familien unterstützen die Kinderlosen. Kinder von heute werden den Kinderlosen von heute den Gegenwert ihrer Rente erwirtschaften. Die Eltern von heute verzichten großenteils auf berufliche Chancen, was zu weniger Einkommen führt. Noch führt es auch zu weniger Rente, weil die nicht an die Lebensleistung für die Gesellschaft gekoppelt ist, sondern an das Geld, das man dafür bekam. Eine Unverschämtheit - für ein Umdenken wird es höchste Zeit!
Wenn es heißt, für mehr als eine symbolische Anerkennung der Erziehungszeiten in der Rente sei kein Geld da, wird vergessen, dass es anders herum ist: diese Erziehungszeiten sind das Wichtigste, denn sie machen die Rente überhaupt erst möglich. Sie müssten daher die höchste Rente erwirtschaften. Dass sie es nicht tun, ist ein Skandal.

Das eigentlich Erstaunliche: jeder weiß, dass das System ein Bluff ist. Jeder weiß, dass die Renten alles sind, aber nicht sicher. Jeder weiß, dass sie sinken werden. Jeder ahnt, dass die ganzen Versicherungen, die man zusätzlich abschließt, im Falle einer Krise das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Und jedem sollte klar sein, dass man auch in guten Zeiten nur dann etwas von einem hohen Kontostand und all seinem Kapital hat, wenn jemand da ist, der einem dafür die Lebensqualität zur Verfügung stellt, die man gerne hätte.
Und wenn es von diesen Jemanden zu wenige gibt? Die Gesetze sind bekannt: geringes Angebot und hohe Nachfrage. Pflegeleistungen werden teuer sein, die Qualität wird sinken. Anstatt der Wehrpflicht wird man verzweifelt ein verpflichtendes Pflegejahr einführen. Man wird viel versuchen, aber eines wird es mit Sicherheit nicht mehr geben: die Idee, dass Kinderlose im Alter Anspruch auf mehr Leistung hätten als Kinderreiche. Die Idee wird absurd sein. Sie ist es heute schon, nur noch nicht öffentlich.
Was auch als absurd entlarvt werden wird, ist die Idee vieler, ein hoher Rentenanspruch garantiere Lebensqualität. Der Anspruch wird zerrinnen und die Qualität dort zu finden sein, wo sie wirklich liegt: in den Menschen, die man um sich hat. Rhetorische Frage: Ob Kinderreiche da im Vorteil sein könnten?

Keine Kinder – keine Rente: das wird wohl nicht kommen.
Keine Kinder – geringe Lebensqualität: das wird für viele zutreffen.

Wohl den Kinderlosen, die geistige Kinder haben, die auf ihre Weise einen eigenen Beitrag leisten, der über ein paar Euro Steuern hinausgeht. Ich bin überzeugt, dass für sie gesorgt sein wird, denn die Fürsorge wird nicht mehr da sein, wo das Geld der Rentner steckt, sondern wo das Herz derer sitzt, die Pflegen können: bei ihren Eltern und ihren Freunden.
In der Haut kinderloser Karrieretypen möchte ich nicht stecken – das wird trostlos, im wahrsten Sinne des Wortes! Die Gesellschaft beginnt, das zu ahnen. Die Legalisierung der Sterbehilfe, wenn es „unwürdig“ wird, ist, wie ich befürchte, der verzweifelte Versuch des allgemeinen Bewusstseins, den eigenen Fehlern der Vergangenheit nicht begegnen zu müssen. Lieber tot als unter der selbstverschuldeten Kinderlosigkeit leiden. Unsere Political Correctness ist suizidgefährdet und mit ihr ihre blinden Anhänger.

