Freitag, Februar 07, 2014

Butter bei die Fische!

[Von Bastian]
Christen sollen anders sein. Das Salz in der Suppe, die Hefe im Teig, die Butter bei die Fische. Das kommt nicht gut. Viele wünschen sich Gläubige, die versuchen, in der Suppe eine Linse unter vielen zu sein, im Teig ein Rosinchen mehr. Demütig eben, sich nicht für etwas Besseres halten. Hat Christus nicht jeden angenommen, wie er war?
Diese Frage nach der Annahme will ich einmal versuchen, salzig zu beantworten.

Erster Teil der Antwort: Klare Aussage: nein, hat er nicht.
Christus hat keinen einzigen Menschen angenommen, wie er ist, und auch nichts Derartiges gepredigt. Im Gegenteil - die Botschaft Gottes an die Menschen ist denkbar klar: Ihr seid krank, kaputt und verloren. Kurz: Ihr seid Sünder, und ohne Erlösung seid Ihr gescheitert. Wer sich nicht von mir retten lässt, kann in Ewigkeit verrotten, sagt Christus ungefähr, und das ist noch nett verpackt. Seine eigentlichen Aussagen waren viel härter. Bedingungslose Annahme geht anders. Wer von Gott zu hören erhofft: „Du bist OK, wie Du bist!“, kann lange vergeblich warten. Genauer gesagt, er kann ewig warten.
Lieber Leser: ohne Erlösung durch Christus bist Du verloren!

Zweiter Teil der Antwort: Klare Aussage: Christus will aber jeden Menschen annehmen.
Jeder kann erlöst werden. Der Hammer ist: die aufrichtige Bitte darum reicht. Diese Annahme hat aber nichts von „Du bist OK“, überhaupt nichts. Die Aussage ist: „Du bist definitiv nicht OK, aber Du bist geliebt. Und diese Liebe ist stärker.“ Das ist viel mehr als ein dümmliches „Jeder ist gut, wie er ist“, weil das nämlich Unsinn ist. Niemandem ist geholfen, wenn er gelassen wird, wie er ist, und jeder weiß das eigentlich genau. Und genau dort, in der Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit, da trifft man Gott. Genau dort erhält man das Angebot, das alles Verstehen übersteigt: kein verlogenes „Du bist schon heil“, sondern „Ich mache Dich heil!“.
Wer nur ansatzweise ehrlich ist, weiß, dass er genau das braucht und es eigentlich nicht verdient: heilende Liebe, die von den eigenen Sünden erlöst. Das ist die wirklich frohe Botschaft: wir werden mit dem beschenkt, was wir wirklich brauchen.
Lieber Leser: Gott bietet Dir mehr Glück an, als Du Dir vorstellen kannst, wenn Du Dir von ihm vergeben lässt.

Es gibt allerdings viele Menschen, die keine Vergebung wollen. Denn dann müssten sie zugeben, dass es etwas zu vergeben gibt. Peinlich! Und so fordern sie munter, die Botschaft Jesu zu verändern: die gute Nachricht sei nicht Erlösung, sondern die Erkenntnis, dass man eigentlich gar keine Erlösung braucht. Dass Sünden nicht vergeben werden, weil sie eigentlich gar keine sind. Gott nehme uns an, ohne Änderungen vorzunehmen, Seine Liebe sei nicht heilend, sondern selbstbestätigend. Nicht Schuldbekenntnis und Reue sind dann der Weg zu ihm, sondern ein stabiles Ego.
Dieser Weg ist gefährlich, denn er macht genau das ablehnenswert, was Gott uns anbietet: die Erlösung.
Im letzten Beitrag habe ich fiktiven Kirchengegnern den Ausspruch „Wir wollen keine Vergebung, wir wollen Akzeptanz!“ in den Mund gelegt (LINK). Ich halte diesen Gegensatz für das größte Problem beim heutigen Verständnis des Christentums, und zugleich für einen riesigen und gefährlichen Irrtum.

Ohne Erlösung gibt es keine Errettung und keine Ewigkeit im Glück. Und: ohne Freiheit gibt es keine Erlösung - wer sie nicht will, bekommt sie nicht. Doch wer will sie? Der begreift, dass er sie braucht. Fazit: Wer nicht den Mut hat, seiner Schuld und Sünde wenigstens teilweise ins Gesicht zu schauen, hat mit Gott ein Problem.
Deshalb ist es die wichtigste Verkündigung die, dass es die Erlösung gibt. Dass man deshalb vor sich selbst und seinen Sünden keine Angst zu haben braucht, weil Gott jeden liebt. Dass gerade das, was uns peinlich ist, was nach Änderung schreit, vor Gott unser Kapital ist, weil er genau dort ansetzt.
Ich denke, ein großes Problem der Menschen heute ist ihre Angst vor der eigenen Schuld. Ein großer Irrweg ist es, sie zu leugnen und das als Erlösung anzusehen. Eine große Möglichkeit ist es, die Liebe Gottes zu predigen, wozu uns der Papst wieder und wieder auffordert. Die größte Krankheit der Menschen heute ist, nicht zu wissen, was es heißt, geliebt zu sein.

