[Von Bastian]
Wer kennt sie nicht - die Filmszenen, in denen ein Flüchtender einfach in einer Menschenmenge untertaucht, weil glücklicherweise gerade ein Festumzug vorbei kommt? Gut inszeniert verliert auch der Zuschauer den Blickkontakt zum Helden oder Schurken und sieht nur noch eine große Menge. Er sieht sozusagen den Baum vor lauter Wald nicht mehr.
Auch unsere Gesellschaft feiert sich mit Umzügen. Meist bestehen sie aus Zahlen: Lohnerhöhungen, Verbraucher- und Erzeugerpreise, Autobahnkilometer (oder auch, je nach politischer Couleur, verhinderte Autobahnkilometer), Angaben zum Gesundheitswesen und vieles mehr. Und Politiker verkünden es stolz: diese Zahlen, das sind wir.
Es hat mich erschüttert, heute zwischen diesen Zahlen auch die Statistik der Schwangerschaftsabbrüche zu finden: das Versagen unserer Gesellschaft, getarnt wie ein Flüchtender in der Menge, eingebettet in ihre Leistungsbilanz. Abtreibungszahlen, aufbereitet zur Auswertung, nicht zur Mahnung. Auf das niemand denke, die Zahlen getöteter Kinder seien etwas anderes als die der verspeisten Grapefruits. Auf das in den Hirnen der Blickkontakt zum Ereignis, das sich dahinter verbirgt, verloren gehe.
Dass die Online-Datenbank des statistischen Bundesamtes, auf der ich diese Tötungsbilanz von Embryonen und Föten nachlesen kann, ausgerechnet „Genesis“ heißt, macht die Sache nicht geschmackvoller, ist aber, denke ich, bezeichnend. Schließlich gilt: das haben wir geschaffen. Das sind wir. (LINK)
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