[Von Bastian]
In facebook von einem netten atheistischen Menschen auf die ewige Verdammnis angesprochen, habe ich spontan dies geschrieben.
In facebook von einem netten atheistischen Menschen auf die ewige Verdammnis angesprochen, habe ich spontan dies geschrieben.
Die Angst vor der Verdammnis ist eine schwierige Sache. Das
stimmt - diese Schwierigkeiten kenne ich selbst.
Was mir dabei allerdings wichtig war, als ich damit kämpfte
(und der Kampf war lang und hart!): es war mir klar, dass es nicht darum geht,
ob mir dieser Gedanke gefällt, sondern ausschließlich darum, ob er stimmt. Wenn
es die Verdammnis gibt, will ich nicht hinein geraten, weil ich den Gedanken an
sie doof fand und deshalb nicht zu Ende dachte.
Die Frage, der ich nachging, war nicht: pass das Christentum
zu meiner Philosophie oder gefallen mir seine Konsequenzen, sondern: ist es
wahr?
Diese Frage war die einzige, die mich interessierte. Denn
wenn ich das Christentum auch blöd fand - und das tat ich! - war mir doch klar,
dass Gott, wenn es ihn denn gibt, am längeren Hebel sitzt. Ich fand das
unerträglich, aber kam nicht um diesen Fakt herum: Wenn es Gott gibt, tue ich
gut daran, auf ihn zu hören.
Gott sei Dank sagte ich mir dann allerdings auch, dass es in
diesem Fall wohl mein eigener Fehler ist, wenn ich ihn blöd finde, obwohl er
über sich etwas anderes aussagt.
Als ich an dieser Stelle angekommen war, brauchte ich
geistige Disziplin. Ich durfte auf keinen Fall in eine Art religiöses positives
Denken abrutschen, dass wie eine selbsterfüllende Prophetie funktioniert: wenn
ich zu allem ja sage und meine Kritikfähigkeit aufgebe, fühle ich mich im
Glauben sehr wohl. Das kann und darf es nicht sein, denn Gott spricht von
Freiheit. Ich musste mir meine Zweifel immer wieder bewusst machen, um glauben
zu lernen. Ich musste ergebnisoffen sein, um Gott zu finden. Denn wenn er
wirklich der ist, der er zu sein vorgibt, muss er zu finden sein, ohne dass man
sich vergewaltigt. Ein dauerhafter religiöser Wahn wäre keine Alternative zur
Hölle – das wäre die Hölle.
Die Frage, wie ich also Gott finden kann, ohne mich selbst
zu manipulieren, hat mich lange umgetrieben, und das war gut so. Denn im Laufe
der Zeit habe ich begriffen, dass ich falsch an die Sache heranging. Der Glaube
war nicht durch Nachdenken allein erreichbar, ohne ihn selbst zu konstruieren.
Den Glauben, begriff ich, gibt es nur im Zusammenspiel mit Gott selbst oder gar
nicht. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich ein sehr selektives Verhältnis zu
Gott hatte: ich hatte versucht, ihn zu erreichen, ohne mir etwas einzubilden
(was sich als unmöglich entpuppt hatte), aber ich hatte ihm keine Gelegenheit
gegeben, mich zu erreichen. Ich hatte ihn als Prinzip verstanden, aber nicht
als Person. Ich hatte Erkenntnis gesucht, aber nicht Begegnung. Ich hatte nicht
gebetet.
Also habe ich gebetet, aber mit der bekannten geistigen
Disziplin: ich habe versucht, dadurch aufrichtig zu sein, dass ich keinen
Zweifel verschwiegen und kein falsches Versprechen gegeben habe. Denn so viel
war mir klar geworden: entweder nimmt er mich, wie ich bin, oder er ist keine
Alternative zur Verdammnis. Allerdings wusste ich zu unterscheiden zwischen mir
und meinem halben Wissen: ich hatte lange genug in Zweifeln gelernt, dass ich
mich selbst nicht zum Masstab machen kann. Gott durfte zu mir kommen und mich
korrigieren, aber er musste das auch tun. Ich wollte keinen Widerstand leisten,
aber auch nichts beschönigen.
Es gab kein gewaltiges Erlebnis oder so, aber es kam eine Entwicklung
in Gang, die anhält. Langsam habe ich Gottes Art, die Dinge zu sehen, kennengelernt,
und dabei mich selbst. Gott ist ein guter Erzieher mit viel Humor, aber er kann
auch sehr deutlich und hart sein. Die meisten wichtigen Dinge bekam ich von
Menschen gesagt, die ich nicht mochte. Und je mehr ich mit mir selbst
konfrontiert wurde, desto einleuchtender wurde mir seine Logik: wenn ich nicht
aus der Enge in mir selbst heraus komme in eine wirklich freie Begegnung mit
ihm, mir selbst und den anderen, dann ist die Hölle keine Frage. So wie ich für
mich bin, bin ich nicht ewigkeitstauglich. So wie Gott mich liebt, bin ich es wohl. Gottes Liebe zu mir ist das, was mich
erst wirklich zu mir macht, wo es nicht eng ist und jeder Gedanke zu Ende gedacht
werden kann.
Und hier noch die dazu gehörige theologische Lektüre
AntwortenLöschen- allgemeinverständlich und absolut lesenswert:
Der Tod als Ende des irdischen Pilgerstandes.
Reflexion über eine katholische Glaubenslehre
http://shop.strato.de/epages/61306125.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61306125/Products/%22002%20Tod%20als%20Ende%22
sehr schön, danke!
AntwortenLöschenHallo Bastian,
AntwortenLöschen"... dass Gott... am längeren Hebel sitzt..."
"Gottes Liebe zu mir ist das, was mich erst wirklich zu mir macht..."
Beide Aussagen ergeben für mich einen Sinn. Aber eines schaffe ich einfach nicht: mir diese Eigenschaften Gottes GLEICHZEITIG vorzustellen. Jemand, der mich liebt, der aber von seiner Macht, die er letztlich über mich hat, dann im Zweifelsfall Gebrauch macht, und zwar dann, wenn ich meine "Feiheit" so gebrauche, wie es ihm nicht gefällt? Von mir aus auch, wie es nicht gut für mich ist? Und der, wenn ich mich eben nicht richtig verhalte, mit einer
Strafe reagiert, die EWIG dauert - für mich eine unvorstellbare Grausamkeit seinem Geschöpf gegenüber? Und diesen Gott "muss" ich dann lieben und glauben, dass er mich liebt? Und ihm danken, dass er mich geschaffen hat, wo er evtl. sogar schon wusste, dass ich seine Ansprüche nicht erfüllen kann oder will?
Okay, ich hab jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber diese Gedanken kommen halt. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Für mich passt das nicht zusammen: die "bedingungslose" Liebe Gottes zu ALLEN Geschöpfen und die Möglichkeit einer ewigen Verdammnis. Heißt nicht, dass ich die Existenz einer wie auch immer gearteten Hölle leugnen will: im Gegenteil, so oft wie Jesus doch auch davon spricht, muss man ja doch eher mit der Möglichkeit rechnen, dass es sie gibt...
Aber was sagt das über den "liebenden" Gott aus?