6 Kommentare:

  1. Lieber Bastian,
    zunächst mal: dass Jesus zu niemandem gesagt hat "Bleib, wie du bist" sondern doch eher "Ändere dich, kehr um ..." - wie kann man das leugnen, wenn man das Evangelium liest und ernst nimmt? "Beib, wie du bist - du bist okay so, wie du bist"- das ist höchstens ein Thema für Schulgottesdienste von manchen "fortschritllichen, modernen" Religionslehrer/innen. Das meine ich auch.
    Schwieriger wird es, die Liebe Gottes so, wie sie ist, zu akzeptieren. Das größte Problem liegt glaube ich darin, dass Gott uns zwar unendlich liebt, aber doch nichtmit einer Liebe, wie wir sie als Menschen untereinander gewohnt sind bzw. für ideal halten, z.B. unter Ehepartnern: nämlich die Liebe zwischen gleichberichtigten Menschen. Natürlich gibt es auch die Liebe zu Kindern, aber wer möchte schon als Erwachsener noch wie ein Kind geliebt werden? Wenn wir sagen, dass wir "Kinder" Gottes sind, - wollen wir das dann wirklich? Wenn ein liebender und geliebter Mensch zu uns sagen würde: du hast zwar sehr viele Schwächen, die ich ganz klar sehe, und ich will, dass du die änderst, dann vergebe ich dir auch alle deine Fehler und Schwächen, aber nur, wenn du sie auch offen und voller Reue vor mir bekennst - dann würden wir doch mit Recht sagen, das ist kein Liebender, sondern einer, der uns beherrschen will.
    Bei Gott MUSS es aber doch anders sein, wenn wir sagen, er liebt uns trotz unserer Sünden. Der Gedanke, dass ich mich vor jemandem erst ganz klein machen muss, ganz schlecht und unwürdig fühlen muss, um dann "erlöst" werden zu können, macht mir - und wohl auch anderen Menschen, wie du es ja oben beschreibst - Schwierigkeiten. Das widerstrebt uns doch eigentlich. Auch wenn man sich nicht für unfehlbar hält, wenn man seine Fehler und Schwächen sieht und kennt - unter Liebe verstehen wir doch eigentlich, dass sie keine Bedingungen stellt. Und das mit dem "Sünden bekennen", "sich erlösen lassen" usw. klingt dann doch sehr nach Bedingungen, die Gott an uns stellt. Vielleicht tut er das ja auch wirklich, ich will das gar nicht ausschließen - denn wenn ich eines eventuell verstanden habe, dann das, dass Gott vielleicht ja nicht so ist, wie ICH es mir idealerweise vorstelle, wie ICH ihn gern hätte. Auch wenn ich nicht verstehe, WARUM er so ist. Vielleicht liegt ein Problem auch darin, Gott und seine Liebe so anzunehmen, wie ich sie mir vielleicht nicht erträumt habe, wie Gott sie aber für richtig und gut hält. Vielleicht ist das Vertrauen ... Gott auch dann annehmen, wenn ich ihn nicht verstehe.

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  2. Für Gott sind Sündenbekenntnisse keine Bedingungen. Es ist schlicht die Anerkennung der Faktenlage. Wer keine Sünden hätte, bräuchte auch keine zu bekennen. Es geht nicht darum, sich klein zu machen, sondern darum, das wirklich zu sein, was man ist. Es geht darum, Gott nichts vorzuspielen, denn nur dann kann die Liebe wachsen.
    Sündenbekenntnisse sind keine Tiefstapelei oder Erfüllung irgendwelcher emotionaler Bedingungen, sondern schlicht der notwendige Teil einer realistischen Kommunikation mit Gott.