Was soll ich antworten, wenn meine Kinder sauer sind und mich fragen: Wieso sollen wir später die versorgen, die jetzt mehr Geld haben, mehr reisen können, höhere Posten und damit mehr Macht bekommen, bewusst keine Kinder großziehen und dafür auch noch mehr Rente bekommen, als Du, Papa?
Meine Kinder werden einiges zu stemmen haben. Und sie werden von ihren Enkeln als Helden angesehen werden. Zu Recht!

4 Kommentare:

  1. Vieles davon stimmt. Wir sollten aber auch aufhören, das Spiel mitzuspielen, das andere angepfiffen haben und bei dem es darum geht, möglichst viele gesellschaftliche Gruppierungen gegeneinander aufzuhetzen. Kinderlose gegen Kinderreiche, Junge gegen Alte, berufstätige Eltern gegen Eltern, die zu Hause bleiben usw usf

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  2. Anonym1:45 PM

    Ich habe keine Kinder, obwohl ich mir eine große Familie gewünscht habe.
    Ich habe einen Neffen und eine Nichte, mit denen ich so lange Kontakt hatte, wie sie öfter mal auf Babysitter angewiesen waren - und dann nicht mehr, was nicht an mir liegt.
    Ich möchte (wirklich, keine rhetorische Blüte) Sven Kuntze, der in einer Talkshow gesagt hat "Wer kinderlos bleibt, hat sein Recht auf Rente verwirkt", in die Fresse schlagen. Es ist mir gleichgültig, daß das unchristlich und rachsüchtig ist - nein, es ist mir nicht gleichgültig, aber ich halte "Fresse polieren" in diesem Falle für ein geringes Übel und einen großen Nutzen.
    Ich wünsche Herrn Kuntze von ganzem Herzen, daß er lange lebt und lange auf die Fürsorge von zölibatär lebenden Menschen angewiesen ist. Und daß er sich jeden einzelnen Tag dafür in Grund und Boden schämt.
    Rachsüchtig von mir?
    Wie gesagt, ja. Wenn es nicht so schiefgegangen wäre bei mir, könnte ich vielleicht drüber lachen - zusammen mit einem zwanzigjährigen Sprößling.

    Eine Gesellschaft, die ungewollt Kinderlose, Homosexuelle, Ordensleute, Priester und Leute, die aufgrund Krankheit oder Behinderung keine Kinder haben, im Alter verrecken lassen will, ist Satans Werk.

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    1. Nein, die Rente an Kinder zu koppeln, wäre unsozial. Ich hoffe, es ist klar, dass ich das nicht will.
      Aber eins sollte man nicht vergessen:
      Keine Kinder erzogen - keine Rente ist unsozial.
      Was aber ist mit: Kinder erzogen - keine Rente ("kein Geld dafür da")?
      Oder inzwischen: Kinder erzogen - symbolische Rente?
      Das ist keine Spur sozialer und obendrein unlogisch bis dort hinaus.
      Die Verletztheit kann ich gut nachvollziehen.
      Ich halte ihr allerdings entgegen: das ist Verletztheit über eine Theorie. Wir Eltern sind verletzt durch die Praxis.

      Einen Punkt allerdings kann ich nicht ausräumen: dass es bei dem Thema für viele um einen wunden Punkt geht, dessen provokative Behandlung ungefähr so angenehm ist wie ein Tritt in den Unterleib. Das weiß ich, und das tut mir sehr leid. Ich entschuldige mich gern und aufrichtig für jede Verletzung, die ich da verursache!
      Nur: ich kann ja auch nicht mundtot gemacht sein, oder?

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    2. Anonym6:33 PM

      Das ist klar, Bastian.
      Und mir ist auch klar, daß mit Eltern miserabel umgegangen wird.
      Ich meine mit meinem Zorn auch nicht Dich, sondern diesen Sven Kuntze und alle, die ihm applaudieren (was Du trotz des provokanten Titels nicht tust, das wird ja im 1. Absatz klar). Ich fand nur, bei dieser Überschrift kann man nicht klar genug machen, daß Kuntzes Vorschlag schlichtweg irre ist.

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