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  3. Das ist mal ein wunderbarer Beitrag und bringt das Problem auf den Punkt, ich merk das immer und immer.
    Nietzsche, ausgerechnet er, sagte ja mal "Sie sollten frohere Gesichter haben, wenn ich an ihren Gott glauben sollte." Ghandi sagte "Ohne Zweifel wäre ich ein Christ, wenn die Christen es vierundzwanzig Stunden täglich wären."
    und anstatt festzustellen, dass beide das Grundwesen des Christentums, eben die Berufung der Sünder, um ihnen zu vergeben, nicht begriffen haben, bemühen sich alle so zu sein, wie sei denken, dass erlöste und gute (=sündenlose) Menschen zu sein haben.
    Damit werden wir aber genau zu dem was uns von Nietzsche bis Ghandi vorgeworfen wird, nämlcih zu Karikaturen von Christen.
    Wir sind nicht die besseren Menschen, wir haben nicht für alle Probleme eine Lösung, wir müssen sie gar nicht alle Probleme lösen, wir müssen nciht strahlende Helden sein, wo jeder, wenn er uns sieht denkt "Hey cool, so wär ich auch gerne, bei denen täte ich gerne mitmachen!".
    Wir müssen nicht bei dem unerträglichen, katholischen Leistungsdruck mitmachen, wir dürfen uns eingestehen sowas von dermaßen versagt zu haben, das ganze Leben in den Sand gesetzt zu haben, verloren zu haben!
    Wenn wir uns das eingestehen, dann hängt ER neben uns am Kreuz und wartet auf den Satz "Ich habe das verdient, hier zu hängen!" dann sagt er "Heute noch wirst du bei mir im Paradies sein".
    Es ist meines Erachtens jedoch richtig und wichtig und gut, Kinder dazu zu motivieren, gut zu sein, fleißig zu sein, versuchen das Leben zu meistern und all das. Die Geschichten mit dem Versagen dem Zerknirschten Herz, dem Erlösen lassen, die bringt erst das Erwachsensein mit sich. Und genau weil das die wenigsten noch begreifen, dass jeder erlöst werden muss, so hängt das auch damit zusammen, dass man über den Kinderglauben nicht hinausgekommen ist.

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  4. Imrahil12:03 AM

    Es gibt übrigens bedenkenswerte Väter (glaube ich), denen sich in einer Interpretation Chesterton (weiß ich) angeschlossen hat, die das Salz (und vor allem den Leuchter) nicht wie heute üblich auf die Christen allgemein, sondern auf den Klerus gedeutet haben. Ich finde die Stelle jetzt leider nicht. Die Laien sind dann das Fleisch der Welt oder das Brot der Welt, das gesalzen wird.

    Zumal: reden wir jetzt vom Salz, oder reden wir vom Essig im Sinne des hl. Franz v.S.? Wobei zugegeben ist, daß man vielen Speisen auch ein wenig Essig beimischen muß.

    Bottom line: nein, neben der "harten Tour" hat auch die "weiche" ihre Berechtigung... zumal "ihr seid krank, kaputt und verloren" zwar einen verteidigbaren korrekten Sinn hat, im Tonfall aber doch wenigstens mich ein wenig an das "utterly depraved" der Protestanten erinnert, das wir nun einmal ausdrücklich nicht bekennen.

    Was das mit der Erlösung betrifft: das wichtige zuerst, und das einfache zuerst!

    Die Sünden, die aus Sicht des Sünders am meisten wie Sünden ausschauen (objektiv nicht unbedingt die schwersten, subjektiv geht mich nichts an) sind nicht die, bei denen zwischen dem Sünder und der wahren Lehre eine Meinungsverschiedenheit besteht, so wie der Schwule sagt, das sei doch voll in Ordnung usw. Das ist problematisch genug und der Irrtum ist vielleicht auch mit Schuld behaftet, aber man vergesse doch nicht: es hat doch wohl (glaube ich) kein Mensch *außer diesen nicht auch noch andere Sünden*.

    Also wo er tatsächlich selber ein schlechtes Gewissen hat.

    In der Beziehung kann übrigens die Botschaft von der Sünde eine Frohbotschaft sein, weil sie heißt, um es einem Beispiel von einem Heiligen (wem?) auszudrücken, daß einer einen *Diebstahl begehen* kann (schlimm genug!), ohne aber in persönlicher Wesenheit *Dieb zu sein*.
    Das habe ich (obwohl ich im Für-den-Glauben-Einstehen wirklich nicht gut bin) auch mal in einem Gespräch mit jemandem, der gerade über einen eigenen Fehltritt (nein, kein Diebstahl) geschockt war, und einem vielleicht etwas logisch angehauchten Dritten auch so angebracht. Der Dritte war nicht ganz einverstanden, aber der mit dem Fehltritt hat wissend genickt und etwas erleichtert ausgeschaut...

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  5. Bitte um Antwort: Würde den Beitrag gerne unter Angabe der Quelle weitergeben an den heutigen Prediger. Denn der hat genau das gepredigt: Ihr SEID das Licht der Welt (ihr braucht weiter gar nichts tun)!
    Darf ich?

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